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Hanserecesse von 1431-1476 PDF

618 Pages·1876·172.751 MB·German
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h a n s e r e c e s s e ZW EITE ABTH EILU N G HERAUSGEGEBEN VOM VEREIN FÜR HANSISCHE GESCHICHTE. ERSTER BAND. LEIPZIG, VERLAG VON DUNCKER & HUMBLOT. 1876. / ' / i HANSERECESSE VON 1431—1476 BEARBEITET VON GOSWIN FUHR. VON DER ROPP. ERSTER BAND. r Trmkf'T* - LEIPZIG, VERLAG VON DUNCKER & HUMBLOT. 1876. - - - y o r w o r t. In der ersten Jahresversammlung des hansischen Geschichtsvereins zu Ijübeck, Pfingsten 1871, ward auf Anrege des Herrn Professor Waitz, neben der Heraus gabe eines hansischen Urkundenbuches, auch die Weiterführung der Sammlung hansischer Pecesse über das Jahr 1430 — den Endpunkt der durch die Münchener historische Kommission übernommenen ersten Recessabtheilung — hinaus, als ziveite Hauptaufgabe des Vereins, sofort ins Auge gefasst1. Durch Vermittelung des Herrn Professor Waits überwies die Commission aufs zuvorkommendste dem Verein zu freier Benutzung den vom verstorbenen Pro fessor Junghans aus den Jahren nach 1430 zusammengebrachten Vorrath an Recessen unci anderem einschlagenden Material. Endlich führte Professor Waits dem Vorstande auch in seinem Schüler, dem Herrn Dr. Goswin von der Ropp aus Goldingen, den für die Bearbeitung der Recesse geeigneten Herausgeber zu. Dass Dr. von der Ropp im März 1872 die Vorarbeit beginnen konnte, ward der lebhaften Unterstützung verdankt, welche der Verein bei den Senaten und Magistraten der einst zum Hansebunde gehörigen deutschen und ausserdeutschen Städte fand. Aus eigenen Mitteln hätte der Verein auch mir das hansische Ur kundenbuch nicht in Angriff nehmen können. In Folge des reichlichen Zuflusses aus den städtischen Aeraren durfte er schon ein Vierteljahr nach Einleitung der Arbeiten für das Urlmndenbuch auch an die viel weitschichtigere Fortsetzung der Recesse sich wagen. Ueber die im Aufträge des Vereins zur Herbeischaffung des urkundlichen Materials unternommenen Reisen ist tlieils in den Jahresversammlungen, tlieils in Specialberichten von Dr. von der Ropp Rechenschaft abgelegt worden2. Den Ein- zelantheil eines jeden Archivs an den gewonnenen Urkundenschätzen ivirä seine Einleitung und der Abdruck der Dokumente selber nachweisen. Die Art der Bearbeitung des zusammengebrachten Stoffes ivar eine gegebene. Sie konnte nur dem muster gütigen Vorgänge der Ausgabe Koppmanns sich an- schliessen. Etwaige Abweichungen von dem bisherigen Verfahren wird Dr. von der Ropp selbst Gelegenheit nehmen näher zu begründen. Dem sachgemässen Wunsche des Vorstandes, den Verlag der Recesse in den *) Hansische Gcschichtsblätter 1811, S. XV—XVII. *) S. ebendaselbst 1812, S. IX—XIII, XLVI—LXI; 1813, S. X—XII, XLVIII LIX; 1874, S. VIII—IX, XLI-LVIII. VI Vorwort. selben Händen zu lassen, haben die Herren Dimcker & Huniblot aufs bereitwilligste entsprochen und für ruschen Fortgang des Bruches Sorge getragen. Der Forstand benutzt mit Freuden die Gelegenheit, den im Einzelnen abge- stattetUn Bank allen hohen Staats- und Stadtbehörden, den Vorständen und Be amten der Archive und Bibliotheken, so wie edlen Gelehrten, welche sein Unter nehmen durch Hath und That gefördert haben, hier nochmals zu wiederholen. Das Material für die folgenden Bände dieser zweiten Bcccss - Abtheilung ist theiis vollständig vorhanden, thcils so iveit vorbereitet, dass die Ausgabe rasch vor- sehreiten kann. Ihr Abschluss bedingt freilich eine noch lange zu beanspruchende Theilndhmc der städtischen Behörden und der Geschichtsforscher. Möge sie dem Unternehmen gewahrt bleiben! Schon dieser Band wird den Beleg liefern, welch eine Fidle unmittelbaren zeitgenössischem