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Friedrich Engels: Eine Biographie PDF

404 Pages·1934·21.036 MB·German
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Gustav Mayer FRIEDRICH ENGELS I FRIEDRICH ENGELS EINE BIOGRAPHIE von Gustav Mayer Erster Band: Friedrich Engels in seiner Frühzeit Zweite, verbesserte Auflage Springer-Science+Business Media, B.V 1934 Das Namen-und Sachregister fiir beide Bände befmdet sich am Schluß des zweiten Bandes Copyright 1934 by Springer Science+Business Media Dordrecht Ursprünglich erschienen bei Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands 1934. All rights reserved, including the right to translate or to reproduce this book or parts thereof in any form ISBN 978-94-017-7153-5 ISBN 978-94-017-7162-7 (eBook) DOI 10.1007/978-94-017-7162-7 Vorwort D ie Biographie als eine unter den Formen, in denen historisch Be deutsames sich auffangen und aufbewahren läßt, bindet überpersön liche Erscheinungen an die Lebenszeit und den Lebensraum einer be stimmten Persönlichkeit. Wie für sich selbst, so bedeutet diese Persönlichkeit auch für ihren Biographen Mittelpunkt und Grenze zugleich. Die Bio graphie als Kunstwerk, so lehrt uns Dilthey, solle den Standpunkt finden, "in welchem der allgemeine historische Horizont sich ausbreitet", während "für einen Wirkungs-und Deutungszusammenhang doch dies Individuum im Mittelpunkt bleibt". Dauernd solle das Bewußtsein der Grenzenlosig keit vorhanden sein und dennoch der Beziehungspunkt in diesem Individuum immer festgehalten werden. Aus solcher Einsicht ergab sich dem Meister geistesgeschichtlicher Betrachtung die Folgerung, daß die Kunstform der Biographie "nur aufhistorische Persönlichkeiten angewandt werden kann". Sehen wir von den großen Gestaltern des Staatslebens ab, so ent decken wir in der politischen Geschichte der neueren Zeit nicht allzu viele Persönlichkeiten, deren Werden und Wirken in biographischem Gewand vorzuführen eine bedeutende historische Aufgabe in sich schließt. Eine solche liegt unbestreitbar dort vor, wo Menschen :von starkem Wuchs an sichtbarem Platz mit ihrer Zeit oder mit ihrer geschichtlichen Umwelt Kämpfe zu bestehen hatten, die das Schicksal eines oder mehrerer Länder, vielleicht gar eines ganzen Kontinents eingreifend beeinflußten. Weit seltener sind in der Geschichte jene Fälle, in denen eingreifende Wirkungen ähnlichen Ausmaßes aus Kämpfen erwachsen, deren Tragweite erst die Nachwelt versteht. Dann handelt es sich um Kämpfe, die sich ursprüng lich, bis die realen Verhältnisse für sie reif wurden, vorwiegend, wenn auch nicht immer ausschließlich, in der Welt der Ideen abspielten und die sich schon aus diesem Grunde dem Verständnis besonders ertrag reich erschließen, wenn der Historiker sie um die Lebensgeschichte einer der repräsentativsten Persönlichkeiten gruppiert, die in der Mitte dieser Kämpfe stand. Ob Friedrich Engels eine historische Persönlichkeit in dem anspruchs vollen Sinne war, den Dilthey im Auge hatte, kann nicht das Vorwort zu dieser Biographie, sondern erst die Biographie selbst beantworten. Vielleicht wird man das Buch auch erst gelesen haben müssen, um die Überzeugung des la VI VORWORT Verfassers zu verstehen, daß die Lebensgeschichte von Engels und die von Marx, die aus den Quellen heraus bisher noch nicht geschrieben wurde, auf eine eigentümliche und deshalb fruchtbare Weise beitragen kann, das Wirken dieser heute schon der Weltgeschichte zugehörenden Persönlichkeiten zu erhellen, deren Gedanken in den letzten Jahrzehnten zahllose systematische Schriften untersuchten, zahllose politische in die Hölle versenkten oder in den Himmel erhoben. Mit soziologischen, philosophischen, ökonomischen oder gar politischen Werken der Art tritt das meine nicht in Wettbewerb. Es bescheidet sich bewußt auf jene Aufgaben, die zu lösen der biographi schen Form vorbehalten bleibt, weil diese sie am vollkommensten bewälti gen kann. Die enge geistige Symbiose von Marx und Engels legte die Er wägung nahe, ob in ihrem Falle nicht eine Doppelbiographie am Platze wäre. Doch so unlöslich die Gemeinschaft