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Hanserecesse von 1477-1530 PDF

799 Pages·1894·119.835 MB·German
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HANSERECESSE DBITTE ABTHEILUNG HERAUSGEGEBEN VOM VEREIN Et)R HANSISCHE GESCHICHTE. FÜNFTER BAND. _2 _ _ _ LEIPZIG, VERLAG VON DUNCKER & HUMBLOT. 1894. y 7 r f~ v / / J J / HANSERECESSE VON 1477— 1530 BEARBEITET « *% ^ VON DIETRICH SCHÄFER. FÜNFTER BAND. ttøtøerfrøt frank? — -- • — LEIPZIG, VERLAG VON DUNCKER & HUMBLOT. 1894. \ H c o w Einleitung. Im Mittelpunkt hansischen Lehens stehen das Verhältniss zu Skandinavien und die Stellung im Ostseeverkehr, ln heiden, eng mit einander zusammenhängenden Fragen leitet der vorliegende Band die Verwickelungen ein, die in ihrer endlichen Lösung den Untergang der Hanse entscheiden sollten. Mit Dänemark war in dem Abkommen von 1503 April 29 unter Ver mittelung des Kardinals Raimund ein für Lübeck günstiger Abschluss erzielt worden. Die friedlichere Gestaltung des Verhältnisses der beiden nordischen Reiche zu einander schien die Schwierigkeiten zu mildern. Aber sie war nur von kurzer Dauer. K. Johann begann schon 1505 die Feindseligkeiten gegen Schiveden von Neuem; der Verkehr mit dem Lande ward abermals untersagt. Der König that diesmal aber auch einen Schritt, der direkt gegen die Städte gerichtet war. Fr verbot seinen Unterthanen den Verkehr nach den Ostseestädten, während er den nach den Niederlanden frei Hess, eine Massregel, die in den Städten das peinlichste Aufsehen erregen musste. Der Lübecker Hansetag vom Mai 1506, seit 1498 der erste, tvard wesentlich berufen, um in diesen Schwierigkeiten Rath zu schaffen. K. Johann hat der Gegnerschaft gegen die Städte dadurch eine neue Wendung zu geben versucht, dass er sie als eine gemeinsame Angelegenheit der Fürsten behandelte. Gleichzeitig mit dem Hansetage versammelte sich in Kiel um den dänischen König eine Anzahl der ansehnlichsten norddeutschen Fürsten: der Kurfürst von Brandenburg, die Herzoge von Lauenburg, Braunschweig, Lüneburg, Meklenburg und Schleswig - Holstein, ln dieser Versammlung überwog die städtefeindliche Stimmung durchaus. Nur des Königs Bruder, Friedrich von Schleswig - Holstein, scheint jetzt wie früher einen Ausgleich ernstlich gewünscht und erstrebt zu haben. Andererseits war der Hansetag ungewöhnlich schwach besucht; ausser den wen dischen Städten waren nur Bremen, Köln und Münster vertreten. Eine Ab ordnung des Tages, die nach Kiel gesandt wurde, erzielte keinen Erfolg. Der König überhäufte LJibeck mit Vorwürfen und verlangte völlige Einstellung des Verkehrs mit Schweden auf unbestimmte Zeit, bis zur vollendeten Unterwerfung des Landes. Kurfürst Joachim, den Lübeck gern als Vermittler gewonnen hätte, verhielt sich ablehnend. So musste man an Gegenwehr denken. Der Abschluss einer ConfÖderation, der Tohopesate, mit fester Matrikel ward ernstlich ins Auge gefasst. Aber die Opferwilligkeit war nicht gross, und an bindenden Beschlüssen hinderte schon der schwache Besuch. Ein neuer Hansetag im nächsten Jahre sollte weiter helfen. VI Einleitung. Der Misserfolg des Tages veranlassie Lübeck, das an dem Streite nicht nur mit seinen Ostseeinteressen, sondern auch durch Verwickelungen in den Herzog- thümern betheiligt war und ihn desshalb vor allem als den seinen ansehen musste, mit alleiniger Unterstützung von Hamburg und Lüneburg einen Ausgleich zu ver suchen. 