F. SCHIECKS GRLlNDRISS J)ER. AUGENHEILKUNDE F U R S 'I' U DIE D E HE~ IN ZEHNTER AUFLAGE NEU BEARBEITET VON DR. E. ENGELKING 0. PROFESSOR DER AUGENHEILKUNDE IN HEIDELBERG MIT l47 ZUM TEIL FARBIGEN ABBILDUNGEN SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG GMBH 1947 ERNST ENGELKING BIELEFELD, 5. 5. 1886 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN. COPYRIGHT 1930, 1939 AND 1947 BY SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG URSPRÜNGLICH ERSCHIENEN 1930, 1939 AND 1947 BY SPRINGER-VERLAG OHG. IN l!ERL IN, GÖTTINGEN AND HEIDELBERG SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 10TH EDITION 1947 ISBN 978-3-662-41623-5 ISBN 978-3-662-41622-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-41622-8 VERÖF.FENTLICHT UNTER ZULASSUNG NR. US-W-1093 DER NACHRICHTENKONTROLLE DER MILITÄRREGIERUNG. 5000 EXEMPLARE. DRUCK DER UNIVERSITÄTSDRUCKEREI H. STÜRTZ AG., WÜRZBURG (UNTER VERWALTUNG DER AMERIKANISCHEN MILITÄRREGIERUNG) Vorwort zur siebenten Auflage. Gerade zwanzig Jahre sind verstrichen, seitdem ich die erste Auflage des Grundrisses hinausgehen ließ. Im Rückblicke auf diese Zeit kann mit Befriedigung festgestellt werden, daß meine Absicht, dem Stu dierenden es zu erleichtern, daß er dem Unterricht folgen kann und das in der klinischen Vorlesung Gehörte und Gesehene besser behält, Ver wirklichung gefunden hat. Kürze der Ausdrucksweise, Betonen des Wichtigen, Weglassen alles weniger Wichtigen, instruktive Abbildungen waren mein Ziel beim Abfassen des Grundrisses. Demgemäß habe ich nur dort Theorien ein geflochten, wo sie unmittelbar Lehrzwecken dienen. Ja, ich habe es von diesem Gesichtspunkte aus auch für erlaubt gehalten, Auffassungen wiederzugeben, welche zwar nicht allgemeine Anerkennung gefunden haben, dafür aber dem Studierenden das Verständnis für das krankhafte Geschehen näherbringen, ohne daß der Wirklichkeit ein Zwang angetan wird. Auch die pathologische Anatomie ist nur insoweit berücksichtigt, als es innerhalb des gesteckten Zieles notwendig war. Die vorliegende siebente Auflage erscheint nicht nur durch Umarbeit des Textes dem heutigen Standpunkte der Augenheilkunde angeglichen, sondern vor allem durch Vermehrung und Neugestaltung der Abbildungen, vorzüglich aller Zeichnungen des Augenhintergrundes, wesentlich verändert. Herrn Universitätszeichner W. FREYTAG, dem allzeit bewährten und bestens bekannten Mithelfer an zahlreichen medizinischen Büchern, sage ich meinen besonderen Dank. Würzburg, im Januar 1939. F. SüHIEt:K. Vorwort zur zehnten Auflage. ln einer Notzeit wie der unsrigen, in der man kein Lehrbuch der Augenheilkunde kaufen. kann, bedarf die Neuherausgabe dieses Grund risses, der sich bei den Studierenden seit Jahrzehnten einer besonderen Beliebtheit erfreut, selb,.;t dann keiner Rechtfertigung, wenn man grund sätzlich vom Lernenden <lie Benutzung eines vollständigen Lehrbuches fordert und vorausReb:t. Ich bin deshalb nach d.ellt Tode ScHIECKH gern der Aufforderung des Springer-Verlages nachgekommen, eine neue Auflage vorzubereiten. Die DurchRiebt ergab, daß eine Neubearbeitung unumgänglich war. [eh habe aber den Ges<tmtcharakter des Buches und alles Wertvolle an Text und Abbildungen erhalten zu sollen geglaubt. Mein Ziel war, dem Studenten so schnell als möglich wieder ein Mittel in die Hand zu geben, das ihn in den Stand setzt, die Vorlesung der Augenheilkunde auch dann mit Erfolg awmützen zu können, wenn ihm umfangreichere Werke nicht zur Verfügung ;;tehen. Heidelberg, Dezem her 1946. E. ENGELKINO. Inhaltsverzeichnis. Seite Das Sehorgan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bau des Bulbus S. l.