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Ein Haus aus Sprache: Dramatikerinnen und das andere Theater PDF

239 Pages·1996·25.46 MB·German
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Ein Haus aus Sprache Helga Kraft EIN HAUS AUS SPRACHE Dramatikerinnen und das andere Theater Verlag J.B. Metzler Stuttgart . Weimar Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Kraft, Helga w.: Ein Haus aus Sprache : Dramatikerinnen und das andere Theater / Helga Kraft. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1996 ISBN 978-3-476-01279-1 ISBN 978-3-476-01279-1 ISBN 978-3-476-03577-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03577-6 Dieses Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzuJassig und strafbar. Das gilt insbesondere ftir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung undVerarbeitung in elekronischen Systemen. © 1996 Springer-Verlag GmbH Deutschland Urspriinglich erschienen bei 1.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1996 Fur meine Schwester Marianne Inhalt Vorwort 2 TEll EINS Und es gibt sie doch ... Die unbekannten StUckeschreiberinnen 1 KAPITEL 1 Am Anfang des Dramas war die Frau ... 5 Stiickeschreiben: Ein Mannerberuf? ..... ....... ....... ............ .......... ....... 3 Am Anfang war die Dramatikerin: Hrotsvith von Gandersheim ...... 8 Am Anfang der Nationalbiihne war Caroline Neuber. .................. 17 Die »Mutter der deutschen Komodie«: Luise Adelgunde Gottsched ... 21 Literaturverzeichnis ....................................................................... 27 KAPITEL 2 Widerstand gegen die weibliche Geschlechterfixierung. Dramatikerinnen vom 18. bis Mitte des 19.Jahrhunderts 29 Charlotte von Stein und Frauenstiicke des spaten 18. Jahrhunderts ............................................................................. 31 Karoline von Giinderode, Annette von Droste-Hiilshoff, Amalie Marie Prinzessin von Sachsen, Marie von Ebner-Eschenbach .......... 38 Literaturverzeichnis ........................................................................ 48 KAPITEL 3 Vergessenheit, das ist der wahre Tod ... Das phantastische Leben und Werk der Dramatikerin Charlotte Birch-Pfeiffer 50 Anatomie des Vergessens ................................................................. 56 Die selbstandige Frau zwischen Restaurationszeit und Griinder- jahren in Birch-Pfeiffers Dramen ................................................... 65 I. Dramen von Birch-Pfeiffer ......................................................... 72 II. Sekundarliteratur zu Birch-Pfeiffer ............................................ 73 VII KAPITEL 4 Die Ent-Tauschung der meuen Frau< auf der Biihne Unbekannte Dramatikerinnen vom Ende des 19.Jahrhunderts bis nach 1945 75 Elsa Bernstein (Ernst Rosmer) ....................................................... 76 Hilde Rubinstein und Use Langner ................................................ 80 Die Film-Autorinnen Vicki Baum und Christa Winsloe ................. 91 Literaturverzeichnis ........................................................................ 96 TElL ZWEI Das >andere< Theater der Gegenwart 99 Einfuhrung ................................................................................. 101 Literaturverzeichnis ..................................................................... 105 KAPITEL 5 Inszenierte Geschlechterdifferenzen. Herausforderungen an die normative Heterosexualitat 107 Korperpolitik .............................................................................. 107 Else Lasker-Schiilers Die Wupper .............................................. 110 Marieluise FleiBers Fegifeuer in Ingolstadt ................................... 117 Friederike Roths Drama Klavierspiele ....................................... 121 Gerlind Reinshagens Das Friihlingifest ...................................... 