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Erich Fromm: Analytische Sozialpsychologie und visionäre Gesellschaftskritik PDF

239 Pages·1993·8.25 MB·German
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ßurkhard ßierhoff ERICH FR· ~IM ANALYTISCHE SOZIALPSYCHOLOGIE UND VISIONARE GESELLSCHAFTSKRITIK Westdeutscher Verlaa Burkhard Bierhoff ErichFromm Analytische Sozialpsychologie und visionäre Gesellschaftskritik 1993. 238 Seiten. Kartoniert DM 42,- ISBN 3-531-12265-7 Erich Fromm, der fast lO Jahre lang festangestelltes Mitglied im Insti tut für Sozialforschung von Max Horkheimer war und die Analytische Sozialpsychologie begründete, gilt heute als einer der originellen Köp fe der frühen Kritischen Theorie. Die Studie erschließt anhand des Frommschen Gesamtwerks den Beitrag Fromms zur frühen Kritischen Theorie, seine Position im Streit mit Herbert Marcuse um die Revision der Psychoanalyse und zeigt die erziehungstheoretischen Implikatio nen des Frommschen Beitrags zur Kritischen Theorie und zur Psycho analyse auf. Über den Autor: Dr. Burkhard Bierhoffist Diplom-Pädagoge und arbeitet in der außer schulischen Jugendbildung und im Hochschulbereich. In Ihrer Buchhandlung Westdeutscher Verlag GmbH Opladen / Wiesbaden Burkhard Bierhoff ErichFromm Analytische Sozialpsychologie und visionäre Gesellschaftskritik Westdeutscher Verlag Alle Rechte vorbehalten © 1993 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1993 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberre-chtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Titelbild: Erich Fromm. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Verlags-Anstalt GmbH, Stuttgart Gedruckt auf säurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12265-6 ISBN 978-3-322-90630-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-90630-4 Inhalt Vorwort...................................................... 9 Einleitung .................................................... 11 I. Fromm und die frühe Kritische Theorie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1. Einleitung: Fromm als Mitarbeiter im Institut für Sozialforschung . . 15 2. Kritische Theorie als "interdisziplinärer Materialismus" . . . . . . . . . . . 16 3. Kritische Theorie und Analytische Sozialpsychologie. . . . . . . . . . . . . 18 4. Fromm als Forschungsdirektor ................................ 28 4.1 Die Arbeiter-/Angestellten-Enquete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4.2 Die Studien zu Autorität und Familie ...................... 33 5. Fromms Trermung vom Institut. . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . 35 6. Nachwirkungen des Frommschen Beitrags: absichtsvolles Vergessen und Nachwirken im Verborgenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 7. Zusammenfassung: Fromms Verhältnis zur Kritischen Theorie ..... 44 11. Der Kulturismus-Revisionismus-Streit ....................... 46 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2. Das Frommsche Werk nach der Trermung vom Institut ........... 50 3. Die "Antbropologisierung" der Kritischen Theorie durch Fromm. . . 53 4. Fromms Revision der Psychoanalyse .... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 4.1 Die kulturalistische Freud-Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4.2 Kritik an der 'friebtheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 4.3 Ansichten zur "Natur" des Menschen ...................... 68 5. Die Kritik an der "revidierten Psychoanalyse" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 5.1 Horkheimer und Adomo: Eröffnung der Kritik .............. 77 5.2 Triebtheorie oder Traumatheorie? .......................... 80 5 5.3 Zur Differenz von Theorie und Therapie ................... 