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Erinnerungen an Adolf Slaby PDF

25 Pages·1913·1.6 MB·German
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ERINNERUNGEN AN ADOLF SLABY \'on MAX KRAUSE Grunewald ::\Iit I Portrait Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1913 Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1913 ISBN 978-3-662-23728-1 ISBN 978-3-662-25827-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-25827-9 Am 6. April d. J. verstarb in seinem Hause in Charlottenburg der Geheime Regierungsrat Professor Dr. Adolf Slaby, einer der hervorragendsten Lehrer an der Technischen Hochschule, dem die Herzen seiner Schüler in Liebe und Begeisterung entgegenschlugen und der in den weitesten Kreisen der wissenschaft lichen und ausübenden Technik das höchste Ansehen genoß. Durch die Verdienste, die er sich um die Ent wicklung der Funkentelegraphie erworben hat und durch die ungewöhnlich zahlreichen Beweise der Wert schätzung und huldreichen Anerkennung, die Kaiser Wilhe1m II. und seine hohe Gemahlin ihm seit 16 J ah ren zuteil werden ließen, ist Slabys Name weit über die Kreise der technischen Welt hinaus bekannt und volkstümlich geworden. Darum werden hoffentlich die nachfolgenden Mitteilungen über diesen bedeuten den Mann, die einer seiner ältesten Freunde als Er innerungen an eigene Erlebnisse oder an persönliche Unterhaltungen mit dem Verewigten niederschrieb, für manchen Leser von Interesse sein. 1* - 4 Adolf Slaby wurde am 18. April 1849 in Berlin geboren als der dritte Sohn eines schlichten Buch bindermeisters, der in der Leipziger Straße, in einem alten Hause, wo heute Kempinski wohnt, seine Werk stätte hatte. Seine Eltern waren nicht wohlhabend, aber tüchtige Leute von braver Gesinnung. Er kam auf die Königliche Realschule in der Kochstraße, die auch sein Vater schon besucht hatte und erwies sich hier als ein ungewöhnlich begabter Schüler, nament lich in Mathematik und Naturwissenschaften. Nach dem er die Reifeprüfung mit Auszeichnung be standen hatte, wurde er 1868 an der Königlichen Gewerbe-Akademie in Berlin immatrikuliert. Gleich zeitig siedelte er auf Empfehlung seines Schuldirektors Professor Strack in die Familie des Maschinenfabri kanten Louis Schwartzkopff über, dessen Söhne er unterrichtete, um sich hierdurch die Geldmittel für sein eigenes Studium zu verdienen. Mit diesem. vortrefflichen Hause hat ihn eine innige Freundschaft bis an sein Lebensende verbunden. Er hatte von Anfang an die ausgesprochene Ab sicht, sich zum Hochschulprofessor auszubilden. Neben seinen fachwissenschaftlichen Lehrern. von denen hauptsächlich Aronhold, Quincke. Großmann und Reuleaux zu nennen sind, hatte Friedrich Eggers, bei dem er Kunstgeschichte und Ästhetik hörte, einen hervorragenden Einfluß auf seine Entwicklung. Er wurde geradezu sein Ideal, sein Vorbild für das Ver halten eines Hochschullehrers zu seinen Schülern. - 5 - Friedrich Eggers lud aus dem großen Kreise seJ.ner Zuhörer an der Kunst-, Bau- und Gewerbe-Akademie die eifrigsten und verständnisvollsten zum persönlichen Verkehr in seinem Hause ein. In ihren akademischen Vereinigungen erschien er regelmäßig als ständiger Gast und spornte hier die jungen Leute zur Abhal tung von freien Vorträgen und Gedichtkonkurrenzen an, bei denen Slaby sich von Anfang an in ständig wachsendem Maße besonders hervortat. Eine reiche Fülle von lyrischen Gedichten, auch verschiedene schwungvolle Studentenlieder hat er damals den Kom militonen beschert. Als im Januar 187I die gesamte Berliner Studentenschaft "zum Besten der Verwun deten und Hinterbliebenen von Gefallenen" eine Fest vorstellung im Viktoria-Theater veranstaltete, wurde diese durch eine von Slaby verfaßte und von ihm selbst vorgetragene Dichtung "Landwehrmann's Weih nachtstraum" eröffnet, die alle Hörer im tiefsten Herzen ergriff. In seiner ganzen Studentenzeit war Adolf Slaby ernst und fleißig in seiner Arbeit, begeistert für alles Schöne in der Kunst und Literatur und ein fröhlicher guter Kamerad. In Anerkennung seines hervorragen den Geistes und seiner wunderbaren Redegabe wurde er 1871 zum Vorsitzenden des "Ausschusses der Stu dierenden" erwählt und hat jederzeit die häufig recht stürmischen Akademiker-Versammlungen mit heiterer Ruhe und vornehmer Sicherheit geleitet. - Die ideale Begeisterung, die mit dem Ausbruch - 