1506 Dec. 6 kam das Segeberger Abkommen zu Stande. Lübeck, das sich durch eine Fehde mit Meklenburg in nächster Nähe beengt sah und bei den Genossen, besonders auch bei Danzig, nicht die gewünschte Stimmung fand, kam weit entgegen. Es verstand sich zur Anerkennung des schwedischen Verkehrs verbots, ohne dafür etwas Weiteres zu erlangen als eine allgemeine Privilegien zusage. Alle weiteren Fragen sollten in neuen Verhandlungen Mittsommer 1507 zu Burg auf Fehmarn oder zu Nykjöbing auf Falster entschieden werden. Unmittelbar vorher tagte die Hanse in Lübeck. Ihre Vertreter ivaren un gemein zahlreich erschienen, von nicht weniger als 26 Städten. Ehe man ent scheidende Beschlüsse fasste, auch in Sachen der Tohopesate, wollte man doch das Ergebniss der bevorstehenden Verhandlungen abwarten. Der König hatte dieselben unter dem Hinweis, dass er seine Beichsräthe nicht nöthigen könne, ausserhalb der Landesgrenzen zu tagen — eine Erwägung, die er eben so gut schon in Segeberg hätte anstellen können —, nach Nykjöbing gelegt. Dort erschienen neben Lübecks Bsn. Vertreter der übrigen wendischen Städte und Danzigs. Der König aber konnte sich auf Gesandte Frankreichs und Schottlands stützen. Er hatte die Könige beider Länder gegen die Städte zu gewinnen gewusst; sein einst mit England ver geblich versuchter Plan schien im Gelingen begriffen. Die schottischen und fran zösischen Gesandten griffen entschieden, ja schroff zu Gunsten des Königs ein. Dieser hatte eine Anklageschrift gegen Lübeck verfertigen lassen, die in haltlosen Behauptungen und willkürlichen Geschichtsverdrehungen das Mögliche leistete. Die Lübecker, die zu Danzigs Vertretung nicht das richtige Verhältniss gewannen, ant worteten matt. Die Verhandlungen endeten mit einer vollständigen Niederlage für sie- Im Vertrage von Nykjöbing (1507 Juli 7) entsagten sie jedem Handel mit Schweden und jedem Verkehr mit schwedischen Waaren; sie verpflichteten sich, bei den übrigen Ostseestädten für die gleiche Haltung einzutreten; sie gewährten den königlichen Ausliegern das gefährliche Becht, ihre Schiffe nach schwedischen Waaren durchsuchen zu dürfen. Zugestanden ward ihnen dafür nichts, als dass zwei von den genommenen Schiffen ersetzt werden sollten, und dass cs den Ijübeckern gestattet sein solle, ihre zur Zeit in Danzig, Beval und Biga liegenden schwedischen Güter herüberzuschaffen. Alle ihre weiteren Forderungen, überhaupt alle anderen Streitpunkte wurden der Entscheidung der im Segeberger Becess be stimmten Vermittler Vorbehalten. Das Durchsuchungsrecht und das Zugeständniss, die in den östlichen Stedten lagernden Güter herüberschaffen zu dürfen, mussten zu neuen Verwickelungen führen, ln Lübeck bemühte man sich offenbar, den eingegangenen Verpflichtungen nachzukommen1. Aber die Art, wie das Durchsuchungsrecht von den dänischen Ausliegern gehandhabt wurde, erschien bald unerträglich. Zunächst nach Abschluss des Vertrages ist man offenbar bedacht gewesen, ähnlich wie nach dem Abkommen von 1503, eine Beilegung der dänisch - schwedischen Streitigkeiten herbeizu führen und dadurch die Hauptursache aller Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. In diesem Sinne betheiligte man sich an den dänisch-schwedischen Verhandlungen in Kopenhagen und Warberg im Frühling und Sommer 1508. ln Schweden hat diese Haltung Lübecks den Eindruck hervorgerufen, als gebe die Stadt die Sache l) Vgl. n. 338. Einleitung. VII des Landes preis und mache ihren Sonderfrieden mit Dänemark. Auf das Zu standekommen der Kopenhagener Vereinbarung, die im August 1509 den