82 5.4 Marcuse: Kritik des Revisionismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 6. Die Diskussion zwischen Fromm und Marcuse in der Zeitschrift "Dissent" .................................................. 91 7. Zur Diskussion ausgewählter Aspekte des Frommsehen Ansatzes .. 100 7.1 Die Fetischisierung des Thebbegriffs - oder: Gibt es eine kritische Alternative zur Thebtheorie? ...................... 102 7.2 Fromms anthropologischer "Kontrapunkt" zur gesellschaftlichen Repression: die "Natur" des Menschen ..................... 103 7.3 Menschliche Bezogenheit statt Triebbefriedigung . . . . . . . . . . . . . 105 7.4 Zur Differenz von Psychoanalyse als Theorie und Therapie ... 106 7.5 Zur Kritik und Weiterentwicklung der Psychoanalyse: Selbstanalyse und Transtherapeutische Analyse .............. 108 7.6 Nachbemerkung - Offene Fragen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 8. Nachwirkungen des Kulturismus-Revisionismus-Streits . . . . . . . . . . . . 117 III. Erziehungssoziologische Implikationen des Frommsehen Kulturalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 2. Erziehungssoziologische Fragestellungen - Analytische Erziehungs- theorie nach Fromm ............. "........................... 131 3. Individuum und Gesellschaft - strukturelle Vermittlungs- konzeptionen ............................................... 137 4. Gesellschaft und Individuum bei Erich Fromm .................. 144 5. Struktur und Funktion des Gesellschafts-Charakters .............. 149 6. Produktivität und Gesellschafts-Charakter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 7. Zur Kritik des Frommsehen Konzepts der Produktivität. . . . . . . . . . . 162 8. Gesellschafts-Charakter und Erziehung ......................... 166 9. Erziehungskritik in kulturalistischer und antipädagogischer Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 9.1 Zur Position von Alice Miller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 9.2 Zur Position von Erich Fromm ............................ 172 9.3 Ansätze eines Vergleichs Miller - Fromm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 9.4 Traumatheorie oder Triebtheorie? .......................... 177 9.5 Pädagogische Implikationen der Trauma- und der Triebtheorie 180 10. Kritische Erziehungstheorie und radikaler Humanismus 182 6 Nachbemerkung ............................................... 187 Anmerkungen ................................................. 190 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Personenregister ............................................... 236 7 Vorwort Erich Fromm hat als Erfolgsautor mit seinen Büchern mehrere Millionen Leser erreicht. In der deutschen Soziologie und Sozialpsychologie ist er jedoch nur am Rande beachtet worden. So sind seine wissenschaftlichen Arbeiten gerade im deutschen Sprachraum weitgehend unrezipiert geblieben. Aufgrund seines "Erfolges" mit Die Kunst des Liebens und Haben oder Sein wurde er lange Zeit als populärwissenschaftlicher Autor verkannt. Dabei wurde übersehen, daß das Frommsche Werk befruchtende Bezüge zu Fragen sozial wissenschaftlicher Theoriebildung aufweist und originäre Beiträge zur Gesellschafts- und Erzie hungskritik leistet. In der Rekonstruktion dieser Bezüge und Beiträge erschließt die vorliegende Studie das Frommsche Denken für die Soziologie und Sozial psychologie. Ein besonderer Akzent liegt auf der interdisziplinär zu konstituie renden Erziehungstheorie, für die Fromm wesentliche soziologisch-psychoana lytische und anthropologisch-kulturalistische Begründungszusammenhänge vor gegeben hat. Der visionäre Gehalt seines Denkens kommt besonders in seinen gesellschafts-und erziehungstheoretischen Ansätzen zum Tragen, die immer auch auf seine frühen Arbeiten zu einer materialistischen