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Die Typhuserkrankungen in Salza in dem Zeitraum 1901–1922 PDF

13 Pages·1924·0.741 MB·German
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II Zeltachrlft für Hygiene und Iufektionslaankhelten. 102. :Band, 1./2. Heft. ======= Die "Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten" erscheint nach Maßgabe des eingehenden Materials zwanglos in einzeln berechneter Heften, deren vier einen Band bilden. Der Band umfaßt ca. 40-50 Druckbogen. Der für diese Zeitschrift errechnete Bandpreis hat seine Gültigkeit nur während der Dauer des Erscheinens. Nach Abschluß eines jeden Bandes tritt eine wesentliche Erhöhung ein. An So n d erdrucken werden den Herren Mitarbeitern von jeder Arbeit im Umfange von nicht mehr als 24 Druckseiten bis 100 Exemplare, von größeren Arbeiten b!s zu 60 Exemplare kostenfrei geliefert. Doch bittet die Verlagsbuch~andlung, nui" die zur tatsächlichen Verwendung benötigten Exemplare zu bestellen. Uber die Frei exemplare hinaus bestellte Exemplare werden berechnet. Die Herren Mitarbeiter werden jedoch in ihrem eigenen Interesse 4ringend gebeten, die Kosten vorher vom Verlage zu erfragen, um später unliebsame Uberraschungen zu vermeiden. Beiträge sind an Herrn Geh. Med.-Rat Prof. Dr. F. Neujeld, Direktor des Instituts für Injektions- krankheilen "Robert Kodz", Berlin N 39, Föhrer Str. 2/3 od er Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr. M. Hahn, Direktor des Hygienisdzen Instituts der Universität Berlin, Berlin NW 7, Dorotheenstr. 28 oder Herrn Professor Dr. R. Doerr, Direktor des Hygienischen Instituts der Universität Basel, Basel, Petersplatz 10 postfrei einzusenden. Im Interesse der unbedingt gebotenen Sparsamkeit wollen die Herren Mitarbeiter auf kitappeste Fassung ihrer Arbeiten und Beschränkung auf das unbedingt erforderliche Abbildungsmaterial bedacht sein. Verlagsbuchhandlung Julius Springer in Berlln W 9, Linkstr. 23/24 IF ermprecher: .Arnl KurtiirBt, 6060-6063. Drahtanrthrift: Sprinunbuch·Berlin Reichsbank· Giro· Konto u. Deutsch e B an k, Berlln, Dep.-:Kasse C p t check für Bezug von Zeltschriften und einzelnen Heften: Berlin Nr. 20120 Julins o 8 8 • Springer, Bezugsabteilung !Ur Zeitschriften; Konten ffir Anzeigen, Beilagen und Bücherbezug: :Berlin Nr. 118935 Julius Springer. 102. Band. Inhaltsverzeichnis. 1./2. Heft. Seite Doerr, R., und E. Zdansky. Kritisches und Experimentelles zur ätiologischen Er- forschung des Herpes febrilis und der Encephalitis letharg-ica . . . . . . . 1 Lichtenstein, Stefania. Die Desinfektion tuberkelbacillenhaltigen Sputums mit Alkalysol und Parmetol . . . . . • . . . . • • . . . . . . . . . . . . . . 55 Schwarz, L. Basophil gekörnte Erythrocyten, vermehrtes Porphynn sowie andere Beobachtungen bei der Durchuntersuchung von Arbeitern verschiedener Betriebe mit Bleigefä-hrdung . . . .. . . • . . . . • . • • · . . . . • . . . . . . . • 57 Kauffmann, Fritz. Weitere Bmträge zur Frage der antagomstischen Wukungen in der Paratyphus-Coligrupp_e . . .. . . . . . : . . . . . . . . . . . 68 Ficker, M., und E. Kadiscb. Uber Calmumhypochlont . . . . . . . . . . . . 