im Denken und Kämpfen war, die beide Männer zusammenschloß, trotzdem hatte von Ihnen ein jeder sein per sönliches Schicksal, seinen eigenen Weg, seine besondere Bedeutung. Die Geschlossenheit der Atmosphäre, die jedes einzelne Menschenleben um schließt, soll der Biograph nicht zerreißen. Das Bedürfnis, diese Ge schlossenheit so wenig wie möglich zu stören, bewahrte mich auch vor der Versuchung, zu Engels' Ansichten hier kritisch Stellung zu nehmen. Ebensowenig reizte mich jene die gebotenen Schranken zu leicht miß achtende Subjektivität zur Nachahmung, die ein heute beliebter Typus von Biographien für sieb in Anspruch nimmt. Die Kunstform der Biographie nötigt zur Selbstbescheidung. Dennoch bleibt dem Biographen, der Historiker sein will, in der Art der Durch dringung, der Auswahl und der Gestaltung seines Stoffes noch immer Frei heit genug, um die eigene geistige und darstellerische Subjektivität zu entfalten. Jeder Einsichtige wisse, so erklärt einmal Goethe, daß bei "merkwürdigen Menschen" "nur das Anschauen ihres besonderen Ganzen einen wahren Wert" habe, und dennoch versuche man immer aufs neue durch R~flexion und Wort ihnen etwas abzugewinnen. Indem ich unter ständiger Berücksichtigung des "allgemeinen historischen Horizonts" das "besondere Ganze", das Friedrich Engels heißt, anzuschauen mir zur Aufgabe machte, glaubte ich für meinen Teil am wirksamsten das Ver ständnis vertiefen zu helfen für den Zusammenhang zwischen dem Werden und Wirken dieses Mannes und der schicksalsschweren Zeit, in der uns auferlegt ist, den Lebenskampf zu bestehen. Mehr als zwanzig Jahre sind es her, seit ich begann, für dies Werk, dessen Ausarbeitung jahrelange Unterbrechungen erfuhr, den Stoff zu sammeln, dreizehn Jahre, seit ich den ersten Band erscheinen ließ. Wenn ich diesen Band jetzt gemeinsam mit dem zweiten neu herausgebe, so bewog mich dazu nicht allein, daß er im deutschen Buchhandel nicht mehr erhältlich ist, sondern auch der Wunsch, ihn in einiger Hinsicht umzugestalten und VORWORT VII in ihn das neue Material hineinzuarbeiten, das die Forschung seither zutage gefördert hat. Geringere Änderungen wird der aufmerksame Leser in fast allen, umfassendere besonders in den letzten Kapiteln wahrnehmen. Mag heute manche Linie schärfer herausgearbeitet erscheinen, das Gesamtbild, das die erste Auflage vom jungen Engels entwarf, erfuhr keine merkliche Änderung. Über das Material, auf dem der erste Band sich aufbaut, gibt das bei seinem erstmaligen Erscheinen verfaßte Vorwort Auskunft, das, wie es so üblich ist, hier neu abgedruckt wird. Auch der zweite Band schöpfte zu einem großen Teile aus ungedruckten oder erst kürzlich gedruckten Quellen. In liberalster Weise wurde mir der reiche Nachlaß von Engels selbst, der ebenso reiche von Marx, der Bebeis und anderer markanter Persönlichkeiten der sozialistischen Bewegung von dem Archiv der Sozialdemokratischen Partei in Berlin, viel ergänzendes handschriftliches und namentlich sonst kaum erreichbares publizistisches Material von dem Marx-Engels-Lenin-Institut in Moskau zur Verfügung gestellt, wohin mir 192.8 die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft eine Studienreise ermöglichte. Diesen Archiven wie auch dem Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem, wo ich einige Feststellungen machen durfte, sei für ihr Entgegenkommen mein Dank ausgesprochen. Nicht weniger warmen Dank weiß ich den vielen einzelnen Personen, die mir während der langen Entstehungszeit des Werkes Auskünfte, Rat, Belehrung erteilten. Aus ihrer Zahl greife ich hier mit Namen nur jene her aus, die mir noch von Engels' Persönlichkeit und von Gesprächen mit ihm Kunde geben konnten. Leider vermögen einige von ihnen nicht mehr zu prüfen, ob die Informationen, die ich von ihnen erhielt, richtig verwertet wurden. Nicht mehr am Leben sind Eduard Bernstein, Belfort Bax und Conrad Schmidt. Mein Dank erreicht noch Karl Kautsky, John Burns, Helmut von Gerlach und Adelheid Popp. Ferner gilt mein Dank den persönlichen Freunden, im Gespräch mit denen Einzelprobleme und manche Fragen der Disposition und