6 - des Krieges 1870-71 sich der gesamten Studenten schaft bemächtigte, wurde von Friedrich Eggers in den Herzen seiner Zuhörer besonders entflammt und hat diese für ihre ganze Lebenszeit zu einem treuen Freundeskreise miteinander verbunden, in dem Slaby zu allen Zeiten eine hervorragende Rolle spielte. Von bekannteren Persönlichkeiten aus diesem Kreise seien u. a. erwähnt: Heinrich Seidel, Herrnann Rietschel, Franz Skarbina, Moie Ezekiel, Ludwig Brunow, Fedor Encke, Wilhelm und Adolf Ochelhäuser, earl und Rudolf Ziese, Paul und Georg Heckmann, Rudloff, Assmann, Veith, Busley und viele andere Männer, von denen viele sich späterhin auf den verschiedensten Gebieten der Kunst und des Ingenieurwesens ruhmreich hervorgetan haben. Nach Beendigung seines Studiums an der Gewerbe Akademie promovierte Slaby mit einer mathematischen Arbeit an der Universität Jena zum Doktor der Phi losophie und wirkte dann von 1873 bis r882 als Leh rer der Mathematik und Mechanik an der Königlichen Gewerbeschule in Potsdam. 1876 habilitierte er sich auch als Privatdozent an der Königlichen Gewerbe Akademie in Berlin. Er las hier über theoretische Maschinenlehre und begann damals Versuche mit Heißluft- und Gasmaschinen, aus denen später sich seine großen Arbeiten über die Theorie der Gäsma schine ergeben haben. Angeregt durch die ersten Mitteilungen über die Erfolge, die Werner Siemens in den 70er Jahren mit der industriellen Entwicklung der Starkstromtechnik - 7 - zu verzeichnen hatte, widmete sich Slaby einem eifri gen Privatstudium der Elektrizitätslehre. Er hatte das Glück, im Gewerbfleiß-Verein mit Werner Siemens in persönlichen Verkehr zu treten und wurde hier durch in seinen Studien ganz bedeutend gefördert. So vorbereitet übernahm er 1882 unter Ernennung zum Professor an der Technischen Hochschule zu Charlottenburg den Lehrauftrag für Elektrotechnik Ünd bald darauf die Einrichtung des elektrotechnischen Labora toriums. Diesen beiden großen Aufgaben widmete er sich mit freudiger Begeisterung, die er auch auf alle seine wissenschaftlichen und praktischen Mitarbeiter bis herab zum jüngsten Mechaniker übertrug und in gleicher Weise in seinen Vorlesungen zum Ausdruck brachte. Ihm war von jeher die Gabe zu eigen, den Inhalt seiner Lehre und die Ergebnisse seiner For schungen in wunderbarer Klarheit vorzutragen und seine Hörer zu fesseln und anzuregen. Dem Vorbilde seines verstorbenen Lehrers Friedrich Eggers folgend brachte er seinen Schülern eine herzliche Liete und persön liche Anteilnahme entgegen und hat vielen von ihnen sogar das Glück eines freundschaftlichen Verkehres in seinem Hause vergönnt. Die Folge davon war, daß sie alle in Verehrung und Dankbarkeit zu dem ge liebten Lehrer emporsahen. - Von Jahr zu Jahr wuchs die Zahl seiner Hörer und aus ihren Scharen wurde der ausübenden Elektrotechnik nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern der Erde eine - 8 - große Reihe von tüchtigen Ingenieuren zur Verfügung gestellt. 1893 war Slaby auf Befehl des Kaisers nach dem Schlosse in Berlin berufen worden, um sich an Ort und Stelle über die damals geplante elektrische Beleuchtung des umgebauten "Weißen Saales" zu äußern. Der Kaiser empfing in dieser ersten Unter redung offenbar einen so tiefen und sympathischen Eindruck von Slabys Persönlichkeit, daß er ihm seit dem eine ganz besondere Beachtung schenkte und ihm später den Auftrag erteilte, ihm seIbst einen orientie renden Vortrag über die Aufgaben und Leistungen der Elektrotechnik zu halten. - Am 30. Januar 1896 erschien das Kaiserpaar in Begleitung der höchsten Staatswürdenträger in der Technischen Hochschule. Unter Vorführung einer großen Reihe von Lichtbildern und Versuchen hielt Slaby einen glänzenden Vortrag, dem der Kaiser mit gespannter Aufmerksamkeit folgte. Im Anschluß dar an stellte der hohe Herr gen au in der Reihenfolge des Gehörten eine Fülle von Fragen, die deutlich be wiesen, daß er die ganze Vorlesung mit bewunderns werter Schärfe in sich aufgenommen hatte. Zum Schlusse dankte er dem Vortragenden in überaus herzlichen Worten, überreichte ihm einen hohen Orden und beauftragte ihn, von nUB ab über wichtige Vorgänge auf allen Gebieten der Technik "Immediatberichte" einzureichen und sich bereit zu halten, hierüber auch jederzeit mündlich vorzutragen.

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