Sozialpsychologie verweisen. Mein Interesse an der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, die seit 1930 im Institut für Sozialforschung, unter Horkheimer als seinem Direktor, entwickelt wurde, richtete sich in den letzten Jahren zunehmend auf das erste Jahrzehnt der Institutsarbeit - und dabei besonders auf den Frommschen Beitrag. Es ist nur wenig bekannt, daß Fromm in den dreißiger Jahren als festangestellter Mitarbeiter Horkheimers die frühe Kritische Theorie in ihrer interdisziplinären und materialistischen Grundkonzeption entscheidend beeinflußt hat. Mit dem Ausscheiden Fromms aus dem Institut für Sozialforschung veränderte sich nicht nur die Konzeption der Kritischen Theorie nachhaltig, sondern Fromm bewahrte auch wesentliche Teile des interdisziplinär-materialistischen Programms der frü hen Kritischen Theorie und setzte es modifiziert fort. Allerdings hat es zwischen Fromm und Horkheimer keine persönlichen oder wissenschaftlichen Berührungs punkte mehr gegeben. Weder Fromm noch Horkheimer haben später jemals eine vergleichende Diskussion geführt, ihre Positionen auf Gemeinsamkeiten und Un terschiede hin untersucht oder gar ihre Ansätze auf Anschlußfähigkeit befragt. Die einzige nennenswerte Diskussion war die Mitte der 50er Jahre in der Zeit schrift Dissent zwischen Marcuse und Fromm stattfindende, die allerdings von vornherein unter dem Ressentiment unvereinbarer Positionen stand. Neben der Verbindung mit der frühen Kritischen Theorie gibt es bei Fromm eine Reihe von (teils verborgenen) Affinitäten und Bezügen zu anderen sozio logisch-sozialkritischen Ansätzen, deren Stellenwert ich aufzeigen werde. Der 9 Hauptschwerpunkt liegt jedoch in einer Rekonstruktion und Diskussion der er ziehungssoziologisch und pädagogisch relevanten Teile des Werkes von Fromm. Diese sind im wesentlichen gegeben mit der die materialistische Soziologie und Psychoanalyse verbindenden Analytischen Sozialpsychologie und deren ausdif ferenzierten Theorieperspektiven: der anthropologischen zur "Natur des Men schen", der kulturalistischen zur "Revision der Psychoanalyse", der sozialcha rakterologischen zum "Gesellschafts-Charakter" und der visionären Perspektive zur "produktiven Persönlichkeit". Über diese Perspektiven wird der sozialwis senschaftliche Gehalt des Frommschen Denkens für eine interessierte Fachöf fentlichkeit erschlossen. Mit den vorangehenden Bemerkungen sind Ansatz und Ziel der Studie kurz benannt. So bleibt mir nur noch die angenehme Pflicht, all denen zu danken, die mich freundschaftlich oder kollegial unterstützt haben, sei es durch Zuspruch oder Diskussion, durch Briefwechsel oder Beratung. Zuallererst sind zu nennen die Dortmunder Kollegen: PD Dr. Wemer Habei, Prof. Dr. Ferdinand W. Menne und Prof. Dr. Konrad Pfaff. Diskutiert habe ich auch mit den Kollegen im Ar beitskreis "Erich Fromm und die Kritische Theorie", von denen Dr. Helmut Jo hach, Dr. Erich Klein-Landskron und Dr. Helmut Wehr genannt seien. In einem Briefwechsel haben mir u.a. Dr. Wolfgang Bonß, Dr. Rainer Funk, Prof. Dr. Gerhard Kleining, Dr. Michael Maccoby, Prof. Dr. Adam Schaff, Dr. Gunzelin Schmid Noerr, Prof. Dr. Alfred Schmidt, Prof. Dr. Hermann Schweppenhäuser und Dr. Rolf Wiggershaus durch ihre Kenntnisse und Einschätzungen als Insider geholfen - und mich auch durch ihre Schriften inspiriert -, bestimmte Aspekte des Frommschen Werkes und seiner Rezeption differenziert zu erfassen. Darauf, daß die Verantwortung für die hier vertretenen Thesen und Ansichten allein bei mir liegt, brauche ich nur kurz zu verweisen. Besondere Unterstützung habe ich durch das freundliche Angebot von Dr. Rainer Funk erfahren, im Erich Fromm-Archiv in TIibingen auch noch nicht katalogisierte Materialien und un veröffentlichte Schriften