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Diskurstheorie und Gesellschaft PDF

235 Pages·2019·10.674 MB·German
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Studientexte zur Soziologie Franka Schäfer Diskurstheorie und Gesellschaft Studientexte zur Soziologie Reihe herausgegeben vom Institut für Soziologie der FernUniversität in Hagen, repräsentiert durch D. Funcke, Hagen, Deutschland F. Hillebrandt, Hagen, Deutschland U. Vormbusch, Hagen, Deutschland S. M. Wilz, Hagen, Deutschland Die „Studientexte zur Soziologie“ wollen eine größere Öffentlichkeit für Themen, Theorien und Perspektiven der Soziologie interessieren. Die Reihe soll in klassi­ sche und aktuelle soziologische Diskussionen einführen und Perspektiven auf das soziale Handeln von Individuen und den Prozess der Gesellschaft eröffnen. In lang­ jähriger Lehre erprobt, sind die Studientexte als Grundlagentexte in Universitäts­ seminaren, zum Selbststudium oder für eine wissenschaftliche Weiterbildung auch außerhalb einer Hochschule geeignet. Wichtige Merkmale sind eine verständliche Sprache und eine unaufdringliche, aber lenkende Didaktik, die zum eigenständigen soziologischen Denken anregt. Reihe herausgegeben vom Institut für Soziologie der FernUniversität in Hagen, repräsentiert durch Dorett Funcke Frank Hillebrandt Uwe Vormbusch Sylvia Marlene Wilz FernUniversität in Hagen, Deutschland Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12376 Franka Schäfer Diskurstheorie und Gesellschaft Franka Schäfer FernUniversität in Hagen Hagen, Deutschland Studientexte zur Soziologie ISBN 978­3­658­22000­6 ISBN 978­3­658­22001­3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978­3­658­22001­3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­ bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d­nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen­ und Markenschutz­Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa­ tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham­Lincoln­Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhalt 1 Diskurswolken am gesellschaftlichen Denkhorizont . . . . . . . 1 2 Diskurs und Gesellschaft – alte Bekannte, aktueller denn je . . . . 15 2 .1 Diskurstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2 .2 Diskurse in der Soziologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 2 .3 Gesellschaftstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 2 .4 Zum Verhältnis von Diskurs und Gesellschaft . . . . . . . . . . . . 162 2 .5 Diskurs und Gesellschaft empirisch . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 3 Mit dem diskursiven Werkzeugkoffer bis zum gesellschaftlichen Denkhorizont . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 4 Multimediales Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 5 Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 6 Erkenntnisse evaluierende Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 V 1 Diskurswolken am gesellschaftlichen Denkhorizont Abbildung 1 Wortwolke › Diskurs ‹ Wir befinden uns in einem chaotischen Gewimmel – einem diskursiven Gewim- mel, immer und überall – es wimmelt nur so von Aussagen, die um uns her- umschwirren. Diskurse wabern umher – sie sind überall, es gibt kein Entkom- men. Diskurse werden ähnlich Gesprächen geführt, in Diskursen wird verhandelt, Themen werden be- oder abgehandelt, Diskurse erörtern und bilden Gegenstän- de, sie diskutieren Dinge, sie sprechen über etwas, und bringen Aussagen hervor – sie sagen uns, was gesagt werden kann und was nicht und wie über etwas gedacht wird. Expert_innendiskurse geben uns Hilfestellung bei Entscheidungen, der neo- liberale Diskurs verführt uns zur Ökonomisierung des Sozialen, der öffentliche Diskurs prägt unsere