125 Literaturverzeichnis ...................................................................... 131 KAPITEL 6 Das >andere< Theater und seine experimentelle Form. Die Asthetik der Dekonstruktion 132 Wie hast clu's mit der Kunst? ....................................................... 132 Terror cler traditionellen Kunst. Elfriede Jelineks Clara S. ............ 134 Die Kunst des Theaters: Reinshagens Kann das Theater noch aus seiner Rolle fallen? oder Die halbwegs emanzipierte Mariann .......... 136 Ginka Steinwachs'Theater als >oralische< Anstalt ........................... 139 Postmoderner Surrealismus .......................................................... 141 Ginka Steinwachs' George Sand ..................................................... 145 VIII Elfriede Jelineks Krankheit oder Moderne Frauen ........................... 150 Gertrud Leuteneggers Lebe wohl, Gute Reise .............................. 157 Ein Haus aus Korpersprache: Das Tanztheater von Pina Bausch und Reinhild Hoffmann .............................................................. 163 Literaturverzeichnis ...................................................................... 170 KAPITEL 7 Faschismus, Xenophobie und das fremde Ich auf der Biihne. Der >andere< analytische Blick von Dramatikerinnen 172 Der Blick fUr das Fremde ............................................................ 172 Eleonore Kalkowskas Joseph ... ....... ....... ....... ....... ...... ......... ...... ..... 178 Else Lasker-Schiilers IchundIch ................................................ 179 Nelly Sachs' Eli, ein Mysterienspiel ............................................ 184 Gerlind Reinshagens Sonntagskinder ......................................... 187 Elfriede Jelineks Burgtheater .................................................... 197 Bettina Fless' Asyl ................................................................. 201 Literaturverzeichnis ...................................................................... 210 ANHANG Dramenveroffentlichungen der in Teil II besprochenen Autorinnen .................................................................................. 213 Dramatische Werke von deutschsprachigen Autorinnen ................ 217 Abbildungsnachweis ........ ........ ....... ....... ........ ...... ....... ....... .......... 229 Namenregister ............................................................................ 230 IX Vorwort Bin Haus aus Sprache unternimmt den Versuch, deutschsprachige Dra matikerinnen und den Wert ihrer Stucke vom Mittelalter bis heute be kannt zu machen. Erst Ende der achtziger Jahre wurde langsam damit begonnen, die Leistungen dieser Schriftstellerinnen aufzuwerten, und ich habe einige Resultate dieser neuen Forschung in die folgende Dis kussion aufgenommen. Der Umfang des Buches la13t leider keine Voll standigkeit zu, und so muss en die gewahlten Autorinnen und Stucke exemplarisch fUr andere stehen, die es ebenfalls wert waren, in der Theater- und Literaturgeschichtsschreibung ausftihrlich behandelt zu werden. Die Werke der meisten hier vorgestellten Autorinnen wurden ent weder von dem an patriarchalischen Belangen orientierten Kanon erst gar nicht aufgenommen, oder sie fielen schnell wieder aus der Ge schichtsschreibung als trivial heraus. Wenn diese Werke jedoch mit postmodernen MaBstaben, besonders mit Methoden der Gender-For schung, analysiert werden, enthullt sich ein Reichtum an aufschluBrei chen Beobachtungen, der dazu einladt, nicht nur die Werke dieser Frauen neu zu lesen, sondern auch unsere Kultur mit den neu entdeck ten Einsichten anzureichern und die Namen dieser Dramatikerinnen wieder in die Literaturgeschichte aufzunehmen. Hierzu macht Bin Haus aus Sprache einen ersten Versuch, wobei die theoretischen Oberle