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Die Welt und wir: Zweiter Band: Subjekt und Objekt der Praxis. Zweiter Teil: Die Grenzen einer Absicht PDF

657 Pages·2006·74.426 MB·German
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Gerold Prauss Die Welt und wir Band 2: Subjekt und Objekt der Praxis / Die Grenzen einer Absicht Gerold Prauss - Die Welt und wir Gerold Prauss Die Welt und wir Zweiter Band: Subjekt und Objekt der Praxis Zweiter Teil: Die Grenzen einer Absicht J. Verlag B. Metzler Stuttgart · Weimar Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http:// dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-476-01743-7 ISBN 978-3-476-00030-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-00030-9 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2006 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzler'sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2006 www.metzlerverlag.de info@ metzlerverlag.de Verehrte Leserin, verehrter Leser! Nicht mehr fraglich sein kann für uns Menschen heute, daß wir aus Natur entstanden sind. Nur desto mehr muß dann jedoch für uns in Frage stehen, wie wir aus Natur entstanden sind. Als Lebewesen unter andern?- Schon die Tiere aber unterscheiden sich als Lebe wesen von den Pflanzen. Und wir Menschen? Unterscheiden wir uns unter ihnen?-Ja und nein, so meint man überwiegend heute schon: Zwar von den Pflanzen, doch nicht von den Tieren, jeden falls nicht wesentlich. Gewiß quantitativ, wie etwa durch das meß bar größere Gehirn. Qualitativ jedoch? Durch welche Qualität denn, die sich ebenso empirisch feststellen ließe? Derlei gibt es nicht, weshalb auch wir nichts anderes als bloße Tiere seien. Damit aber unterschlägt man Offenkundiges. Im Unterschied zu einem bloßen Tier ist jeder Mensch vielmehr ein solches Tier, das von sich selbst als diesem Tier auch noch ein Wissen hat, weil es durch »Ich ... « sich auch noch Thema ist. So von sich wissend aber hat ein jeder Mensch ein Tier in sich. Und damit hat er es dann so in sich, daß er auch noch von seinem Tun und Lassen weiß. Denn dadurch ist er nicht nur wie ein Tier dessen Verursacher, sondern ist auch noch anders als ein Tier dessen Verantworter. - All das jedoch, wie offenkundig es für jedermann auch sei, soll es nicht geben? Und auch nur, weil es sich nicht empirisch feststellen lasse? Hinter diesem Empirismus aber, der sich unter uns verbreitet, steht die Anmaßung des Übergriffs empirischer Naturwissenschaft auf uns Menschen. Lassen wir uns das gefallen?- Zuständig sein kann die Empirie doch nur für das Somatische an uns, weshalb sie eine bloße Halbheit bleiben muß. Denn unser Wesen haben wir als Menschen im Mentalen. Dieses aber ist für niemanden auch seiner seits noch wie Somatisches empirisch zu erkennen: weder als je eigenes noch als je anderes Mentales anderer Menschen. Und gleichwohl ist es nicht minder in der Welt als das Somatische. Wie das Mentale sind doch auch etwa die Zahlen nichts Empirisches und dennoch in der Welt, wo wir von all dem Nichtempirischen auch wissen. Davon wissen wir jedoch gerade nichtempirisch: durch mentale Rückbesinnung auf uns als dieses Mentale selbst. Alleinzuständig dafür ist denn auch seit jeher schon die Wissenschaft Philosophie als Argumentation, die all dem nachdenkt. Deren Weg ist freilich steil und steinig. Deshalb muß sie auch des öfteren auf der Stelle treten, um erneut gerüstet fortzuschreiten. Derart auf der Stelle tritt sie nun des