76 Hayaishi, J. Zur Absterbeordnung d~r .Bakt~nen . . . • . . . . . . . . . . 87 Freund Julius. Formaldehydnachwels m Milch . . . . . . . . . . . . • . . 94 Zsigmo'ndy,'R. Über Filtration von Wasser mitMembranfiltern. (Mit5.Tex~bbildungen) 97 v. Fenyvessy, B., und L. Reiner. Untersuchungen über den resp1ratonschen Stoff- wechsel der Trypanosomen . . . . . . • . . . • . . . . . . . . . . . . 109 Schürmann, W. Erkrankungen und Unfallverletzungen im deutschen Kohlenberg· bau insbesondere im rheinisch-westfälischen Gebiet. Ein Vergleich der Kriegs· jah;e mit den Vor· und Nachkriegsjahren . . . . . • . . . . . . . . . . 120 ·w. Kudicke, A., A. Feldt und A. Collier. Untersuchungen über die Spirochäten aus Blut und Liquor von Recurrenskranken und über die Heilungsvorgänge beim Recurrens . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . 135 Jorns, Gerbart. Die Typhuserkrankungen in Salza in dem ~eitraum 1901-1922. (Mit 1 Textabbildung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Barnewitz. Über die Bedeutung der Zahl der infizierenden Bakterien bei der Fütterungsinfektion. Untersuchungen über Konstitution und Krankheitsdis position. Herausgegeben von Professor Dr. K iss k a 1 t. (Mit 2 Textabbildungen) 164 Killian, Hans. V ersuche über aktive Immunisierung von Mäusen gegen Pneumo kokken und Streptokokken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . 179 Hayalshi, J, Di.e im Reagens~las nachweisbaren physikalischechemischen Be· ziehungen zwtschen Krankheitserregern und Organzellen . . • . . . . . . 201 Pt>rtsetznng des Inhalm·erzeichnisses 8W~e III. Umsrhlagseittf ISBN 978-3-662-27394-4 ISBN 978-3-662-28881-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-28881-8 (Aus dem Hygienischen Institut der Universität in Jena [Vorstand: Geh.-Rat Prof. Dr. Abel].) Die Typhuserkrankungen in Salza in dem Zeitraum 1901-1922. Von Med.-Prakt. Gerhart Jorns. Mit 1 Textabbildung. Salza, ein Dorf von annähernd 4000 Einwohnern, die zum größten Teil ihrem Erwerb in Nordhäuser Fabriken nachgehen, liegt an einem Flüßchen gleichen Namens, rund 2 km von Nordhausen entfernt. Die allgemeinen hygienischen Verhältnisse sowie die Wasser versorgung des Ortes Salza ließen von jeher manches zu wünschen übrig. Es herrschen in der Beziehung durchaus primitive dörfliche Verhältnisse vor. Eine Kanalisation besteht nicht. In den an der Salza gelegenen Straßen werden die Hausabwässer einfach in das Flüßchen geschüttet, teilweise - wenngleich nicht offenkundig - auch durch Rinnen hineingeleitet. In anderen Ortsteilen gelangen sie auf die Straße, die nur zum Teil Gossen und Abflußmöglichkeit hat. Auch die Abortgruben sind bzw. waren zum größten Teil zu beanstanden. Viele sind unzementiert und stehen mit dem Misthaufen des Hofes in Verbindung. Die Wasserversorgung geschieht in der Hauptsache durch Brunnen. Die längs des Salzaufers gelegenen Häuser entnehmen aber vielfach ihr Trink- und Gebrauchswasser der Salza. Eine Infektion der Salza lag sicher im Bereich der Möglichkeit, zumal bis zum Jahre 1917 in dem oberhalb der Salza, außerhalb des Dorfes gelegenen Fabrikbetriebe die von den Arbeiterinnen benutzten Aborte