Die Nutzung und Entwicklung des Limes im Neuwieder Raum in römischer Zeit Facharbeit im Leistungskurs Geschichte dem Werner-Heisenberg-Gymnasium Neuwied vorgelegt von Johannes Neckenig Waldstraße 100 56566 Neuwied, Heimbach-Weis Kurslehrer GKGE2: Herr C. Ehlers MSS 12 Werner-Heisenberg-Gymnasium Engerser Landstraße 32 56564 Neuwied Neuwied, den 08. Januar 2009 1 Inhaltsverzeichnis: Seite 1.1 Die Limites des römischen Reiches 3 1.2 Notwendigkeit der Errichtung einer festen Grenzanlage 3 2.1 Auf- und Ausbau des Limes 4 2.2 Die Trassierung des Limes 6 2.3 Palisade, Graben und Wall 7 2.4 Wachtürme am Limes 8 2.5 Rätsel um die sechseckigen Türme am Limes 8 2.6 Die Lage der Wachposten 10 2.7 Signalverständigung von Wachturm zu Wachturm 10 2.8 Kastelle im Neuwieder Raum 11 2.9 Militärstrategie und Legionenstruktur 12 2.10 Einfluss des Limes und seiner römischen Besatzung auf die Region 13 2.11 Der Untergang des Limes 14 3.1 Der Limes im 21. Jahrhundert 15 Quellenverzeichnis 18 Erklärung 2 1.1 Die Limites des römischen Reiches: Das lateinische Wort „Limes“ ist definiert als der Grenzbereich zwischen römischem und nicht-römischem Gebiet. Allerdings werden mit diesem Begriff vor allem die militärischen Anlagen zur Grenzsicherung assoziiert. Das römische Reich war zum Zeitpunkt seiner maximalen Expansion unter Kaiser Trajan (98 bis 117 n. Chr.1) durch ein reichsumfassendes circa 5000 km langes Grenzkontrollsystem geschützt: im Norden durch den Hadrians- und den Antoniuswall, im Nordosten durch den Obergermanisch- Raetischen Limes, im Osten durch den Pontischen, den Kleinasiatisch-Mesopotamischen sowie den Syrischen Limes, im Südosten durch den Palästinischen und Arabischen Limes und im Süden durch die Limeszone in Afrika und der Cyrene.2 Aufgrund des enormen Umfangs dieses Themenbereiches möchte ich mich bei dem 550 km langen Obergermanisch-Raetischen Limes, der sich von Rheinbrohl am Rhein über die Randhöhen des Westerwaldes und des Taunus bis zum Main und von dort aus zum raetischen Teil des Limes vom Neckar bei Cannstatt bis hin zum Endpunkt bei Hienheim an der Donau Bild: http://www.welterbe-limes-rlp.de/uploads/pics/Roem_ReichLimes_01.gif erstreckt3, speziell auf die zugegriffen 06.01.2009; vereinfachend nachbearbeitet durch den Verfasser Nutzung und Entwicklung der 18,5 km langen Strecke im Raum Neuwied4 beziehen. Dieser Bereich war aufgrund der vielen Rheinübergänge (alleine zwei Brücken durch Caesar) und des Caesar- sowie Drusus- Kastells im Gebiet der Steinzeitfestung bei Urmitz am Rhein strategisch wichtig.3 1.2 Notwendigkeit der Errichtung einer festen Grenzanlage: Die Notwendigkeit zur Errichtung einer Grenzsicherung zu Germanien hin basiert auf der römischen Politik zur Zeit des Gallienfeldzuges von Gaius Julius Caesar. Dieser beschloss nach der Eroberung Galliens um 53 v. Chr. militärisch vernünftig und konsequent, den Rhein als östliche Grenze zu wählen. 1) Vgl: http://www.imperiumromanum.com/ zugegriffen am 18.12.2008, 17:44 Uhr 2) Vgl: Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike; Hrsg: Hubert Cancik & Helmuth Schneider; Verlag J. B. Metzler; Stuttgart und Weimar; 1999; in: Altertum, Band 7 Lef-Men; Seiten 192 - 195, Seiten 215 - 232 3) Vgl: Jakob Schütz u. a.: 300 Jahre Neuwied, ein Stadt- und Heimatbuch; Hrsg: Stadtverwaltung Neuwied; 1953; S. 17 ff 4) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; Hrsg: Hans-Helmut Wegner; Archäologische Denkmalpflege Amt Koblenz; 2003; S. 10; S. 25 3 Von Beginn an war die Rheinzone ein unruhiges Grenzgebiet, das