Gotthold Ephraim Lessrngs sämtliche Schriften. Achter Band. Gotthold Ephraim Lesstngs sämtliche Schriften. Herausgegeben von Karl Lachmann. Dritte, auf's neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franr Munrkrr. Achter Band. o)»5£e<«— Stuttgart. G. I. Göschen'sche Verlagshandlung. 1892. Unveränderter photomechanischer Nachdruck Archiv-Nr. 36 52 680 © 1968 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen*sehe Verlagshandlung — s. Guttentag, Verlagsbuch handlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30, Genthiner Straße 13. Printed in the Netherlands Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Geneh migung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen Vorrede Der achte Band beginnt mit dem ersten der Werke, welche die Herrschaft Lessings in der deutschen Kritik begründeten, mit seinen Beiträgen zu den „Briefen, die neueste Litteratur betreffend"; daran reihen sich die beiden Vorreden zu der Übersetzung des „Theaters des Herrn Diderot" und das „Leben des Sophokles". Handschriften haben sich nur von dem letzteren erhalten, das Lessing unvollendet hinterließ und Eschenburg nach den Vorarbeiten des Verfassers herausgab. Allein die Direktion der herzoglich braunschweigischen Bibliothek zu Wolfenbüttel, welche diese Papiere besitzt, erklärte sich außer Stande, mir dieselben, wie ich gebeten hatte, entweder im Original oder in genauer Abschrift hieher zu senden. Andrer seits gieng es aber nicht an, die Veröffentlichung des Bandes so lange zu ver schieben, bis es mir möglich sein wird, jene Schriftstücke an Ort und Stelle selbst zu vergleichen. Ich war also auch hier nur auf den ersten Druck angewiesen und muß mich bescheiden, den Gewinn, den ich von einer spätern Einsicht in die Wolfenbüttler Handschriften hoffe, in den letzten Bänden dieser Ausgabe, die den litterarischen Nachlaß Lessings enthalten sollen, nachzuliefern. Dafür konnte ich bei den „Litteraturbriefen" die Anzahl der bisher be kannten Drucke nach sorgfältiger Prüfung vieler Exemplare, die ich von den hiesigen öffentlichen Bibliotheken, von der königlichen Bibliothek in Berlin und von meinem Verleger erhielt oder selbst besitze, verschiedentlich vermehren. Die Untersuchung erforderte eine gewisse Behutsamkeit, da ich öfters Exemplare in die Hand bekam, deren einzelne Bogen halb aus der ersten und halb aus der zweiten Auflage zusammengeheftet waren. Für die Geschichte des Lessingischen Textes freilich hat der für die Bibliographie zu verzeichnende Zuwachs keinen großen Wert. Alle Originalausgaben der „Litteraturbriefe" leiden sehr an Druckfehlern und an Willkürlichkeiten der Rechtschreibung. Bei der Verbesserung der ersteren bediente ich mich natürlich auch des Druckfehlerverzeichnisses am Ende des vier undzwanzigsten Teils der „Briefe". Dieses scheint aber in manchen Exemplaren zu fehlen; denn sonst wäre es kaum zu erklären, wie Boxberger in seiner Aus gabe (in Kürschners „Deutscher Nationallitteratur") mehrere auf Grund dieses VI Vorrede. Verzeichnisses von Lachmann, Redlich und andern vorgenommene Verbesserungen als eigenmächtige und unnötige Änderungen verwerfen oder auch durch eigne, ganz und gar müßige Konjekturen verdrängen konnte. Die Rechtschreibung der ersten Ausgabe behielt ich streng bei und. beseitigte nur einige dem sonstigen Gebrauche Lessings zuwider laufende Sonderbarkeiten, die augenscheinlich dem Setzer zur Last fallen und darum meist schon in den späteren Originalausgaben getilgt sind. In einzelnen Bogen der „Litteraturbriefe" nämlich ist regelmäßig, auch nach Konsonanten, ck statt k, auch tz statt z im In- und Auslaut gesetzt, in andern wieder (so im 30. Brief) mehrfach nur k, wo Lessing sonst ck schreibt. Da es sich hier zweifellos nur um eine orthographische Laune des Setzers handelt, habe ich dafür durchweg der bei Lessing und in den „Litteraturbriefen" sonst gebräuchlichen Schreibung zu ihrem Rechte verholfen. Für die Citate, die Lessing aus den in den „Briefen" besprochenen Büchern mitteilte, wandte ich (im allgemeinen nach Lachmanns Vorgang) engere und kleinere Druckschrift an, wenn dieselben umfangreicher und bis zu einem gewissen Grade selbständiger gehalten waren, so daß sie halb und halb wie ein Anhang, wie eine schmückende Zugabe zu dem kritischen Inhalte der „Briefe" erschienen. Hingegen behielt ich bei kürzeren, unmittelbar in die Kritik eingefügten Ab schnitten aus jenen fremden Werken die gewöhnliche, größere Druckschrift bei. Solche Citate Lessings aber sind selten