ARTICULATA 2007 22 (1): 77–79 FAUNISTIK Erst-Nachweis der Südlichen Eichenschrecke, Meconema meridionale (Costa, 1860), in Bremen Knut Grünitz & Axel Hochkirch Abstract For the first time, some individuals of Meconema meridionale have been found in the Free Hanseatic City of Bremen. The species has been increasingly docu- mented in Germany during the last decades, particularly in the Rhine valley and in the Ruhr area. Some recent records from Belgium and the Netherlands are also known. The new record from Bremen represents the northernmost locality, where the species has been found in Europe so far. Including the new record, the number of indigenous Orthoptera in Bremen increases to 31 species. Zusammenfassung Im Sommer 2006 wurde erstmalig die Südliche Eichenschrecke, Meconema me- ridionale, in der Freien Hansestadt Bremen nachgewiesen. Die Art wurde bereits in den vergangenen Jahren vermehrt in Deutschland angetroffen, insbesondere im Rheintal und im Ruhrgebiet. Es liegen aber auch jüngere Funde aus Belgien und den Niederlanden vor. Der neue Nachweis aus Bremen ist der bislang nörd- lichste bekannte Fundort der Art in Europa. Mit M. meridionale steigt die Zahl der in Bremen bodenständigen Arten auf 31. Einleitung Die Südliche Eichenschrecke, Meconema meridionale (Costa, 1860), gehört zu den derzeit in Ausbreitung befindlichen Heuschreckenarten in Deutschland. Die Art kommt seit Mitte der 1960er Jahre in Deutschland vor und hat ihren Verbrei- tungsschwerpunkt im Rheintal (MAAS et al. 2002). Sie hat sich in den vergangen Jahren kontinuierlich nach Norden ausgebreitet (SCHULTE 1990) und inzwischen auch das Kölner Becken und das Ruhrgebiet erreicht. Auch in den Niederlanden und Belgien breitet sich die Art zunehmend aus (COUVREUR 1995, KLEUKERS et al. 1997, WIERINGA & GAASBEEK 1998), Auffällig ist die Häufung der Nachweise in Ballungsgebieten, was von MAAS et al. (2002) als Hinweis auf anthropogene Ver- schleppung gedeutet wird. So gelang der Erstnachweis der Art in Bayern 1996 in einer Telefonzelle auf einer Autobahnraststätte (WEIHRAUCH & LANG 2003). Die Art gilt als wenig anspruchsvoll und stärker frostresistent als ihre Schwesterart Meconema thalassinum (MAAS et al. 2002). ARTICULATA22 (1) [31.05.2007] 77 Fundort Im Juli 2006 fielen dem Erstautor in seiner Wohnung neben zahllosen Gemeinen Eichenschrecken (Meconema thalassinum) ein bis zwei kurzflüglige Exemplare auf. Leider war kein geeignetes Behältnis für den Fang zur Hand. Ende Novem- ber 2006 wurden zwei weitere Exemplare an der Beleuchtung des Hauseingan- ges gefunden, von denen am 21.11.2006 ein Weibchen gefangen wurde und sich nun als Belegexemplar im Besitz von H. Klugkist befindet. Es ließ sich an- hand der Form der Subgenitalplatte eindeutig als Südliche Eichenschrecke (M. meridionale) bestimmen. Bei Inspektionen benachbarter Hauseingänge in den folgenden Nächten wurden insgesamt ca. fünf weitere Tiere gefunden, so dass es sich mit Sicherheit nicht um verschleppte Einzeltiere, sondern um eine indigene Population handelt. Der Fundort liegt im Bremer Ortsteil Gete, Stadtteil Vahr. Es handelt sich um eine so genannte Gartenstadt mit Blocks von Mehrfa- milienhäusern, großen Grünflächen und reichem Baumbestand. Diskussion Die Art war bislang nicht für Bremen bekannt (HOCHKIRCH & KLUGKIST 1998). Die Zahl der in Bremen bodenständigen Heuschrecken steigt damit auf 31 Arten. Der Nachweis dürfte zur Zeit die nördlichste bekannte Population in Deutschland, vermutlich sogar in Europa darstellen. Auch im umliegenden Niedersachsen wurde die Art bislang noch nicht nachgewiesen (Grein mdl. Mitt.). Der Fund be- stätigt auch die Vermutung, dass die Art sich durch anthropogenen Transport vorwiegend in Ballungsräumen ausbreitet (MAAS et al. 2002). Eine gezielte Nach- suche in anderen norddeutschen Großstädten (z.B. Hamburg, Hannover) wäre daher wünschenswert, um ein aktuelleres Bild vom tatsächlichen Ausmaß ihrer Verbreitung zu bekommen. Auch in anderen Bundesländern oder anderen mittel- europäischen Staaten wäre eine gezielte Nachsuche sinnvoll. Auffällig war auch die Kälteresistenz von M. meridionale. Die Tiere waren Ende November noch am Leben, wenn auch sehr träge, und harrten über mehrere Nächte an der selben Stelle aus. M. thalassinum wurde hingegen nicht mehr ge- funden, obwohl diese Art durchaus auch einige Nachtfröste lebend überstehen kann (eig. Beob. K. Grünitz). Diese Beobachtungen bestätigen die Vermutungen von Tumbrinck (mdl. Mitt. in MAASet al. 2002). Danksagung Henrich Klugkist bestätigte dankenswerterweise die Bestimmung der Art. Des weiteren danken die Autoren Günter Grein für seine Informationen zum Status der Art in Niedersachsen. 78 [31.05.2007] ARTICULATA 22 (1) Verfasser: Knut Grünitz Vionvillestr. 13 28211 Bremen Axel Hochkirch Universität Osnabrück Fachbereich Biologie/Chemie Fachgebiet Ökologie Barbarastr. 13 D-49080 Osnabrück [email protected] Literatur COUVREUR,J.-M. (1995): Meconema meridionale (Costa, 1860) observée pour la première fois ein Belgique à Aische-en-Refail (commune d’Eghezée, province de Namur): une es- pèce attendue. - Saltabel Nieuwsbrief 14: 13-14. HOCHKIRCH,A. & KLUGKIST,H.(1998): Die Heuschrecken des Landes Bremen - ihre Verbrei- tung, Habitate und ihr Schutz (Orthoptera: Saltatoria). - Abh. Naturw. Ver. Bremen 44 (1): 3-73. KLEUKERS,R., NIEUKERKEN,E. v., ODÉ,B., WILLEMSE,L. & WINGERDEN,W. v. (1997): De Sprinkhanen en Krekels van Nederland. - Nederlandse Fauna I. National Historisch Museum. KNNV Uitgeverij & EIS-Nederland, Leiden; 416 S. MAAS,S.,DETZEL,P.&STAUDT,A.,(2002):Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutsch- lands - Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. - Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg; 401 S. SCHULTE,T. (1990): Die Südliche EichenschreckeMeconema meridionale (Costa) (Saltatoria: Ensifera: Meconematidae) neu in Rheinland-Pfalz. - Fauna und Flora in Rheinland- Pfalz 5: 1070-1073. WEIHRAUCH, F. & LANG, A. (2003) Südliche Eichenschrecke, Meconema meridionale (Costa). - In: SCHLUMPRECHT, H. & WAEBER, G.: Heuschrecken in Bayern. - Ulmer, Stuttgart: 96-97. WIERINGA, J.J. & GAASBEEK,H.A. (1998): Verdere uitbreiding van Meconema meridionale. - Nieuwsbrief Saltabel 17: 23-24. ARTICULATA22 (1) [31.05.2007] 79 80 [31.05.2007] ARTICULATA 22 (1)