ebook img

Gebrauchsanweisung für Amsterdam PDF

180 Pages·2005·0.49 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Gebrauchsanweisung für Amsterdam

Siggi Weidemann Gebrauchs- anweisung für Amsterdam scanned 10-2006/v1.0 Und ewig strahlt das Juwel: Mit Siggi Weidemann entdecken wir die Vielfarbigkeit Amsterdams zwischen stolzen Bürgerpalästen, baumgesäumten Grachten und Rijksmuseum, bunten Märkten und verwunschenen Hinterhof-Oasen, Rotlichtviertel und multikulturellem Anspruch, zwischen lässigem Chaos, dörflicher Geselligkeit und kolonialer Größe. ISBN: 978-3-492-27539-2 Verlag: Piper Erscheinungsjahr: 2005 Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!! Buch Alle wollen nach Amsterdam: wegen der baumgesäumten Stadtkanäle und des vom Seewind geprägten Klimas, der vielen Radler und natürlich Vincent Van Goghs Sonnenblumen. Aber auch wegen der coffeeshops, der Cannabiswolken und roten Schaufenster – und weil hier wie kaum irgendwo sonst auf der Welt Toleranz und Integration gepredigt werden. Siggi Weidemann kennt die ganze Vielfalt der zeitlos genialen Pfahlsiedlung mit all ihren schönen Ecken und unschönen Kanten, der Heimat Nootebooms, Anne Franks und Rembrandts: Er nimmt uns mit auf eine Fahrt mit der Linie Drei, zum Dreigrachtenhaus und zu den versteckten Hinterhöfen, zeigt uns den Charme skurriler Probierstuben und vielfarbiger Trödelmärkte – und wo der Amsterdamer hingeht, wenn es lekker und smakelig sein soll. Autor Siggi Weidemann pendelt seit zweiundzwanzig Jahren zwischen Amsterdam und Hamburg, weil er beide Städte gleich liebenswert findet, und arbeitet in Den Haag als akkreditierter Korrespondent. Der Journalist ist Autor der Süddeutschen Zeitung, studierte Kunstgeschichte und Archäologie und schrieb unter anderem einen Kunstführer über Amsterdam. Inhalt Buch............................................................2 Autor............................................................3 Inhalt...........................................................4 visitamsterdam Kein Staub auf den Dächern.......................6 Der beste Platz Dorthin wo es schön ist.............................10 Master-Plan Ewig strahlt das Juwel...............................15 Stadtoasen Die Welt der verborgenen Natur...............26 Virtuose fietser Die radelnde Meisterklasse.......................32 Goldene Anzüge Ewig Vom Wesen der Amsterdamer.........38 Sozialkosmos Wat is het toch gezellig.............................45 »Gut, gut alles gut!« Keti Koti – zerbrochene Ketten.................54 Dorfmitte Stolze Welt des Jordaan...........................59 Sumpfblüte Der goldene Faden der Stadtgeschichte..65 Die Sammler Amsterdams Passion für das Schöne und Alte............................72 Go with the blow Coffeshops, Toleranz und Gleichgültigkeit79 Rote Laternen Weltberühmt und öffentlich.......................86 Kulinarisches Weltdorf Ausflug ins Reich der Essstäbchen..........92 Die Magier Literarische Schicksalsgemeinschaft......101 Dunkle Zebras Blühender Kosmos von Zuwanderern.....111 Groot-Mokum Von deutscher Besatzung und Amsterdamer Juden.........................120 Het beste, Máxima Hauptrolle in königlicher Operette...........127 Sommerzeit Kultureller Ausnahmezustand.................134 Festkalender Oranje boven, leve de koningin..............142 Unbequeme Stadt Alles, was Gott verboten hat...................149 Zwanenkoor Musikalische Tradition.............................156 An neuen Ufern Architektur im Dialog mit dem Wasser....161 Linie Drei Fahrt in eine Parallelwelt.........................167 Donnerstag Ein fast normaler Tag..............................171 Glanzlichter Kunterbuntes Narrenschiff......................176 visitamsterdam Kein Staub auf den Dächern Kein Staub auf den Dächern Wer in Amsterdam lebt, gerät ständig in Erklärungsnotstand: Warum gibt’s so oft orangefarbene Törtchen? Versinkt Amsterdam schneller als Venedig im Morast? Warum weiß niemand, wo Máxima ist? Warum ist hier alles so schmal? Oder was bedeutet es, wenn jemand sagt, die Menschen essen aus der Mauer? All dies ist ohnehin schon schwer zu beantworten, aber dann kommen auch noch die Freunde aus dem Ausland und wollen Aufklärung über die Geschichten, von denen sie irgendwo gehört und gelesen haben: die Fahrräder