ebook img

Fünf Psychoanalytikerinnen. Frauen in der Generation nach Sigmund Freud PDF

154 Pages·2022·7.15 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Fünf Psychoanalytikerinnen. Frauen in der Generation nach Sigmund Freud

Nina Bakman Fünf Psychoanalytikerinnen Das Anliegen der Buchreihe Bibliothek der Psychoanalyse besteht darin, ein Forum der Auseinandersetzung zu schaffen, das der Psychoanalyse als Grundlagenwissenschaft, als Human- und Kulturwissenschaft sowie als klinische Theorie und Praxis neue Impulse verleiht. Die verschiedenen Strömungen inner- halb der Psychoanalyse sollen zu Wort kommen, und der kritische Dialog mit den Nachbarwissenschaften soll intensiviert werden. Bislang haben sich folgende The- menschwerpunkte herauskristallisiert: Die Wiederentdeckung lange vergriffener Klassiker der Psychoanalyse – wie beispielsweise der Werke von Otto Fenichel, Karl Abraham, Siegfried Bernfeld, W. R. D. Fairbairn, Sándor Ferenczi und Otto Rank – soll die gemeinsamen Wurzeln der von Zersplitterung bedrohten psychoanalytischen Bewegung stärken. Einen weiteren Baustein psychoanalytischer Identität bildet die Beschäftigung mit dem Werk und der Person Sigmund Freuds und den Diskussionen und Konflikten in der Frühgeschichte der psychoanalytischen Bewegung. Im Zuge ihrer Etablierung als medizinisch-psychologisches Heilverfahren hat die Psychoanalyse ihre geisteswissenschaftlichen, kulturanalytischen und politi- schen Bezüge vernachlässigt. Indem der Dialog mit den Nachbarwissenschaften wiederaufgenommen wird, soll das kultur- und gesellschaftskritische Erbe der Psychoanalyse wiederbelebt und weiterentwickelt werden. Die Psychoanalyse steht in Konkurrenz zu benachbarten Psychotherapiever- fahren und der biologisch-naturwissenschaftlichen Psychiatrie. Als das ambitio- nierteste unter den psychotherapeutischen Verfahren sollte sich die Psychoanalyse der Überprüfung ihrer Verfahrensweisen und ihrer Therapie-Erfolge durch die empirischen Wissenschaften stellen, aber auch eigene Kriterien und Verfahren zur Erfolgskontrolle entwickeln. In diesen Zusammenhang gehört auch die Wieder- aufnahme der Diskussion über den besonderen wissenschaftstheoretischen Status der Psychoanalyse. Hundert Jahre nach ihrer Schöpfung durch Sigmund Freud sieht sich die Psychoanalyse vor neue Herausforderungen gestellt, die sie nur bewältigen kann, wenn sie sich auf ihr kritisches Potenzial besinnt. Bibliothek der Psychoanalyse Herausgegeben von Hans-Jürgen Wirth Nina Bakman Fünf Psychoanalytikerinnen Frauen in der Generation nach Sigmund Freud Mit einem Vorwort von Ludger M. Hermanns Psychosozial-Verlag Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Originalausgabe © 2022 Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG, Gießen [email protected] www.psychosozial-verlag.de Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Umschlagabbildung: (von links im Uhrzeigersinn) Eva Rosenfeld, Grete Bibring, Joan Riviere, Grete Obernik, Fanny Lowtzky Umschlaggestaltung und Innenlayout nach Entwürfen von Hanspeter Ludwig, Wetzlar ISBN 978-3-8379-3164-8 (Print) ISBN 978-3-8379-7883-4 (E-Book-PDF) Inhalt Vorwort 7 Ludger M. Hermanns Einleitung 11 Joan Riviere (1883–1962) – Teil I 15 Übersetzerin zwischen Sigmund Freud und Ernest Jones: Wem dient die Frau? Joan Riviere (1883–1962) – Teil II 35 Kurt R. Eisslers Interview 1953 Grete Bibring (1899–1977) 53 Fragen und Sorgen im Briefwechsel mit Anna Freud Fanny Lowtzky (1873–1965) 71 Pionierin der psychoanalytischen Pädagogik in Palästina und Israel Grete Obernik (1893–1948) 93 