EINEM ADLER GLEICH Anthologie albanischer Lyrik vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart herausgegeben und aus dem Albanischen übertragen von Robert Elsie e i s l E t r e b o R . r D / e d . e i s l e . w w w INHALTSVERZEICHNIS VORWORT von Botschafter Friedrich Kroneck EINLEITUNG von Robert Elsie FRÜHALBANISCHE LYRIK Lekë MATRËNGA (1567-1619) Trauerlied Pjetër BUDI (1566-1623) Die Herrlichkeit des Menschen Pjetër BOGDANI (1630-1689) Die persische Sybille Nezim FRAKULLA (ca. 1680-1760) Mich hast du als Sklaven Nikollë KETA (1742-1803) Über sich Hasan Zyko KAMBERI (18-19. Jh.) Das Geld (Ausschnitt) LYRIK DER RILINDJA- UND UNABHÄNGIGKEITSZEIT Jeronim DE RADA (1814-1903) Die Lieder von Milosao (Ausschnitt) Pashko VASA (1825-1892) e i Oh Albanien, armes Albanien s l E t Naim FRASHËRI (1846-1900) r e Vieh- und Landwirtschaft (Ausschnitt) b o Hoffnung R . r Filip SHIROKA (1859-1935) D An unseren Bergen / e Zieh dahin, Schwalbe d . e i Andon Zako ÇAJUPI (1866-1930) s l e Mein Dorf . w w w Welt, oh treulose Welt Sklaverei Der Garten der Liebe Ndre MJEDA (1866-1937) An den albanischen Adler ASDRENI (1872-1947) An die Adria Die Flöte Luigj GURAKUQI (1879-1925) Der März (Ausschnitt) Fan NOLI (1882-1965) Verbannt im Tod! Elegie für Luigj Gurakuqi An Flußufern Hilë MOSI (1885-1933) Das Schwert des Skanderbeg In Liebe Lasgush PORADECI (1899-1987) Ende des Herbstes Pogradec Morgen Winter Der See schlummert Dahin ist der April Unser Dorfbrunnen Das Herz des Sees Der Schiffgenius MIGJENI (1911-1938) Vorwort der Vorworte Der Funke Gesang der Jugend Ungesungene Gesänge Gedicht des Elends e i Gotteslästerung s l E Gesang des stolzen Schmerzes t Der verlorene Reim r e Herbstschau b o Skandalöser Gesang R Resignation . r Fragment D Neuer Geist / e Die Motive d . Die Last des Schicksals e i Gesang des Abendlandes s l e Wandernde Seelen . w w w Die Schaukel des Schicksals Jugendliche Sehnsucht Das Leiden Die Einsamkeit Unter den Flaggen der Melancholie LYRIK DES MODERNEN ALBANIEN Dhimitër SHUTERIQI (1915- ) Der Tode des Bettlers Aleks ÇAÇI (1916- ) In Pojan Die Revolution hat den Menschen schöne Augen gegeben So ist es, Myzeqe (Ausschnitt) Mark GURAKUQI (1922-1977) Der Stolz Ein Lied für dich Luan QAFËZEZI (1922- ) Frucht deines Leidens und deiner Freude Wir, die Ölbäume und Gewehre Llazar SILIQI (1924- ) Von neuem erwachte das Leben In der Nacht am Strand Die sprechende Stille Schlag zu, schlag zu! Prishtina Fatos ARAPI (1930- ) Das Leben Sollte ich jung sterben... Auf der Schulter meiner Zeit Ich sprang ins Wasser des Ionischen Meeres Haß mich nicht! Die Arbeiter e i Klagelied für Papa s l E t Drago SILIQI (1930-1963) r e Wir hätten noch immer Fremde sein können b o An die Blume, die im Schnee blüht R . r Dritëro AGOLLI (1931- ) D Die Kuh / e Spaziergang am Meer d . Der Weinberg e i Der Kleinbürger s l e Der Zitronenzweig . w w w Die Fundamente Das Herz Landschaft mit einer weißen Wolke Erste Sehnsucht In der antiken Stadt Ein paar Worte an zukünftige Dichter Der Monolog der Zynikers Die Arbeit Die Wildgänse Das Bett des Kaisers Devoll, Devoll Dhori QIRJAZI (1933- ) Funken Ich habe gemerkt.. Oh, erste Liebe Die laubreichen Akazien entkleiden sich Ismail KADARE (1936- ) Dichtung