und die Drogen, die Baugruben und die Vaganten und die Taxifahrer. Wer das wirklich wissen will, setze sich auf eine Terrasse am Rembrandtsplein, halte seine Augen offen und ist schon mittendrin. Das ist die eine Seite. Und die andere? Keine Stadt, auch keine holländische, hat schönere Stadtkanäle, Grachten genannt, als Amsterdam. Am Grimburgwal, dem Zusammenfluss dreier Grachten, gibt’s eine Postkartenidylle pur: Das Dreigrachtenhaus aus dem Jahre 1601 mit einem besonders schönen Treppengiebel, bleiverglasten Fenstern, hölzernen Fensterläden, einer Fassade aus Ziegel- und Quaderstein – eine Idylle, die an die beinahe entrückte Sinnlichkeit der »kleinen Straße« von Jan Vermeer erinnert. So etwa sah Amsterdam aus, als Nieuw-Amsterdam, das Neu- Amsterdam, 1625 am Hudson von Peter Minuit aus Wesel 6 gegründet wurde und 1664 zu New York wurde. Amsterdam und New York, diese zwei Städte sind durch eine Nabelschnur miteinander verbunden. Allerdings blieb Amsterdam stets am Boden haften und träumt von der Schwesterstadt New York, die wie ein Schmetterling zu den Wolken strebt. Der Name Amsterdam benötigt kein schmückendes Adjektiv. Amsterdam sagt alles. Es ist international, visuell, beschwört Inhalte und poetische Bilder. Nur wenige europäische Städte wecken derart starke Emotionen wie Amsterdam. Kann eine Stadt schön sein oder kann man sie lieben? Diese Frage bringt viele in Verlegenheit. Eine vom Wasser geprägte Stadt hat jedenfalls einen Vorsprung: Wo Wasser ist, da ist Leben, da sind die Menschen sanfter, toleranter und offener. Bewegtes Wasser schärft den Verstand, lockert das Gefühl. An meinen ersten Besuch in Amsterdam erinnere ich mich noch gut. Als ich an der Gracht stand, glaubte ich in der schönsten aller Städte zu sein. Ohne Stadtplan habe ich mich treiben lassen und die Stadt wie ein Buch gelesen. Amsterdam ist eine offene Stadt, die vor Energie nur so vibriert, und wer hinsieht und hinhört, kehrt verändert zurück. Für trainierte Städte-Flaneure ist Amsterdam ein unterhaltsames, amüsantes, lehrreiches und turbulentes Ziel. Die Stadt ist quietschfarbig und grobkörnig, chaotisch und egalitär, unpathetisch und unhierarchisch. Die Schönheit einer Stadt erwächst nicht aus extravaganten Einzelbauten, aus architektonischen landmarks, sondern aus dem sowohl geplanten als auch gewachsenen Miteinander von Modernem und Geschichtlichem. Amsterdam hat ein altes Zentrum, das nicht etwa durch einen Dom oder ein Fürstenschloss beherrscht wird, sondern durch Hunderte von Bürgerpalästen, aber Amsterdam ist keineswegs auf diesen glänzenden Mittelpunkt beschränkt. Jeder, der an Amsterdam denkt, hat ein anderes Wunschbild im Kopf. Bei vielen ist es die Klischeevorstellung einer konfusen, verkifften, anarchischen, jungen und regellosen Stadt. 7 Ein Bild, das von den Amsterdamern selbst übrigens gerne gepflegt wird. Mega-Metropolen wie New York oder Hongkong elektrisieren, sind der Weltnabel für Trendsetter. Dublin stimmt so manchen melancholisch, Venedig und Petersburg verwirren durch ihre Anmut. München wird wegen seiner kulturellen Einrichtungen gerühmt. Und Städte wie Hamburg, Brügge und Amsterdam verdanken ihre Eleganz dem Wasser. Und so, wie wir heute ausschwärmen, um etwas bahnbrechend Neues zu erleben, war Amsterdam im so genannten »Goldenen Jahrhundert«, zwischen etwa 1575 und 1670, ein beliebtes Ziel. Menschen fahren eben dorthin, wo es schön ist. Diese Stadt, nach menschlichem Maß erbaut, ist ein Dorf und so verhalten wir uns dort auch. Dann kommt ein Bekannter, und wir trinken ein Glas Wein. Gemeinsam schauen wir den Booten nach und fangen an zu raten: Woher mögen sie wohl kommen. Welche weiten Wege haben sie zurückgelegt, welche Strapazen erduldet. Die Touristen sehen sich neugierig um, viele haben Kameras vor ihren Augen, einige winken freundlich den Booten zu, andere gucken den Mädchen nach, die Amazonen gleich an den Grachten entlangradeln, oder schauen einfach nur fasziniert auf die Fassaden der Puppenhäuser. Wir nehmen noch einen Schluck und genießen unser Glück. Amsterdam kennt jeder. Nur wenige Städte wirken auf Schüler und Studenten, auf Künstler und Pensionäre gleichermaßen so attraktiv. Die Stadt von Rembrandt, Mondrian, Nooteboom und Anne Frank fegt den Staub von den Dächern, verbindet die Sehenswürdigkeiten mit modernem Marketing. Die Stadt kann lieb und hart sein, zugänglich und verschlossen, inspirierend und entmutigend. Dorf und Weltstadt zugleich. Die zeitlos geniale Pfahlsiedlung hat schöne Ecken und unschöne Kanten. 