des Stils sich mir klärten. Zuletzt ist es mir Bedürfnis, auszusprechen, daß ohne die jahrelange unermüdliche Hilfe meiner Frau dies Werk wohl schwerlich so bald seinen Abschluß gefunden hätte. Berlin-Lankwitz, am Silvestertage 1932. Gustav Mayer VIII VORWORT Vorwort zur ersten Auflage des ersten Bandes Der Weltkrieg, den niemand so frühzeitig vorausgesagt, niemand mit so wahren Farben im voraus hingemalt hatte wie Friedrich Engels, hing nur erst als eine Wolke, die sich nicht notwendig entladen mußte, am Himmel, als der größere Teil des ersten Bandes der Biographie, den ich hier der Öffentlichkeit übergebe, bereits auf dem Papiere stand. Darauf hat die Weltkatastrophe, die unserer ganzen Generation Schicksal wurde, auch in das Schicksal dieses Buches eingegriffen. Sie hat der Arbeit des Ver fassers Unterbrechungen von Jahren und Monaten aufgezwungen, sie hat ihn genötigt, ganze Abschnitte aufzulösen und wieder neu zu gestalten, weil die ungeheure Aktualität, welche die Engelssehen Gedanken mittler weile gewonnen hatten, in der ersten, in friedlicheren Zeiten entstandenen Niederschrift nicht überall zu ihrem Rechte gekommen war. Sorgfältig ver mieden wurde freilich auch jetzt, in die Darstellung auf eine dem Historiker nicht zukommende Weise Gesichtspunkte hinein zu interpretieren, die erst einer späteren Zeit angehören. In der sicheren Hoffnung, daß mein Buch bald nachfolgen werde, ver öffentlichte ich schon 1913 mit einigen einleitenden Bemerkungen in der Neuen Rundschau Engels' wichtige Jugendbriefe an die Brüder Graeber und 1914 in dem Archiv für Geschichte der Arbeiterbewegung und des Sozialismus den kleinen Aufsatz: Ein Pseudonym von Friedrich Engels. Über diese Veröffentlichungen sagt der nun heimgegangene Pranz Mehring in seiner Marx-Biographie, daß sie den jungen Engels sozusagen neu entdeckt hätten. Und wirklich möchte die Behauptung nicht übertrieben sein, daß bis zu den glücklichen Funden, von denen ich dort zuerst Kenntnis gab, nur ein paar dürre Daten und wenige lose, nicht weiter nachprüfbare Vermutungen über den Entwicklungsweg vorlagen, den Engels genommen hatte, bis er durch seine Beiträge zu den Deutsch-Französischen Jahrbüchern in die dauernde Verbindung mit Marx eintrat. Weil selbst solchen Männern, die Jahrzehnte hindurch im täglichen Verkehr mit dem älteren Engels gestanden hatten, alles Material fehlte, war der Versuch niemals unter nommen worden, den scheinbar endgültig verschütteten Weg auszugraben, den Engels in seiner "prähistorischen" Epoche selbständig zurückgelegt hatte. Daß ich es überhaupt versuchen durfte, diese Biographie in Angriff zu nehmen, verdanke ich an erster Stelle der Familie, aus der Friedrich Engels hervorgegangen ist und von der ihm wesentlichere Züge überkommen sind, als die oberflächliche Kunde, die man bisher besaß, vermuten ließ. Seitdem ich mit meinem Plan zum erstenmal an sie herantrat, habe ich bei VORWORT IX Herrn Dr. med. Walter Engels in Wandsbek und Herrn Kommerzienrat Herman Engels in Engelskirchen, den Neffen, sowie bei Herrn Emil Engels in Engelskirchen, dem GroßneffenFriedrichEngels', eine verständnisreiche, nachhaltige und ergiebige Unterstützung gefunden. Besonderen Dank schulde ich ferner Herrn Eduard Bernstein; er hat mir aus dem Engels Nachlaß, dessen einziger überlebender Verwalter er seit Bebeis Tode ist, wichtige ungedruckte Dokumente und Briefe zur Benutzung überlassen. Auch ermöglichte er es, dem Leser einen zweiten abschließenden Band dieser Biographie in Aussicht zu stellen, da er mir die unentbehrliche volle Benutzung des Engelssehen Nachlasses dafür zugesagt hat. Dem Vorstand den die Sozialdemokratische Partei vor ihrer Spaltung hatte, verdanke ich die Erlaubnis zur Benutzung des Marxschen Nachlasses und anderer hand schriftlicher Bestände des Partei-Archivs, der Direktion des Preußischen Staatsarchivs die Personalakten des Ministeriums des Inneren und des Berliner Polizeipräsidiums über Engels und Marx sowie mancherlei andere Archivalien. Berlin-Lankwitz, im Juni 1919 Gustav Mayer

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