Die Kindheit Und wenn mein Gedächtnis Requiem für Majakowski New York bei Nacht Der Wasserfall Die winterliche Ebene Der Westen Das alte Kino Wir sind Fremde Sehnsucht nach Albanien Am Jahrestag der XII. Brigade Eine Nacht in Helsinki Industrietraum Ein Panzergedicht Worüber denken diese Berge nach Sulejman MATO (1941- ) Oft gegen Mitternacht Geliebtes Albanien e i Das ist Ithaka... s l E t Natasha LAKO (1948- ) r e Das Laub fällt jeden Herbst b o Albanien R Schlaflosigkeit . r In der Nacht nach dem Dreschen D Herbst in Tirana / e d . e i LYRIK AUS KOSOVA UND DER DIASPORA s l e . w w w Esad MEKULI (1916- ) Sehnsucht nach dem Unerreichbaren Der Abend Türke, elhamdulila Martin CAMAJ (1925- ) An mein Land Enver GJERQEKU (1928- ) An der Türschwelle Mein Eid Karmell KANDREVA (1931-1982) Wie Tränen Vorea UJKO (1931- ) Musik Arbereschlied - X Drei Mädchen Arberesch-Augenblick Du bist schön Erste Situation In der Nacht Din MEHMETI (1932- ) Das Licht brennt noch Olympia Adem GAJTANI (1935-1982) Magie Muhammed KËRVESHI (1935- ) Der Traum Symbiose Unsere Liebe Fahredin GUNGA (1936- ) Die Welle e i Rrahman DEDAJ (1939- ) s l E Der Hund t Abdylatif ARNAUTI (1941- ) r e Wieder am Brunnen b o Die Emigranten R . r Ali PODRIMJA (1942- ) D Kehre zurück zum Vers des Homer / e d . Bibliographie e i s l e Über den Verfasser . w w w VORWORT Ein seltenes Werk, ein seltener Autor! Das Werk: Wie der Autor selbst ausführt, sind Albanologen selten, albanische Dichtkunst ist im Westen nahezu unbekannt. Und doch ist sie von einem eigenen Zauber erfüllt. Dies gilt für die frühe Lyrik, die stark religiös beeinflußt ist, wie auch für die späteren Epochen, die der Autor in Rilindja- und Unabhängigkeitszeit und Lyrik des modernen Albanien einteilt. Ein besonderes Kapitel widmet er der Lyrik aus Kosova und der Diaspora. Die vorliegende Anthologie geht über das übliche Maß solcher Zusammenstellungen hinaus, liefert sie doch eine weithin unbekannte dichterische Welt in einer einfühlsamen Übertragung. Nimmt man die einzelnen Epochen, so werden natürlich große Unterschiede sichtbar. In gewisser Weise erscheinen aber auch in der modernen albanischen Lyrik, wie in der alten, religiöse Züge, die jetzt jedoch das Albanertum zur Religion erheben. Aber auch mit einer gewissen Wehmut über die verlorene Liebeslyrik schreibt z.B. der zeitgenössische Dichter Dritëro Agolli. Seine ”paar Worte an zukünftige Dichter”, die mit dem Bedauern beginnen: ”Wir hatten keine Zeit, Liebesgedichte zu schreiben, ...”. Der Autor: Robert Elsie, gebürtiger Kanadier, hat die große Leistung vollbracht, Lyrik von einer fremden Sprache in eine andere fremde Sprache zu übertragen. Lyrik ist wohl die am schwierigsten zu übertragende literarische Kunstform. Er hat diese Übertragung mit Meisterschaft und großem Einfühlungsvermögen vorgenommen. Ausgewiesen für diese große Aufgabe hat er sich bereits durch seine Übertragung der Gedichte von Millosh Gjergj Nikolla (Migjeni), die 1987 erschienen ist. Robert Elsie hat mit dieser Anthologie, einer Pionierarbeit, sich selbst als einer derjenigen erwiesen, von denen Migjeni sagte: ”Wir, die Söhne des neuen Zeitalters, ...”