Frieden mischen den beiden Deichen herzustellen schien, ist das nicht ohne Einfluss ge blieben. ln diese Vereinbarung fand — allerdings, wie die schwedischen Gesandten später behauptet haben, gegen ihren Willen — sogar eine Bestimmung Aufnahme, welche Schiveden zu feindseliger Haltung gegen Lübeck verpflichtete. Die Gefahr der Isolirung musste letzterem um so drohender erscheinen, als es auch nach dem Frieden von Nykjöbing über die feindseligen Absichten des Dänenkönigs nicht lange im Zweifel bleiben konnte. Es kam mehr und mehr in die Lage, in seiner Ostseestellung von der Gnade des Nachbarn abzuhängen. Seit dem Winter 150718 begann es daher wieder auf Zusammenschluss und gemeinsame Gegenwehr zu drängen, lm Laufe des folgenden Winters gestalteten sich diese Bemühungen um fassender. Gemeinsam mit den wendischen Stadien ward eine Versammlung der Städte des Kölner Drittels in Münster Ende April 1509 veranlasst zur Berathung über die dänische Frage. Trotz schon erfahrener schroffer Ablehnung versuchte man nochmals, das für ein Vorgehen gegen Dänemark so überaus wichtige Danzig zu gewinnen, allerdings vergebens. Die Stadt suchte in gesonderten Verhandlungen mit K. Johann, der allen Anlass hatte ihr entgegen zu kommen, ihren ebenfalls vielfach gestörten Verkehr zu decken. So blieb Lübeck für den eigentlichen Krieg auf die wendischen Genossen angewiesen. Auch diese hat es nur schwer zur Fehde mit fortgezogen. Seinerseits war es seit clem Frühling 1509 entschlossen, zum Schutze seiner Schiffahrt Gewalt mit Gewalt zu vertreiben1. Als sich aber Juni 20 die wendischen Städte in seinen Mauern versammelten, war es nicht einmal möglich, sie zur Erneuerung der alten, unter ihnen bestehenden Tohopesate zu bewegen. Sie wollten nochmals wegen eines Ausgleichs an den König schreiben und sich abermals um Danzigs Mitwirkung bemühen. Fast unmittelbar darauf erfolgten dann die ersten kriegerischen Zu- sanimenstösse zur See2. Trotzdem gelangte man auch auf der nächsten Versammlung (August 1) nicht wesentlich weiter. Die Artikel der alten Tohopesate wurden durch- berathen, ihre Erneuerung aber nochmals „nach Hause gebrachtLübeck aller dings war entschlossen, den Krieg aufzunehmen, und konnte kaum anders, wenn es seine Stellung gegenüber Dänemark nicht völlig einbüssen wollte. Es unter breitete der Versammlung seine kriegerischen Pläne und sendete bald nachher eine Flottenexpedition nach Schiveden, theils um die unterbrochene politische Verbindung mit diesem Lande wieder anzuknüpfen, theils den Verkehr wieder offen auf zunehmen; die Expedition erhielt direkten Auftrag zu Feindseligkeiten gegen des Königs Land und Volk und schloss Okt. M einen Freundschaftsvertrag mit den Schweden. Auf dem nächsten wendischen Städtetage Anfang Oktober kam man dann auch über die Erneuerung der Tohopesate in allen wesentlichen Punkten zu einer Verständigung, doch nicht ohne Zwischenfalle; besonders suchte Hamburg zunächst sich durch ungenügende Besendung des Tages einzugehenden Verpflich tungen zu entziehen. Ein Einfall, den der König dann Okt. 18 von Holstein her in lübisches Gebiet machte, brachte die Frage nach der Stellung der Herzogthümer zeitweise in den Vordergrund. Besonders durch das Bemühen H. Friedrichs kam es Nov. 12 zu einem Vertrage, der die Neutralität Schleswig - Holsteins sicherte; Nov. 15 trat diesem Vertrage auch der König bei. Bei den weiteren Verhandlungen der wendischen Städte über den gemeinsam zu führenden Krieg macht dann besonders. Hamburg Schwierigkeiten. Es kommt noch wiederholt auf die Frage gütlichen Ausgleichs zurück und bringt es dahin, ') Vgl. n. 435. 