Lebens den städtischen Archiven zu ent nehmen ist, die an ihrem Thcil zur Aufhellung der geschichtlichen Entivichclung Norddeutschlands und seiner politischen Beziehungen zum Auslande im 15. Jahr hundert dienen wird. Je mehr sich die Bestrebungen der Geschichtswissenschaft gerade jetzt diesem bisher vernachlässigten Jahrhundert zuwenden, um so eher wird eine Publikation, wie die Recesse, auf Berücksichtigung und wohlivoUcnde Würdigung von Seiten der Fachmänner und der Freunde unserer hansischen Geschichte rechnen dürfen. Lübeck, im Mai 1870. Der Vorstand des Hansischen Geschichtsvereins. Willi. Mantels. E i ii 1 e i t ii n g. Das Jahr 1431, mit dem diese neue Folge der Hanserecesse beginnt, bezeichnet nicht den Anfang auch einer neuen hansegeschichtlichen Periode. Als die archi- valischen Forschungen von tveiland Prof. Junghans den völlig unerwarteten Reich thum der hansestädtischen Archive aufdeckten, beschloss die Münchener historische Commission im Herbste 1863 aus äusseren Gründen von dem ursprünglichen Anträge Lappenbergs auf Herausgabe einer Sammlung hansischer Dokumente bis zum Er löschen der Hanse abzusehen und zunächst die Hanserecesse bis 1430 zu veröffent lichen. Unter diesen Umständen erscheint es geboten, dm hier mitgetheiltm Akten eine gedrängte Ucbersicht über die politische Lage der Hanse zu Ende des Jahres 1430 vorauszuschicken Die auswärtigen Beziehungm der Hanse waren fast in jeder Hinsicht wenig befriedigend. Mit den drei nordischen Reichen befand man sich seit vier Jahren in offenem Kriege, mannigfache Verhandlungen hatten bisher nur zu einer Spaltung unter den Städten geführt. Seitdem Skandinavien, Dank dem erfolgreichen Wirken der grossen Königin Margaretha, am Ausgange des 14. Jahrhunderts durch Per sonalunion zu einem Staate verbunden war, drohte es die Grundlagen der hansischen Uebermacht zu vernichten. Kurzsichtig und um der augenblicklichen Sicherung ihres Handels willen hatten die Städte selbst das Zustandekommen der halmarischen Union gefördert, zu spät erkannten sie hinterdrein den politischen Fehler. Ein nicht geringer Theil der Schuld fällt dm inneren bürgerlichen Unruhen in dm Hansestädten zur Ijast, deren Anfänge bereits die letzten Jahrzehnte des 14. Jahr hunderts erfüllen, während für die Ostseestädte die hauptsächlichsten Kämpfe der Gemeinden gegen die Düthe in die ei-stcn beiden .Jahrzehnte des neuen Saeculums fallm. Die Lähmung namentlich Lübecks, des unbestrittenen Hauptes der Hanse, empfanden alle Glieder. Ungestört konnte der skandinavische Staat sich innerlich zu consolidiren, seine Gränzen zu erweitern suchen. Es tear ein Glück für die Hanse, dass der hochbegabten Gründerin der Union ein im gleichem Grade un fähiger Herrscher nachfolgte, und dieser sich bestrebte, den von dm Städten be gangenem, Felder zu deren Gunsten rückgängig zu machen. Befangen in den Vor- urtheilen und Anschauungen eines kleinen deutschen Fürsten, ohne Empfänglichkeit für die hohe von Margaretha vorbereitete und vorgezeichnete Aufgabe, verstrickte Erich sich unauflöslich mit fast krankhafter Verbissenheit in den Kampf um Schleswig und verlor darüber alle anderm Pflichten seiner Stellung aus den Augen. ') Handschriftliche Quellen sind dalei nicht benutzt und im Allgemeinen nur die l'er- hältnisse berührt worden, welche in den Akten dieses Bandes zur Sprache kommen. Einleitung. VIII So lanae in Lübeck der alte Bath ausheimisch war, die übrigen Städte den Aus bruch 'ähnlicher Bewegungen für sich befürchteten, führte Erich semen Kampf acaen Holstein, ohne auf Behinderungen von Seiten der Hanse zu stossen. Als aber durch sein Einschreiten und mit seiner Hülfe der geordnete Rechtszustand m der Travestadt hergestellt war, vermochte das