Einstellung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Streitthe- © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 F. Schäfer, Diskurstheorie und Gesellschaft, Studientexte zurSoziologie, 1 https://doi.org/10.1007/978-3-658-22001-3_1 2 Diskurswolken am gesellschaftlichen Denkhorizont men, der mediale Diskurs bestimmt unsere Meinungen über andere, digitale Dis- kursphänomene überraschen uns im Alltag und lassen uns zu Fans, Nerds oder Teilen von Flashmobs werden; Formen von Diskursethik heben den moralischen Zeigefinger und ein herrschaftsfreier Diskurs lädt uns zu Demokratie ein. Dis- kursstrategien nutzen Diskurse, der Klimadiskurs mahnt zu nachhaltigem Wirt- schaften und unendliche Diskursuniversen eröffnen uns stetig neue Horizonte. Diskurse überschneiden und vermischen sich, sie formieren und durchkreuzen sich, sie bauen sich auf und wieder ab, sie schließen sich gegenseitig aus oder inte- grieren sich, kurz: Es herrscht ein unkontrollierbares, produktives Chaos im Dis- kursgewimmel ! Wie diese an den Beginn des Lehrbuchs gestellte und natürlich stark über- zeichnete Skizze deutlich macht, kursieren unterschiedliche Gebrauchsformen und Verständnisse des Begriffs Diskurs, der laut Bettinger zum nebulösen Aller- weltswort zu verkommen droht (Bettinger 2007). Ich kann Sie jedoch so weit be- ruhigen, dass Sie sich im Rahmen der Lektüre nur mit einem einzigen Verständnis des Begriffs Diskurs auseinandersetzen dürfen – nämlich mit dem soziologischen. Das soziologische Begriffsverständnis von Diskurs wird Ihnen im Einzelnen je- doch einiges abverlangen und Sie über die nächsten 200 Seiten anständig in Atem halten; denn auch in der Soziologie sind mit diesem einen Begriff des Diskurses zahlreiche Perspektiven, Aspekte, Ansätze und Herangehensweisen verbunden, die es zu differenzieren gilt. Während der Lektüre werden Sie sich die Antwor- ten auf folgende Fragen erarbeiten, an denen der Text orientiert ist, und werden am Ende in der Lage sein, Fragen wie die folgenden eigenständig zu beantworten: Was ist Diskurs soziologisch betrachtet ? Was ist der soziologische Wert dieses Begriffs ? Wie hilft uns der Begriff des Diskurses dabei, Soziologie zu be­ treiben ? Was heißt es, wenn ich in der Soziologie von Diskurs spreche ? Das Lehrbuch orientiert sich in seiner Konzeption an diesen auf den ersten Blick simplen, aber zentralen Fragen. Es bildet damit nichts weiter aber auch nicht we- niger als eine systematische Einstiegshilfe in eine systematische Beschäftigung mit Gesellschaft aus diskursanalytischer Perspektive und bietet eine vertiefte und aus- führliche Auseinandersetzung mit Wechselwirkungen zwischen Phänomenen so- zialen Wandels und gesellschaftlicher Ordnung bzw. Unordnung. Die Lektüre des Buches eröffnet Ihnen die Auseinandersetzung mit dem Anteil von Diskursen in Diskurswolken am gesellschaftlichen Denkhorizont 3 der Konstitution, Stabilisierung und Wandlung von Gesellschaft. Sie erhalten so- wohl grundlegende Einblicke in die soziologische Diskurstheorie, lernen diskur- sive Praktiken neben anderen als eine relevante Dimension von Praxis kennen und bekommen methodische Instrumente zur Analyse von Diskursen und deren Verhältnis zu Gesellschaft an die Hand. Womit wir beim zweiten Stichwort sind: Abbildung 2 Wortwolke › Gesellschaft ‹ Auch was Gesellschaft betrifft, können wir uns ebenso, wie dies für den Diskurs- begriff gilt, als Soziologie Betreibende nicht mit dem Alltagssprachgebrauch des Begriffes zufriedengeben, weshalb wir weiter gehen müssen, als Gesellschaft als einen Überbegriff für eine Zugehörigkeitsform von Menschen zu fassen, die nach Regeln über einen bestimmten Zeitraum und an einem geografisch abgrenzbaren Ort zusammenleben. Neben dem Gebrauch des Wortes Gesellschaft, um im All- tagsgeschehen Zugehörigkeiten