Frühe Pädagogin und Psychoanalytikerin in Palästina Eva Rosenfeld (1892–1977) 113 Porträt im Spiegel ihrer Memoiren Danksagung 149 5 5 6 Vorwort 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Frauen haben in der psychoanalytischen Bewegung erst allmählich an 11 Bedeutung gewonnen, waren aber von Anfang an dabei. Ihre Haupt- 12 rolle spielten sie in der Frühzeit zumeist als Patientinnen, so Bertha 13 Pappenheim, Ida Bauer, Anna von Vest, Elfriede Hirschfeld, Fanny 14 Moser, Anna von Lieben, Emma Eckstein und Sabina Spielrein, um 15 nur einige zu nennen. Eckstein und Spielrein haben später selbst als 16 Psychoanalytikerinnen praktiziert. Frühe weibliche Mitglieder in den 17 allerersten europäischen psychoanalytischen Vereinigungen waren 18 Margarete Hilferding, Hermine Hug-Hellmuth und Lou Andreas- 19 Salomé in Wien, Karen Horney, Helene Stöcker, Else Voigtländer und 20 Anna Margarete Stegmann in Berlin sowie Mira Oberholzer und Sa- 21 lomea Kempner in Zürich und in Paris dann Anfang der 1920er Jahre 22 Eugenia Sokolnicka. In London wurden Joan Riviere und Alix Strachey 23 Mitglieder bald nach dem Ersten Weltkrieg. In Russland waren Vera 24 Schmidt und Tatjana Rosenthal die ersten weiblichen Mitglieder der 25 psychoanalytischen Vereinigung. 26 Bis zu seriöser Forschungsarbeit über Frauen in der Psychoanalyse 27 dauerte es sehr lange. Anna Freud und Melanie Klein, Helene Deutsch 28 und Karen Horney standen als erste im Fokus. Sabina Spielrein auf- 29 grund von Skandalisierung als missbrauchte Patientin C. G. Jungs und 30 Lou Andreas-Salomé mit ihrer geistesgeschichtlichen Sonderstellung 31 wurden eine große Aufmerksamkeit zuteil. Einen ersten Literaturüber- 32 blick verdanken wir Nancy Chodorow (1987) und Nellie Thompson 33 (1987). Sie eröffneten die Fragestellung. 1996 erschien das Standard- 34 werk zum Thema Die Frauen Sigmund Freuds von Lisa Appignanesi 35 und John Forrester in deutscher Übersetzung. 1998 fand in London 36 die 7. Internationale Tagung der Internationalen Gesellschaft zur Ge- 37 schichte der Psychoanalyse (AIHP/IAHP) statt, die dem Thema »Die 38 7 7 Vorwort Rolle von Frauen in der Geschichte der Psychoanalyse. Ideen, Praxis und Institutionen« gewidmet war. Ob sie die Forschung in Gang ge- bracht hat, ist schwer zu beurteilen. Aber in den letzten 25 Jahren gibt es eine Fülle von Einzelstudien zu Frauen der ersten, zweiten und drit- ten Generation der Psychoanalyse. An dieser Stelle will ich keine erschöpfende Bibliografie dazu vor- legen, möchte aber doch aufzählen, zu welchen Psychoanalytikerinnen in der deutschsprachigen Literatur biografisch veröffentlicht worden ist: Margarete Hilferding, Marie Bonaparte, Helene Deutsch, Mar- garet Mahler, Therese Benedek, Frieda Fromm-Reichmann, Anna Margarete Stegmann, Edith Jacobson, Marie Langer, Nelly Wolffheim, Paula Heimann, Hanna Segal, Joan Riviere, Edith Gyömrői, Gertrud Jacob, Käthe Draeger, Françoise Dolto, Edith Weigert, Greta Franken- stein, Esther Bick, Margarete Miriam Brandt, Salomea Kempner, Else Voigtländer, Annemarie Wolff-Richter, Tatjana Rosenthal, Sarah Nei- ditsch, Elisabeth Naef und sicher einige mehr. Im Biographischen Lexikon der Psychoanalyse hat Elke Mühlleitner 1992 sämtliche Biografien von Mitgliedern der Wiener Psychoana- lytischen Vereinigung bis zur Auflösung 1938 erfasst, darunter waren allein 37 Frauen. In meiner eigenen 1992 eröffneten Buchreihe Psy- choanalyse in Selbstdarstellungen wurde Psychoanalytikerinnen von Anfang an ein gebührender Raum gegeben. So finden sich in den 13 Bänden chronologisch die