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Grundlagen der Pharmacognosie: Einleitung in das Studium der Rohstoffe des Pflanzenreiches PDF

267 Pages·1885·13.62 MB·English
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Grundlagen der Pharmaoognosi6. Einleitung In das Studium der Rohsto1re des Pflanzenreiches von F. A. Flückiger und A. Tschirch. Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage. Mit 186 in den Text gedruckten Holzschnitten. Berlin. V e rl a g von J u 1 i u s S p r (n ger. 1885. ISBN 978-3-642-50367-2 ISBN 978-3-642-50676-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-50676-5 Softcover reprint of the hardcover 2nd edition 1885 Vorwort. In dem vorliegenden Werke erscheinen die 1873 von F. A. FLÜCKIGER herausgegebenen "Grundlagen der pharmaceu- tischen Waarenkunde" in neuer Bearbeitung und wesentlich er- weitert. Der genannte Verfasser hat in dieser zweiten Auflage vornämlich den ersten Theil, der neu hinzugetretene Autor A. TSCHIRCH den zweiten Theil, Morphologie und Anatomie, über- nommen, so dass eigentlich ein neues Buch entstanden ist. Wenn auch der ursprüngliche Plan der Hauptsache nach wieder eingehalten wurde, so musste doch die Anordnung des Stoffes innerhalb des erweiterten Rahmens beträchtlichen Änderungen unterworfen werden. Es lag bei dieser Umarbeitung nahe, auch diejenigen in der Technik verwendeten Rohstoffe des Pflanzenreiches, welchen organische Structur zukommt, mit zu berücksichtigen. Dagegen wurde der Zoologie auch jetzt nur gelegentlich gedacht? weil die Pharmacognosie ja blos eine sehr beschränkte Anzahl thierischer Stoffe zu besprechen hat. Wir haben geglaubt, uns in Betreff der Eintheilung der Gewebe HABEltLANDl"S Physiologischer Pflanzenanatomie, Leip~ zig 1884, anschliessen zu sollen, welche neben der anatomischen Betrachtung der Gewebe auch ihre physiologische Bedeutung erörtert. In unserer Lehrthätigkeit haben wir die Erfahrung gemacht, dass die anatomische Schilderung durch den Hinweis auf physiologische Verhältnisse für den Schüler viel ansprechender IV Vorwort. wird. So sehr auch das System der physiologischen Pflanzen- a.natomie im einzelnen noch des Ausbaues und allgemeiner An- erkennung bedarf, so scheinen uns doch die Grundzüge des- selben bereits hinlänglich gesichert zu sein, um in angedeuteter Weise darauf fussen zu können. In einem Puncte aber sind wir von der HADERLANDT'schen 1!!intheilung abgegangen. Die Zelle, ihr Inhalt und ihre Mem- blan sind nämlich von uns in ausführlicherer Weise. den Ge- weben vorangestellt, behandelt worden. Diese Abweichung- em- pfiehlt . sich aus practischen und didactischen Gründen: über die Zelle und ihren Inhalt muss der Anfänger unterrichtet sein, bevor er etwas von den Geweben erfährt. Auch besitzen die Inhaltsstoffe der Zelle ein zu grosses directes Interesse für den Phrmacognosten, als dass sie nur nebenbei in den Text einge- schoben werden durften. Eine zweite Änderung ist, wie schon angedeutet, die, dass wir der technisch - microscopischen Forschung ebenfalls einen Platz eingeräumt haben, was jeder billigen wird, der in Betracht zieht, wie sehr der Apotheker unserer Tage als Experte in Anspruch genommen wird. Um diese in allseitigem Interesse liegende Leistung der Pharmacie