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Glauben und Wissen im Zeitalter der Reformation: Der salomonische Tempel bei Abraham ben David Portaleone (1542–1612) PDF

372 Pages·2014·21.691 MB·English
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GIANFRANCO MILETTO GLAUBEN UND WISSEN IM ZEITALTER DER REFORMATION w DE G STUDIA JUDAICA FORSCHUNGEN ZUR WISSENSCHAFT DES JUDENTUMS HERAUSGEGEBEN VON E. L. EHRLICH UND G. STEMBERGER BAND XXVII WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK GLAUBEN UND WISSEN IM ZEITALTER DER REFORMATION DER SALOMONISCHE TEMPEL BEI ABRAHAM BEN DAVID PORTALEONE (1542-1612) VON GIANFRANCO MILETTO WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK ® Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. ISBN 3-11-018150-9 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © Copyright 2004 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikrover- filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin An meine Gymnasiallehrer des „Liceo Classico Salesiano Valsalice-Torino", die mir die Werte der humanistischen Bildung und die Liebe für die Kultur in der Vielfalt ihrer menschlichen Entfaltung vermittelt haben Vorwort Das traditionelle Judentum ist von der Vorstellung geprägt, eine einzigartige Kultur zu sein, die mit der biblischen Erwählungsgeschichte des Volkes Israel als Volk Gottes untrennbar verknüpft ist. Zeichen dieser Erwählung ist die Torah, die Gott bei der Sinaioffenbarung seinem Volk gegeben hat. Für die Ju- den wurde die Torah kulturell, gesellschaftlich und politisch Grundlage ihres Seins, ja sogar ihrer gesamten Identität. Die Befolgung der Torahnormen, die das Leben des einzelnen sowie der Gemeinde regeln, zeigt nach außen die Verbun- denheit des jüdischen Volkes mit Gott. Dies führte in biblischer Zeit zu einem stark theokratisch ausgerichteten Staat mit Jerusalem und seinem Tempel als politischem und geistigem Zentrum aller Juden. Der Tempel, laut Tradition von Gott selbst entworfen und als sein irdischer Sitz gewählt, um seine Prä- senz mitten in seinem Volk zu zeigen, hatte als einziger zugelassener Kultort eine vereinende Funktion und stärkte das Gefühl der religiösen Zugehörigkeit. Der Verlust der politischen Unabhängigkeit und die Zerstörung des Tempels konnten diese Verbundenheit nicht aufheben, erhöhten vielmehr die Sehnsucht nach der Wiederkehr alter Zeiten, als der Tempel in Jerusalem noch Mittelpunkt des jüdischen Lebens war. Die völlig veränderten politischen Rahmenbedingungen, das Leben als Minderheit unter fremden Kulturen, die aufkommende Konkurrenz des Christentums und des Islam ließen das Juden- tum noch stärker um die Torah zusammenrücken, um seine Identität zu be- wahren. Die strikte Einhaltung der Torahnormen wurde als Mittel empfunden, sich von der fremden Umwelt abzugrenzen, und vermittelte das Gefühl einer religiösen, moralischen und kulturellen Überlegenheit. Durch die Berufung auf die Torah erhob das Judentum einen Absolutheitsanspruch auch im kulturel- len Bereich. Die Torah wurde nicht nur als Grundlage des religiösen und ethischen Lebens, sondern auch als Quelle allen Wissens und sogar als Garant der kosmischen Ordnung betrachtet. Die Konfrontation mit der Kultur der Mehrheit führte aber nicht nur zu einer Ausgrenzung fremder Elemente, sondern auch zu ihrer Aneignung und Integration in die jüdische Tradition, indem man jene Aspekte des „fremden" Wissens, die geschätzt und für nützlich gehalten wurden, auf einen biblischen Ursprung zurückführte. Diese Integrationsbemühungen setzten eine theologische Weltanschauung voraus und konnten relativ problemlos Erfolg haben, solange das profane Wis- VIII Vorwort sen nicht im offenen Widerspruch zur religiösen Tradition stand. Als jedoch im 15.