gungen von Michel Foucault, Luce Irigaray,Julia Kristeva,Judith But ler, Elizabeth Grosz u.a. den Blickpunkt der Untersuchungen be stimmten. Zunachst werden drei Frauen vorgestellt, deren Leistungen - bisher unsichtbar - am Anfang des deutschen Theaters und Dramas stehen: Hrotsvith von Gandersheim, eine Nonne, die als erste in der deutschen Geschichte schon im lO.Jahrhundert Dramen verfaBte, Caroline Neu ber, die das Wandertheater in ein Nationaltheater umwandelte, und Luise Gottsched, die der deutschen Komodie den ersten AnstoB gab. Sodann wird auf die uberraschende Tatsache eingegangen, daB im acht zehnten und neunzehnten Jahrhundert Frauen geradezu eine Unzahl von Dramen schrieben. Einige der zum Teil nur wenig erforschten Stucke werden in diesem Buch in ihrer Besonderheit gewurdigt. Ein durchgehender roter Faden in diesen Werken ist der Widerstand der Autorinnen und Protagonistinnen gegen eine Geschlechterfixierung, eine Reaktion, die sich gegen die patriarchalische Konstruktion der Frau als geistig weniger fahiges Wesen richtete, die sie von der zu ihrer XI Vorwort Zeit au£kommenden Definition eines autonomen, aufgeklarten Men schen ausschloB. Da die Dramatikerinnen aus dem jeweils gangigen Diskurs herausfielen, versanken auch soIche, die zeitweilig Erfolg ver buchen konnten, wieder in Vergessenheit. In Bin Haus aus Sprache wird versucht, diesen ProzeB der Ignorierung und Marginalisierung ihrer Leistungen am Beispiel von Charlotte Birch-Pfeiffer zu demonstrieren. Uber neunzig Dramen dieser Autorin haben im neunzehntenJahrhun dert jahrzehntelang das Publikum in allen deutschsprachigen Landern begeistert. Wer war diese Frau, und warum ist sie heute wieder unbe kannt? Auch die meisten Frauen, die urn die Wende des zwanzigsten Jahr hunderts Dramen schrieben, hatten kein besseres Schicksal. So in teres sant es vom heutigen Standpunkt ist, ihre Auseinandersetzung mit dem Bild der meuen Frau< in ihren Stucken zu verfolgen, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daB diese Avantgarde-Produktionen keinen oder nur kurzen Erfolg erzielten. Die erhoffte Gleichberechtigung und Emanzipation der Frau, die sie auf der Buhne testeten, scheiterte schon in ihren Modellen. Ihr Beharren auf gleichen Fahigkeiten von Frauen und Mannern konkurrierte in der Weimarer Zeit immer noch mit dem Bild des einseitigen Naturwesens der Frau als Mutter, das auch in der Hitlerzeit dominierte. Die Karriere von Dramatikerinnen wie Langner, Rubinstein und Winsloe, die ein Theater fUr ihr Metier brauchten, wurde meist deshalb beendet, weil sie ins innere oder auBere Exil ge zwungen wurden. 1m zweiten Teil von Ein Haus aus Sprache geht es nicht mehr so sehr darum, die Autorinnen des zwanzigsten Jahrhunderts bekannt zu ma chen, als ihre Werke nach den besonderen Leistungen zu untersuchen, mit denen sie zum Diskurs unserer Zeit beitragen. Auch hier muBte leider eine Auswahl getroffen werden, die wieder exemplarisch fur vie le andere, notwendigerweise weggelassene Werke steht. Als ein Haupt merkmal entdeckte ich eine innovative Behandlung von Geschlechter differenzen, die bei Lasker-Schuler, FleiBer, Reinshagen und Roth be sonders stark ausgepragt ist. Dramatikerinnen der Gegenwart experi mentieren besonders wirkungsvoll mit der Sprache. Die experimentel Ie Form ihres Theaters wird anhand von theoretischen AuBerungen der Autorinnen sowie am Beispiel einiger Stucke von Jelinek, Leutenegger, Reinshagen und Steinwachs diskutiert. Eine neue, weibliche Sprache haben die Dramatikerinnen nicht gefunden, nur ein weibliches Spre chen, mit dem sie allerdings im Theater die Sprachbilder, die sich als Klischees ins UnterbewuBtsein eingenistet haben, in ihrer Unwahrheit erkennbar machen konnen.Auch das Tanztheater von Pina Bausch und XII

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