längeren schon seit Kant. Doch sie vermag sich diese Steine, die er vielfach selbst sich in den Weg gelegt hat, aus dem Weg zu räumen. Deshalb sind Sie eingeladen, weiter mitzukommen auf dem neu gebahnten Weg. Denn immerhin ist er bis dorthin wieder offen, wo wir zu uns selbst als Menschen neuen Zugang finden: dazu etwa, was es heißt, ein Selbstbewußtsein auch noch als ein Wissen und Gewissen von sich selbst zu haben. Nichts geringeres ist das nämlich als der Grund für unsere Kultur, die uns von bloßen Tieren unterscheidet, wie etwa für unsere Verpflichtung zu Moral und Recht. Der Maßstab dafür läßt auf diesem Grund sich in der Tat errichten, weil er auch durchaus nicht Nützlichkeit und Lust ist, wie man heute meistens meint. Die Argumentation für ihn führt denn auch förmlich zur Entlarvung dieses Utilitarismus oder Hedonismus wie auch jenes Empirismus: Als die Selbstverleug nung unseres Menschenwesens läuft dergleichen auf die Selbstzer störung unserer Gesamtkultur hinaus. - Auch solches freilich trachtet heute einladend zu sein. Oberbirken im Oktober 2005 Gerold Prauss V. GRUNDLAGEN UNSERES HANDELNS § 13. Das Naturwüchsige unserer Absichtlichkeit Wo stehen wir, verehrte Leserin, verehrter Leser?- Wenn es richtig ist, was sich ergeben hat, dann folgt: Bereits von vomherein tritt ein Subjekt, indem es sich als Intention vervollständigt, im vollen Sinn als Handeln oder Praxis auf. Nicht etwa tritt ein Subjekt erst einmal bloß als »Erkennen« oder >>Theorie« auf, so daß es als Handeln oder Praxis dann auch allenfalls erst daran anschließend auftreten könnte und mithin auch nicht auftreten könnte, sondern sich auch auf sich als »Erkennen« oder »Theorie« beschränken könnte. Daß die Wirklichkeit von Außenwelt bereits von vomher ein nur als Erfolg und so auch nur als Artefakt solcher Inten tionalität von Subjektivität auftreten kann, erweist vielmehr: Dann kann auch die Intentionalität von Subjektivität bereits von vornher ein nur als Praktizität ergehen. Entstellt zur Theoretizität wird sie nur, weil sie ursprüngliche Verwirklichung von Außenwelt her beiführt und dabei so überwiegend zum Erfolg führt, daß die Wirklichkeit der Außenwelt auch nur den Schein von etwas stets schon Vorgegebenem und stets bloß Hingenommenem gewinnen kann und damit als Erfolg dahinter erst einmal verborgen bleiben muß. Entsprechend aber muß dann auch der weitere Schein ent stehen, als ergehe gegenüber solcher angeblichen Theoretizität so etwas wie Praktizität immer erst und immer nur als eine abgeleitete Verwirklichung der Wirklichkeit von Außenwelt, doch nicht etwa auch immer schon als eine ursprüngliche. Deshalb lasse eine Unter scheidung zwischen ursprünglich und abgeleitet sich auch nicht bezüglich von Verwirklichung verstehen, sondern nur in Bezug auf Wirklichkeit. Und ursprünglich sei Wirklichkeit von Außenwelt auch nur, wie sie durch »Theorie« oder »Erkennen« eben einfach 493 Grundlagen unseres Handeins hingenommen werde; wohingegen Wirklichkeit, wie sie durch Praxis oder Handeln dann nicht einfach hingenommen, sondern auch zum Artefakt verändert werde, eben abgeleitet sei von dieser ursprünglichen Wirklichkeit. Doch können Sie allein schon äußerlich daran ersehen: Hier kann etwas nicht stimmen, weil das letztlich sinnlos werden muß. Denn was die Wirklichkeit von Außenwelt betrifft, so hätte sie, wenn diese Unterscheidung für sie sinnvoll wäre, in genau dem Sinn, in dem sie eine ursprüngliche ist, auch eine abgeleitete zu sein, und