© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Linzer biol. Beitr. 32/1 145-148 31.5.2000 Erster Nachtrag zur Bearbeitung der Helotrephini Thailands (Heteroptera: Helotrephidae) H. ZETTEL Abstract: Helotrephes monticola sp. n. from Chiang Mai Province, North Thailand, is described. It belongs to the Helotrephes sausai species group. The female of Hydrotrephes minis ZETTEL 1998 is described for the first time; H. minis is newly recorded from Chiang Mai Province. Key words: Heteroptera, Helotrephidae, Helotrephes, Hydrotrephes, new species, new record, Thailand. Einleitung Die Helotrephini Thailands sind vor kurzem in zwei Arbeiten behandelt worden (ZETTEL 1998, ZETTEL & POLHEMUS 1998). Der hier präsentierte Nachtrag beinhaltet zwei Ergän- zungen zur Vorbereitung einer monographischen Bearbeitung der Familie Helotrephidae im Rahmen des Projektes „Heteroptera of Thailand" (CHEN 1996). ZETTEL & POLHEMUS (1998) haben die Gattung Helotrephes STÄL 1860 revidiert. Bisher sind neun Arten aus Thailand beschrieben, das entspricht etwa der Hälfte aller bisher bekannten Spezies dieses Genus. Zwei Exemplare einer noch unbeschriebenen Art sind dem Autor kürzlich von Herrn Dr. Paolo Mazzoldi (Brescia) überlassen worden. ZETTEL (1998) hat die bisher drei bekannten thailändischen Arten der Gattung Hydrotrephes CHINA 1935 beschrieben. Eine dieser Arten, Hydrotrephes mints ZETTEL 1998, ist bei der Originalbeschreibung nur im männlichen Geschlecht vorgelegen. Die hier ergänzend beschriebenen Weibchen sind dem Autor von Herrn Dr. Wolfgang Ullrich (Lübeck) zur Bearbeitung gesandt worden. Die Terminologie folgt den bisherigen Arbeiten des Autors (z.B. ZETTEL 1998; ZETTEL & 0POLHEMUS 1998). Helotrephes monticola sp. n. (Abb. 1-6) Typenmaterial: Holotypus (<J, hinterflügelmikropter, im Naturhistorischen Museum Wien): „N-Thailand: Chiang Mai\ Doi Inthanon NP\ 28.12.1998, 1350-1400 m\ leg. P. Mazzoldi (10)"; Paratypus (1 5, hinterflügelmikropter, in der Sammlung des Autors): gleiche Etikettierung. B e s c h r e i b u n g: <J (hinterflügelmikropter): Körperlänge 3,67 mm; maximale Körperbreite über dem Pronotum 2,56 mm; dunkel gelb, dorsal mit stark ausgedehnter dunkelbrauner Fleckung; Kopf zwischen den Augen mit einem Paar großer brauner Flecken, die miteinander sowie mit kleineren Flecken verbunden sind; Pronotum mit stark verfließenden Flecken, die nur wenige gelbe Stellen (vor allem am Seiten- und Hinterrand) freilassen; Mesoscutellum gelb, nur Basis und Seitenränder schwärzlich; © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at 146 Hemelytren mit stark verfließenden braunen Flecken, nur stellenweise gelblich; Unter- seite gelbbraun; Beine gelb. Kopf fein und dicht punktiert, zwischen den Punkten mit feiner Mikropunktur, welche am Vorderrand des Kopfes runzelig, daher Kopf vome matt; Augenindex: 3,3; 4. Rostralglied l,5mal so lang wie das 3.; Pronotum fein und dicht punktiert, zwischen den Punkten glatt oder zart retikuliert, glänzend; Mesoscutellum gröber und spärlich punktiert, zwischen den Punkten glatt, glänzend; Hemielytren vorne mit sehr grober Punktierung, diese nach hinten zu deutlich feiner werdend, Abstände der Punkte