2) Vgl. n. 448. VIII Einleitung. dass noch einmal ein Versuch in dieser Dichtung unternommen wird. Es weigert zunächst mit grosser Entschiedenheit eine offene Betheiligung am Kriege: eine Ausrüstung von der Elbe aus könne für den Gang der Dinge in der Ostsee keinen Werth haben; es könne dem Könige, seinem Landesherrn, nicht offen absagen; Lübeck habe die Fehde angefangen, stehe schon in ihr. Es will nur „heimliche Zulage“ in Gestalt seiner Taxe leisten. Das ganze Bündniss der Städte droht an dieser Weigerung zu, scheitern, zumal auch Lüneburg geltend macht, dass eine offene Absage seinerseits ihm möglicherweise die benachbarten Fürsten auf den Hals ziehe und dadurch den vereinigten Städten geradezu nachtheiliger werde als geheime Hilfe. Erst im Mai giebt Hamburg, nachdem der neue Ausgleichsversuch so resultatlos wie alle früheren geblieben war, seinen Widerstand auf, nicht ohne dass es den Vorwurf hat hören müssen, cs wolle sich durch Neutralität nur in den Besitz des Handels der Städte setzen. Es besteht aber jetzt darauf, zu thun, was es früher geweigert hatte, nämlich von der Elbe aus zu rüsten, trotzdem die inzwischen in der Ostsee eingetretene kriegerische Lage dort rasche Hilfe gebieterisch forderte. Unter diesem Zwange kam man denn doch wieder auf die heimliche Hilfe zurück, und Hamburg erreichte im Wesentlichen seinen Ziveck. „0 tempora, o inores“ macht der Becessschreiber seinem Unwillen Luft, und als Anfang August die Hamburger wieder in Lübeck zum Tage waren, ward nächtlicherweile vor ihrer Herberge ein Zettel befestigt mit der Inschrift; Pro se quilibet. Segghe my, wat dat heet. Eyn islik vor sek; dat vordarfft dat arme blek. Men bringet de steder so lange uth den enen dach in den anderen, dat de dage nicht men dusternisse werden. Fruntscup is frunden van frunden gedan; Darumme moten frunde frunde gerne han. Auch die Hilfe der östlichen Städte kam nur zögernd und spärlich zur Stelle. So fanden die kriegerischen Operationen nicht den Fortgang, den sie hätten haben können und müssen. Ein Bündniss mit den sächsischen Städten kam nicht zu Stande. Auch hier zeigt sich eine gewisse Entfremdung; die wendischen Städte selbst mögen sich auf Gegenseitigkeitsverpflichtungen nicht einlassen. Von Köln erhält Lübeck ein Darlehen von 10 000 rhein. Gulden. Vor allem ivurde durch diese skandinavischen Verwickelungen das Verhältniss zu den Niederlanden berührt. Den Band eröffnet ein langer Bericht über die Verhandlungen, die mit den Vertretern Hollands, Seelands und Westfrieslands über die seit mehr als sechs Jahrzehnten schwebenden Streitfragen in Münster, nach Ablauf des eben dort 1479 geschlossenen Stillstandsvertrags, geführt wurden. Deutlich tritt hier das Bestreben der Niederländer hervor, den mehr oder weniger rechtlosen Zustand, in den sich der Handel der wendischen Städte in den drei Landen seit geraumer Zeit versetzt sah, zu einem dauernden zu machen, dagegen die eigene Stellung in den wendischen Städten rechtsgültig zu erweitern. Hier wie bald darauf in Brügge, wohin die Letzteren im Oktober ihre hervorragendsten Unterhändler, Albert Krantz und Matthäus Bakebusch, zu neuen Verhandlungen abgefertigt hatten, nahmen die Niederländer, gestützt auf ihren burgtmdischen Herrn, eine sehr entschiedene, ja übermüthige und herausfordernde Haltung an; sie sind offenbar die Angreifenden, während