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Französische Schicksalsnovellen des 13. Jahrhunderts : La chastelaine de Vergi, La fille du comte de Pontieu, Le roi Flore et la belle Jehanne PDF

257 Pages·1986·25.921 MB·German
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Französische >Schicksalsnovellen< des 13. Jahrhunderts La chastelaine de Vergi La fille du comte de Pontieu Le roi Flore et la belle Jehanne übersetzt, eingeleitet, mit einer Bibliographie und Anmerkungen versehen von Friedrich Wolfzettel Wilhelm Fink Verlag Klassische Texte des Romanischen Mittelalters in zweisprachigen Ausgaben Begründet von Hans Robert Jauß und Erich Köhler f In neuer Folge herausgegeben von Reinhold R. Grimm und Henning Krauß Band 26 Französische >Schicksalsnovellen< des 13. Jahrhunderts La chastelaine de Vergi La fille du comte de Pontieu Le roi Flore et la belle Jehanne übersetzt, eingeleitet, mit einer Bibliographie und Anmerkungen versehen von Friedrich Wolfzettel Wilhelm Fink Verlag ISBN 3-7705-2255-9 © 1986 Wilhelm Fink Verlag, München Satz: AdLitteras, Gauting Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Buchbinderische Arbeiten: Graph. Betrieb F. Schöningh, Paderborn INHALT Einleitung 7 Bibliographie 75 Texte 81 La chastelaine de Vergi 82 La fille du comte de Pontieu 130 Le roi Flore et la belle Jehanne 168 EINLEITUNG Altfranzösische Novellistik? Der hier vorgelegte Band vereinigt drei, auf den ersten Blick recht un terschiedliche Erzählungen des französischen 13. Jahrhunderts (eine in Achtsilberversen, zwei in Prosa), die zumindest insofern thema tisch miteinander verwandt erscheinen, als sie Problemfälle der Liebe und Ehe und nicht zuletzt die Stellung der Frau zum Inhalt haben; wir haben diesen Aspekt in anderem Zusammenhang gesondert be handelt.1 Leitender Gesichtspunkt war bei der Auswahl die Beschrän kung auf Beispiele, die man vage mit dem Etikett »realistisch-psycho logisch« charakterisieren könnte und die weder Reste eines »merveil leux« folkloristischen oder legendarischen Ursprungs aufweisen, noch Realistik mit den Mitteln schwankhafter Komik anstreben. Anders als in den Liebesnovellen des französischen Mittelalters (1919), die der Übersetzer und Herausgeber Georg Goyert aus allen möglichen Gat tungsbereichen zusammenstellt, sind damit lau dit, fablel oder fabliau u.a. von vornherein ausgeschlossen, auch wenn sicherlich leicht Grenzfälle wie z.B. der rein psychologische Lai de l'Ombre oder der von Oskar Roth (1978) unter dem Stichpunkt »Novellistik« angeführ te »conte« Des trois chevaliers et du chainse von Jacques de Baisieux zu finden gewesen wären. Tatsächlich ging es auch nicht um die witzige, pointierte Kurzerzählung, die die spätmittelalterliche Tradition weit gehend beherrscht und ihren genetischen Bezug zu Schwank und Exempel nicht verbergen kann, sondern um jene Form der ernsten Schicksalsnovelle, die spätestens seit Boccaccio auch und in immer Verf., Thematisierungen der Ehe in der französischen "Novellistik* des 13. Jahrhunderts, in: Liehe — Ehe — Ehebruch in der Literatur des Mittelalters, hrsg. von X. v. Ertzdorff/M. Wynn, Gießen, W. Schmitz, 1984, S. 41-55. 7 stärkerem Maße die neuere europäische Novellentradition geprägt hat. Gröber a spricht diesbezüglich von der »Darstellung eines Le bensschicksals in kürzerer Fassung als im Roman«: »Als Nacherzäh lung von Schicksalen sind die Novellen ernst, heroisch, immer ro mantisch und, da von sittlichen Grundgedanken eingegeben, auch moralisierend. (...) Das Poetische liegt bei ihnen im Stoff (...).« Ist da bei die Versnovelle La chastelaine de Vergi dramatisch-episodisch, so liegt den beiden Prosaerzählungen La fille du comte de Pontieu und Le conte dou roi Flore et de la biele Jehane ein biographisches Muster zu grunde; in allen Fällen scheint jedoch die Gewichtung des Schicksal haften auch die Thematisierung der Zeit zu bedingen. Ob diese beiden Möglichkeiten ernsthaft novellistischer Gestaltung einer Lebenspro blematik von den gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstehenden, pro- venzalischen novas und vidas beeinflußt sind, wie man neuerdings oft annimmt, muß hier offenbleiben. Kann man aber wirklich von Novellen sprechen? Ein Blick auf den Wirrwar der Bezeichnungen in der Mediävistik ist eher entmutigend. Grundsätzlich scheint der Novellenbegriff eher von deutschen For schern und in älterer Zeit gerne gebraucht worden zu sein, während man heute vorsichtig von récits brefs oder genres narratifs brefs1 u.a. spricht, um jede unhistorische Festlegung zu vermeiden. Doch auch innerhalb dieser Tendenzen herrscht keine Einheitlichkeit. Selbst bei der Chastelaine de Vergi ist der Begriff »Versnovelle« bzw. »nouvelle courtoise« — so bei Lorenz (1909), Bombe (1912), Frappier (1945), Lange (1966), Lakits (1966) — nicht unumstritten. Bei dem maßgebli chen Herausgeber G. Raynaud (1892) ist von einem »roman à clef« die Rede; Rychner (1980) bevorzugt den neutralen Begriff »récit court«, Krömer (1973) erwähnt das Werk nur kurz im Zusammenhang mit la Gustav Gröber, Grundriß der romanischen Philologie, Bd. II, 1, Strassburg, Trübner, 1902, S. 992. 