überall kleiner als ihr Durch- messer, zwischen den Punkten höchstens undeutlich retikuliert. Propleuralplatte tief und schmal eingebuchtet (Abb. 4); Prosternalplatte innen abgestutzt; Sternalkiele (Abb. 5) wie für die Gattung typisch, bis zum 6. Sternit reichend; Prosternal- kiel tief eingebuchtet; Metasternalkiel hinten wenig spitz; Abdomen stark asymmetrisch. Genitalia siehe Abbildungen 1-3: Aedaeagus in Lateralansicht relativ breit, präapikal stark verschmälert, mit deutlicher, jedoch im Vergleich zu H. major schmälerer, Apikal- platte (Abb. 1); rechte Paramere stark gebogen, distal breit, apikal stark verschmälert und fast zugespitzt (Abb. 2); linke Paramere mit schmalem Basallobus, im mittleren Bereich fast parallel, apikal schwach erweitert und quer zur Achse abgestutzt (Abb. 3). B e s c h r e i b u n g: § (hinterflügelmikropter): Körperlänge: 3,70 mm; maximale Breite: 2,59 mm; Merkmale weitgehend wie beim Männchen; Abdomen symmetrisch; Subgeni- talplatte (7. Sternit) mit sehr breitem, kurzem, schwach abgesetztem Medianlobus, welcher deutlich konvex gewölbt und am Hinterrand etwas dorsad gebogen (Abb. 6). Diskussion: Die Art paßt in allen wesentlichen Merkmalen in die H. sausai Gruppe, welche bisher H. sausai ZETTEL 1995 (aus China, Yunnan), H. major ZETTEL & POLHEMUS 1998 (aus Nord-Thailand) sowie eine unbeschriebene Art aus Nord-Laos enthält (ZETTEL & POLHEMUS 1998). Helotrephes monticola sp. n. ist mit H. major nächstverwandt, und stimmt mit diesem insbesonders in der Grundstruktur der männ- lichen Genitalia, der schmalen Einbuchtung der Propleuralplatte und der groben Skulptur der Hemielytren überein, unterscheidet sich jedoch stark anhand des kurzen Medianlobus der Subgenitalplatte des Weibchens (H. major mit schmal-dreieckigem Medianlobus) sowie in Details der linken Paramere (quer abgestutzter Apex) und des Aedeagus (schmälere Apikalplatte). Aus der H. sausai Gruppe ist noch eine dritte Art aus der Pro- vinz Chiang Mai („near Pong Duet Hot Springs") kürzlich bekannt geworden, die ander- wärtig beschrieben wird (KOVAC & PAPACEK, in Vorbereitung); auch diese unterscheidet sich eindeutig in der Form der Subgenitalplatte des Weibchens. Möglicherweise handelt es sich bei H. monticola sp. n. um einen Endemiten des Doi Inthanon. Auf dem Doi Suthep, dessen Fauna der des Doi Inthanon sehr ähnlich ist, kommt nämlich H. major vor. Allerdings stammt dieser Fund aus niedrigerer Höhe; es wäre also auch eine vertikale Einnischung der beiden Arten denkbar. Verbreitung: Nord-Thailand: Chiang Mai Prov., Doi Inthanon. Etymologie: Der Name monticola (Latein, Substantiv) bedeutet Bergbewohner und nimmt auf die Höhenlage des Fundortes bezug. Hydotrephes mirus ZETTEL 1998 (Abb. 7) Untersuchtes Materialilo (hinterflügelmikropter) „1 I 1998 ThaildV Chiang - Mai, ca.