und Abgrenzungen herzustellen, denken wir wei- ter auch darüber nach, dass der Begriff Gesellschaft gleichzeitig derjenige ist, der gerade durch das Zusammenspiel von Notwendigkeit und Schwierigkeit seiner Definition die wissenschaftliche Disziplin der Soziologie überhaupt erst konsti- tuiert hat. Die Kontroverse über die Möglichkeitsbedingungen von Gesellschaft, die quasi die Lebensform der Soziologie überhaupt ist (Kneer/Moebius 2010), nährt sich ausdauernd aus der ewigen Frage nach dem Gehalt des weiten, engen, scharfen, unscharfen, überzogenen, überladenen, exkludierenden, integrierenden, 4 Diskurswolken am gesellschaftlichen Denkhorizont klaren oder unklaren, flüssigen oder überflüssigen Begriffs der Gesellschaft. Zu dem schwierig zu fassenden Begriff des Diskurses kommt also im Rahmen der Lektüre dieses Buches ein zweiter schwieriger Begriff hinzu: die Gesellschaft. Natürlich kann man sich daran machen und sich überlegen, dass sich Mitglie- der einer Gesellschaft über verschiedene Faktoren, die sie miteinander teilen, de- finieren lassen. Möglicherweise ein Rechtssystem, ein Set an Wertvorstellungen oder Ideen, ein politisches System usw., die im Normalfall, der von Krisenzeiten unterbrochen wird, als gemeinsame Verbindlichkeiten nicht zur Disposition ste- hen. Darüber hinaus setzt sich Gesellschaft aber genauso gut auch in Abgrenzung zu Anderen und Anderem zusammen und kann somit über Exklusion bestimmt werden. Wie wir mit Michel Foucaults Augen sehen werden, bestimmt sich eine Gesellschaft nämlich oft in zentraler Weise darüber, was sie als pathologisch (krankhaft/unnormal) und was sie als normal und natürlich ansieht (Foucault 1973). Man könnte also sagen, Gesellschaften definieren sich über einen Konsens bei der Antwort auf die Fragen: Was ist die Norm und was ist abweichendes Ver- halten und wie geht man mit abweichendem Verhalten um ? Hieran schließen na- türlich gleich weitere Fragen bezüglich solcher Definitionen von Gesellschaft an: Können Mitglieder Anspruch auf Zugehörigkeiten zu mehreren Gesellschaften er- heben ? Welche Regeln gibt es für den Umgang mit unterschiedlichen und konkur- rierenden Werten und Normen ? Gibt es Parallelgesellschaften, gibt es Subgesell- schaften ? Eine Gesellschaft – auf so viel können wir uns an dieser Stelle schon einmal einigen, ist in dem hier vertretenen Verständnis erst einmal ein Zusammenhang, den ihre Mitglieder zwischen unterschiedlichsten Zuständen und Praxisformen herstellen. Und nicht nur die Menschen als Mitglieder von Gesellschaften tun dies und stellen diesen Zusammenhang her – auch die physischen Bedingungen leis- ten ihren Beitrag dazu, dass Gesellschaft sich in der Praxis vollzieht. Ein Tisch und vier Stühle machen uns unter der Bedingung, dass auf ihm Nahrungsmittel stehen und sich mindestens zwei organische Körper auf die Stühle setzen, zu einer Tisch- gesellschaft. Soziale Ungleichheit und die physische Existenz von Gütern, Zertifi- katen und deren Wertigkeit machen uns zu Angehörigen von Mittel- oder Unter- schichten oder Subgesellschaften usw. Hierzu aber später mehr. Auf die Frage, was denn in dieser Denkweise der Diskurs mit Gesellschaft zu tun hat, werden wir Antworten in der Auseinandersetzung mit theoretischen Konzepten des Sozialphilosophen Michel Foucault (2008) in Verbindung mit einem Modell einer Postfundamentalen Gesellschaft des Soziologen und Philoso- phen Oliver Marchart (2013) suchen und finden. Letzterer bezeichnet Gesellschaft als unmögliches wie notwendiges Objekt der Sozialwissenschaften und geht da- von aus, dass die Soziologie, nachdem sie sich wie Weber und Simmel lange gegen den fundamentalen Begriff der Gesellschaft gewehrt hat, die Furcht vor diesem

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