2 Vgl. hierzu die Akten des Kolloquiums von Amiens, April 1979 Le récit bref au moyen âge, hrsg. von Danielle Buschinger, Paris, Champion, 1980; darin besonders Jean-Charles Payen, Lai, fabliau, exemplum, roman court: pour une typologie du récit bref aux XHe et XHIe siècles, S. 7—24. 8 den Lais, besonders dem Lai de Lanval, und hält sich im übrigen an traditionelle Gattungsbezeichnungen, die schließlich unter dem Ober begriff »mittelalterliche Kurzerzählungen« zusammengefaßt werden. Whitehead (1961) und Stuip (1970) vermeiden offensichtlich ängstlich jede Charakterisierung. Anders argumentieren Tiemann (1961) und Roth (1978), die durchaus von Vorformen der Novellistik sprechen, wobei merkwürdigerweise die Chastelaine, die bei Roth als prominen tes Beispiel erwähnt wird, bei Tiemann vergessen scheint. Bédier (1927) verwendete die neutrale Bezeichnung »conte«, während Payen (1973) wieder ausschließlich den Terminus »roman« benützt. Was die beiden Prosaerzählungen oder -novellen betrifft, die 1856 von Moland und D'Héricault in die Sammlung der Nouvelles fran çaises ... aufgenommen wurden, so fand das Beispiel der Herausgeber in der neueren französischen Mediävistik zunächst wenig Nachah mer; entscheidend ist hier offenbar auch nicht eine bestimmte Form, sondern allein die Abfassung in Prosa, so daß auch eine legendarische Erzählung wie Amis et A mile oder die parodistische Erzählung Aucas- sin et Nicolete als »Novellen« erscheinen. Während J. Ch. Payen übri gens 1968 von »romans édifiants« spricht und die Fille du comte de Pontieu in der Literaturgeschichte von 1970 als »conte« bezeichnet, der »vers le mauvais roman d'aventures« tendiere , findet man in der ebenfalls von Payen zusammen mit Jacques Roger 1969 herausge brachten Histoire de la littérature française plötzlich wieder den No vellenbegriff, der problemlos an Moland und D'Héricault orientiert ist und daher auch nur die Prosaerzählungen des Hochmittelalters meint: »nous utilisons le mot, (...) pour désigner, dès le XHIe siècle, de brefs récits en prose, nés peut-être à l'imitation de la nova occitane«, wobei die Definition der letzteren offensichtlich stellvertretend auch 3 W. Krömer, tiurzerzählungen und Novellen in den romanischen Literatu ren bis 1700 (Grundlagen der Romanistik, 3), Berlin 1973, S. 42. 4 Jean-Charles Payen, Le Motif du repentir dans la littérature française mé diévale (des origines i 1230) (Publications romanes et françaises, XCVIII), Genève, Droz, 1968, S. 483. 5 Le Moyen Age, I: Des origines â 1300, Paris, Arthaud, 1970, S. 179. 9 hier gilt: »une courte histoire d'amour«, die »un sujet unique« in ei nem »développement exempt de toute vulgarité, mais non sans réalisme dans la peinture de l'amour« vorstellt.6 In ähnlicher Weise war auch W. Söderhjelm in der Einleitung zur französischen Novelli stik des 15. Jahrhunderts 1910 dem Verständnis von Moland und D'Héricault gefolgt und hatte die Chastelaine im Gegensatz zu den Prosanovellen als »petit roman« bezeichnet . Auch Winkler spricht (1924) nach dem Herausgeber Clovis Brunei von der »Novelle von der Tochter des Grafen von Ponthieu«, während R. Levy (1935) in bezug auf die Geschichte vom König Flore die Bezeichnung »conte« vor zieht. Die Beispiele, die leicht erweitert werden könnten, mögen ge nügen. Da der Novellenbegriff historisch erst mit den Cent Nouvelles Nou velles um 1462 nach italienischen Vorbildern in Frankreich eingeführt wurde, kann seine Verwendung in einer früheren Epoche nur mit gat tungsspezifischen Argumenten und aus genetischer Sicht gerechtfer tigt werden, wobei es ohnehin naheliegen würde, vorsichtiger von Vor- oder Frühformen der Novelle zu sprechen, da die rezeptions soziologischen Bedingungen für novelleskes Sprechen im Frankreich des 13. Jahrhunderts noch nicht oder erst in Ansätzen gegeben sind und die Gattung mithin nur idealistisch, nicht mit ihrem »Sitz im Le ben« begründet werden müßte. Andererseits ist die mittelalterliche Begrifflichkeit bekanntlich aus moderner Sicht unscharf und sogar verwirrend, da die Gattungsbezeichnungen nicht kategorial im Sinn einer Inhalt-Form-Dialektik verstanden werden8. Hinzu kommt, daß gerade im Bereich der epischen Kleingattungen die Gattungsgrenzen im 13. und 14. Jahrhunden immer durchlässiger werden, was z.B. Jacques Ribard an den Lais des Jean de Condé gezeigt hat: Für den Histoire de la littérature française, I (collection U), Paris, Colin, 1969, S. 109 und allgemein zur Novelle S. 109—111. M.W. Söderhjelm, La Nouvelle française au XVe siècle (Bibliothèque du XVe siècle, XII), Paris, Champion, 1910, S. 6. Siehe hierzu H.R. Jauß, Litérature médiévale et théorie des genres, in: Poéti que 1(1970) S. 79-101. 10

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