die Hansen sich in zivar fester, aber doch sehr behutsamer, ja zaghafter Defensive halten. Doch rücken die Dinge zu nächst nicht weiter. Der bestehende Stillstand wird wiederholt verlängert. Dem Einleitung. IX Umsichgreifen der Holländer in der Ostsee sucht man, allerdings wohl erfolglos genug, auf den Hansetagen wieder durch Einschärfen der alten Verhehrsordnungen su begegnen. Die fortschreitende Verwichelung mit Dänemark giebt aber auch diesen Verhältnissen eine neue Wendung. Die Befreiung der Niederländer von dem dänischen Verkehrsverbot konnte in den wendischen Städten keinen Zweifel bestehen lassen, wohin die handelspolitischen Bestrebungen K. Johanns sielten. Gestattete man während einer Fehde mit Dänemark den Niederländern den freien Verkehr durch den Sund und in den Gewässern der Ostsee, so musste ihre Konkurrens bald übermächtig werden; sudem hätte der ungestörte Verkehr mit den Niederländern den dänischen Gegner nicht wenig gestärkt. Lübeck verlangte daher mit Nachdruck von den Niederländern die Befolgung des Verkehrsverbots mit Dänemark, das vom Kaiser Maximilian erlangt worden war, und untersagte die Fahrt durch den Sund. Jene erlangten leicht vom Kaiser eine Befreiung vom Verbot und weigerten sich entschieden, der Forderung Lübecks nachzukommen, eine Gegnerschaft, die bald in scharfen Zusammenstössen zum Ausdruck kommen sollte. Zunächst schloss sie für die wendischen Städte die Gefahr in sich, ihren flandrisch- brabantischen Handel bedroht zu sehen. Sie konnten sich hier allerdings auf das Wohlwollen Brügges und Flanderns stützen, mussten aber andererseits mit feind licher Stimmung in Antwerpen und der vordringenden Konkurrenz der Hoch deutschen rechnen, fanden zudem die Danziger Genossen des Kontors auch hier in widerstrebender Haltung. Indem nun auf diesen Gebieten die Dinge an den Vorabend wichtiger Ent scheidungen herangeführt wurden, vollzog sich auch eine nicht unerhebliche Wand lung im Osten. Das Verhältniss zu Russland halte bislang unter dem Banne der Schliessung des Nowgoroder Hofes gestanden. Das Bedürfniss Dorpats und Revals aber, den alten Handel wieder aufgenommen, ihn nicht über Finland und Schweden gelenkt zu sehen, Hess die Bestrebungen, die alten Verbindungen ivieder herzustellen, nicht zur Ruhe kommen. Das Ableben hvan 111. Wassiljewitsch (1505 Okt. 27) gab diesen Wünschen neue Nahrung. Die livländischen Städte fassten den Plan einer neuen Besendung; sie wandten sich an den Meister und an lüheck und besandten den Hansetag von 1507. Doch trafen Anfragen beim Gross fürsten selbst zunächst auf eine durchaus ablehnende Antwort. Den Plan gab man aber auch in Lübeck nicht wieder auf, erlangte dort ein Fürschreiben des Kaisers. Zu einem ernstlicheren Versuche kam es doch erst, als im Frühling 1509 der Meister von Livland einen 14jährigen Beifrieden mit Russland abgeschlossen halle. Allerdings glaubten die livländischen Städte durch den Inhalt dieses Beifriedens ihre Interessen schlecht gewahrt zu sehen. Er verbot den Handel mit Salz, beschränkte die Gerichtsbarkeit über die Russen und erweiterte deren Verkehr in Livland; auch verzichtete er auf Ersatz der erlittenen Schäden, wobei allerdings die dem hansischen Kfm. und der Kirche genommenen Güter naeli der Auffassung des Meisters ausgeschlossen sein sollten. Die livländischen Städte erklärten, einen solchen Frieden nicht ertragen zu können, und rüsteten nun ihrerseits eine Gesandtschaft, Sie wandten sich um Betheiligung an