mit der Salza in unmittel barer Verbindung standen. Im ganzen sind in dem Zeitraum 1901-1922 274 Typhuserkran kungen in Salza vorgekommen; 15 Fälle verliefen tödlich. Die Zahl der Erkrankungen verteilt sich folgendermaßen auf die einzelnen Jahre: 156 G.Jorns: Die Typhuserkrankungen in Salza in dem Zeitraum 1901-1922. Jahr Erkrankt Gestorben 1901 39 4 1902 7 1903 11 1904 5 1905 .5 1906 6 1907 5 1908 3 1909 5 1910 3 1911 5 1912 2 1913 2 1 1914 8 1915 24 1 1916 48 3 1917 80 5 1918 6 1 1919 1920 3 1921 6 1922 Die monatliche Verteilung der Typhusfälle in den Jahren 19021) bis 1922 entspricht, wie die folgende Übersicht darstellt, den allgemein gemachten Erfahrungen über die Häufung der Erkrankungen in den Sommer- und Herbstmonaten: Jan. Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dez. 6 1 4 4 5 32 38 34 46 35 21 12 Die Verteilung der einzelnen Erkrankungen auf die Straßen und Häuser der Gemeinde Salza ist aus der beigefügten Karte ersichtlich. Für jedes Haus, in dem Typhusfälle vorgekommen sind, ist die Anzahl der Fälle durch die daneben geschriebenen Jahreszahlen kenntlich ge macht. Jede Jahreszahl entspricht also einem Typhusfall in dem be treffenden Jahre. Durch ein B sind die Häuser, in denen Typhus bacillenträger festgestellt wurden, besonders hervorgehoben. Die größere Epidemie, welche 1901 in Salza herrschte, beschränkte sich fast ganz auf die an der Salza gelegenen Teile des Ortes, insonder heit die Mühl- und die Uferstraße. Die folgenden Jahre bis 1915 brachten nur vereinzelte Typhusfälle, bei denen fast stets Kontaktinfektionen für die Übertragung auf die Umgebung der Erkrankten verantwortlich gemacht wurden. 1) Für 1901 war eine monatliche Berechnung fehlender Angaben wegen nioht möglich. O/fl O J n h a b 7 8 Cis •J •7 ~ N. 158 G. Jorns: Die Erkrankungen im Jahre 1916 verteilen sich auf die einzelnen Monate wie folgt: Jan. Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dez. 1 4 2 9 3 3 2 Die Verteilung auf die Ortschaft ist eine nahezu gleichmäßige zu nennen, wenn auch eine gewisse Bevorzugung der am Wasser gelegenen Straßen nicht zu leugnen ist. Die Epidemie des Jahres 1916 mit insgesamt 48 Typhuserkran kungen und 3 Todesfällen zeigt die folgende monatliche Verteilung: Jan. Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dez. 1 11 5 9 8 14 Obwohl allen Möglichkeiten (Milchhandel, Bäckereien, Marmeladen und Gemüsehändler, Selterswasserfabriken usw.) nachgegangen wurde, konnte zunächst eine sichere Ursache nicht ermittelt werden. Die Fälle blieben fast alle auf die Südecke Salzas beschränkt, indem die Epidemie nur noch auf die angrenzende Nordhäuser Straße übertrat. Sicher bekannt war bis zum Jahre 1916 nur eine Dauerausscheiderin, Frau Anna Kr. Trotz ausgedehnter Untersuchungen in der Umgebung aller 1916 an Typhus erkrankten Personen wurde kein weiterer Bacillen träger entdeckt, obwohl es dem zuständigen Medizinalbeamten nicht zweifelhaft war, daß die Erkrankungen in der Hauptsache auf Bacillen träger zurückzuführen seien. Die Folgezeit bewies es. Das Jahr 1917 brachte für Salza eine sehr hohe Typhuserkrankungs ziffer. In 80 Fällen wurde Typhus sicher festgestellt. Die ersten Er krankungen verliefen leicht, so daß nicht alle Verdachtsfälle im Beginn bekannt geworden sein mögen. 