fördern zu helfen, haben wir z. B. das Stärkemehl und die Spinnfasern ausführlicher behandelt. Im morphologischen Theile, welcher eine durchgreifende Umgestaltung erfahren hat, bestrebten wir uns, einen kurzen Abriss der wichtigsten· Erscheinungen zu geben, wobei auch die gegenwär~ig gebräuchlichen Kunstausdrücke ihre Erklärung fan- den, besonders die in dem mit Recht weit verbreiteten S y Ha bus von EICHLER vorkommenden. Hier wie im anatomischen Theile zogen wir uns übrigens die engsten Grenzen, da ja das vorlie- 'gende Werk kein vollständiges Lehrbuch oder Handbuch sein will., Doch haben einige wenige für die Pharmacie bedelltQ,ngs- volle Abschnitte eine verhältnismässig etwas grössere Entwicke- -lung. und präcisere Fassung erhalten, so z. B. derjenige über die Secretbehälter. Auch ein Capitel über die Gallen wurde neu aufgenommen. Vorwort. y Bei der Auswahl der Holzschnitte haben WIr vorzugsweise die Drogen und Rohstoffe der Technik berücksichtigt. Das gleiche gilt von der Herbeiziehung von Beispielen aus der Anatomie und Morphologie. Die 104 Abbildungen der ersten Auflage haben zum grössten Theile wieder Aufnahme gefunden, sind jedoch vermehrt worden durch 37 von dem neu hinzugetretenen Verfasser gezeichnete Abbildungen, so wie durch eine Anzahl Entlehnungen aus andern, in der Regel namhaft gemachten Werken. Bei einigen uns von dem SPRINGER'Schen Verlage zur Verfügung gestellten Abbil- dungen ist nicht jedesmal angegeben, ob diese z. B. aus den Werken von HAGER, HARTIG oder MÜLLER stammen. Sehr oft mussten wir uns auch damit begnügen, auf noch andere Abbil- dungen zu verweisen, z. B. auf die Tafeln des schönen Ana- tomischen Atlas von BERG. Ebenso haben wir getrachtet, durch reichliche Literatur- angaben denjenigen Fachgenossen behilflich zu sein, welchen eingehendere Belehrung erwünscht ist. Wenn auch nicht jeder derselben in der Lage sein wird, die von uns angeführten Quellen nachzuschlagen, so wünschten WIr doch einerseits, zu zeigen, dass wir uns auch bemüht haben, die besten und neuesten Errungenschaften der weitschichtigen Hilfswissen- schaften zu verwerthen und zweitens hoffen wir dadurch viel- seitige Anregung zu bieten. Letzteres schwebte uns namentlich auch in Betreff des der Geschichte der Drogen gewidmeten Abschnittes vor. Strassburg und Berlin, 1m Mai 1885. Die Verfasser. Inhaltsübersicht. Seite Aufgabe der Pharmacognosie 1 Behandlung des Stoffes 8 I. Stammpflanzen . . 8 11. Geographische Verbreitung derselben 9 111. Cultur . . . . . 10 IV. Einsammlung. Zubereitung 11 V. Handelsverhältnisse . . . 13 VI. Beschreibung der Drogen . 13 VII. Organologische Bedeutung derselben 14 VIII. Innerer Bau. . . . . . . . . 14 IX. Chemische Bestandtheile 14 X. Verwechselungen und Verfälschungen 14 XI. Geschichte . . . . . . 15 XII. Pharmacognostische Systeme 35 Hilfsmittel des Studiums 37 I. Sammlungen 37 IJ. Literatur. . 39 Morphologie . . . . 47 1. Wurzeln, Rhizomata, Ausläufer, Knollen, Zwiebeln 47 2. Stengel, Hölzer, Rinden 51 3. Kräuter.. ........ . 53 4. Blätter. . . . . . . . . . . . 54 5. Blüthen, Kelch, Corolle, Androeceum, Gynaeceum 57 6. Blüthenstände 67 7. Früchte 69 8. Samen. . 74 Pflanzenanatomie 79 I. Die Zelle . 