-Das BlutgefäßsystemS. 5.-Die Nerven des Sehorgans S. 8. - Der intraokulare Flüssigkeitswechsel S. 8. Die Untersuchungsmethoden des Auges . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Objektive Untersuchungsmethoden . . . . . . . . . . . . ...... . 9 Fokale Beleuchtung S. 9. - Augenspiegeluntersuchung S. 10. - Spiegeln im aufrechten Bilde S. 10.-Spiegeln im umgekehrten Bilde S. 11. 8ubjektive Untersuchungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Sehschärfe S. 12.-Gesichtsfeld S. 14.-Farbensinn S. 15.-Unter suchung des Farbensinnes S. 17. -Lichtsinn S. 17. Bdraktion und Akkommodation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Dioptrienrechnung S. 19. - Sphärische und zylindrische Gläser S. 19. Die einzelnen Refraktionsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2G Ernmetropie S. 20. -Myopie S. 20. -Hypermetropie S. 23. - Astig matismus S. 25. Die objektive Refraktionsbestimmung . . . . . . . . . . . 27 Spiegeln im aufrechten Bilde S. 27. - Skiaskopie S. 2S. Die Akkommodation . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Presbyopie S. 31. - Akkommodationslähmung S. 31. Die Erkrankungen der Lider . . . . . . . . . . 32 Chalazion, Hordeolum, Blepharitis S. 34. - Ectropium, Entropium ~- 35. - Lidoperationen S. 36. Die Erkrankungen der Tränenorgane . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31:! Die Erkrankungen der Bindehaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Normale Anatomie S. 41. - Conjunctivitis simplex S. 44. - Trachom S. 45. - Badconjunctivitis S. 49. - Gonoblennorrhöe S. 49. - Einschluß blennorrhöe S. 51. -Diphtherie S. 51. - Skrofulose S. 52. -Frühjahrs katarrh S. 55. - Tuberkulose S. 55. - Tumoren S. 55. - Flügelfell S. 56. Die Erkrankungen der Hornhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 ~ormale Anatomie S. 56. - Fremdkörper S. 57. - Hornhautinfiltrat S. 58.-Ulcus corneae S. 60. -Ulcus serpens S. 62.. - Nubecula, Macula Leucoma, Staphyloma corneae S. 65.-Kcratokonus S. 67. - Ulcus catar rhale 8. 69. - Keratitis scrophulosa S. 70. - Herpes corneae S. 70. - Keratitis parenchymatosa S. 73. - Degenerative Hornhauterkrankungen S. 75. - Keratomalacie S. 76. - Keratitis e lagophthalmo S. 76. - Keratitis neuroparalytica S. 76. Die Erkrankungen des Uvealtractus ....... . 76 ~ormalc Anatomie S. 76, S. 86. Anatomische und physiologische Bemerkungen übür Iris und Pupille 76 Amaurotische Starre S. 78. - Reflektorische Starre S. 78. -Absolute Starre S. 78. Erkrankungen der Iris und des Corpus ciliarc . . . . . . . . . . . . . 78 Iritis serosa S. 79. - Iritis fibrinosa, plastica K HO. - Seclusio, Occlu sio pupillae S. 81. -Iritis suppurativa S. 82. -Iritis syphilitica S. 83. - Iritis tuberculosa S. 84. - Iritis rheumatica S. 84. - Verletzungen der Iris S. 85. - Tumoren S. 86. Erkrankungen der Aderhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Anatomie S. 87.