Autobiografien von Edeltrud Meister- mann-Seeger, Judith Kestenberg, Ruth Wilmanns Lidz, Margarete Mitscherlich, Martha Eicke-Spengler, Erika Danneberg, Edith Rai- sich-Jordt, Emma Moersch, Ingeborg Zimmermann, Lotte Köhler, Judith Dupont, Anna Ornstein, Lore Reich Rubin, Marion Oliner, Evelyne A. Schwaber, Anne-Marie Sandler, Hildegard Munzinger- Bornhuse, Anita Eckstaedt, Barbara Vogt, Ulrike May, Gemma Jappe, Christa Rohde-Dachser und Almuth Sellschopp (Hermanns, 1992– 2021). Eine wahre Fundgrube bietet das 1998 ersterschienene Buch von Christiane Ludwig-Körner Wiederentdeckt – Psychoanalytikerinnen in Berlin mit 16 heute großteils vergessenen Pionierinnen von Psy- choanalyse, Psychotherapie und psychoanalytischer Pädagogik in Berlin. Seit 2007 gibt es das von der Hamburger Psychologin Bri- gitte Nölleke unterhaltene und akribisch aktualisierte Web-Portal psychoanalytikerinnen.de, das umfassend weltweit die 8 8 Vorwort ten Psychoanalytikerinnen erfasst, mit einem kurzen biografischen 1 Abriss, meist Porträtfoto sowie bibliografischen Hinweisen zu Origi- 2 nalarbeiten und Sekundärliteratur. Es hat sowohl für die Forschung 3 wie auch für die schnelle Orientierung unschätzbaren Wert. Alles, 4 was von mir hier chronologisch zusammengetragen wurde, ist dort 5 systematisch geordnet nachzulesen. Verwiesen sei noch auf die Web- 6 seiten der Wiener Datenbank Psyalpha mit vielen Einträgen und auf 7 das Erinnerungstafelprojekt von Regine Lockot mitfreudinberlin, das 8 im Berliner Stadtbild bekannten Analytikern und Analytikerinnen, 9 die dort zeitweise gelebt haben, ein Denkmal setzt. Darunter sind 10 auch nicht so bekannte Randfiguren wie Ilse Seglow, Angela Rohr 11 und Nelly Wolffheim. Auf der zugehörigen Webseite werden Leben 12 und Werk knapp und anschaulich charakterisiert. 13 Heute hat sich die Bedeutung der Frauen in der psychoanalyti- 14 schen Welt vollkommen gewandelt. Nachdem mit der Gründung des 15 COWAP (Women and Psychoanalysis Committee) in der IPA im 16 Jahre 1998 eine eigene Pressure-Group noch notwendig und sinnvoll 17 erschien, stellen Frauen heute die große Mehrheit der Psychoanalyse 18 Praktizierenden weltweit. Die IPA wurde über 100 Jahre ausschließ- 19 lich von Männern geleitet. Jetzt ist nach Virginia Ungar aus Buenos 20 Aires mit Harriet S. Wolfe aus San Francisco die zweite Präsidentin in 21 Folge ins Amt gekommen, was den Bedeutungszuwachs von Frauen in 22 der psychoanalytischen Welt eindrucksvoll symbolisiert. 23 Im hier vorgelegten Buch hat die Schweizer Psychoanalytikerin 24 Nina Bakman Studien zu fünf Psychoanalytikerinnen der zweiten Ge- 25 neration versammelt, deren Geburtsjahrgänge alle noch im 19. Jahr- 26 hundert liegen: Fanny Lowtzky (*1873), Joan Riviere (*1883), Eva Ro- 27 senfeld (*1892), Grete Obernik (*1893) und Grete Bibring (*1899). 28 Für zwei von ihnen, Eva Rosenfeld und Joan Riviere, spielte Sig- 29 mund Freud eine große persönliche Rolle in ihrem Leben. Riviere war 30 seine Patientin und Übersetzerin, Rosenfeld gehörte als Analysandin 31 Anna Freuds in ihren Wiener Jahren quasi zur Familie Freud und war 32 bei manchen Urlaubsaufenthalten mit im Tross. Grete Bibring und ihr 33 Ehemann Edward begleiteten die Freuds nach der Annexion Öster- 34 reichs 1938 in die Londoner Emigration, um dann in die USA wei- 35 terzuwandern. Ein tragischer Kontaktabbruch, der von Grete Bibring 36 ihr Leben lang betrauert wurde. Fanny Lowtzky und Grete Obernik 37 hatten ihre Leitsterne in der nächsten Generation. Während Obernik 38 9 9

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.