80 A. Zellinhalt 81 1. Protoplasma, Zellbildung, Zelltheilung 81 2. Aleuron, Proteinkrystalloide. . . • 83 Inhaltsübersicht. VII 3. Chlorophyllkörper . 87 4. Farbstoffkrystalloide 90 5. Fett. 91 6. Stärke . 93 7. Inulin . 108 8. Krystalle, Calciumoxalat 111 9. Gerbstoff 118 10. Zellsaft (Trockengewicht), Zucker, Hesperidin, Aloin 121 11. Anorganische Stoffe, Einäscherung 126 B. Zellwand. 129 1. Morphologische Veräuderungen der Zellwand, Dicken- wachsthum, Poren, Schichtung . 129 2. Optisches Verhalten der Zellmembran 138 3. Chemisches Verhalten derselben 138 a) Cellulose. 138 b) Verholzte Membran, Lignin 140 c) Kork, Cutin, Wachs. 140 d) lntercellularsubstanz . 142 e) Anorganische Einlagerungen 142 f) Gummi, Schleim 142 g) Pectin, Lichenin 148 1I. Zellformen . . 149 1II. Zellgewebe 151 IV. Gewebesysteme 153 A. Hautgewebe . 153 1. Epidermis, Hypoderma, Cuticula, Anhängsel der Epi- dermis, Haare . 153 2. Periderm . 163 -a) Phellogen, Phelloderm 16t b) Kork, Borke 164 B. Das mechanische Gewebe . 170 Bast, Collenchym, Libriform, Steinzellen, Kernscheide . 171 C. Das Absorptionssystem . 182 Wurzelhaare, Haustorien 182 D. Das Assimilationssystem 183 Blattbau 183 E. Das Leitnngssystem . 186 1. Bestandtheile des Gefässbündels 188 a) Gefässtheil: Gefässe uud Tracheiden, Holzparenchym 190 b) Cambium, Jahresringe, Markstrahlen 192 c) Siebtheil: Siebröhren, Cambiform, Rinde .. 202 2. Anordnung des Siebtlieiles und Gefässtheiles im Bündel 204 F. Das Speichersystem . . . . 205 Reservebehälter, Wassergewebe 205 G. Das Durchlüftungssystem . 206 Intercellularräume, Spaltöffnungen, Lenticellen. 206 Inhaltsübersicht. VIII H. System der Secretbehälter . 211 1. Oel, Harz, Schleim, Krystalle, Milchsart enthaltende Zellen, Drüsenhaare . 213 2. Lysigene Gänge: Milchsaftschläuche, lysigene Oel- und Balsambehälter . 219 3. Schizogene, Oel, Balsam, Harz, Gummiharz, Milchsart, Schleim führende Gänge 220 Pathologische Gebilde. 231 Mikrochemische Reagentien . 234 Register . 245 Aufgabe der Pharmacognosie. Die zur Hervorrufung von Heilwirkungen benutzten Stoffe sind entweder Erzeugnisse der m~nschlichen Thätigkeit oder gehören un- mittelbar den beiden organischen Naturreichen an. Unter den durch chemische Operationen dargestellten Arzneistoffen treffen wir solche, die in der That nur aus planmässig geleiteten chemischen und physi- calischen Processen hervorgehen, wie z. B. die Säuren, Jod, Brom, Chloral, Phenol, Glycerin, Weingeist, Alkaloide, sei es dass die chemische Industrie ihren ersten Hebel im Gebiete der anorganischen Natur an- setzt, sei es dass ihr erster Ausgangspunct, wie bei den letzteren Bei- spielen, in den Kreis der organischen Natur fällt. Selten kommt es nur eben darauf an, in geeignete Form zu fassen, was die Natur schon fertig darbietet, wie bei den Mineralwässern, häufiger ist die chemische Thätigkeit darauf gerichtet, wirksame Stoffe aus Pflanzen (ausnahms- weise auch wohl aus Thieren oder Thierstoffen oder aus dem Mineral- reiche) abzuscheiden und von ihren Begleitern zu trennen, das heisst, sie zu reInIgen. In allen diesen Fällen besteht also die Aufgabe darin, der Heilwissenschaft chemisch scharf characterisirte Körper, mit einem Worte, chemische Individuen, zur Verfügung zu stellen. Nur solche jederzeit in vollkommener Identität zugängliche Stoffe können die