\ 10 km E Samoeng", „N 018° 51' 40.2A River\ E 098° 38' 49.5""; 2g 9 (hinterflügelmakropter) gleiche Etikettierung außer „2 I 1998"; 1 0 (hinterflügelmakropter) „11 Vni 1998 ThaildA Mae Hong Son\ Mae Nam Cottage", „N 019° 19' 59.0"\ in Pai River\ E 097° 57' 13.0"", „among fioating\ debris\ Dr. W. Ullrich leg." (im Naturhistorischen Museum Wien und in der Sammlung W. Ullrich). © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at 147 Beschreibung 5: Körperlänge 3,05 mm; maximale Breite am Pronotum 2,06 mm (nur 1 hinterflügelmakropteres Weibchen vermessen); die meisten Merkmale wie beim Männchen; Abdomen symmetrisch; Subgenitalplatte (7. Sternit) kurz, mit auf- fällig kurzer, am Hinterrand gerade abgestutzter distal er Lamina, mit großer zentraler Tumeszenz, welche posteromedian eingedrückt, hinter dieser mit kleinem, zahnformigem Fortsatz (Abb. 7). Diskussion: Das Weibchen dieser Art war bislang unbekannt, jedoch sind Weib- chen aus der Artengruppe des H. mirus kürzlich aus Borneo beschrieben worden (ZETTEL 1999). Mit diesen stimmt H. mirus in einigen Merkmalen der weiblichen Subgenitalplatte relativ gut überein, vor allem in der zentralen Tumeszenz und dem Fehlen eines deut- lichen posterioren Einschnittes (siehe ZETTEL, in Druck). Die distale Lamina ist jedoch bei H. mirus auffällig kurz und damit von denen verwandter Arten stark verschieden. Ein ventraler zahnartiger Fortsatz wie bei H. mirus ist bisher von keiner anderen Art der Gattung Hydrotrephes bekannt. Verbreitung: Nord-Thailand: Mae Hong Son Prov.; Chiang Mai Prov. (Erstnachweis). Dank Ich danke den Herren Dr. P. Mazzoldi (Brescia) und Dr. W. Ullrich (Lübeck) fiir die Zusendung des hier bearbeiteten Materials. Den Herren Prof. Dr. M.- Papäüek (University of South Bohemia, Ceske Budejovice) und Dr. D. Kovac (Senckenberg Museum, Frankfurt am Main) danke ich für eine Kopie des von ihnen verfaßten Manuskriptes. Zusammenfassung Helotrephes monticola sp. n. wird aus der Provinz Chiang Mai in Nord-Thailand neu beschrieben. Er gehört in die Helotrephes sausai Artengruppe. Das Weibchen von Hydrotrephes mirus ZETTEL 1998 wird erstmals beschrieben; H. mirus wird erstmals für die Provinz Chiang Mai gemeldet. Literatur CHEN P.P. (1996): Plan and process of the monographs "Heteroptera of Thailand" (HoT). — Amemboa 2: 2. KOVAC D. & M. PAPACEK (in Vorbereitung): Helotrephes steiningeri sp. n., and notes on two further Helotrephini spp. (Heteroptera: Helotrephidae) from Thailand and West Malaysia. ZETTEL H. (1998): Four new species of Hydrotrephes CHINA, 1935 (Heteroptera: Helotrephidae) from Thailand and Laos. — Entomological Problems 29(2): 129-137. ZETTEL H. (in Druck): The Helotrephidae (Heteroptera) of Borneo. — Entomological Problems 30(2): 1-23. ZETTEL H. & J.T. POLHEMUS (1998): A revision of the genus Helotrephes STAL, 1860 (Insecta: Heteroptera: Helotrephidae) with descriptions of twelve new taxa from the Oriental Realm. — Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 100B: 99-136. Anschrift des Verfassers: Dr. Herbert ZETTEL Naturhistorisches Museum, 2. Zoologische Abteilung • Burgring 7, A-1014 Wien, Österreich (Austria) © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at 148 Abb, 1-7: (1-6) Helotrephes monlicola sp. n.: (1-3) Genitalia des 8, lateral (von rechts) und Apex in Aufsicht: 1 - Aedeagus, 2 - rechte Paramere, 3 - linke Paramere; 4 - Propleural- und Genalplatte, lateroventral; 5 - Stemalkiele (Venter nach oben gekehrt); 6 - Subgenitalplatte des <j>; 7 - Hydrotrephes mints, Subgenitalplatte des ^.