aus Fromms Nachlaß sichten zu können. Für das Ge lingen der Studie am wichtigsten war jedoch, daß meine Frau Beatrix mich lie bevoll und solidarisch unterstützt hat und in vielen Gesprächen meinen Blick für die Fragen humanistischer Gesellschaftstheorie und Erziehungskritik geschärft hat. Schließlich danke ich Prof. Dr. Bernhard Claußen, Prof. Dr. Johannes Neu mann und Prof. Dr. Konrad Pfaff für ihre gutachterliche Beteiligung an meinem Habilitationsverfahren sowie Prof. Dr. Friedrich W. Stallberg für seine Mitwir kung als Kommissionsvorsitzender. Die vorliegende Studie wurde als Habilita tionsschrift im Fach Soziologie, Fachbereich "Gesellschaftswissenschaften, Phi losophie und Theologie" der Universität Dortmund angenommen. Nach been digtem Habilitationsverfahren im Oktober 1991 habe ich die Schrift für den Druck überarbeitet und gekürzt. Dortmund, im August 1992 Burkhard Bierhoff 10 Einleitung Nach fast 50 Jahren wissenschaftlichen Schaffens hat Erich Fromm ein Gesamt werk hinterlassen, das in der für ihn charakteristischen multidisziplinären Aus richtung u.a. soziologische und philosophische, psychoanalytische und erzie hungstheoretische Beiträge vereint. In der vorliegenden Studie interessiert das Frommsche Werk hinsichtlich seiner zeitweisen Zugehörigkeit und lebenslangen Nähe zur frühen Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Die Studie spiegelt den Prozeß einer langjährigen Auseinandersetzung mit dem Frommschen Werk. Das Hauptmotiv lag darin, den in der Kritischen Theorie (und ihrer Rezeption) "vergessenen" Fromm entsprechend der Bedeutung seines Werkes zu würdigen. Dieses Motiv konnte nicht auf den Frommschen Beitrag zur Kritischen Theorie beschränkt bleiben, sondern schloß die Beachtung der Werke seiner Kontrahenten (neben Horkheimer und Adorno insbesondere Mar cuse) mit ein. Als erkenntnisleitendes Interesse bildete sich zunehmend die Fra gestellung nach dem gesellschaftswissenschaftlich bedeutsamen Beitrag Fromms als ein der kritischen Theorielinie zurechenbarer Psychoanalytiker, Soziologe und Sozialphilosoph heraus, das schließlich auf die Frage seines (auch impliziten) Beitrags zu einer Soziologie der Erziehung zugespitzt wurde. Ziel war stets, den Frommschen Ansatz möglichst werkgetreu zu rezipieren, ohne ihm abwertend oder apologetisch gegenüberzutreten. Dabei stellte sich die folgende Rezeptions schwierigkeit ein: das Frommsche Gesamtwerk erweist sich einer vereinfachenden Interpretation gegenüber als widerständig. Gerade wenn man sich ihm von einer Position nähert, die von der Kritischen Theorie geprägt ist (wie im Falle des Verfassers), und wenn man die wechselseitig gebrauchten Argumente nicht vor schnell übernimmt, sondern prüft, gelangt man in den Bereich der Theoriekon struktionen, in dem es nicht vorschnell um die Frage gehen kann, wer denn recht habe oder über das "bessere" Argument verfüge. Ebenso wie die von Mar cuse vorgelegten Arbeiten erweist sich das Frommsche Werk als nicht einfach strukturiert. In einem Zeitraum von fast fünf Jahrzehnten entstanden, bietet es ein Geflecht von verschiedenartigen Themen, die zumeist eng miteinander ver knüpft sind. Der Rezipient sieht sich des öfteren in der Lage, um des Verständ nisses willen von einem Thema zum anderen zu gleiten, Verknüpfungen nach zuvollziehen, Äußerungen Fromms im Gesamtkontext zu überprüfen und abzu gleichen etc. Ein punktueller Zugriff auf einzelne Texte Fromms oder Einzel aussagen erscheint kaum möglich, da sich viele dieser Einzelaussagen im Ge samtwerk kombinieren und relativieren. Die vorliegende Studie ist der spezifische erziehungstheoretisch relevante Teil der langjährigen Auseinandersetzung des Verfassers mit dem Frommschen Ge- 11

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