5 Fälle endeten tödlich. Aus der Ver teilung auf die einzelnen Monate geht hervor, daß, abgesehen von je einer Erkrankung im Januar und Februar, ganz plötzlich im Juni eine Epidemie einsetzte. Jan. Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dez. 1 1 28 25 8 15 4 2 Auffällig war von vornherein, daß die größte Zahl der betreffenden :Familien in unmittelbarer Nähe des Salzabaches wohnte und daß die Erkrankten in der Mehrzahl Schulkinder waren. Unter den 28 Typhus kranken des Juni waren 20 noch nicht 20 Jahre alt. Waren im Vor jahre die Erkrankungen in der Hauptsache in den nach Nordhausen zugewandten Teilen des Ortes vorgekommen, so betrafen sie diesmal, wenigstens anfangs, mit geringen Ausnahmen die in entgegengesetzter Richtung dicht am Wasser gelegene Uferstraße, Mühlstraße, Schul straße, Kirchstraße, Weststraße sowie den Vereinsplatz. Die vorzugs weise Erkrankung von Schulkindem und die Bevorzugung der am Salzabach sich hinziehenden Ortsteile ließen zunächst eine Wasser- Die Typhuserkrankungen in Salza in dem Zeitraum 1901-1922. 159 infektion als das Nächstliegende erscheinen, zumal diese Annahme noch durch andere Momente gestützt wurde. Für die späteren Erkrankungsfälle, die sich in den folgenden Monaten auch auf die übrigen Teile des Ortes erstreckten, ließ sich das abgelegene Bachwasser nicht mehr verantwortlich machen. Kontaktinfektionen durch frische Erkrankungsfälle konnten keine große Rolle spielen. Denn trotzmancher Widerstände wurden alle Kranken und Krankheitsverdäch tigen ohne Ausnahme so früh wie möglich in die Krankenhäuser nach Nordhausen und Bleicherode (Krankenauto) überführt. Zur frühzeitigen Feststellung der Fälle wurde auf Anraten von Herrn Prof. Schmidt, dem Direktor des hygienischen Institutes in Halle, der persönlich die behandelnden Ärzte dafür zu gewinnen wußte, ausgiebig Gebrauch gemacht von der Einsendung einer größeren Blutmenge in steriler Galle. Durch diese Methode wurde fast regelmäßig die Typhusdiagnose bereits in den allerersten Fiebertagen sichergestellt. Schließlich ergaben auch ausgedehnte Ermittlungen, ob etwa durch Nahrungsmittel die Seuche weiter verbreitet würde, keine Anhaltspunkte für eine solche Annahme. Immer mehr drängte sich dem verantwortlichen Kreisarzte die Überzeugung auf, daß vor allem Bacillenträger an der weiteren Verbreitung der Seuche die Hauptschuld trügen. Dieser Auffassung traten sowohl Herr Prof. Schmidt-Halle wie ganz besonders auch der Dezernent für das Seuchenwesen im damaligen preußischen Innen ministerium, Herr Geh.-Rat Lentz aus Berlin bei. In seinem Reisebericht über die kommissarische Besichtigung Salzas im Juli 1917 empfahl daher auch Geh.