Manfred Knapp Die Stimme Amerikas Manfred Knapp Die Stimme Amerikas Auslandspropaganda der USA unter der Regierung John F. Kennedys Westdeutscher Verlag Opladen 1972 ISBN-13: 978-3-531-11170-4 e-ISBN-13: 978-3-322-88655-2 DOl: 10.1007/978-3-322-88655-2 © 1972 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1972 Gesamtherstellung: Graphische Konzeption des Reihentitels: Hanswerner Klein, Opladen Meinen Eltern Inhaltsverzeichnis Vorwort 11 Einleitung ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13 Teil I Der Informationsdienst: Entstehung und Einrichtung 1. Kapitel: Die Nachkriegsentwicklung des auswartigen Informationsdien- stes der USA (1945-60) ..................................... 20 1.1 Vorgeschichte . .. . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. 20 1.2 Die Nachkriegszeit ..................................... 22 1. 2. 1 Ubergangsphase (1945-46) ............................... 22 1. 2. 2 Periode der Neuorientierung (1946-50); Verabs chiedung der S mith-Mundt Act (194 8) ............... 24 1. 2. 3 Die "Campa1gn of Truth" (1950-52) ....................•.. 27 1. 2. 4 Krisen und Reorganisation (1952 -53); Griindung der United States Information Agency (1953) ...... 29 1. 2. 5 Konsolidierung des Instruments (1954-60) . . . . . .. .. . . . . .. .. 32 2. Kapitel: Die auswartige Informationsabteilung am Anfang der sechziger Jahre: Die Washingtoner Zentralbehorde (USIA) und ihre Auslandspo sten (USIS). Annex: Die Kulturabteilung des State Department und die Personenaustauschprogramme 2.1 Das Informationsamt in der Exekutive .................... 35 2.1.1 Der Standort der USIA innerhalb der Washingtoner Regierungs- behorden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .............. 35 2.1.2 Das Verhaltnis der USIA zu anderen Behorden .........•. .. 35 2.2 Gesetzliche Grundlagen fiir den auswartigen Informa- tionsdienst ............................................ 38 2.2.1 Allgemeine Gesetze und Richtlinien ...................... 38 2.2.2 Das Budget der USIA ......... ,'......................... 38 2.3 Die Organisation des Informationsamtes . . . . . . . . . . . . . . . . .. 42 2.3.1 Allgemeiner Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 2.3.2 Die Direktion der USIA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2.3.3 Die Programmabteilungen ...... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.3.4 Die geographischen Biiros .............................. 49 7 2.4 Der Informationsdienst in Ubersee: USIS und die US-Auslandsvertretungen ................................. 49 2.5 Annex: Die Kulturabteilung des State Department und die Personenaustauschprogramme ............................ 50 Teil II Der Informationsdienst unter der Kennedy-Administration 3. Kapitel: Allgemeine Aufgaben des Informationsdienstes . . . . . . . .. 54 3.1 Das Kennedy-Memorandum yom 25. Januar 1963 und die Rolle der USIA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ....... 54 3.2 Hauptziele der Offentlichkeitsarbeit im Ausland ........... 59 3.3 Grundzilge der Informations- und Propagandapolitik . ... .. .. 61 3. 4 Schwerpunkte des Programms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 62 4. Kapitel: Das USIA-Programm fUr einzelne Adressaten und Situationen .............................. ................. 65 4.1 Die Informationspolitik gegenilber Verbilndeten: Das USIA- Programm filr Westeuropa ............................. . 65 4.2 Publizistisch-propagandistische Einwirkungsversuche auf osteuropaische Lander, insbesondere die amerikanisch- sowjetischen Austauschprogramme ..................... . 69 4.3 Das Werben urn die Dritte Welt, insbesondere Afrika und Lateinamerika ....................................•.... 71 4.4 Der Einsatz des Instruments in Sondersituationen ........ . 78 4.4.1 Taktisches Hilfsmittel in den Kuba-Krisen ............... . 78 4.4.2 Propagandistische Unterstiltzung in der Berlin-Krise ..... . 81 4.4.3 Psychologische Kriegfilhrung in Sildost asien ............. . 82 4.4.4 Propagandastrategie und Kernwaffenversuche ............ . 87 4.4.5 Reportage des Wettlaufs zum Mond ..................... . 89 Teil III Inneramerikanische Diskussion ilber Konzeption und Funktion der US -A uslandskommunikat ion 5. Kapitel: Propaganda - Information - Education: Zur Struktur des neuen aul3enpolitischen Instruments. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 91 5. 1 Die Auslandskommunikation als neue aul3enpolitische Dimension ............................... ! . . . . . . . . . . . . 91 5.2 Die Scheinalternative "Propaganda" oder "Information" '" 95 5.3 Propaganda und/oder Bildungs- und Kulturaustausch ...... 