Myriam Gerhard Hegel und die logische Frage Hegel-Jahrbuch Sonderband Herausgegeben von Andreas Arndt, Myriam Gerhard und Jure Zovko Band 6 Myriam Gerhard Hegel und die logische Frage DE GRUYTER ISBN 978-3-11-044034-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-043221-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-043234-3 ISSN 2199-8167 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Konrad Triltsch, Print und digitale Medien GmbH, Ochsenfurt Druck und Bindung: Hubert & Co GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Inhalt Vorwort IX I. Hegel und die logische Frage . Kritik der formalen Logik 5 . Logik und Metaphysik 13 . Logik und Naturwissenschaften 20 II. Eine hegelsche Antwort . Die Subjektivität 25 . Der Begriff 25 ... Zur Kritik der in gewöhnlichen Abhandlungen der Logik vorkommenden Einteilungen und Arten von Begriffen 26 .. Zur Kritik der Darstellung von Begriffen als Zeichen 27 ... Zur Kritik der Trennung der logischen Form des Begriffs von seiner Wahrheit 28 .. Der Begriff als solcher – Zu Hegels Bestimmung des Begriffs 29 ... Der allgemeine Begriff 29 ... Der besondere Begriff 29 .. Die Ohnmacht der Natur 30 . Das Urteil 33 .. Das Verhältnis des Urteils zum Begriff – Das Einzelne 33 .. Satz und Urteil 38 .. Das Urteil des Daseins 39 .. Das Urteil der Reflexion 45 .. Das Urteil der Notwendigkeit, oder: Das logische Verhältnis von Gattung und Art 49 .. Das Urteil des Begriffs, oder: Die Allmacht des Begriffs 58 . Der Schluss 63 .. Der Schluss des Daseins 63 .. Der Schluss der Reflexion 68 VI Inhalt ... Exkurs: John Stuart Mills induktive Logik 69 .... Die Lehre vom Schluss und die Crux des Syllogismus 74 .... Die Induktion als Grundlage aller Wissenschaften 78 .... Naturgesetze und Gesetzmäßigkeit der Natur. Vom Grund der Induktion. 83 .... Die Begründung der Kausalität 86 .... Die Methoden der (Natur‐)wissenschaften 90 .... Mills Theorie der Arten 97 ... Allheit, Induktion und Analogie 98 .. Der Schluss der Notwendigkeit 99 ... Die Realisierung des Begriffs im Übergang des Schlusses der Notwendigkeit zur Objektivität 101 ... Hegels Bestimmung des ontologischen Gottesbeweises als Realisierung des Begriffs 105 . Die Objektivität oder das objektiv Allgemeine 111 . Die Objektivität des subjektiven Begriffs 111 .. Mechanismus 113 ... Der Mechanismus als vorgestellte Kausalität 116 ... Der tote Mechanismus als formale Gleichförmigkeit 117 .. Chemismus 119 .. Teleologie 122 .. Das Leben lebt nicht 129 . Die Idee des Erkennens 134 .. Die Idee des Wahren 137 ... Dasanalytische Erkennen 138 ... Dassynthetische Erkennen 142 .. Die Idee des Guten 145 . Die Seele und Substanz aller Objektivität 149 . Ausblick: Kritische Naturphilosophie 156 . Der „Übergang“ zur Naturphilosophie 156 .. Das Offenbaren als die abstrakte Idee 159 .. Das Offenbaren des Geistes 160 .. Das Offenbaren im Begriff 161 . Der Begriff der Natur und seine kritische Implikation 163 Siglenverzeichnis 167 Literaturverzeichnis 168 Inhalt VII Personenregister 175 Sachregister 177 Vorwort Butthechiefobjectofhisambition,theendandaimofhisresearches,wastodiscoveratriton andamermaid,theexistenceofwhichhemostpotentlyandimplicitlybelieved,andwas preparedtodemonstrateàpriori,àposteriori,àfortiori,syntheticallyandanalytically,syl- logistically and inductively, by arguments both deduced from acknowledged facts and plausiblehypotheses. (Peacock1986,S.71f.) Der von Thomas Love Peacock (1785–1866) in Nightmare Abbey satirisch cha- rakterisierte Wissenschaftler Mr. Asterias,¹ dessen Name ihn als zur Gattung der Seesterne zugehörend auszeichnet, gilt als Repräsentant (vgl. Jung 2004, S.240)deswissenschaftstheoretischenAnspruchsseinerZeit,zubegreifen,was da ist. Dass über das redliche, wenngleich übereifrige Bemühen um wissen- schaftliche Erkenntnisse die Reflexion über die Begründbarkeit und die mög- lichen Grenzen wissenschaftlicher Methoden sowie das Sein dessen, was als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung da sein soll, zur bloßen Nomen- klaturgerät,machtdiePointedersatirischenDarstellungaus.Asteriasglaubtan dieExistenzvonMeerjungfrauenundWassermänner,dieerdurchalledenkbaren wissenschaftlichen Methoden zu beweisen sucht. Dabei geht es ihm allerdings nicht um denvermeintlichen Nachweis der Existenz mythologischer Wasserwe- sen.PeacockzeigtAsteriasalseinenEvolutionstheoretiker,demMeerjungfrauen undWassermännernichtsanderesalsdieZwischengliedervonmenschlicherund tierischer Existenz sind,wie Süßwasserpolypen – „the first of animatedthings“ (Peacock 1986, S. 71) – den Übergang von Pflanzen zu Tieren kennzeichnen. Meerjungfrauen und Wassermänner, „half human and half fish“, sind ihm „the ourang-outangsofthesea“,d.h.dieZwischenformvonFischundMensch,dessen Nachweis die gemeinsame Deszendenz von Fisch und Mensch erhärten soll. (Peacock1986,S.73)Dassdasjenige,wasAsteriaszubegreifensucht,sichauch tatsächlichfinden lässt,bleibtjedoch indieserGeschichteseinemGlaubenvor- behalten. Das,wasist,zubegreifen,bezeichnetHegelinderallseitsbekanntenPassage im Vorwort der Grundlinien zur Philosophie des Rechts als die Aufgabe der Phi- losophie. Lässt man an dieser Stelle die sich notwendig anschließende Ausein- andersetzungumdieWirklichkeitderVernunftunddieVernünftigkeitderWirk- Als historische Vorbilderfürdie Figurdes Herrn Asteriaswurden der französischeZoologe Pierre Denys de Montfort (ca. 1766–1820) und der schottische Agrarwissenschaftler Sir John Sinclair (1754–1835), der mit der Einführung der statistischen Methoden Aufsehen erregte, identifiziert.(Vgl.Smith2004,S.157).