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Entomologische Notiz: Sammlung des verstorbenen ehemaligen Frankfurter Vereinsmitglieds Karl Presberger wiederaufgetaucht PDF

1 Pages·2003·0.18 MB·German
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208 Nachr. entomol. Ver. Apollo, N. F. 24 (4): 209 (2003) 209 Entomologische Notiz Sammlung des verstorbenen ehemaligen Frankfurter Vereinsmitglieds Karl Presberger wiederaufgetaucht Dr. Wolfgang A. Nässig, Entomologie II, Forschungsinstitut Senckenberg, Senckenberganlage 25, D-60325 Frankfurt am Main, Deutschland; E-Mail: [email protected] Im Mai 2003 wurde ich von einem Frankfurter Rechtsanwalt angerufen, der den Nachlaß des ohne direkte Erben verstorbenen Herrn Karl Ferdinand Presberger (* 22. iii. 1912, † 23. iii. 2003), wohnhaft in der Neuhofstraße 46 im Frankfurter Nordend, verwal- tete. Dort gäbe es eine Schmetterlingssammlung, die ich mir mal ansehen sollte. Wie sich dort herausstellte, handelte es sich dabei um die Samm- lung des Vaters des Verstorbenen, des ehemaligen Mitglieds des Entomologischen Vereins Apollo e.V. Karl Jakob Presberger, geboren 25. vi. 1882, gestorben 11. iii. 1964, Mitglied im Entomo- logischen Verein Apollo seit ca. 1920, Zweiter Vorsitzender des Vereins in der Nachkriegszeit ab dem 28. iv. 1946 (Ende der Amts- periode nicht überliefert). Nach den Unterlagen in der Steegschen Chronik (vergleiche Schu- rian & Nässig 2002) hat er 1923, 1925 und 1940 Zuchtberichte ver- öffentlicht; leider sind die bibliografischen Zitate dieser Arbeiten dort nicht angegeben. M. Steeg schrieb noch in seiner Chronik: „Seine schöne Sammlung zeichnet sich durch besonders sorgfäl- tige Pflege sowie Ia Qualität und Spannung aus“; eine besonders bittere Ironie in Anbetracht des Zustands der Sammlung Anfang 2003 (siehe unten). Karl Presberger war ein sehr zuverlässiger Besucher der Vereinssitzungen; zwischen 1946 und 1958 hat er bei keiner einzigen Sitzung gefehlt (Schurian & Nässig 2002: 14). Am 21. i. 1953 erhielt er die Goldene Ehrennadel des Vereins Apollo. Abb. 1: Karl Presberger (stark herausvergrößert aus einem Gruppen- Leider zeigte sich, daß sein Sohn Ferdinand, der selbst kein Ento- bild). Das Foto stammt vom 30. Dezember 1959 und wurde auf einer mologe war, zwar die Sammlung seines Vaters übernommen hatte, Feier der Main-Kraftwerke AG Frankfurt am Main (dem früheren Arbeit- sich aber zumindest in den letzten Jahrzehnten überhaupt nicht geber von K. Presberger) aufgenommen. Das Bild lag, zusammen mit einigen anderen, original noch in einem Brief der Main-Kraftwerke vom um sie gekümmert hat. Ferdinand Presberger blieb offenbar nach 22. Januar 1960 an K. Presberger im Nachlaß von F. Presberger auf dem dem Tode seines Vaters 1964 (die Mutter Katharina starb schon Tisch im „Schmetterlingszimmer“. 1959) in dessen Wohnung wohnen; das Sammlungszimmer dort dürfte 2003 noch etwa so wie zu Lebzeiten seines Vaters ausgese- obwohl niemand damit wirklich arbeitet oder sich auch nur darum hen haben, mit Jubiläumsbildern des Vaters an den Wänden und kümmert, und dabei schließlich vor die Hunde geht. Wer seine eben der Sammlung. wertvolle Sammlung über seinen eigenen Tod hinaus erhalten Die Sammlung umfaßte einen Insektenschrank mit 50 Kästen und möchte und ihre Zerstörung verhindern will, muß sich noch zu etwa ein Dutzend lose gestapelte Kästen; es handelte sich um eine Lebzeiten um den Verbleib kümmern! allgemeine paläarktische Tagfalter- und Spinner-und-Schwärmer- Am 28. Mai 2003 holten Kollege Damir Kovač und ich die Kästen Sammlung mit dem Schwerpunkt Europa, darunter auch viele ins Senckenberg-Museum und stellten sie erst einmal zur Desinfek- selbstgezüchtete und zugetauschte Schwärmerhybriden, mit nur tion in den Tiefkühlraum. Die Reste der (grundsätzlich gut fund- wenigen Noctuidae und Exoten. Sie war furchtbar von Museums- ortetikettierten) Sammlung, soweit sie noch ausreichend intakt käferlarven zerfressen (und zwar durchaus erst rezent; etliche oder reparierfähig sind, werden zur Zeit in der Sektion Entomolo- der Käferlarven lebten noch). Etwa ein Drittel der Kästen war gie II des Senckenberg-Museums behandelt, repariert und aufgear- völlig leergefressen (nur noch Nadeln und Etiketten erhalten: beitet, mit Sammlungsetiketten versehen und werden schließlich insbesondere viele Kästen mit Parnassius und Sphingidae, aber ihren Platz in der senckenbergischen Hessen- beziehungsweise in auch andere), ein weiteres Drittel stark bis sehr stark zerfressen, der Hauptsammlung finden. Ob in der Sammlung auch hessenfau- der Rest nur vergleichsweise gering, aber nur 2 oder 3 der Kästen nistisch bedeutsame Einzelexemplare überlebt haben, wird eine waren ganz ohne Fraßschäden. Auch die Tatsache, daß Ferdinand spätere Auswertung durch die Mitarbeiter der Arge HeLep erge- Presberger ein starker Zigarrenraucher war und alle Kästen ben. Bedauerlicherweise sind gerade auch die Lycaeniden und Hes- intensiv nach Zigarrenqualm stanken (auf den meisten Kästen im periiden (bei denen faunistische Besonderheiten vielleicht am ehe- Schrank, der nicht dicht schloß, war eine dicke, schmierige Abla- sten zu erwarten wären) insgesamt stark durch Fraß geschädigt. gerungsschicht aus Staub und Zigarrenrauchkondensat), hat den Dank geht an Herrn Rechtsanwalt Jens Petersen, Frankfurt am starken Käferbefall in keiner Weise behindert. Main, für die Informationen und den Zugang zur Sammlung. Dies ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine Privatsammlung, deren Literatur Verbleib nach dem Tode des Sammlers nicht testamentarisch oder Schurian, K. G., & Nässig, W. A. (2002): Über 100 Jahre Entomologischer vertraglich geregelt ist, dann tatsächlich durch falschverstandene Verein Apollo — ein Rückblick. — Nachrichten des Entomologischen Pietätsgefühle oder aus anderen Gründen in der Familie bleibt, Vereins Apollo, Frankfurt am Main, N.F. 22 (Sonderheft): 7–28. © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main, Dezember 2003 ISSN 0723-9912 © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main

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