100 8 6. Kapitel: Das internationale Bezugssystem: Die Einschatzung der ideo logischen Herausforderung als Bestimmungselement der amerikani- schen Auslandskommunikation .............................. 106 6. 1 Der Kalte Krieg und der Antikommunismus als Orientie- rungsschema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 106 6. 2 Das ideologische Instrument und das gewandelte inter- nationale System ...................................... 109 6.3 Neuansatze und Riickfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 112 TeilIV Instrument und amerikanisches Regierungs- und Gesellschaftssystem 7. Kapitel: Die Auslandskommunikation im Kontext der amerikanischen Aul3enpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 118 7.1 Das "demokratische" Instrument ....................•... 118 7.2 Das "undemokratische" Instrument ...................... 121 7.3 Auslandskommunikation und demokratische Aul3en- politik .....................................•.......... 125 7.4 Der Stellenwer:t des US-Informationsdienstes im aul3en- politis chen Instrumentarium der USA .................... 130 Schlul3bemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Abkiirzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Literaturverzeichnis ..... . 182 Personen- und Sachregister 195 9 Vorwort Die vorliegende Publikation ist eine tiberarbeitete und (besonders im Anmerkungsapparat) gektirzte Fassung einer Studie, die die Philosophische Fakultat der Philipps-Universitat Marburg/Lahn im Sommer-Semester 1971 als politikwissenschaftliche Dissertation an genommen hat. Mit ihr solI ein kleiner Beitrag zur politologischen Untersuchung der amerikanischen Aul3enpolitik geleistet werden. Es wird darin die Analyse eines aul3enpolitischen Instruments versucht, das zwar nicht mit den bekannteren aul3enpolitischen Wahrungseinheiten in Dollars, Divisionen oder Megatonnen zu erfassen, nichtsdefiltoweniger aber fUr das Verstandnis der auswartigen Beziehungen der USA sehr aufschlul3reich ist und in der internationalen Politik eine immer grol3ere Bedeutung erlangt. Ftir das Studium, das der Niederschrift dieser Arbeit vorausgegangen ist, war ein zweisemestriger Studienaufenthalt an der Harvard Universitat in Cambridge, USA, im akademischen Jahr 1967/68 sehr ntitzlich. In dieser Zeit hatte ich neben vielen Moglichkeiten zu Ge sprachen und Diskussionen tiber mein Untersuchungsvorhaben auch Gelegenheit, das Quellenmaterial und einen grol3en Teil der Literatur fUr meine Arbeit zu sammeln, zu sichten und fUr die weitere Untersuchung aufzubereiten. Aul3er dem Personal in den Harvard-Bibliotheken und -Archiven bin ich besonders dankbar der Archivarin der U. S. Information Agency, Miss Cecilia Johnson, und Mrs. Georgiana M. Clemens von der USIA, die mir bei der Beschaffung einiger Dokumente und anderer Unterlagen behilflich waren. An dieser Stelle mochte ich auch nochmals dem damaligen Assistant Director der USIA, Mr. Robert C. Goodman und dem gerade yom USIS-Aul3endienst zurtickgekehrten Mr. David Langstaff danken, die mir bei meinem Besuch in der USIA-Zentrale in Washington im Mai 1968 bereitwillig tiber den US-Informationsdienst Auskunft gaben und eine Besichtigung der Washingtoner USIA-Einrichtungen arrangierten. Besonders herzlichen Dank schulde ich Herrn Professor Dr. Ernst-Otto Czempiel, der bereits in meiner Darmstadter Studienzeit mein Interesse an der amerikanischen Aul3enpolitik gefordert hat. Er hat die vorliegende Studie von Anfang an betreut und mir in jedem Stadium der Arbeit viele anregende und wertvolle Ratschlage gegeben. Manfred Knapp Frankfurt/M., Juni 1972 11 Einleitung Eine neue Dimesion der amerikanischen Aul3enpolitik Mit der in den letzten Jahrzehnten zu beobachtenden Vermehrung und Verdichtung internationaler Beziehungen sind auch im aul3enpolitischen Instrumentarium der Nationalstaaten wichtige Veranderungen aufge treten. Einige Funktionen der traditionellen Instrumente auswartiger Politik haben angesichts neuer Erfordernisse eine Ausweitung erfahren, andere wiederum sind in ihrer Bedeutung zuruckgetreten. Daruber hinaus haben aber die Staaten neben der Diplomatie und den okonomischen und militarischen Standardmitteln der Aul3enpolitik neue Instrumente herausgebildet, mit denen sie im internationalen System ihre jeweiligen Interessen und Ziele verfolgen. (1) Man spricht auch von den Moglich keiten und Aufgaben einer "Neuen Diplomatie" oder auch "public diplomacy", urn die Erweiterung des "internationalen" Verkehrs durch transnationale Kommunikation, zwischengesellschaftliche Kontakte und Austauschbeziehungen aller Art zu betonen. (2) Gegenstand dieser Untersuchung ist ein relativ neuartiges Instrument der amerikanischen Aul3enpolitik: die offizielle Auslandspropaganda der USA, naherhin der US-Informationsdienst. Seine