Studien zur Inneren Sicherheit Band 17 Herausgegeben von Hans-Jürgen Lange Die Ziele In der Reihe „Studien zur Inneren Sicherheit“ wechseln sich Monografi en und strukturierte Sammelbände ab. Die Studien werden verfasst von Autoren des „In- terdisziplinären Arbeitskreises Innere Sicherheit“ (AKIS). Der AKIS vereint Wis- senschaft ler aus verschiedenen Disziplinen, insbesondere der Politikwissenschaft , der Soziologie, der Kriminologie, der Rechtswissenschaft und der Historischen Polizeiforschung. Die Studien zur Inneren Sicherheit umfassen grundlagentheoretische und problem- orientierte Arbeiten. Sie sind einer interdisziplinären und sozialwissenschaft lichen Diskussion verpfl ichtet. Forschung zur Inneren Sicherheit und Polizeiforschung bilden hierbei keine gegensätzlichen Perspektiven, sondern sich ergänzende Be- standteile eines Forschungsfeldes. Die Studien zur Inneren Sicherheit arbeiten die unterschiedlichen Facetten des Wandels von Sicherheit auf. Sie stellen diese Ver- änderungen in den Zusammenhang mit dem Wandel von Staat und Gesellschaft insgesamt, wie er sich national, europäisch, international und global vollzieht. Die Analyse der Akteure, Institutionen und Strukturen, die die Sicherheitspro- duktion von Staat und Gesellschaft prägen; die Prozesse und Handlungsorientie- rungen, unter denen Entscheidungen und Normen sowie ihre Kontrolle zustande kommen; die Programme zur Inneren Sicherheit (Kriminalpolitik, Polizeipolitik u. a.), die dabei mit der Zielsetzung entstehen, bestimmte Wirkungen zu erzielen; die Art und Weise der Umsetzung und die Einwirkung der Sicherheitsproduzenten auf die Gesellschaft (Polizieren); die Defi nitionen, Konstruktionen, Verlaufsformen und Sanktionierungen abweichenden Verhaltens und sozialer Kontrolle (Kriminal- soziologie), die vorgenommen werden; die historische Rekonstruktion dieser Zu- sammenhänge; die Diskussion theoretischer Ansätze und Methodologien, um die interdisziplinäre Arbeit integrativ weiter zu entwickeln – all dies sind Perspektiven der Forschung zur Inneren Sicherheit, wie sie der Reihe zugrunde liegen. Herausgegeben von Hans-Jürgen Lange Hans-Jürgen Lange Michaela Wendekamm Christian Endreß (Hrsg.) Dimensionen der Sicherheitskultur Herausgeber Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange Dr. Christian Endreß Universität Witten/Herdecke Mülheim an der Ruhr Deutschland Deutschland Michaela Wendekamm Universität Witten/Herdecke Deutschland ISBN 978-3-658-02320-1 ISBN 978-3-658-02321-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-02321-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Inhalt Teil I Einleitung .......................................................................................................... 11 Teil II Konzepte der Sicherheitskultur Von der Sicherheit zur Sicherheitskultur – Über den Umgang mit Komplexität im Sicherheitsdiskurs ............................. 19 Christian Endreß / Martin Feißt Konjunkturen des Kulturbegriffs: Von der politischen und strategischen Kultur zur Sicherheitskultur ....................................................... 33 Valentin Rauer / Julian Junk / Christopher Daase Teil III Anwendungsfelder der Sicherheitskultur 1. Kultur Posttraumatische Belastungsstörung als Gesellschaftsdiagnose? Wandel in der Sicherheitskultur nach Großschadensereignissen am Beispiel von 9/11 ......................................................................................... 59 Matthias Kettner / Robin Sturmeit Sicherheitskultur zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit. Sicherheit im zivilen Luftverkehr als Gegenstand der Literatur ..................... 79 Annette Ripper Betrachtungen zur israelischen Sicherheitskultur am Beispiel der Sinai-Grenze. Illegale Einwanderer aus Afrika als Gefahr für den Staat? ..... 93 Simon Falke 6 Inhalt Das Spannungsfeld Freiheit versus Sicherheit – eine historisch- philosophische Re(cid:192)exion ................................................................................ 111 Manfred Andexinger 2. Natur und Technik Bewältigung systemischer Risiken am Beispiel extremer Naturereignisse .....127 Thomas Kox / Lars Gerhold Sicherheitskultur in den Ingenieurwissenschaften ........................................ 145 Heinz-Willi Brenig / Simon Ludäscher / Matthias Link Regulierung neuer Technologien – konkurrierende Sicherheitskulturen am Beispiel der Nanotechnologie ................................................................... 163 Stephan Heinrich Human Security im Rahmen von Sicherheitskultur und Technisierung von Sicherheit? ................................................................................................ 