zu Anfang lebhaft empfundene Gefühl der Dankbarkeit die politischen Interessen der Hanse nur auf kurze Zeit zurück zudrängen. Bas Bündniss, welches Lübeck 1437 im Namen der wendischen Städte mit Erich zu wechselseitigem Beistände eingieng, gelangte nicht zur Ausführung. Bold fanden feindselige Reibungen zwischen Hanseaten und Dänen statt und auch die Erneuerung des Bundes der Städte mit dem Könige am 15. Juni 1423, welche der kaiserliche Gesandte Herzog Rumpold von Schlesien zu Stande brachte, konnte die Städte nicht von der ihnen durch die Sachlage der Dinge vor geschriebenen Politik abbringen. Am 18. Oktober 1426 erklärten die sechs wendischen Städte in klarer Erkenntniss der dem Städtebunde und der deutschen Handelsherrschaft aus der Existenz des skandinavischen Gesammtstaates erwachsenden Gefahr dem Könige den Krieg und schlossen sich den um ihr Erbe streitenden liolsteiner Grafen an. Bewog auch ihr Einfluss einige binnenländische Städte, namentlich die sächsischen Gemeinwesen, dazu, ihrem Beispiele zu folgen, so blieben doch die preussischen und livländischen Ostseestädte neutral und die wendischen sahen sich im wesentlichen auf ihre Kraft allein angewiesen. Ohne Unterstützung seitens der Hanse, aber zum Besten des Gesammtbundes, nahmen sie den Kampf auf. Ein wechselvoller Streit erfüllte nun die Ostsee und die dänischen Lande, trotz aller Anstrengungen beider Theile zog die Entscheidung sich immer weiter hinaus. Selbst die bürgerlichen Be wegungen in den betheiligten Städten nach der unglücklichen Seeschlacht im Sunde, welche von Erich eifrig geschürt wurden, hatten auf die Fortführung des Krieges nicht den Einfluss, den der König erhoffte. Die erzürnten Gemeinden begnügten sich in Wismar und Hamburg mit einigen Opfern, in Lübeck wurde der Flotten- führer, der das meiste verschuldet, ins Gefängnisss geschickt, in Stralsund der Auf stand energisch unterdrückt; nur in Rostock musste der grösste Theil des Rathes aus der Stadt weichen. Mit verdoppelter Kraftanstrengung suchten die Städte die Scharte auszuwetzen. Ein kaiserlicher Gesandter, dessen Herr in diese Händel mit vollkommener Verkennung der Nothdurft des Reiches zu Gunsten des ihm bluts verwandten König Erich eingriff, wurde mit seinen Vermittlungsanträgen zurück- gewiesen und sah mit Entrüstung, wie vor seinen Augen die Städte Kopenhagen bestürmten. Mit der Länge wuchsen auch die Lasten des Krieges, auf beiden Seiten wagten sich Stimmen hervor, die zum Frieden riethen. Tn den nordischen Reichen, vornehmlich in Schweden, begann es zu gähren. Die schweren Wunden, welche der langjährige. Kampf allen Lebensständen direkt wie indirekt schlug, verwandelten dessen anfängliche Volksthümlichkeit in Hass gegen den Anstifter-. In Dänemark leistete das Landvolk dem Aufgebot zur Küstenvcrtheidigung keine oder nur lässige Tolge, m Norwegen erhob es Einspruch gegen die alljährlich wiederkehrende Er hebung der Kriegssteuern, in Schweden klagte man ’über die Zurücksetzung der mneimschen und das gesetzwidrige Gebühren unmenschlicher Vögte. Verschärfte > rafgesetze und erhöhter Druck seitens der königlichen Beamten vermochten dir ' GesZZ9 T m he$Sern- DieSCr mm Fricdm drängenden Strömung kam die misslich™ p 7 gemeinen Manncs in <len Siädt™ Albern Wege entgegen. Die Handel lZk T n w * * “*** mMer ™Pf»ndm, der Klassen des l'~ f , Tcr&äÄ*‘ « * » gestört und vornehmlich die unteren Burgerstandes sahen sieh schwer geschädigt. Das einträglichste Ab Einleitung. IX satzgebiet für die Erzeugnisse des niederen Handwerks wie für die Producenten all täglicher Lebensbedürfnisse war verschlossen, und dieser Ausfall an Einnahmen verbunden mit der durch den Krieg nöthig gewordenen Steigerung der Auflagen und dm schweren