8 Und das Wetter? Es wird vom milden Seeklima geprägt mit herrlichen Sommern, wunderbaren Herbsttagen und wenig Schnee. Wenn ich die Stadt genießen will, laufe ich durch den Jordaan, radele durch den Vondelpark oder gehe zu den Eilanden, den drei Inseln im Westen. Dort habe ich das Gefühl, Amsterdam und Nieuw-Amsterdam für mich allein zu haben. Wenn ich dann über das Wasser und die uralten Bauwerke blicke, fällt mir oft gar kein Grund mehr ein, warum ich zurückgehen sollte. Die Atmosphäre ist wie an einem fernen Ort im Nebel. An den Kais, an denen Hunderte von Booten schaukeln, Künstler in Lagerhäusern, Teer- und Salzsiedereien arbeiten sowie Katzen herumstreunen, riecht es nach allem. Amsterdam – eine Stadt wie ein Sanatorium unserer Sehnsüchte. 9 Der beste Platz Dorthin wo es schön ist Dorthin wo es schön ist Wie nähert man sich Amsterdam am besten? Es gibt viele attraktive Möglichkeiten. Etwa mit dem Flugzeug. Wenn der Flieger einen schönen Bogen fliegt, leuchten die gelben, blauen und roten Blumenteppiche hinter den Dünen. Und wenn Sie Glück haben, macht er auch noch einen Bogen über die historische Innenstadt. Was wir hier unten natürlich nicht so toll finden. Ich bevorzuge die Bahn. Da sitze ich komfortabel und sehe aus dem Fenster, vor allem dann, wenn der Zug die Stadtränder erreicht. Das sind natürlich die Schmutzränder. Amsterdam wächst an seiner Peripherie, irgendwo müssen die 735000 Einwohner ja leben. Auch hier wird alles größer, aber kaum etwas zu mächtig. Die neue Hafenfront ist keine futuristische Hochhauslandschaft. Die Stadt öffnet sich damit vielmehr wieder zum Wasser, von dem einst der Reichtum kam. Zur Linken erhebt sich wie der Bug eines Containerschiffes das grün glitzernde multimediale Metropolis Museum, ein spektakulärer Entwurf von Renzo Piano. Dahinter gibt’s ein wenig Seefahrerromantik: Aus dem Museumshafen ragen die hölzernen Masten der »Amsterdam« als geradezu pastorale Idylle. Es ist der Nachbau eines Vereenigde-Oost-Indische-Compagnie (VOC)-Schiffes, mit denen die Amsterdamer ihr Weltreich eroberten. 10 Endlich kommt auch die Centraal Station (CS), der Hauptbahnhof, in Sicht. Die Centraal Station wurde vom Architekten des Rijksmuseums auf einer künstlichen Insel im holländischen Renaissancestil erbaut. Die Schönheit des Gebäudes werden Sie nur schwer erkennen, denn der Bahnhof überrascht als Baugrube. Aber an dieser Stelle der Stadt liegt Amsterdam vor Ihnen. Rechts Taxen und Tausende von Fahrrädern, links Baustellen. Auch diese Stadt wird nie fertig. Diesmal entsteht eine neue Metrolinie, quer durch das Zentrum und mehr als dreißig Meter tief. Ein Zeichen dafür, dass die Stadt sich auf ihre sozialen, urbanen und kulturellen Ressourcen besinnt und europäische Modellstadt werden will. Wenn Sie auf Schiphol gelandet sind, ist es schneller und vor allem preiswerter, wenn Sie den Zug zum Bahnhof nehmen. Sie sind ja mit leichtem Gepäck angereist, also verzichten Sie lieber auf Taxis. Diese modernen Mietdroschkenfahrer können den ersten Eindruck, den ein neuer Ort auf die Reisenden macht, entscheidend prägen. Wer gleich mit Taxen negative Erfahrungen macht, bei dem bleibt ein bitterer Geschmack zurück. Bisher ist es keiner Behörde gelungen, Ordnung in das chaotische Taxi-System zu bringen. Vor Jahren durfte man die Chefs der Taxizentrale eine Bande von Kriminellen nennen. Sie ließen sich auch gerne in gestreifter Gefängniskluft fotografieren. Die meisten Taxler kennen die Stadt kaum, sprechen fast kein Niederländisch, haben oft nicht mal eine Prüfung abgelegt und veranstalten auf Kosten der Fahrgäste gerne Stadtrundfahrten. Manche Unternehmen »waschen« Geld. In Amsterdam werden sie schnell immun gegen jede Art von Kleinkunst. Das Zentrum ist voll davon. Sie werden empfangen von Musikanten mit Panflöte, Akkordeon und Didgeridoo, Trommeln aus Afrika. Gaukler überraschen mit ausgefallener Akrobatik, Radfahrer kurven in akrobatischen Schwüngen um Reisende herum und manchmal weht ein süßlicher Duft. Sie 11

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.