-Rat Lentz eine gründliche Durch suchung des Ortes, welche dann in Verbindung mit Prof. Schmidt (Halle) durchgeführt wurde. Die Schwierigkeiten bei der Durchsuchung eines Dorfes von der Größe Salzas dürfen nicht unterschätzt werden. Wer soll untersucht werden? Und wie ist es einzurichten, daß das Unter suchungsmaterial so frisch wie möglich zur Untersuchung kommt? Gerade am letzteren Punkt scheitern die Untersuchungen vielfach in heißen Sommermonaten, weil der Kot leicht in Gärung übergeht. In Salza wurden zunächst alle Angehörigen der Typhuskranken auf Typhusbacillen untersucht; ebenso geschah dies bei allen Personen, die früher eine Typhuserkrankung durchgemacht hatten. Schließlich aber wurden in der Erwägung, daß viele Personen gar nicht wissen oder auch nicht wissen wollen, ob sie einmal an Typhus erkrankt waren, auf Anraten von Schmidt Kot- und Urinproben von allen über 30 Jahre alten Frauen zur Untersuchung gebracht. Auf Frauen wurde die Unter suchung deshalb beschränkt, weil erfahrungsgemäß ältere Frauen das größte Kontingent der Bacillenträger stellen. Insgesamt erstreckte sich rliese Untersuchung auf mehr als 700 Personen. Eine Riesenarbeit, die das hygienische Institut in Halle vollbracht hat. 160 G. Jorns: Die Einsendung frischer Proben nach Halle machte einen besonderen Botendienst in Salza nötig. Nur auf diese Weise war es möglich, daß die Proben noch am gleichen Abend im hygienischen Institut in Halle zu Kulturen verarbeitet werden konnten. Diese Mühen wurden belohnt. Bei 13 klinisch gesunden Personen gelang der Nachweis von Typhusbacillen im Stuhl. Im Urin wurden bei keinem Bacillenträger Typhuskeime gefunden. Nachstehendes Ver zeichnis gibt über die ermittelten Keimträger näheren Aufschluß: :l I Name und Wohnung IA lter Id es EShtaenmda nnes Wan n~yphusIb acillIe nbefund (Vaters) krank· 1917 1918 1919 \ 19'ln ! 1. : Anna Kr., Vereinsplatz 6 41 Arbeiter 1904 + + - - 2. ! Herrn. Dr., Harzstr. 27 66 Arbeiter 1907 + + - - 3 .. : Laura B., Harzstr. 3 40 Selterswass. . 1907 + + - - Fabrikant 4.1 Wilh. H., Schulstr. 9 I ? Arbeiter I ? + + - :I - 5. Paul U., Hüttenplatz 5 ·4 Arbeiter ? + _1) : 6. Emilie Kl., Grenzstr. 19 36 Schlosser ? + + - + 7. Luise B., Querstr. 3 52 Heizer ? + - - _2) 8. Dorothe St., Heimstr. 17 ? Arbeiter ? + + - - I 9. Elise Bö., Heimstr. 8 50 Arbeiter 1901 + + - - 10. Alwine Sch., Hauptstr. 32 40 Werkführer ? + - - _2) 11. Frieder. U., Hauptstr. 44 44 Arbeiter ? + - - - 12. Marta M., Pfarrstr. 5 63 Witwe ? + - - - 13. Berta H., Mittelstr. 12 32 Arbeiter ? + _1), Wie ein Blick auf die beigefügte Karte lehrt, sind fast überall in der Umgebung der als Bacillenträgerinnen ermittelten Frauen mehr oder weniger zahlreiche Typhuserkrankungen im Laufe der Jahre und besonders im Jahre 1917 vorgekommen. Daraus darf also wohl der Schluß gezogen werden, daß bei der großen Ausbreitung der Typhus erkrankungen des .Jahres 1917 die durch umfangreiche, mühevolle Untersuchungen ermittelte Zahl von 13 Bacillenträgern von ausschlag gebender Bedeutung gewesen ist. Und auch für die zurückliegenden Jahre läßt sich gar mancher damals in seiner Entstehung nicht auf geklärte Typhusfall auf Kontaktinfektion durch Dauerausscheider zurückführen. Als die gefährlichste Keimträgerin erwies sich die Frau Laura B. (Nr. 3 des Verzeichnisses), deren Mann eine Mineralwasser fabrik in Salza betreibt; beim Flaschenspülen hatte diese Frau B. bis dahin ihrem Manne regelmäßig geholfen. Zwar halten sich die Typhus bacillen nicht lange im Mineralwasser und in Limonaden, aber dennoch können dadurch Infektionen namentlich im heißen Sommer entstehen, wenn das Wasser oder die Limonaden rasch verbraucht werden. 