. Sein Werk sollte, so ist zu hoffen, Beachtung finden, ”einem Adler gleich”. Es soll die Lyrik der ”Söhne der Adler” in die Welt tragen. Friedrich Kroneck Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Albanien Tirana, im März 1988 e i s l E t r e b o R . r D / e d . e i s l e . w w w EINLEITUNG Vor zweihundert Jahren bezeichnete der englische Historiker Edward Gibbon Albanien als ein Land in Sichtweite von Italien und dennoch weniger bekannt als das Binnenland Amerikas. Für die meisten Mitteleuropäer hat diese Aussage ihre Gültigkeit bewahrt; lediglich über Amerika ist man inzwischen etwas besser informiert. Albanien, das an Jugoslawien und Griechenland grenzt und weniger als hundert Kilometer von Italien entfernt liegt, ist eigentlich so exotisch und geheimnisvoll wie damals geblieben. Die Albaner gehören zu den ältesten Einwohnern der Balkanhalbinsel und bezeichnen sich als die Nachkommen der Illyrer. Wie stark sich das illyrische Element in Albanien auswirkt, ist jedoch schwer festzustellen. Das Albanische (albanisch: shqip) ist eine indogermanische Sprache und damit urverwandt mit fast allen Sprachen Europas. Das Albanische wird von über vier Millionen Menschen gesprochen, von denen beinah die Hälfte außerhalb Albaniens lebt: hauptsächlich im südjugoslawischen Kosova-Gebiet (Kosovo), in den anderen Regionen Jugoslawiens sowie in den Arberesch-Siedlungen der süditalienischen Provinzen Kalabrien und Sizilien. Größtenteils assimilierte Gruppen von Albanern sind in ganz Griechenland, in der Türkei, in Syrien, Ägypten, Bulgarien, der Ukraine und in den traditionellen Einwanderungsländern USA, Australien und Kanada zu finden. Angefangen von den frühesten griechischen Handelsposten zu Ende des siebten Jahrhunderts v.u.Z. über das römische und das byzantinische Imperium, die Slaweneinfälle, die venezianischen Befestigungen und die fünf Jahrhunderte währende osmanische Fremdherrschaft bis zu Mussolinis kläglichem Versuch, ein neues Römisches Reich zu schaffen, ist Albanien Spielball fremder Kräfte gewesen. Die Albaner sind aber ein Bergvolk und, wie so viele andere Bergvölker, wild und stolz auf ihre Fähigkeit, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Gern vergleichen sie den Aufstand Skanderbegs gegen den Sultan im Jahre 1443 mit Enver Hoxhas Revolte gegen Moskau 1961. Die Geschichte Albaniens ist eine Kolonialgeschichte, eine Tatsache, die nicht vergessen werden darf, wenn man die albanische Mentalität verstehen will. Von allen europäischen Nationalsprachen wurde das Albanische als eine der letzten schriftlich fixiert. Albanien kann auf eine vierhundert Jahre alte, wenn auch nicht immer gleich intensive literarische Tradition zurückblicken. Die frühesten Schriftzeugnisse seiner Sprache datieren aus dem fünfzehnten Jahrhundert; das erste albanische Buch, die Liturgie des Gjon Buzuku, erschien im Jahre 1555. e i s l E Während der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft betrachtete die Hohe Pforte alle t ihre moslemischen Untertanen, einschließlich der Albaner, als Türken und belegten so r e albanischsprachige Schulen und Veröffentlichungen mit einem Bann, die, ob zu Recht oder b o Unrecht, als subversiv galten. Die Unterdrückung der Sprache auf dem türkisch besetzen R Balkan schränkte die literarische Kreativität bis zur