die wendischen Städte, clic unlängst solche in Aussicht ge stellt hatten. Diese lehnten jetzt aber ab, da für eine Wiedererstattung der ge nommenen Güter keinerlei sichere Aussicht eröffnet ivoräen sei. Im Spätherbst kam dann der lübische Sekretär Johann Rode, der mit nach Schweden gesandt war, von Stockholm nach Reval herüber, doch wohl im Aufträge seiner Stadt, um zu sehen, ivas sieh in der Nowgoroder Sache thun lasse. Er stellte sich dann im Februar 1510 an die Spitze einer Reval - D or pater Gesandtschaft, die den Grossfürsten in Nowgorod aufsuchte. Sic ivurde nicht unfreundlich empfangen, blieb aber in der II X Einleitung. Sache ergebnislos. Von einer Erstattung der in Nowgorod genommenen Güter wollte der Grossfürst nichts hören, so beredt, eindringlich und anhaltend Johann Bode die Ansprüche darauf auch geltend machte und vertrat. Sein beharrliches Mahnen trug ihm nur eine grobe Abweisung ein. Zur Wiedereröffnung des Now goroder Hofes war der Grossfürst bereit, aber unter Bedingungen, die jenen des livländischen Beifriedens durchaus entsprachen und die deutschen Bechte wesentlich einschränkten. Zu irgend welchem Abschluss kam es demnach nicht, aber die Verbindung war wieder eröffnet, die dann einige Jahre später zu einer für die Hansen allerdings nicht gerade vortheilhaften Verständigung führen sollte. TJebrigens war während der Schliessung des Hofes der deutsch - russische Verkehr über die livländischen Grenzen keineswegs völlig unterbrochen gewesen. Die Beziehungen zu England nahmen in diesen Jahren die Hanse nur wenig in Anspruch. Die in Aussicht genommenen neuen Verhandlungen haben nicht stattgefunden. 1504 Mai. 31 wusste der Kfm. zu London sogar von einem grossen Erfolge zu berichten, in dem er vom Könige eine Nichtigkeitserklärung aller den Privilegien des Kfm.’s widerstreitenden Parlamentsbeschlüsse erlangt hatte. Er war aber in dieser Annahme gröblich getäuscht, indem der König dieser Er klärung einen offenbar vor dem Kfm. geheim gehaltenen Vorbehalt zu Gunsten der Stadt London hinzugefügt hatte. Bald darauf suchte der König in Anlass seiner Zwistigkeiten mit Burgund eine neue „Becognition“ gleich jener von 1493 zu er pressen-, auch werden sonst Klagen über Beschränkungen des Kfm.’s laut. Die Städte haben aber darin keinen Anlass gefunden, über briefliche Vorstellungen hinauszugehen, und auch diese nur in den ersten Jahren erhoben. Auf dem Hanse tage von 1507 ward eine Gesandtschaft nach England und Flandern beschlossen. Sie sollte sich aber vor allem mit den Missständen auf den beiden Kontoren be schäftigen, die in diesen Jahren die Städtetage mehr in Anspruch nahmen als die Beziehungen zu den betreffenden Mächten, und ist dann überhaupt nicht zur Aus führung gekommen. Der Begierungswechsel in England hat zunächst eine Ein wirkung nicht geäussert; in der dänischen Frage hat sich England den Städten viel günstiger gezeigt als Schottland. ln bunter Mannigfaltigkeit wechselt der übrige Inhalt des Bandes, theils äussere, theils innere Angelegenheiten betreffend. Eine ganz neue Seite hansischen Lebens beleuchtet die Versammlung kleiner westfälischer Städte, die Soest nach dem grossen Hansetage von 1507 im Anschluss an diesen in seinen Mauern abhielt. Die Brügger Weinaccise und der Schossstreit auf dem dortigen Kontor kommen auch in diesen Jahren nicht zur Buhe; auch der Lübeck-Danzig er Vittenstreit spinnt sich fort. Unter den übrigen Sonderdifferenzen verdient ein Zwist zwischen Hamburg und Köln