-16. Jahrhundert die neuen Kenntnisse und Entdeckungen, die sich auf- grund ihrer Evidenz nicht verkennen ließen, eine völlig neue Vorstellung der Welt und des Menschen hervorriefen, stellte die Frage ihrer Vereinbarung mit der Tradition eine besondere Herausforderung sowohl für das Judentum als auch für die katholische Kirche der Gegenreformation dar. Während die Verteidigung vertrauter Denkformen und Schemata für die katholische Kirche vor allem die Verteidigung ihrer Autorität bedeutete, wurde der Kontrast zwi- schen der alten und der sich abzeichnenden neuen Welt bei den sensibelsten Vertretern der jüdischen Kultur dieser Zeit zu einer grundlegenden Moral- frage. Da die jüdische Identität im religiösen Glauben an die Torah und in der Tradition ihrer Auslegung verankert ist, wurde jede Kritik an der Autorität der alten Meister als besonders gefährdend empfunden. Und dennoch konnte man die zwingenden Gründe, die die Wissenschaften in ihrer logischen Evidenz dem Verstand vorwiesen, nicht verkennen. Es war also eine Existenzfrage, eine Lösung zu finden, die es ermöglichte, das Neue in das Alte zu integrieren, ohne die Vernunft zu verleugnen. Unter der Voraussetzung, daß alles von Gott stammt und in seinem Wort, nämlich in der Torah, enthalten ist, konnte eine Kompromißlösung durch ein neu definiertes Selbstbewußtsein innerhalb der Tradition und des religiösen Glaubens stattfinden. Da Judentum und katholische Kirche ähnliche Ziele verfolgten, sind auch interessante Parallelen in ihrer Reaktion zu beobachten. Beide fanden in dem Symbol des salomonischen Tempels ein ideales Darstellungsmodell ihrer kulturellen und politischen Vorstellungen. Ziel dieser Arbeit ist es, diese Parallelen aufzuzeigen und das kulturelle Umfeld zu rekonstruieren, in dem die Shilte ha-gibborim des Abraham ben David Portaleone entstanden sind. Die vorliegende Untersuchimg wurde vom Fachbereich Kunst-, Orient- und Altertumswissenschaften der Martin-Luther-Universität zu Halle-Wittenberg im Wintersemester 2003 als Habilitationsschrift für das Fach Judaistik/Jüdische Studien angenommen. Sie dient als Ergänzung zu meiner Übersetzung der Shilte ha-gibborim des Abraham ben David Portaleone („Die Heldenschilde", Peter Lang Verlag, Frankfurt a. M. 2002) und konnte dank eines zweijährigen Forschungsstipendiums der „Deutschen Forschungsgemeinschaft" zustande kommen. Während meines Aufenthaltes am Seminar Judaistik/Jüdische Studien der Universität zu Halle-Wittenberg konnte ich mich einer ergiebigen und angenehmen Zusammenarbeit mit Professor Giuseppe Veltri erfreuen. Bei unserem ersten Treffen, bei dem wir über mein Habilitationsvorhaben dis- kutierten, empfahl er mir die Lektüre von The Art of Memory von Francis Yates. Diese aufschlußreiche Lektüre war von entscheidender Bedeutung für den weiteren Verlauf der Untersuchung. Vorwort IX Die finanzielle Unterstützung der „Deutschen Forschungsgemeinschaft" ermöglichte mir eine Forschungsreise nach Florenz und Mantua. In Florenz konnte ich an der Bibliothek des „Istituto Nazionale di Studi sul Rinascimento" arbeiten und mich dank der freundlichen Hilfsbereitschaft der Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter des Institutes mit den Forschungen von Cesare Vasoli, Lina Bolzoni und Giuseppe Olmi vertraut machen. Im Staatsarchiv von Mantua hatte ich die Freude, reichliches, bis jetzt unveröffentlichtes Material über Portaleone zu finden. Für die herzliche und kompetente Unterstützung bei der Suche nach Dokumenten und Briefen über Portaleone möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Staatsarchivs von Mantua, insbesondere Frau Dr. Ivana Freddi und Frau Dr. Maria Luisa Aldegheri, bedanken. Nicht zuletzt bin ich Herrn Prof. Dr. Günter Stemberger, Herrn Prof. Dr. Dr. Johann Maier und Frau Prof. Dr. Monika Neugebauer-Wölk zu Dank verpflichtet, die sich bereit erklärten, die Habilitationsschrift zu begutachten. Ihre Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge sind in die Endfassung aufgenommen worden. Bei meinen guten Freunden, Eveline Kracht und Michael Arp, die mir bei der Lösung von grammatikalischen Fragen der deutschen Sprache geduldig zur Seite standen, möchte ich mich herzlich bedanken. Die meisten angeführten Literaturquellen konnte ich in der Universitäts- und Landesbibliothek von Halle an der Saide finden, die wahrhaftige Schätze aufbewahrt und trotz Kürzungen von Zuschüssen sich bemüht, eine erst- klassige kulturelle Dienstleistung bestens zu gewährleisten.

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