sichere Grundlage wissen~chaftlicher Medicin und Pharmacie abgeben. In dieser Richtmig liegen die Zielpuncte der Zukunft. Mit diesen Arzneikörpern beschäftigt sich die Pharmacognosie nicht, sondern man ist in pharmaceutischen Kreisen übereingekommen, ihr diejenigen zuzutheilen, welche uns die Natur unmittelbar, wenig- stens ohne eigentlichen tiefern chemischen Eingriff liefert. Da die wenigen in früheren Zeiten gebräuchlichen, rohen Arzneistoffe des Mi- neralreiches längst bedeutungslos geworden sind, so beschränkt sich die wissenschaftliche Erkenntnis, welche die Pharmacognosie zu bieten hat, ~'lückiger und Tschirch, Grundlagen: 1 Aufgabe der Pharmakognosie. 2 auf die organische Natur oder eigentlich nur auf das Pflanzenreich. Denn auch von den Thieren und den Theilen oder Producten der Thiere bilden nur noch das Castoreum, der Moschus und die Cantha- riden wichtige Bestandtheile des heutigen Arzneischatzes. In den Can- thariden ist einzig das Cantharidin von Bedeutung, welches jetzt der Heilkunst in reiner Form zur Verfügung steht. Das pharmaceutische Interesse an dem Käfer selbst tritt daher in ähnlicher Weise zurück, wie, wenigstens von diesem Standpuncte aus, dasjenige an den Thieren, welche den Leberthran, den Honig, den Fischleim, den Milchzucker liefern. Der mächtige Aufschwung der Naturwissenschaften und der Me- dicin, welcher besonders seit dem zweiten Jahrzehnt des gegenwärtigen .Jahrhunderts überall eingreift, hat die Pharmacognosie von einer unge- heuren Last befreit. In einem, seiner Zeit sehr angesehenen Xpotheker- buche, der im Jahre 1641 zuerst in Dlm erschienenen "Pharmacopoeia medico-chymica seu Thesaurus pharmacologicus" von dem Stadtarzte JOHANN CHRISTIAN SCHRÖDER zu Frankfurt am Main zählte der Ver- fasser auch die gebräuchlichen "Simplicia" auf, darunter ungefähr 30 Minerale und über 150 dem Thierreiche entnommene Arzneistoffe oder ganze Thiere neben den sehr zahlreichen Wurzeln, Kräutern, Blättern u. s. w. Ein solcher Deberflusil an Heilmitteln, mit denen man sich unmöglich genauer bekannt machen konnte, bezeichnet die Medicin und Pharmacie des europäischen Mittelalters 1) und den noch heute fortdauernden Zustand der asiatischen Volksmedicin. Die Aufgabe der heutigen Pharmacognosie besteht zunächst darin, alles das, was Botanik, Zoologie, Pharmacie von den soeben bespro- chenen Arzneikörpern auszusagen haben, zu sichten, in wissenschaft- liche Form zu bringen, ansprechend und übersichtlich darzustellen und näher zu beleuchten. Hierdurch erst gestaltet sich die Pharmacognosie zu einem für die Pharmacie wie, für die Medicin gleich wichtigen Wissenszweige. Von gründlicher Vertrautheit mit den Arzneistoffen, von ibrer richtigen Handhabung ist der praktische Erfolg der Phar- macie in hohem Grade abhängig, so dass ein tieferes Eingehen in die Wissenschaft der Pharmacognosie von dem Pharmaceuten wohl er- wartet werden darf. Er wird sich und seinem Berufe Ehre machen, wenn er sogar etwas weiter geht, als das nächstliegende Interesse un- umgänglich gebietet. Ueberdies ist es kaum möglich, eine scharfe 1) Vergl. "Die Frankfurter Liste", Archiv der Pharm. 201 (1872) 453. 511 und "Das Nördlinger Inventar", ebenda 211 (1877) 97.

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