ganz genau, am wenigsten in sprachlicher Hinsicht. Oft änderte er alte Formen, absonderliche oder auch falsche Konstruktionen, beseitigte lateinische Flexionen bei Eigennamen, ließ ein un wesentliches Wort aus und erlaubte sich ähnliche Freiheiten. Derartige Ab weichungen Lessings von seinen Vorlagen (die ich sämtlich verglich, so weit sie mir in München zugänglich waren) immer anzugeben, sah ich keinen Grund; nur dann verzeichnete ich den Wortlaut des citierten Autors, wenn sich daraus ein offenkundiger oder auch nur ein möglicher Fehler Lessings verbessem ließ. Dasselbe war im „Leben des Sophokles" der Fall, wo die Münchner Bibliotheken mir fast ausnahmslos alle von Lessing angeführten Werke antiker Schriftsteller oder späterer Philologen in den von ihm benützten Ausgaben darboten. Die Prüfung dieser sämtlichen Citate, an die, wie es scheint, keiner der früheren Her ausgeber sich gemacht hat, ergab hier manchen kleinen Irrtum, den Lessing, bis weilen wohl auch Eschenburg verschuldet hat. Schließlich noch ein Wort zu meiner Rechtfertigung an diejenigen, die es befremdlich dünken möchte, daß ich auch von dem „Theater des Herrn Diderot", dem Meisterstück der Übersetzungen Lessings, nur die beiden Vorreden aufgenommen und den übersetzten Text selbst ausgeschlossen habe, obwohl gerade sachkundige Kritiker den Abdruck der bessern Verdeutschungsversuche Lessings von mir aus drücklich begehrten. Rach den Grundsätzen, die seiner Zeit Lachmann für seine Ausgabe feststellte, blieben auch in meiner neuen Bearbeitung derselben die Übersetzungen aus der eigentlichen Sammlung der Schriften Lessings weg. Da gegen trugen mein Verleger und ich uns geraume Zeit mit dem Gedanken, in einem oder einigen Supplementbänden die wichtigsten Übertragungen Lessings Vorrede. VII (so schwer eine alle Ansprüche befriedigende Auswahl aus diesen auch immer zu treffen sein mag) den Freunden unsrer Litteratur in einer ebenfalls historisch kritischen Ausgabe vorzulegen. Wir wollten die Ausführung dieses Gedankens nur von dem Erfolg abhängig machen, den unsere Ausgabe überhaupt in der Öffentlichkeit finden werde. Sobald die deutschen Bücherfreunde ihr genug Teil nahme entgegenbringen, um dem Verleger die sehr beträchtlichen Kosten des Drucks der ersten fünfzehn Bände decken zu helfen, wird auch Rat zu jenen Supplement bänden werden. Ohne eine solche wirkliche Teilnahme des deutschen Publikums aber werden billig denkende Beurteiler wohl kaum von dem Verleger noch wei tere Opfer fordern können. München, am 28. Juli 1892. Franz Muncker. Inhalt. Seite Briefe, die neueste Litteratur betreffend. 1759—1765. Erster Theil. 1759. [Einleitung.]......................................................................................... 3 Erster Brief. Allgemeine Betrachtungen über die Unfruchtbarkeit der neue sten Litteratur............................................ 4 Zweyter Brief. Ueber die Uebersetzung von Pohens sämtlichen Werken 5 Dritter Brief. Ueber die Uebersetzung der Fabeln des Gay.............. 7 Vierter Brief. Ueber den Bergmännischen Bolingbroke. ... 9 Fünfter Brief. Ueber des Herrn von Palthen Versuche zu vergnügen 12 Siebender Brief. Ueber den Herrn Wieland und dessen Sammlung prosaischer Schriften........................................................................14 Achter Brief. Ueber die Wielandischen Empfindungen des Christen 16 Neunter, zehnter, eilfter und zwölfter Brief. Ueber den Wie landischen Plan einer Akademie rc.......................................... . 19 Dreyzehnter und vierzehnter Brief. Von dem Urtheile des Herrn Wielands über unsere geistlichen Redner. Von der Sprache des Herrn Wielands. Von den moralischen Beobachtungen und Urtheilen...........................................................................27 Fünfzehnter Brief. Von dem Gedichte des Grenadiers an die Krieges muse ................................................................................................34 Sechzehnter Brief. Von der Bibliothek der schönen Wissen schaften 2c. von des Herrn Gottscheds nöthigem Vorrathe zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst.................................39 Siebzehnter Brief. Von den Verdiensten des Herrn Gottscheds um das deutsche Theater. Auftritt aus dem Doctor Faust. .... 41 Achtzehnter Brief. Für den Herrn Klopstock. Von den ersten deut schen Hexametern .....................................................................44 Neunzehnter Brief. Von der neuen Original-Ausgabe des Meßias . 48