1) Verzogen. 2) 1921 erkrankten Familienmitglieder an Typhus. Die Typhuserkrankungen in Salza in dem Zeitraum 1901-1922. 161 Nun erscheint freilich die Zahl von 13 Bacillenausscheidern im Jahre 1917 ungewöhnlich hoch, so daß die Frage berechtigt ist, ob diese 13 Personen auch wirklich sämtlich als Dauerausscheider an zusehen sind. Nicht jeder gesunde Bacillenträger ist Dauerausscheider. Wohl gar nicht wenige Personen nehmen im Verlaufe einer Epidemie Typhuskeime auf und scheiden sie per vias naturales wieder aus, ohnt> subjektive oder objektive Krankheitssymptome zu zeigen. Unter den 13 in Salza ermittelten Personen sind etwa nur die Hälfte als Dauer ausscheider anzusehen. Einmalige Untersuchung des Stuhles und Urins berechtigt keinesfalls dazu, einen gelegentlichen Bacillenausscheider als "Bacillenträger" in dem üblichen Sinne zu bezeichnen und sanitäts polizeilich zu behandeln. Fortlaufende Kontrolle und Nachuntersuchun gen sind unerläßlich. Das ist auch in Salza durchzuführen versucht worden. Im Jahre 1918 wurden noch bei 6 Frauen Typhusbacillen nach gewiesen. Im nächsten Jahre waren sämtliche Kotproben und 1920 wie der sämtliche, bis auf eine, negativ. Seitdem aber wird, weil die nicht ganz geschickt durchgeführte polizeiliche Kontrolle als lästig empfunden wurde, die Abgabe von Untenmchungsmaterial durchweg verweigert! Welche Personen sind nun noch als Dauerausscheider zu betrachten? Zum mindesten doch wohl diejenigen, bei denen noch 1918 Typhus bacillen gefunden wurden. Denn wenn bei ihnen, mit einer Ausnahme, später keine Typhuskeime mehr nachgewiesen wurden, so kann der Grund darin liegen, daß entweder falsches Material untergeschoben wurde oder daß bei der einen oder anderen Dauerausscheiderirr die Bacillenabsonderung zeitweilig sistiert hat oder daß die Proben nicht frisch genug zur Untersuchungsanstalt kamen u. ä. Außer den er wähnten 6 Personen dürfen aber noch 2 weitere Frauen, obgleich bei ihnen seit 1917 keine Typhusbacillen mehr gefunden wurden, dennoch mit Sicherheit zu den Dauerausscheiderinnen gerechnet werden, weil in ihren Familien 1921 wieder Typhuserkrankungen auftraten. Im Jahre 1921 erkrankte der Ehemann der Frau Luise B. (Nr. 7 des Ver zeichnisses) an Typhus, und im gleichen Jahre bekamen 4 Kinder der Frau Alwine Sch. (Nr. 10 des Verzeichnisses) eine ganz leicht ver laufende Typhuserkrankung. Unbefriedigend bleibt es aber dennoch, daß es an einer gesetzlichen Handhabe fehlt, widerspenstige Personen, die als Bacillenträger an zusehen sind, zur Abgabe einwandfreien, frischen Untersuchungs materials zu zwingen. Im Jahre 1918 ereigneten sich in Salza nur 6 Typhuserkrankungen, von denen 2 Fälle im Januar noch der Epidemie 1917 angehören. Die anderen 4 Erkrankungen fielen in die Spätsommermonate. 3 Fälle waren wiederum auf 1917 ermittelte Bacillenträger zurückzuführen. Nur in einem Falle blieb die Infektionsquelle unklar. Zeitschr. f. Hygiene. Bd. 10~. 11

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