zur See erlittenen Verlusten erzeugte allenthalben grössere oder geringere Finanznoth. Hiezu trat die Handelseifersucht auf Holländer und Eng länder, welche während des Krieges gezwungen waren, sich ihren Bedarf an Korn und Getreide selbst aus dem Osten zu holen. Von König Erich freudig enigfangen und willig unterstützt, drangen sie von Jahr zu Jahr weiter in den baltischen Ge wässern vor und setzten sich in diesem ihnen bisher verschlossenen Handelsgebiete fest1. Dennoch gieng die erste Anregung zum Friedm nicht von den kriegführm- den Parteien, sondern vorzüglich von den neutralen Ostseestädten aus. Ihnen er wuchs aus dem Kriege in keiner Hinsicht ein Vortheil, wohl aber in jeder Be ziehung Schaden. Ihr Hab und Gut ivurde von beiden streitenden Theilm als feindlich behandelt, ihre Schiffe ungescheut von dänischen wie städtischen Freibeutern aufgebracht, der kostbare Inhalt sofort getheüt und in alle vier Winde zerstreut. Fast nie gelang es dem Eigenthümer Ersatz zu erhalten. Der Unglückstag von Tannenberg hatte die Macht des Ordensstaates innerlich gebrochen, seitdem rang er bis zu seinem Sturz blos um sein Dasein. Die kräftige aktive Politik der früheren Zeit hatte ein Ende. Der zeiheeilige Hochmeister Paid von Busdorf, ein schwacher, energieloser und schwankender Charakter, bemühte sich ängstlich, allen Verwicklungen mit den Ostseemächten auszuweichen. Während die Städte, voran Danzig, frühzeitig begriffen, dass die Neutralität dem preussischen Handel dauernden Schaden zufügen könne2, verweigerte der Hochmeister jede entschiedene Parteinahme. Er wurde hierin von den übrigen Ständen des Landes bestärkt, weil diese der von dm Städten geforderten Einstellung der Schifffahrt durch den Sund widerstrebtm, und auch Erich säumte nicht den ihm an sich schon persönlich zugethanen Hochmeister auf alle Weise für sich zu gewinnen oder ihn mindestens von einer Theilnahme am Kriege zurückzuhalten. Zahlreiche Boten eilten hin und her, vergeblich erschien eine hansische Gesandtschaft in Preussen, um den Meister aus seiner Passivität herauszureissen: trotz aller bedeutenden Ver luste seiner Untertlianen, war er nicht zu bewegen, selbtsthätig in den Kampf einzugreifen. Der Erfolg aller dieser in Marienburg sich kreuzenden Bestrebungen warm alljährlich sich wiederholende Vermittlungsvorschläge, welche von keiner Seite ernstlicher beachtet ivurden. Da brachten die vereinten Bemühungen mehrerer Fürsten im Juni 1429 die erste direkte Verhandlung zwischen dm Städten und dem Könige zu Stande. Sie verlief freilich fruchtlos, als die Städte sich weigerten den von Erich zum Schieds richter vorgeschlagencn Kaiser Sigismund als solchen anzunehmen, aber seitdem ge wannen die Friedensaussichten an Boden, alle grösseren Unternehmungen seitens der Städte hörten auf. Im folgenden Jahre fand dann abermals ein Congress statt, dm König Er ich, aufgefordert vom Kaiser und den drei geistlichen Kurfürsten, im Juli zu Nykjöbing veranstaltete. Den dänischen Forderungen auf Ersatz der Kriegsschäden und Wiederherstellung des Bündnisses von 1423, d. h. Unterstützung gegen Holstein, *) 142S Okt. 20 z. B. laufen 110 holländische und englische Schiffe auf einmal in Danzig ein. Pfundmeister von Danzig an den Hochmeister, angeführt von Voigt, Preuss. Gesch. 