-Chorioiditis S. 89.- Sklerose der Aderhautgefäße S. 92. - Choriorctinitis S. 92. - Tumoren S. 93. Inhaltsverzeichnis. V Seite Die Erkrankungen des Glaskörpers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Mouches volantes S. 95.-Glaskörpertrübungen S. 95.-Blutungen S. 95. Die Erkrankungen der Retina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Normale Anatomie S. 95.-~rnährung der Netzhaut S. 97.-Fundus hypertonicus S. 97. ---Retinitis angiospastica, Retinitis albuminurica S. 98. Embolie der Zentralarterie S. 101. --Thrombose der Vena centralis S. 103. Periphlebitis retinae. ,Juvenile rezidivierende Glaskörperblutung. Retinis proliferans S. 103. -Retinitis diabetica S. 105.-Pigmentdegeneration der Nt>t-zhaut S. 106. -- Rf't,initis durch Allgemeirwrkrankungen S. 107. - ~etzhautablösung ~-lOH. - Tumoren S. 112. lliP B;rkrankungen der Sehnerven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Normale Anatomie S. 113. - Neuritis nervi optici l:l. 115. -Neuritis retrobulbaris S. 1 Hi. - Stauungspapille S. 119. - Sehnervenatrophie 8. 122. - Markhaltige NPrvenfasem S. 124. -- Tumoren S. 124. Ili<· Erkrankungen dt>r Sehbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Verlauf der fkhbahn ~- l2ii. - IJir l'upillPnhahn ~- 127. - Hemi anopsien S. 128. DiP Erkrankungen dPr Linse .......... _ .......... l2H Entwicklungsgeschichte, normale Anatomie 1::1. 128. - Linsentrübung (Katarakt) S. 130. - Angeborene Katarakte S. 131. - Erworbene Kata rakteS. 133.-Der Altersstar 8. 133.-Der Wundstar 8. 136.-Ursachen der Katarakte fl. 136. -- Staroperationen S. 137. - Cataraeta seeundaria S. 139. --- Lagt>veränderungen der Linsp R. 141. Die l<~rkrankungen dN Orbittt . . . , . . . . . . . . . . . . _ . . . . 143 Entzündliche Prozesse der Orbita ~- 143. - Panophthalmie S. 14a. - Tumoren S. 144. ---- Exophthalmus und Enophthalmus S. 141i. DiP Erkrankungen dm- Augpnmuskeln. . , . . . . . , . . . . . . . . . l4ii Die Ruhelage dpr Augen S. 14fi. - Binokularer 8ehakt S. 146. -Be gleitschiPlen S. 14(i. -Strabismus convergens S. 147.-Strabismus diver gens S. 147. - Behandlung des Begleitschielens S. 148. - Lähmungs schielen S. 148. - DoppeltsehenS. 149.-Physiologie der Augenmuskeln 1'1. 151. --- Augenmuskellähmungen S. 155. - Begleit- und Lähmungs HehielPn H. 157.--FrRaehen dpr Augenmuskellähmungen s_ lli7. - Nv- stagmus S. 159. · ( Haukorn (grüner Star) . , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . _ . lii!l Tonometer 8. 161.-1:-iekundäres Glaukom 8. 161.-Primäres Glaukom N. 162.-Glaukomvollbild S. 162.-Glaukomanfall (Glaucoma inflamma torium, aeutum) S. 163. --- Glaueoma simplex S. l6fl.- Hydrophthalmus S. 167. - Therapie dps Glaukoms S. 168. Entwieklungsgeschichk dPs AngeR 170 Die MißbildungeiL des Ang!•s . . , . . . . 172 VerPrhbare Augenleiden . . . . . , . , . 174 \'Prletzungen des Auges und sympathische Ophthalmie 175 Einwirkungen stumpfer Gewalt 8. 175. --Perforierende Verletzungen S. l7ti. -- lntraokulare J1'remdkörper S. 176. - fnfektion mit Eitererregern 1::1. 