umgekehrt, was aber nicht der Fall ist. Eine ursprüngliche ist sie danach nämlich ganz von sich her: eben als die ganz von sich her vorgegebene und in }}Theorie« oder »Erkennen« dann als solche auch noch hingenommene. Eine abgeleitete jedoch ist sie danach durchaus nicht etwa gleichfalls ganz von sich her, sondern eben nur durch die Veränderung als die Verwirklichung zum Ar tefakt auf Grund von Handeln oder Praxis: Ganz von sich her nämlich hat sich Wirklichkeit von Außenwelt noch nie zu einem Artefakt verwirklicht, sondern wenn, dann nur durch Handeln oder Praxis als Intentionalität von Subjektivität. Entsprechend sinnvoll könnte denn auch nicht die Wirklichkeit von Außenwelt, sondern nur die Verwirklichung der Wirklichkeit von Außenwelt durch Handeln oder Praxis abgeleitet sein, was dann jedoch in umgekehrter Richtung wieder sinnlos werden müßte. Hätte doch Praktizität als eine abgeleitete Verwirklichung der Wirklichkeit von Außenwelt dann aufzutreten, ohne daß es eine ursprüngliche zu ihr geben könnte, und das wäre vollends widersinnig. Soll doch jene Theoretizität, wie sie solcher Praktizität immer schon zugrunde liegt, gerade nicht auch selbst schon als Verwirklichung der Wirklichkeit von Außenwelt ergehen und mit hin erst recht auch nicht als ursprüngliche. Da indessen mindestens im Fall von Handeln oder Praxis die Intentionalität von Sub jektivität tatsächlich als Verwirklichung der Wirklichkeit von Au ßenwelt ergeht, ist dieser Widersinn auch unvermeidlich. Sinnvoll nämlich ließe sie sich dann auch weder als ursprüngliche verstehen noch als abgeleitete, als die sie doch zunächst so selbstverständlich scheint, und hinge somit vielmehr unverständlich gleichsam in der Luft. Was damit systematisch für Sie explizit wird, ist daher genau die Unverständlichkeit, die implizit bleibt, wenn man auch noch für 494 Das Naturwüchsige unserer Absichtlichkeit »Erkenntnis« oder »Theorie« jeweils Intentionalität von Subjektivi tät in Anspruch nimmt. Man meint dies nämlich tun zu können, ohne auch noch jenen Sinn zu übernehmen, der mit einer Absicht oder Intention als ihr Normalsinn nun einmal verbunden ist: der einer Absicht oder Intention als Handlung oder Praxis der Verwirk lichung von etwas. Dieser nämlich läßt mit Theoretizismus, der nur die Entsprechung zu naivem Realismus ist, sich nicht vereinbaren. Deshalb gibt man ihn zugunsten jener fast schon vollständigen Sinnentleerung auf, wonach Intentionalität von Subjektivität nichts als ))Gerichtetheit auf Wirkliches« sein solP. Denn eben diese Sinnentleerung ist der Preis, den man zu zahlen hat, um für Inten tionalität als die Gemeinsamkeit von ))Theorie« oder ))Erkenntnis« und von Praxis oder Handlung einen einheitlichen und auch ein deutigen Restsinn zu bewahren. Ihren Vollsinn aufrecht zu er halten, den Intentionalität nun einmal nur von Praxis oder Hand lung her hat, hieße nämlich, jeden einheitlichen und auch ein deutigen Sinn derselben als Gemeinsamkeit von Praxis oder Hand lung und von ))Theorie« oder ))Erkenntnis« aufzugeben, weil er ja für letztere vermeintlich nicht in Frage komme. Doch nicht einmal unter diesem Schmalsinn von Intentionalität als der ))Gerichtetheit auf Wirkliches« läßt beides sich verständlich machen. Denn daß ))Theorie« oder ))Erkenntnis« dann in einem Einfluß des Objekts auf das Subjekt bestehen soll, muß unter diesem Grundsinn der ))Gerichtetheit auf Wirkliches« genauso unverständlich bleiben, wie daß Praxis oder Handlung dann