179 Rita Haverkamp 3. Politik und Wirtschaft Die Dominanz der Verwaltung im Politikfeld Innere Sicherheit – Sicherheitskulturelle Untersuchung am Beispiel der Videoüberwachung öffentlicher Räume in NRW ........................................................................... 197 Jens Lanfer Ein(cid:192)ussnahme oder Entpolitisierung? Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen als Akteure der Sicherheitskultur ..................... 235 Hartmut Aden Demogra(cid:191)scher Wandel und Bevölkerungsschutz – eine Herausforderung für den Betreuungsdienst ........................................... 251 Frank Ehl Inhalt 7 Ritterheer und Söldnertruppe. Eine Handlungslogik für die Schadensabwehr als Teil der Sicherheitskultur .............................................. 267 Peter Buchner Unternehmenssicherheit und Unternehmenskultur als Bestandteile einer umfassenden Sicherheitspolitik – Plädoyer für einen integrierten Gesamtansatz .................................................................................................. 281 Dirk Freudenberg Teil IV Umgang mit Sicherheitskulturen Sicherheitskulturanalyse jenseits der Begleitforschung ................................. 303 Alexander Siedschlag / Andrea Jerkovi(cid:252) Un/Sicherheit als Un/Sichtbarkeit – Sicherheitskultur als Sichtbarkeitskultur .......................................................................................... 323 Michaela Wendekamm / Christina Terberl Kooperative Sicherheitspolitik als Konsequenz von Sekuritisation – Der Wandel lokaler Sicherheitsstrukturen im Kontext eines neuen Sicherheitsbegriffs ............................................................................... 341 Bernhard Frevel / Tobias John Sicherheitskultur: Resilienz durch Sicherheitskommunikation ..................... 359 Daniela Giebel Teil V Resümee Dimensionen der Sicherheitskultur – Ein Resümee ....................................... 381 Hans-Jürgen Lange / Michaela Wendekamm Autoreninformationen .................................................................................... 389 Teil I Einleitung Einleitung Der vorliegende Sammelband ist dem Thema Sicherheitskultur gewidmet. Be- vor der Fokus auf die interdisziplinären Interpretationen, was unter Sicherheits- kultur zu verstehen ist, gelegt werden kann, muss zunächst geklärt werden, was unter Sicherheit verstanden wird. Denn „Sicherheit hat sich zu einem zentralen Wertebegriff demokratischer Gesellschaften entwickelt“ (Endreß/Petersen 2012) und steht beständig im Zentrum politischer Auseinandersetzungen. Die Kontro- versen entstehen über die Frage, wer die Verantwortung für die Sicherheitsge- währleistung hat und welche Maßnahmen für die Sicherheitsherstellung geeignet sind. Des Weiteren wenden sie sich der Frage zu, ob der Staat sein Sicherheitsver- sprechen in der heutigen Zeit noch halten kann und in welchem Umfang Sicher- heit garantiert werden kann bzw. soll. Dahinter verbirgt sich die Problemstellung hinsichtlich des Verhältnisses von Sicherheit und Freiheit. In der Debatte um die „zentrale Chiffre moderner Gesellschaften“ (Anter 2008/2009: 15) wird Freiheit immer mehr zum Annex von Sicherheit. Allgemein ist ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung zu beobachten, während zugleich immer neue Herausforderungen aufkommen, zu nennen sind der internationale Terrorismus, Wirtschaftskrisen, Klimawandel und Kriminalitätsanstieg in Großstädten (vgl. Lanfer 2012). Diese neuen Herausfor- derungen führen einerseits zunehmend zum Verschwimmen der Konturen zwi- schen innerer und äußerer Sicherheit und andererseits zur Verunsicherungen in der Gesellschaft. Der Staat, nach wie vor der Garant von Sicherheit, fordert in- dessen stetig neue Kompetenzerweiterungen, um den Herausforderungen ent- gegnen zu können und seinem Sicherheitsversprechen gerecht zu werden. Dabei sind die staatliche Gewährung von Sicherheit und das Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft nicht deckungsgleich. Allerdings kann der Staat das emergierende Sicherheitsbedürfnis nicht komplett von sich weisen, da eben die Garantie von Sicherheit Basis seiner Legitimität ist (vgl. Daase 2010: 9). Dies liegt auch an der Ambiguität des Begriffs Sicherheit, der durch seinen kontingenten Charakter und seinen permanenten Wandel gekennzeichnet ist. Die- se Kontingenz erzeugt in der Gesellschaft immer neue (Be-) Deutungen. Zugleich existieren in der Gesellschaft unterschiedliche Werteorientierungen und damit auch Hans-Jürgen Lange et al. (Hrsg.), Dimensionen der Sicherheitskultur, Studien zur Inneren Sicherheit 17, DOI 10.1007/978-3-658-02321-8_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014