1 S. 515 A. 4; 1432 klagt der deutsche Kaufmann zu Nowgorod an lleval, dass er den dort hin gekommenen Holländern nichts anhaben könne und bittet dieselben auf ihrer Rückfahrt anzuhalten. (RA. zu Reval) Hildebrand im Bulletin de Vacademie de St. Pelersbourg 11 S. 335 Nr. HO. 2) Die späteren Sundzollstreitigkeiten waren die Folge. Hanserecesse T. 1431 —76. I. b Einleitung. X T. t 7', cv,;,7/„ dem Antrage auf Abschluss eines Waffensüllstandes auf «<* >» Holsten in dm Frieden. Der KOnu, rnrüdi, wollte dm Beifriedm auf Uehlens ein Jalir ieanlUgm und km stets Schadenersatz oder rechtlichen Austrag des Streites durch Schiedsrichter a u f zurück. Nach vergeblichem Hin- und Herreden wurde die Verhandlung bis auf Pfinqsten 1431 vertagt und die städtischen Gesandten schickten sich an Nykjobmg zu verlassen. Ha traf die Nachricht ein, die meklenburgcr Her zöge belagerten Rostock behufs Wiedereinsetzung des alten Rathes. Sofort kehrten die rostoclcer Rathssendebotcn um, erklärten dem Könige ihre Bereitwilligkeit zu einem Separat frieden und wurden von Erich mit offenen Armen aufgenommen. Her Abfall dieser Stadt schien ihm sichere Getvähr für das Gelingen seiner Pläne gegenüber dm übrigen. Er erliess der Stadt am 15. Aug. 1430 in der Hauptsache den Schaden ersatz, verhiess ihr Schutz des Handels und Unterstützung des neuen Rathes. Rirm Genossinnen wurde der Beitritt zum Frieden binnen anderthalb Monaten frcigestellt, Holstein und Hamburg für diesen Fall ein Waffenstillstand auf ein Jahr bewilligt. Her Abfall Rostocks vom Bunde zog den von Stralsund nach sich. War dort die Furcht vor einer Rückführung des alten Rathes der Beweggrund, so hier wohl die vor erneuten inneren Unruhen. Aufgefordert, sich über das neue Anerbieten des Königs zu erklären, entsandten die Städte im September 1430 den Bürger meister von Stralsund, Konrad Bischof, einen beim Könige in hoher Gunst stehen den Mann, nach Kopenhagen, um in Aller Namen über den Frieden zu verhandeln. Allein Erich glaubte wun das Spiel gewonnen zu haben, er wollte jetzt nur von Separatfrieden mit den einzelnen Städten hören und Bischof gab nach. Ohne Rück sicht auf seine Auftraggeber gieng er einem Sonderfrieden für Stralsund ein, doch musste die pommersche Stadt härtere Bedingungen beuhlligm als R ostockT rotz alledem versuchte Stralsund den offenen Bruch mit seinen ehemaligen Verbündeten zu vermeidm und diese für den Frieden zu gewinnen. Auf seine Veranlassung und unter seiner Vermittlung fand Ende November nochmals eine Unterhandlung zwischen dm übrig gebliebenen Städten und den Hänm zu Helsingborg statt. Nach längerem Wortstreit über dm Abschluss eines Waffenstillstandes und dessm Ausdehnung auch auf Holstein, formidirte Erich Krummedik 'im Aufträge des Königs die dänischen Vorschläge dahin, dass die Städte den Bund von 1423 sofort erneuern sollten, die Holsten in dem Fall einen Waffenstillstand bis längsten 1432 erhielten, nach dessen Ablauf aber die Städte ohne Widerrede dem Könige Beistand gegen die Grafen leisten müssten. Falls die Städte hierauf nicht eingiengm, set der König erbötig, den Streit von einem Schiedsgericht austragen zu lassm. Hie städtischen Rathssmdeboten brachen nach diesem Bescheide die Verhandlungen ab 2, entschuldigten sich mit dem Mangel von Instruktionen und versprachen, dass die Städte bis zum 2. Februar 1431 darauf antworten würden3. An diesem Punkte setzen die Akten dieses Bandes ein. Hie erste Versammlung, welche 1431 statt findet, nimmt den Bericht der Rathssendebotcn entgegen, während in den Schluss verhandlungen dieses Bandes die Städte als Vermittler zwischm König Erich und seinen aufrührerischen Unterthanm fungiren. Hazwischcn liegt der Fortgang und weitere Verlauf der militärischen Ereignisse und Friedmsverhandlungen bis zur Beendigung des neunjährigen Krieges durch den wordingborger Frieden. ') Vgl. Nr. *) Sie merkten „dat men en mit ungelympe under oghen ghingk“. ) encht über die Verhandlungen zu Helsingborg im Stadtarchiv zu Lübeck. Einleitung. XI Eine unmittelbare Folge des dänischen Krieges tvar die Verschärfung des Gegensatzes zwischen den östlichen Hansestädten und ihren westlichen Gcnossinnm