17H. - Sympat,hischP OphthalmiP 8. 179. SaehverUi!:hnis .......................... 183 VT li:ammerwlnkel N tzb ut und dahinter derhaut ., ~ 8.. Hintere E Zonula "" ~ \'ordere ehnen•enpapllle " < hocrveo· scheide Puplllo Gla körl"'rraum Cornea lrlo Sclert• Corpus clllar Lln>buo' Conlunctlva l>ulbl Abb. 1. Waagerechter schematischer Durchschnitt durch den linken Augapfel (von oben gesehen). Das Sehorgan. Das Auge :'lchließt al" wesentlichen Teil des Sehorgans einen nach vorne geschobenen Gehirnteil, die lichtempfindliche Netzhaut, ein, der außerhalb der das Zentralnervensystem sonst schützenden Knochen kapselliegt, weil seine Funktion ttn die unmittelbare Einwirkung elektro magnetischer Schwingungen gebunden ist. Lb R L p l1 .Abb. 2. Temporale Hälfte des rechten .Augapfels (nach einem Lehrmodell; die Linse ist nicht durchschnitten). Lb Linsenaufhängebänder, zirkulär um den Linsenrand angeordnet. R Regenbogenhaut. L Linse. P Pupille. H Hornhaut. Vk Vordere Augenkamme r. G Innerer, von Glaskörper ausgefüllter Hohlraum. Lh Lederhaut . .A .Aderhaut. N Netzhaut (da zwischen Pigmentschicht). S Sehnerv. SE Sehnerveneintritt. F Stelle des schärfsten Sehens (Fovea). Bei jeder Blickrichtung ist den einzelnen Netzhautstellen eine be stimmte Richtung in den Raum zugeordnet: sie haben einen Raumwert. Die räumliche Unter:'lcheidung und Ordnung der durch das einfallende Licht bedingten Sinneseindrücke nennen wir Sehen. Der Augapfel enthä,lt bildentwerfende und bildaufnehmende Organe. Zu den er::~teren rechnen die brechenden Medien: Hornhaut, Kammer wa-;ser, Linse und Gla'lkörper. D,t-; bildaufnehmende Organ ist die ~etzhaut (Retina). In ihr \Vird der physikalische Reiz vermittelst photo chemischer Prozesse in einen nervösen Reiz umgewandelt. Der ihn weiterleitende Sehnenr (Nervus opticus), das Chiasma nervorum, die Tractus optici und intracerebralen Bahnen über den Thalamus opticus und die GR.ATIOLETsche Seh-;trahlung bis in die Hinterhauptsrinde bilden die nervöse Leitung. Hier, im Sehzentrum, befinden sich die Substrate Schieck-Engelking, Grundriß der .Augenheilkunde. 10 . .Auf!. 2 Das Sehorgan. der bewußten Lichtempfindung. Eine Anzahl übergeordneter Bahnen, die von hier ausgehen und das Sehzentrum mit anderen Hirnteilen ver binden, sorgen für die weitere Verarbeitung der optischen Eindrücke -.; ;g, I .:".:' ~ - ~ :: "' " ~ ~ ~ ",0.;': ~.",' !!! "' ~ .<::: ~ "' <·>if "' " 1":! ~.. ~ ~ "."0..' .Q.>d. I .Q>dIi .E f; "ji; ~" >""0<':' "88' 8"'"8' ':"; " " "3 " ~ ~... "0"' ~c:; .".E.. .."..§.. e~- " ·z •"iio0 .<!"::l:' ,,.<""Q::'; ~~ "u ""' OE ~ ::! P..i Pi ~ ... c; f f e;g ""..'.' 'E" 0 p0 p0 ...,. 0"."0 ,' ..; ..; EE p""", .~!:l ,-<Q=tj -"c":' I"f'< ' :; ~ " ~ < fi " 0 und ihre Einordnung in den Gesamtkomplex der Erfahrung (psychische Leitung). Jeder überschwellige Lichtreiz, der zur Hirnrinde gelangt, hinterläßt wahrscheinlich in ihren Zentren gewisse dauernde Verände rungen (Engramme). Das Sehorgan. 