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Gedichte. Griechisch - Deutsch PDF

264 Pages·1944·5.341 MB·German
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S A M M L U NG T U S C U L UM In Tusculum, vor den Toren Roms, hatte Cicero sein Land- haus. In Zeiten der Muße, aber auch der politischen Isolation zog er sich dorthin zurück. Tusculum wurde zum Inbegriff fur Refugium, fur Muße, fur wertvolle Fluchten aus einem fordernden Alltag. In der ersten Phase des Rück- zugs aus der Politik schrieb Cicero in Tusculum die so genannten Tuskulanen, eine lateinische Einfuhrung in die Welt der (griechischen) Philosophie. Wissenschaftliche Beratung Niklas Holzberg, Rainer Nickel, Karl-Wilhelm Weeber, Bernhard Zimmermann S A M M L U NG T U S C U L UM SAPPHO GEDICHTE Griechisch-deutsch Herausgegeben und übersetzt von Andreas Bagordo ARTEMIS & WINKLER Diese Ausgabe erschien erstmals 2009 bei Artemis & Winkler. Auf Wunsch der Kundinnen und Kunden hat De Gruyter 2014 den Nachdruck dieser Ausgabe ermöglicht. INHALT Einleitung 7 1. Sapphos Leben und kulturelles Milieu 7 2. Die Welt des Thiasos 11 3. Publikum und Performance 17 4. Sapphos erhaltene Fragmente 24 5. Überlieferung und Rezeption 32 6. Zu dieser Übersetzung 41 Metrischer Überblick und Abkürzungsverzeichnis 45 Die Fragmente Griechischer Text - deutsche Übersetzung - Kommentar 49 Literaturhinweise 257 EINLEITUNG i. Sapphos Leben und kulturelles Milieu Die Zahl griechischer Dichterinnen bis zur ausgehenden An- tike (5. Jahrhundert n. Chr.) ist nicht unbeträchtlich, wiewohl für einige von ihnen nur legendenhafte Konturen überliefert sind, was ihre Existenz fragwürdig erscheinen lässt. Die Teil- nahme einer Frau an einem öffentlichen poetischen Wett- kampf oder die Aufführung einer Komödie oder Tragödie auf der attischen Bühne durch eine Frau wäre jedoch unvor- stellbar gewesen. Es darf also nicht verwundern, dass wir nur von Lyrikerinnen hören - Vertreterinnen einer Gattung, die auch in privaten, geradezu intimen Veranstaltungen innerhalb von Kreisen heimisch war, welche der Außenwelt kaum oder gar nicht ausgesetzt waren und wo im Allgemeinen eher per- sönliche Töne vorherrschten. Sappho bildet diesbezüglich keine Ausnahme; ihre Gedichte waren für eine kleine, eher geschlossene Gruppe gedacht. Dennoch gilt sie zu Recht als die bedeutendste und einflussreichste Dichterin der gesamten Antike.1 Ist sie aber auch als die früheste anzusehen? Man hat in einem bei Alkman, einem Lyriker aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., erwähnten Mädchen namens Megalostrata (PMGF 59b) eine Dichterin sehen wollen, weil sie mit den Attributen 1 Eine detailliertere Behandlung findet sich in A. Bagordo, Sappho, in : Β. Zimmermann (Hg.), Geschichte der griechischen Literatur, Bd. 1 (Handbuch der Altertumswissenschaft), München 2010. 81 EINLEITUNG einer Dichterin charakterisiert wird: Sie wird »selig unter den Frauen« genannt und soll »diese Gabe der süßen Musen vorgeführt« haben. Wie dem auch sei, Sappho bleibt die erste historisch bezeugte Dichterin. Sie galt bereits in der Antike als »die Dichterin schlechthin«, so wie Homer »der Dichter schlechthin« war, um es mit Galen (2. Jahrhundert n. Chr.) zu formulieren. Sappho wurde in Eresos auf der Insel Lesbos geboren. Das wichtigste biographische Zeugnis ist ein Fragment aus einem Oxyrhynchos-Papyrus (POxy. 1800 Fr. 1 = Test. 252 Voigt), das unter Berufung auf den Traktat »Über Sappho« des Peripate- tikers Chamaileon (Fr. 27 Wehrli) ihre Herkunft aus Mytilene beteuert, als Vaternamen Skamandros (bzw. Skamandrony- mos) angibt, ihr drei Brüder zuweist - Larichos, Eurygios und den aus Herodot II 135 und Strabon 17,1,33 bekannten Chara- xos - und feststellt, dass ihre auch in den poetischen Fragmen- ten bezeugte Tochter den Namen Kleis trug, wie bereits Sap- phos Mutter. Außerdem sei Sappho ataktos (»ungepflegt«) und eine gynaikerastria (»Frauenliebhaberin«) gewesen, im Aussehen ziemlich hässlich und klein. Kaum lesbar sind im Papyrus die Angaben zu ihren Werken, die sie im Lesbischen (dem Dialekt ihrer äolischen Heimatinsel Lesbos) verfasste: neun Bücher lyrischer Gedichte, dazu Elegien und anderes. Ihre Geburt wurde um 650 v. Chr. angesetzt, unter Berück- sichtigung der oben genannten Herodot-Stelle, wonach die »Blütezeit« der Hetäre Rhodopis in die ersten Jahre der Herrschaft des ägyptischen Pharaos Amasis (569-526 v. Chr.) zu setzen sei, während sie bereits um 590 von Sapphos Bru- i. SAPPHOS LEBEN UND KULTURELLES MILIEU I9 der Charaxos, ihrem Liebhaber, freigekauft worden sei (vgl. Fr. 5 und 15b Voigt). Mit diesem Profil stimmt in vielem der SWil·Artikel überein (Test. 253 Voigt), wo noch folgende An- gaben enthalten sind: acht mögliche Namen für ihren Vater, einer (Kleis) für ihre Mutter, Eresos als Herkunftsort, ferner Alkaios, Stesichoros und Pittakos als Zeitgenossen und als Ehemann der reiche Kerkylas aus Andros.2 Atthis, Telesippa und Megara werden als Freundinnen genannt, die mit ihr an- geblich in homoerotischen Beziehungen verbunden waren, sowie als Schülerinnen Anaktoria aus Milet, Gongyla aus Ko- lophon und Euneika aus Salamis. Im Marmor Parium (Test. 251 Voigt) ist von einer Verbannung nach Sizilien die Rede, die in die Jahre zwischen 604/3 und 596/s angesetzt wird, was eher zu einer Datierung ihrer Geburt um das Jahr 630 fuhren würde. Sappho und ihr Zeitgenosse Alkaios sind als äolische bzw. lesbische Lyriker Vertreter einer erstrangigen poetischen Tra- dition, die auf der Insel Lesbos und in der äolischen Kultur bereits vor ihnen bestand. Bezeichnend fur das Selbstbewusst- sein dieser Überlegenheit sind Sapphos Worte in Fr. 106 Voigt: »weit überragend, so wie der Sänger aus Lesbos, als er den Fremden ... «. Dieser Vers gewährt uns nicht nur einen Blick auf die kleinasiatischen Küsten der Ägäis, mit denen Lesbos 2 Es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen fiktiven (und wit- zig gemeinten) Namen: kerkos kann »männliches Glied« bedeuten und Andros heißt die »Insel der Männer« - eine ironische Angele- genheit fur eine Dichterin, die wie keine andere mit einer weiblichen Welt verbunden wird. 101 EINLEITUNG von seiner strategischen Position aus, wie auch Sappho selbst reichlich bezeugt, intensive kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen unterhielt - ihr Bruder Charaxos handelte ζ. B. mit Wein in Naukratis, dem griechischen Handelsplatz an der ägyptischen Küste (vgl. Test. 254b Voigt) -, sondern er lässt uns auch rege poetisch-musikalische Wettkämpfe erahnen, in denen sich der »Sänger aus Lesbos« durch seine Technik und den Stolz einer beeindruckenden Schule auszeichnete. Von Alkaios hingegen besitzen wir ein einzigartiges zeitgenös- sisches Zeugnis über den Status von Sappho selbst: In Fr. 384 Voigt wird sie von Alkaios mit den Worten »o Sappho, mit Veilchenkranz [oder -haar], ehrwürdig, mit honigsüßem Lä- cheln« angeredet. Alle drei Epitheta verweisen eindeutig auf eine sakral-kultische Sphäre: Das zweite steht hier fur »ehr- würdig, veneranda «, das erste reflektiert die mit dem Aphrodite- Kult verbundene Blumensymbolik, das dritte erinnert an das homerische Epitheton fur Aphrodite,philommeides (»holdan- lächelnd«), wobei die Honigsüße zu Sapphos Liebessprache gehört, und zwar wiederum mit speziellem Bezug aufA phro- dite.3 Diese kultische Valenz lässt an eine Hommage denken, die eher zum sakralen und ehrwürdigen Status einer Aphro- dite-Priesterin passen würde als zur Leiterin eines »Mädchen- pensionats«, als die man Sappho ebenfalls sehen wollte. Mit Sappho und Alkaios befinden wir uns in einer so frü- hen Epoche der griechischen Literatur, dass die homerischen 3 Vgl. B. Gentiii, La veneranda Saffo, QJJCC 2,1966,37-62 (= Poesia e pubblico nella Grecia antica, Roma - Bari 19892,285-294).

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