Hauptaufgabe ist es, durch offene (3) publizistisch-propagandistische Auslandsarbeit sowie durch verschiedene Mal3nahmen kultureller Aul3enpolitik, die Bevolkerung des Auslands direkt anzusprechen und zu beeinflussen, urn dadurch, neben der allgemeinen Forderung guter Aul3enbeziehungen, Verstandnis und Unterstutzung fUr die Zielsetzungen der amerikanischen Aul3en politik zu find en; weiterhin obliegt es den Spezialisten der Informations abteilung, bei der Gestaltung der auswartigen Angelegenheiten sowohl in Washington als auch in den konsularischen und diplomatischen Aus landsvertretungen der USA beratend fur die Berucksichtigung der offentlichen Meinung des Auslands einzutreten. Die Ursprunge des US-Informationsdienstes in seiner heutigen Ges·talt reichen in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zuruck. Damals hatte sich die Regierung der USA entschlossen, Anstrengungen zu einer systema tischen Beeinflussung der Auslandsbevolkerung zu unternehmen. Nach Kriegsschlul3 gab vor aHem der ausbrechende Kalte Krieg diesem Unter nehmen machtigen Auftrieb. Wahrend seiner turbulenten Entwicklungs phase in den ersten Nachkriegsjahren war der US-Informationsdienst unter verschiedenen Namen institutionell zunachst innerhalb des State Department untergebracht. 1m Jahre 1953, zu Anfang der Eisenhower Ara, hat er dann mit der Grundung der separaten "United States Information Agency" (USIA) eine relativ eigenstandige und dauerhafte Etablierung erhalten. 13 Die USIA und der durch sie repriisentierte US-Informationsdienst sind zwar seit dieser Zeit das eigentliche regierungsamtliche Spezial instrument ftlr uberseeische Imagepflege und ftlr die vielfiiltigen Pro gramme ideologisch-propagandistischer "Public Relations", doch haben natiirlich auch andere amerikanische Institutionen und Unternehmen (meist gro13ere) Einwirkungsmoglichkeiten auf die Offentliche Meinung des Auslands. Au13er zahlreichen privaten Aktivitiiten, Vereinigungen und Organisationen (z. B. Tourismus, Kontakte der Einwanderer mit Verwandten in ihren Herkunftsliindern, Studenten- und Akademiker- Austauschprogramme, Film-Export und insbesondere die weitreichenden amerikanischen Industrie- und Geschiiftsverbindungen mit dem Ausland), die sich dieser Aufgaben annehmen oder unbeabsichtigterweise das' Bild der USA mitpriigen, uben auch einige andere Departments und Ab teilungen der US-Bundesregierung betriichtlichen amerikanischen Einflu13 auf die internationale Offentlichkeit aus. So ist der amerikanische Geheimdienst (CIA) auf dem Propagandafeld sehr aktiv. Nicht zu uber sehen ist die auswiirtige Stationierung von mehreren hunterttausend US-Truppen (nebst ihrer Angehorigen). die allein schon durch ihre Prii senz den im Ausland entstehenden Eindruck von den USA mitbestimmen. Ebenso zu erwiihnen ist beispielsweise das wiihrend der Kennedy Administration inaugurierte Peace Corps. Schlie13lich ist in diesem Zu sammenhang selbstverstiindlich auch das gro13e Einflu13potential der in den USA tiitigen Auslandskorrespondenten und -Publizisten ins Bild zu bringen, ebenso wie etwa die vielen tausend ausliindischenSoldaten, die in den USA Ausbildungs- und Schulungskurse absolvieren. Die Tatsache, da13 auch andere Einflu13faktoren auf die au13eramerikanische Offentlichkeit einwirken, schmiilert in keiner Weise die Bedeutung des der USIA zugewiesenen Tiitigkeitsfelds. Die spektakuliire Inbetrieb- nahme des ersten kommerziellen Nachrichtensatelliten (Telstar 1) im Jahre 1962 hat in sinnfiilliger Weise die Fortschritte der Kommuni kationstechnologie demonstriert (4), die schon vorher auf dem Sektor von Verkehr, Presse, Film, Hor- und sodann auch Fernsehfunk welt umspannende Kommunikationsmoglichkeiten eroffnet hat. Da13 diese Entwicklungen weitreichende politische Konsequenzen auch fur die Gestaltung der Au13enbeziehungen der Staaten haben, liegt auf der Hand; sie konnen gar nicht fiberschiitzt werden. Die globalen ideologischen Auseinandersetzungen fiber rivalisierende wirtschafts- und gesellschaftspolitische Ordnungsvorstellungen zwingen die beiden Supermiichte schon seit langem, den internationalen politis chen Kommunikationsprozessen gro13e Aufmerksamkeit zu widmen. Hinzu kommt, da13 das Vorhandensein von Nuklearwaffen und das zwischen der Sowjetunion und den USA eingetretene atomare Patt vollig neue Bedingungen ftlr die Anwendung von militiirischer Gewalt in der Weltpolitik geschaffen haben, welche ihrerseits die Wichtigkeit au13en politi scher Kommunikationsinstrumente zur gezielt propagandistischen Beeinflussung der Auslandsbevolkerung erhoht haben. Trotz der hier skizzierten Bedeutungszunahme desjenigen au13en politis chen Bereichs, der mit politischer Komtnunikation, Auslands- 14