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Frei von Erziehung, reich an Beziehung: Plädoyer für ein neues Miteinander PDF

208 Pages·2013·4.007 MB·German
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Reinhold Miller Frei von Erziehung, reich an Beziehung Reihe Pädagogik Band 49 Reinhold Miller Frei von Erziehung, reich an Beziehung Plädoyer für ein neues Miteinander CENTAURUS VERLAG & MEDIA UG Zum Autor: Reinhold Miller, geb. 1943, Dr., Dipl. Päd., Dipl. Theol. ist Beziehungsdidaktiker, Schulberater, Kommunikationstrainer, Supervisor und Coach. Über 30 Jahre haupt- amtlich in der Lehrerfortbildung. Referententätigkeiten im schulischen und außer- schulischen Bereich in der BRD, Österreich und der Schweiz. Er ist Autor zahlrei- cher pädagogischer Fachbücher. Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de ab- rufbar. ISBN 978-3-86226-238-0 ISBN 978-3-86226-989-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-86226-989-1 ISSN 0930-9462 Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Über- setzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages repro- duziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder ver- breitet werden. © CENTAURUS Verlag & Media KG, Freiburg 2013 www.centaurus-verlag.de Umschlagabbildung: Margarethe Miller Umschlaggestaltung: Jasmin Morgenthaler, Visuelle Kommunikation Satz: Vorlage des Autors Meiner Frau und meiner Tochter in Dankbarkeit für viele bereichernde Jahre intensiver Beziehung 5 Inhaltsverzeichnis Der Sinn meines Lebens besteht darin zu sein und nicht darin, andere zu verändern. Reinhold Miller Um was es mir geht 9 Einleitung: Erziehung früher und heute 13 I. Wie und wo Menschen sich erziehen 19 In der Familie 21 In der Schule 25 Im Beruf 30 In der Politik 33 In den Religionen 39 In den Medien 46 II. Warum Erziehung schädlich ist 51 Macht und Gehorsam 52 Wachstumsblocker und Fehlentwicklungen 58 Ein Ende mit Bestrafung und Belohnung 61 Andere motivieren: chancenlos! 69 Erziehungsbedingte Ängste 75 Lernen ohne Erziehen 82 III. Ohne ICH keine Beziehung zum DU 87 Das geliebte Kind 88 Ein selbstbewusstes ICH 92 Echt sein: Übereinstimmung von Gefühlen, Gedanken und Handlungen 98 Das weite Land 103 Autonomie als Ziel und Weg 107 7 IV. Erziehungsfreie Beziehung 113 Andere verändern? Nein! 113 Verstehen und verstanden werden 120 Hand in Hand: Vertrauen und Führen 127 Konflikte: Vom Zusammenstoß zur Lösung 132 Freiheit innerhalb von Grenzen 141 V. Miteinander reden können 151 Ping-Pong-Spiele ohne Verlierer 151 Klarheit und Transparenz 155 Auf alles gefasst sein 160 Sachlich bleiben geht nicht 163 Die Sprache des Körpers 167 Elektronisch kommunizieren 171 Mensch, ärgere dich nicht! 174 Von wem ich mich beleidigen lasse, bestimme ich 177 Bist du aber aggressiv! 182 Sich gut verabschieden 186 VI. Liebes-Beziehungen 193 Das unbeständige Verliebtsein 193 Die beständige Liebe 197 Bedingungen und Perversionen der Liebe 200 Liebesbeziehungen im Zeitalter der Globalisierung 205 Literaturverzeichnis 209 8 Um was es mir geht Erziehende: Sie sagen, was andere tun sollen Erzogene: Sie tun, was andere sagen Reinhold Miller Die Hälfte meines Lebens, 35 Jahre lang, bin ich erzogen worden und habe andere erzogen. In Oberbayern geboren, wurde mein gesamtes Kinderleben durch und durch von einer katholischen Erziehung bestimmt, geprägt, beherrscht. (Ich war bereits etwa 10, als ich mitbekam, dass es auch Evangelische gibt!) Gott war Anfang und Ende des Tages, die kirchliche Moral der Maßstab für die Lebensvollzüge, meine Eltern waren ihre behutsamen Begleiter und die Klerikalen penible und strenge Wächter des Glaubens. Mit elf Jahren kam ich in ein sog. Knabenseminar mit dem Ziel