gerade umgekehrt in einem Einfluß des Subjekts auf das Objekt bestehen soll: auch wenn man unter Theoretizisten und naiven Realisten sich dies immer wieder so zurecht zu legen trachtet. Ist denn dann im Fall von ))Theorie« oder ))Erkenntnis« dieses wirkliche Objekt etwa im eigentlichen Sinn das Intendierende?, und ist denn dann 1 Darin ist ein Höhepunkt erreicht, wenn man >>Erkennen<< als ein >)Tref fen« von schon immer Wirklichem auffassen möchte. Denn das möchte man anscheinend ohne zu bemerken, daß man neben einem »treffenden<< oder auch »trefflichen« sodann auch noch ein nichttreffendes >>Treffen<< anzusetzen hätte, weil >>Erkennen<< ja ein >>wahres<< oder >>falsches<< sein kann. Doch ersichtlich ist ein >>Treffen<< als ein >>treffendes<< dann tautolo gisch und als ein nichttreffendes dann widersprüchlich, woran diese Auf fassung im ganzen sich als abwegig erweist. Vgl. dazu R. Enskat 2005, z.B. S. 195, S. 198, S. 199, S. 201 ff. 495 Grundlagen unseres Handeins im Fall von Praxis oder Handlung dieses wirkliche Objekt etwa im eigentlichen Sinn das Intendierte?, wovon doch in keinem Fall die Rede sein kann, wie wir schon ermittelt haben. Also läßt sich daraus auch nur eines folgern: Soll Intentionalität für beides einen einheitlichen und auch eindeutigen Sinn besitzen, kann es sich bei ihm auch nur um jenen Vollsinn handeln, den sie als Normalsinn einer Absicht oder Intention der Praxis oder Hand lung hat, der dann jedoch auch noch für »Theorie« oder »Erkennt nis« gelten muß. Und eben dies war denn auch das Ergebnis unserer Herleitung derselben: Im Normalsinn einer Absicht oder Intention geht Subjektivität in beiden Fällen als Intentionalität auf die Verwirklichung der Wirklichkeit von Außenwelt aus, eben auf Erfolg, der nur als solches Andere zu einer Absicht oder Intention sich einstellen kann, oder auch nicht. Und handelt es sich dabei sonach grundsätzlich um Absicht oder Intention einer Verwirkli chung der Wirklichkeit von Außenwelt, so kann dies ebenso grundsätzlich dann auch immer wieder nur wie folgt geschehen: Immer wieder muß dann erst einmal ursprüngliche Verwirklichung der Wirklichkeit von Außenwelt ergehen, und immer wieder kann dann auch erst daran anschließend noch daraus abgeleitete Ver wirklichung der Wirklichkeit von Außenwelt ergehen. Doch keine davon, die ursprüngliche so wenig wie die abgeleitete, ergeht dabei etwa in dem Sinn, in dem Theoretizisten und naive Realisten sie verkennen: weder erstere als eine >>Theorie« oder »Erkenntnis«, die von Praxis oder Handlung grundverschieden sei, noch letztere als eine Praxis oder Handlung, die von »Theorie« oder »Erkenntnis« grundverschieden sei. Ergehen beide gleichermaßen doch als Pra xis oder Handlung der Verwirklichung von etwas und sind unter schiedlich zueinander eben nur im Sinn ursprünglicher und abge leiteter. Was wir uns damit hergeleitet haben, stellt uns dann jedoch vor weitere Probleme, deren Lösung aber wieder einmal systematisch weiterführt. Auch sogenannte Theorie oder Erkenntnis muß da nach bereits im vollen Sinn von Praxis oder Handlung eine Absicht oder Intention sein, nämlich ausgehen auf Verwirklichung der Wirklichkeit von Außenwelt, da beide nur als ursprüngliche und als abgeleitete sich unterscheiden. Dann jedoch bedarf es nicht allein einer Erklärung dafür, daß sich an ursprüngliche auch abge leitete noch anschließt, sondern auch vor allem dafür, wie sich an 496

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