über gekaperte Güter, der mehrere Versammlungen beschäftigt, allenfalls hier noch eine Erwähnung. Die wendische Münze ist wiederholt Gegen stand von Verhandlungen gewesen. Das Verhältniss zu den Fürsten scheint doch im Ganzen ein weniger gespanntes geworden zu sein. Der Gedanke an einen Schutzherrn wird nicht ernstlich weiter verfolgt. Beim Beginn der offenen Fehde mit Dänemark denkt Lübeck daran, den H. Heinrich den Aelteren von Braun schweig-Lüneburg als Kriegsherrn anzunehmen, steht mit ihm in freundschaftlicher Verbindung. Meklenburg, mit dem es kürzlich wegen der Parkentine eine Fehde durchgefochten, erbietet sich zu freundschaftlicher Vermittelung des Streites mit Dänemark. Kurfürst Joachim zeigt sich in den späteren Jahren den Städten günstiger gesinnt als auf dem Kieler Fürstentage. H. Friedrich von Schleswig- Holstein bleibt fortgesetzt ein unparteiischer Mittelsmann zwischen seinem Bruder und der Stadt. Auch diese Jahre zeigen noch keine eigentliche Schwächung der Einleitung. XI Hanse. Indem Lübeck sich entschloss, die Entscheidung des Streites mit Däne mark in den Waffen zu suchen, bekundete es, dass die Hanse noch eine Macht sei, mit der man rechnen müsse. Wesentlich der Haltung Lübecks ist es zu ver danken, dass sie als solche in den nordeuropäischen Angelegenheiten in den nächsten Jahrzehnten noch galt und geachtet wurde. Die Grundsätze der Edition sind die alten geblieben. Dem Regest hat auch hier ein tveit überwiegender Raum gewährt werden müssen. Da in dieser Zeit die nordischen Publikationen umfassender einsetzen, so steckt ein grösserer Bruchtheil schon gedruckten Materials in dem vorliegenden Bande als in den früheren; doch ist dasselbe auch hier gegenüber dem Gesammtinhalt gering, ln den Anmerkungen sind wiederum zahlreiche, weniger wichtige Stücke verwerihet. Ueber die Herkunft im Einzelnen giebt für die nach Nummern gezählten Stücke die folgende Ueber- sicht Auskunft. I. Recesse. Von Recesshandschriften wurden benutzt: 1. Die Handschrift Hanseatica n. 7 zu Köln für 36 Nummern: 1—9. 12—14. 31—37. 105. 108—110. 113. 243. 253. 2. Die Handschrift zu Bremen für 10 Nummern: 105. 108 — 110. 113—116. 243. 253. 3. Die Handschrift zu Münster für 5 Nummern: 105. 107. 108—110. 4. Die Handschrift zu Soest für 29 Nummern: 82. 84. 116. 165. 167. 188. 193. 202. 203. 207. 209. 243. 253. 301 — 303. 307. 309. 314 — 317. 319. 320. 322—324. 326. 328. 5. Die Handschrift zu Stralsund für 15 Nummern: 23. 43.105—110. 243. 253. 261. 402. 403. 470. 483. 6. Die Handschrift zu Rostock (Abschrift des 17. Jahrhunderts) für 7 Nummern: 105. 106. 108—110. 243. 253. 7. Die Handschrift zu Danzig XXVII 85 für 9 Nummern: 145. 243. 249. 250. 252. 253. 261. 262. 270. 8. Die Handschrift zu Reval für 2 Nummern: 243. 253. 9. Die Handschrift zu Ledraborg für 4 Nummern: 105. 108—110. An einzelnen Recessen und Berichten gehören in: 10. Das Raihssarchiv zu Wismar 7 Nummern: 23. 107, 243. 253. 261. 440. 527. 11. Das Rathsarchiv zu Rostock 5 Nummern: 105. 106. 108—110. 12. Das Stadlar chiv zu Stralsund 1 Nummer: 610. 13. Das Stadtarchiv zu Lüneburg 1 Nummer: 151. 14. Das Stadtarchiv zu Reval 5 Nummern: 15. 155. 388. 466. 541. 15. Das Stadtarchiv zu Emmerich (im Staatsarchiv zu Düsseldorf) 3 Nummern: 243. 253. 419. 16. Das Stadtarchiv zu Zwolle 2 Nummern: 243. 253. II. Briefe. Akten. Urkunden. Hier überwiegen diesmal Ijübeck und Danzig. Es lieferten von den wendi schen Städten: II*

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