frommer Famili- enmitglieder, Priester zu werden. Die Erziehung dort erlebte ich als Hölle: streng, unnachgiebig, menschenverachtend, meine Seele missbrauchend. In der gymnasialen Oberstufe erlebte ich einige Lehrer als Partner: Statt mich zu missionieren, begleitete mich der Religionslehrer auf meinen religiösen Such- bewegungen; statt mich zu indoktrinieren verhalf mir der Geschichtslehrer zu ei- gener Meinungsbildung, und der Musiklehrer eröffnete mir Wege in die für mich unbekannte Neue Musik. Als Theologiestudent geriet ich wiederum in Erziehungsfänge, diesmal in Form katholischer Dogmatik und kirchlicher Absolutheitsansprüche, aus denen ich mich nach langen Kämpfen durch Flucht in die evangelische Theologie rettete in der Hoffnung, dort Befreiung zu erlangen. In (m)einer ersten Ehe schließlich ergaben sich häufig Erziehungswirrnisse, in denen meine Frau und ich gegenseitig Erziehende und Erzogene zugleich waren. Es brauchte bedeutsamer Entwicklungsschritte mittels Pädagogik- und Psycholo- giestudien und therapeutischer Tiefgänge, bis ich mich aus sämtlichen bisher ge- wohnten Erziehungskrallen, den eigenen und den fremden, befreien konnte. 9 Seit dieser Zeit lasse ich mich nicht mehr erziehen und erziehe auch nieman- den mehr, seien es Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Ich habe keine Absichten, andere Menschen zu verändern oder gar irgendwohin zu ziehen gemäß dem Motto: „Ich weiß, was gut für dich ist und du machst, was ich dir vorschreibe.“ Von dieser Haltung und Einstellung habe ich mich verabschie- det – ohne Verlust und mit großem Gewinn für mich und für Menschen, mit denen ich in Beziehung bin. Um mich herum jedoch behält Erziehung mit all den unfruchtbaren und schädlichen Ziehvorgängen nach wie vor in allen Gesellschaftsschichten, Alterstufen und Berufsbereichen die Oberhand und findet reichlich Anwen- dung, häufig in Form von Vorschriften, Anweisungen, Appellen, Geboten und Verboten. Dadurch bekommen Menschen – und noch einmal sei betont: von Kindheit an bis ins hohe Alter – selten wohlwollende Zuwendung, liebe- volle Zuneigung und selbst bestimmende Entfaltungsmöglichkeiten, sondern sie erfahren und erleiden Verquerungen, Verwerfungen, Verbiegungen, Um- formungen, Entwicklungshemmungen und Wachstumsstörungen physischer und psychischer Art. Sie werden gegängelt, geformt und verformt, manipu- liert und in ihrer Persönlichkeitsentfaltung erheblich ge- und behindert. Die Geschichte der Erziehung zeigt, wie sehr sie Misserfolge und Fehl- entwicklungen produziert: statt Selbstbestimmung erzeugt sie Gehorsam, statt Mündigkeit Unterdrückung, statt Zuwendung und Empathie körperliche und seelische Gewalttätigkeiten, statt Entfaltung psychische Atrophie, statt Lebenserhaltung Destruktion. Individuelle und soziale Wachstums- und Ent- wicklungsprozesse lassen sich nicht „ungestraft“ durch Erziehungseinflüsse kanalisieren, umleiten oder sogar ersticken: „Ganz besonders wurde ich immer darauf hingewiesen, dass ich Wünsche oder Anordnungen der Eltern, der Lehrer, Pfarrer usw., ja aller Erwachsenen bis zum Dienstpersonal unverzüglich durchzuführen bzw. zu befolgen hätte und mich durch nichts davon abhalten lassen dürfe. Was diese sagten, sei immer richtig. Diese Er- ziehungsgrundsätze sind mir in Fleisch und Blut übergegangen.“1 Seit vielen Jahren beschäftige ich mich aus persönlichen und beruflichen Gründen mit dem Thema Erziehung und mit den verschiedenen Formen und Auswirkungen zwischenmenschlicher Beziehungen. Inzwischen bin ich der 1 Auschwitzkommandant Rudolf Höß; in: Miller, Alice: Am Anfang war Erziehung. Frankfurt a. M. (Suhrkamp), 24. Aufl. 2010, S. 7. 10

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