zweiten Hälfte des neunzehnten . r Jahrhunderts in erheblichem Maße ein, obwohl die schriftstellerische Tätigkeit in Albanien D zu keiner Zeit zum Erliegen kam. Es kann daher nicht überraschen, daß die frühalbanische / e Literatur ihren Höhepunkt nicht in Albanien selbst, sondern bei den Arberesch in Italien d . erreichte, wo sich das soziale und politische Klima günstiger auf ihre Entwicklung auswirkte. e i s l e Allmählich jedoch wuchs auf dem Balkan die Nationalbewegung gegen die Türken und fand . w w w ihren Höhepunkt in der Liga von Prizren 1878. Diese sogenannte Rilindja-Zeit (der nationalen Wiedergeburt) schuf den romantischen Nationalismus, der für die albanische Poesie des neunzehnten Jahrhunderts charakteristisch wurde. Im Jahre 1912 war Albanien schließlich in der Lage, seine Unabhängigkeit zu erklären, und die Literatur begann, zumindest bei den wenigen Privilegierten, zu erblühen. Achtzig Prozent der Bevölkerung, darunter im wesentlichen alle Frauen, blieben bis in die fünfziger Jahre Analphabeten. Das zwanzigste Jahrhundert erreichte Albanien erst spät. Man kann von folgender Periodisierung der albanischen Lyrik ausgehen: 1. Frühalbanische Lyrik 1592-1878 2. Lyrik der Rilindja-Zeit 1878-1912 3. Lyrik der Unabhängigkeitszeit 1912-1945 4. Zeitgenössische albanische Lyrik nach 1945. Die albanische Lyrik, wie die albanische Literatur im allgemeinen, ist den meisten Lesern nach wie vor unbekannt; eine verständliche Tatsache, denn Albanologen sind selten und Übersetzungen noch seltener. Das Albanische paßt nicht zu den üblichen Sachgebieten anderer Balkanwissenschaften wie Slawistik, Romanistik oder Gräzistik und wird dadurch oft einfach übersehen. Hinzu kommt gewiß die politische Entwicklung der letzten vierzig Jahre, die zu einer Isolierung Albaniens geführt hat. Die vorliegende Anthologie albanischer Lyrik, erstmalig in deutscher Sprache, soll lediglich einen Schritt zum Nachholen des Versäumten darstellen. Sie umfaßt die bekanntesten Lyriker und Gedichte der albanischen Literatur von ihren Anfängen bis heute. Sie kann also als einigermaßen repräsentativ gelten, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Volksdichtung beispielsweise, die hier nicht mit einbezogen wurde, bedarf eines Bandes für sich. Ich habe mich bemüht, dem Original in Inhalt und Stil möglichst treu zu bleiben und die Übertragungen einfach zu halten. Nichtsdestoweniger möchte ich zu bedenken geben, was der hebräische Dichter Chajjim Nachman Bialik einmal sagte: ”Dichtung in Übertragung zu lesen, ist wie die Braut durch den Schleier zu küssen”. Zum Abschluß möchte ich allen danken, die mich zu diesem Projekt ermutigt und mir geholfen haben: dem Institut für Sprachwissenschaft und Literatur der Albanischen Akademie der Wissenschaften, dem Albanischen Schriftsteller- und Künstlerverband und dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart für seine freundliche Unterstützung sowie Ingrid Hahn, Gerlinde Korn, Max Korn, Barbara Schultz, Stephan Trierweiler und Silke Ulbricht. e i s l E Robert Elsie t Bonn, 1987 r e b o R . r D / e d . e i s l e . w w w FRÜHALBANISCHE LYRIK e i s l E t r e b o R . r D / e d . e i s l e . w w w
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