in Holland und Seeland. In dem zweiten und dritten Jahrzehnt des 15. Jahr hunderts, zur Zeit des Anfalls von Holland an Burgund, wurde für die westliche Hälfte der Niederlande das Verhältniss begründet, in welchem diese Gebiete noch heute zu Deutschland stehen. Seit 1423 vollzogen die holländischen Gemeinwesen in mehr als halbhundertjähriger fast ununterbrochener Fehde gegen die ihnen früher verbündeten wendischen Städte ihre innerliche Loslösung vom deutschen Beichskörper. Während die stift-utrechtschen und geldrischen Städte noch über ein Jahrhundert aktiv und passiv in der Hanse verharren, entsagen die holländischen und see ländischen Gemeinwesen, gefördert und begünstigt von ihrem neuen Herrn, aller Gemeinschaft mit dem deutschen Kaufmann, aller Theilnahme am Bunde. Von jeher sahen die Ostseestädte scheel darein, wenn ein Kaufmann des Westens die Gewässer des baltischen Meeres auf suchte. Seinem Handel, mag er nun Flandren, Engländer oder Holländer sein, wurden Hindernisse bereitet und selbst vor offener Feindseligkeit schreckte man nicht zurück. Je mehr nun die hollän dischen Städte auf blühten und gediehen, um so unwilliger ertrugen sie diese Ungunst, zumal nachdem die vielfachen Streitigkeiten ihrer Grafen mit den Hanseaten zu ernsten Verwicklungen führten. Herzog Albrecht Hess bereits zu Ende des 14. Jahr hunderts ohne Absage hansische Schiffe [kapern, erhöhte willkürlich die Zölle und reizte die Angegriffenen, insbesondere Hamburg, zu gleichen Gewaltmitteln und offenem Kriege. Die Unsicherheit der holländischen Küste und die anarchischen Zustände im Lande während der Begierungszeit der Gräfin Jäkobaea von Baiern, vermehrten die Störungen des Verkehrs ztvischen beiden Theilen und Hess die Spaltung unter den ehemaligen Genossen immer weiter werden. Seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts trat noch ein weiteres Moment hinzu um den Gegensatz zu vertiefen. Trotz aller Verbote der Hanse mehrt sich von Jahr zu Jahr die Zahl der Holländer, welche den Sund durchsegeln und das ihnen unentbehrliche Getreide auf eigenen. Schiffen heimführen. Was sie auf offenem Wege nicht zu erreichen vermögen, suchen sie durch Schleichhandel zu erlangen; mit Umgehung der hanse städtischen Märkte werden sogenannte Klipphäfen aufgesucht und hier die Korn frachten eingenommen: ein Verfahren, bei dem die Engländer ihnen mit gutem Beispiel vorangegangen waren. Während der inneren Unruhen in Lübeck scheinen sie bei diesem Treiben ziemlich unbehelligt geblieben zu sein, wenigstens wurden, so weit bisher bekannt ist, kurz nach Wiedereinsetzung des alten Bathes zu Lübeck auf dem Hansetage von 1418 die ersten Klagen über dies unerlaubte Vordringen holländischer Kaufleute in der Ostsee erhoben. Die Versammlung beschloss, dass kein Kaufmann oder Schiffsherr bei Strafe der Beschlagnahme seiner Fracht weder durch den Sund oder Belt noch von der Elbe oder Weser Getreide verschiffen solle, es sei denn, dass er es in einer Hansestadt gekauft habe. Dies Verbot ist dann öfters erneuert worden, hatte aber zunächst nur den Erfolg, die durch dasselbe aufs empfindlichste betroffenen Holländer zum innigen Anschluss an Dänemark zu bewegen. Als eine hansische Flotte 1422 1 an den dänischen Küsten heerte, wollte König Erich dem unvermutheten Angriffe mit Hülfe der in Schonen weilenden holländischen Schiffe begegnen. Sein Vorhaben wurde vereitelt, indem die Hanseaten, rechtzeitig davon unterrichtet, die holländischen Fahrzeuge alles Tauwerkes beraubten. *) Die lübischen Chroniken setzen das Faktum ins Jahr 1423, Jahn Unionskongerne S. 79 A. 3 versichert dagegen aus Urkunden erweisen zu können, dass es 1422 geschah. b*

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