3 Der Augapfel erhält seine Gestalt durch eine kugelige Hülle festen Bindegewebes, die vorn von der durchsichtigen :Hornhaut (Cornea), weiter rückwärts von der weißen Lederhaut (Sclera) gebildet wird. Die Hornhautkrümmung hat einen etwas kürzeren Radius (8 mm, = -12 Di optrien) als die übrige Bulbuskapsel, so daß die Cornea wie ein Uhrglas der Hornhautwandung eingefügt ist. An ihrem Rand befindet sich deshalb eine seichte Rinne (Limbus corneae). Hinter der Cornea liegt die vordere Augenkammer, die begrenzt wird von der Hornhauthinterfläche, dem Kammerwinkel, der Irisvorderfläche und, im Bereich der schwarzen Pupille, der Linsenvorderfläche (Abb. l). Der funktionell wichtige Kammerwinkel findet sich dort, wo die Hornhautrückfläche zur Iris umbiegt. Er ist unseren Blicken dadurch entzogen, daß die weiße Lederhaut vorn etwas auf Kosten der durch sichtigen Hornhautoberfläche übergreift und den Kammerwinkel ver deckt. Die Umschlagstelle der :Hornhaut zur Iris wird vom Ligamentum pectinatum gebildet. Dem Kammerwinkel entlang und von diesem durch das genannte Ligament und einige Lagen Bindegewebszüge ge trennt zieht in den tieferen Lagen der Hornhaut-Lederhautlamellen der ScHLEMMsehe Kanal. Er bildet einen ringförmigen Sinus. In ihn tritt das durch die Bälkchen des Ligamentum pectinatum abgefilterte Kammer wasser ein, um auf der Bahn der Venen das Auge zu verlassen (Abb. 2). Hinter der Pupille befindet sich in der tellerförmigen Grube des Glaskörpers die Linse, die durch die zarten Fasern der Zonula Zinnii an den Ciliarfortsätzen des Corpus ciliare befestigt ist. Linsenvorder fläche, Zonula Zinnii, Processus ciliares und Irishinterfläche begrenzen die hinter der Ebene der Regenbogenhaut gelegene hintere Augenkammer. Vordere und hintere Augenkammer sind mit durchsichtigem Kammer wasser gefüllt, das durch die Pupille von hinten in die vordere Augen kammer übertreten kann; denn die Irisrückfläche liegt der Linsenkapsel nur ganz lose auf. Der Pupillenrand gleitet beim Pupillenspiel auf der Linsenvorderfläche hiu und her. Der Raum hinter der Linse wird vom festflüssigen Gel des Glas körpers eingenommen, da'> in ein feines Gerüstwerk eingebettet ist. Der Brechungsindex des Glaskörpers entspricht ungefähr dem des Vorder kammerwassers, während die Linse ein höheres Brechungsvermögen besitzt. Der Glaskörper (Corpus vitreum) hat folgende Begrenzungen: vorn die Linsenhinterfläche und die rückwärtigen Fasern des Aufhänge bandes der Linse, weiter nach hinten zunächst ein schmales Stück Corpus ciliare, das von rudimentärer Netzhaut überzogen ist, und dann die Innenfläche der Netzhaut samt Sehnervenscheibe. Die Fasern des Glaskörpers sind teils Abkömmlinge der Stützfasern der Netz haut, teils Reste des den embryonalen Glaskörper dicht durchsetzenden, später verschwindenden Gefäßnetzes (der embryonalen Arteria hyaloidea). Ein organisoher Zusammenhang mit der Innenfläche der Netzhaut besteht aber im postfetalen Leben nur noch ganz vorn in der Gegend des Corpus oiliare. Die Netzhaut (Retina) ist entwicklungsgeschichtlich als eine bläschen förmige Ausstülpung des Gehirns angelegt (primäre Augenblase), die dann von vorn her einsinkt und somit zu einer Duplikatur (Augen becher) wird. Die innere Zellage bildet später die eigentliche Netzhaut, die äußere das Pigmentepithel (Abb. 105, S. 128). Jene entwickelt sich Schieck·Engelking, Grundriß der Augenheilkunde. 10. Auf!. la