immer wieder Beutezügen der im Vergleich ärmeren Germanen, die durch Raub von der außerordentlichen Prosperität Galliens profitieren wollten, zum Opfer fiel. Schon im ersten Jahrhundert v. Chr. drängten die germanischen Sueben nach Süden und Westen, sodass das römische Reich für den Schutz des reichen Hinterlandes vor der Bedrohung aus dem Osten sorgen musste. Caesars Nachfolger Augustus plante zur Protektion Roms die Grenzen so weit entfernt wie möglich zu ziehen, betrieb also auch in Germanien dem Schutz dienende Expansionspolitik. Die Grenzsituation zu Germanien war immer wieder von Unruhen und darauf folgenden Offensiven durch römische Legionen auf rechtsrheinischem Gebiet geprägt.5 Die Eroberung des Alpenvorlandes 15 v. Chr. sowie die Drususfeldzüge in Germanien 12 bis 9 v. Chr. brachten als Konsequenz das Vorrücken der Auxiliarlegionen zu strategisch wichtigen Punkten am Rhein mit sich. Mehr als 50 Kastelle wurden angelegt. Nach der schmachvollen Niederlage des Quinctilius Varus 9 n. Chr. wurden die römischen Legionen auf das westliche Rheinufer zurückgezogen. „Mit der Defensivstrategie des Tiberius begann ein systematischer Ausbau der Verteidigungslinien.“ 6 Die entstehende Befestigungsreihe wurde nicht aufgrund einer übermäßig starken Bedrohung, sondern zur „militärischen Sicherung gegen begrenzte Übergriffe und Verkürzung der Verbindung vom Rhein zur Donau“ errichtet.6 Unter Kaiser Domitian entstand um das Jahr 83 n. Chr. die Grundstruktur des Obergermanisch-Raetischen Limes.7 Dabei diente er der Sicherung der Provinzen mit ihren sorgfältig ausgeklügelten und ausgebauten Straßennetzen im Hinterland und legte die Reichsgrenze dauerhaft fest.8 „Als überwachte Demarkationslinie zeigte er unübersehbar das äußere Ende der durch Rom verwalteten und beschützten Welt an.“ 9 Die zweite wesentliche Aufgabe war es, den beidseitig grenzüberschreitenden Handel, der insbesondere für das deshalb florierende Hinterland wirtschaftlich eine enorme Rolle spielte,8 sowie die in seinem Umfeld lebende Bevölkerung zu kontrollieren.10 Spuren des schwunghaften Handels mit den Germanen finden sich noch heute: Ärchäologische Funde außerhalb der provinzialrömischen Gebiete lassen sich eindeutig als römisches Exportgut identifizieren.11 2.1 Auf- und Ausbau des Limes: Ein solch immenses Konstrukt ließ sich verständlicherweise nicht in einem Jahr errichten und komplett ausbauen, sodass davon auszugehen ist, dass sich die Entwicklung über längere Zeiträume hingezogen hat: Der Limes war nicht sofort als feste Wehranlage errichtet worden, sondern wurde von 100 bis 160 n. Chr. 5) Vgl: Harald von Petrikovits u.a.: Rheinische Geschichte; Hrsg: Franz Petri & Georg Droege; Düsseldorf; 1978; in: Band 1, Altertum und Mittelalter, 1. Teilband; S. 46 ff, S. 53 6) Vgl/Zit: Hubert Cancik & Helmut Schneider: Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike; S. 200 - 203 7) Vgl: Jakob Schütz: 300 Jahre Neuwied; S. 18 8) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 18 - 19 9) Vgl: http://www.deutsche-limeskommission.de/de/home/aktuelles.html zugegriffen am 15.12.2008, 16:06 Uhr 10) Siehe 6) 11) Siehe 8) 4 stetig weiter verbessert und den jeweiligen Verhältnissen angepasst.12 Wann genau mit dem Bau und auch den einzelnen Ausbauphasen des Obergermanisch-Raetischen Limes begonnen wurde, ist unklar, lediglich sind die im Zeitraum der jeweiligen Ausbaumaßnahmen regierenden Kaiser bekannt. Entweder unter der Regierungszeit des Kaisers Domitian (81 - 96 n. Chr.) oder unter seinem Nachfolger Trajan (98 - 117 n. Chr.) wurden in Bauphase I Schneisen, über die ein Patrouillenweg verlief, durch den Wald geschlagen. Diesen säumten hölzerne Wachtürme in Abständen von 200 bis 2000 Metern.13 Die Besatzungen waren in den zwei bis drei Kilometern angrenzenden Kastellen stationiert, die Legionen hingegen westlich des Rheins.14 Die Trassierung passte sich nach Möglichkeit dem Gelände an,15 ebenso wurden im Neuwieder Raum schon vorgeschichtlich genutzte Wege über die Höhenlinien wiederverwendet. Wachposten WP 1/46 im Heimbach-Weiser Wald beispielsweise steht inmitten eines in die frühe Eisenzeit (ca. 750 - 250 v. Chr.) datierten ausgedehnten Hügelgräberfeldes der Kelten.16 Die Vermutung, das Römerreich sei bereits um 100 n. Chr. durch eine geschlossene Grenze von Germanien getrennt gewesen, ist insofern kritisch zu bewerten.17 In Bauphase II wurde unter Kaiser Hadrian (117 - 138 n. Chr.) die erste geschlossene Grenze in Form einer Palisade errichtet. Die Ersetzung der Holztürme durch die massiveren Steintürme erfolgte in Bauphase III unter Kaiser Antoninus Pius (138 - 161 n. Chr.)18. Der Odenwald-Limes wurde um etwa 30 km nach Osten auf die Linie Miltenberg - Lorch vorverlegt, um die Verbindung zu Raetien zu verkürzen.19 Nun trennen sich die Entwicklungen der Limites Obergermaniens und Raetiens: In Bauphase IV (um die Wende zum 3. Jahrhundert n. Chr.) wurde beim Obergermanischen Limes vor dem Patrouillenweg zwischen der Palisade und den Türmen ein circa drei Meter tiefer Spitzgraben ausgehoben und der zugleich entstehende Aushub zu einem ebenso hohen Bild siehe: Der römische Limes in Deutschland; Hrsg: Röm.-Germ. Kommission Wall aufgeschüttet. d. Deutschen Arch. Inst. & Verband d. Landesarch. in d. BRD; Sonderheft der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland”; Theiss; Stuttgart; 1992; S. 29 12) Vgl: http://www.deutsche-limeskommission.de/de/home/aktuelles.html zugegriffen am 15.12.2008; 16:06 Uhr 13) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 12 - 13 14) Vgl: Hubert Cancik & Helmut Schneider: Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike; S. 200 15) Vgl: http://www.die-roemer-online.de/index.html?/militaer/limes/limes.html zugegriffen am 19.12.2008; 17:29 Uhr 16) Vgl: http://www.pro-heimbach-weis.de/projekte/rk-wanderweg/rk-wanderweg.htm zugegriffen am 20.12.2008; 11:26 Uhr 17) Siehe 14) 18) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 12 - 13 19) Siehe 14) 5 Die Holzpalisade des Raetischen Limes wurde zeitgleich unter Kaiser Caracalla (176 - 217 n. Chr.20) durch eine drei Meter hohe und 1,2 Meter breite Mauer unterstützt respektive ersetzt. Ebenso verbesserte man den ehemaligen Patrouillenweg durch eine römische Straße mit Schotterbelag oder einer Kiesdecke. Über einhundert verschieden große Militärlager sowie 900 Wachtürme säumten die 550 km lange Grenze.21 Die ständigen Weiterentwicklungen am Limes dienten vordergründig der Verbesserung der Schutzmöglichkeiten: Kaiser Caracalla initiierte beispielsweise die Bauphase IV aufgrund seines Feldzuges 213 n. Chr. gegen die Alemannen. Immer wieder und zunehmend auftretende Germanenaufstände und Überfälle sollten durch Präventivmaßnahmen vermindert werden. Darüber hinaus hatte das imposante Bauwerk eine abschreckende Wirkung. Zudem beschäftigten die ständigen Baumaßnahmen auch die Legionäre, die in den Kastellen den normalen Lageralltag lebten, denn wurden sie nicht als Wachtposten gefordert, bestand die Gefahr, dass sie gelangweilt, faul und infolge dessen unzufrieden geworden wären.22 (Siehe S. 14) 2.2 Die Trassierung des Limes: Oftmals finden sich Behauptungen, der Grenzwall sei ohne Rücksicht auf topographische Umstände gezogen worden, welches allerdings widerlegt ist. Bei dem Vergleich der Trassierung mit den Höhenlinien ist eindeutig feststellbar, dass die Strecke auch an Stellen, an denen sie geradeaus hätte verlaufen können, Knicke und Biegungen enthält, die zu erkennen geben, dass der Limes auf den strategisch viel geschickteren Höhenzügen verläuft. Gerade seine perfektionistische Anpassung an das Territorium zeichnet ihn aus: Lokale Wasserscheiden, vorrömische Wege, die Außenseiten von Bergkämmen und freie Höhen wurden in besonderem Maße einbezogen. Dieses brachte den Vorteil mit sich, dass dominante Geländepunkte römischem Territorium angehörten und somit Möglichkeiten zur besseren Überschaubarkeit und Überwachung des komplexen Geländes eröffneten. Nur auf etwa drei Kilometern des Limes, zwischen Rhein und Lahn, der erstaunlicherweise in seiner Führung nie verändert wurde, ist der Grenzwall ungünstigerweise niedriger als das Vorgelände. Teilweise mussten auch tiefe Schluchten durchbaut werden, so zum Beispiel in den Taleinschnitten durch Brexbach, Aubach und Saynbach. Besonders achteten die Römer auf die Vermeidung von Umwegen, ebenso auf die technische Praktikabilität:23 Die Verbindung zwischen Rhein und Donau sollte verkürzt werden und gleichzeitig die Provinzen bestmöglich sichern.24 Das Neuwieder Becken einzuschließen war aufgrund seines landwirtschaftlichen Reichtums von großem Interesse. 20) Vgl: Hubert Cancik & Helmut Schneider: Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike; S. 200 21) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 12 - 13 22) Vgl: http://www.die-roemer-online.de/index.html?/militaer/limes/limes.html zugegriffen am 19.12.2008; 17:29 Uhr 23) Vgl: u. a. Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; BAG, Reprint 2007; Großschönau; S. 19 - 22 24) Vgl: Hubert Cancik & Helmut Schneider: Der neue Pauly: Enzyklopädie der Antike; S. 202 6 Der Anschluss des Limes an den Rhein nördlich des Neuwieder Beckens ist offensichtlich begründet durch die dortige linksrheinische Einmündung des Vinxbachs, der die Provinzen „Germania Superior“ und „Germania Inferior“ teilte, denn präzise gegenüber dieser Mündung beginnt der Obergermanische Limes. Der Anschluss an der Lahn liegt etwa 200 Meter oberhalb der den Felsen entspringenden heißen Heilquellen von Bad Ems. Die Weiterführung der Strecke zeigt, dass der Einbezug dieser Quellen von enormer Bedeutung war. Beide Gründe erklären die Grenzführung in dieser Region.25 2.3 Palisade, Graben und Wall: Diese drei Bestandteile der Grenzanlage der Provinzen Obergermanien und Raetien bewirkten den Schutz vor Angreifern. Das Eindringen in die römischen Provinzen sollte insbesondere berittenen Feinden insoweit erschwert und dadurch verzögert werden, sodass genügend Zeit für die Auxiliarlegionen in den nahen Kastellen blieb, den mit durchschnittlich fünf Legionären besetzten Wachtposten zur Hilfe zu eilen.26 Die der gesamten Anlage vorgelagerte Palisade war in einen bis zu einem Meter tiefen Graben eingelassen. Die umliegende Fläche wurde gerodet, geeignete Baumstämme wurden gespalten und mit dem stumpfen Ende in das befestigte sogenannte „Gräbchen“ eingelassen. Die oberen Enden wurden angespitzt, die Stämme untereinander mit Eisennägeln, Holzlatten oder auch Seilen verbunden. Die Römer wussten genau, zu welcher Wachstumsphase der Baum geschlagen werden musste, damit er möglichst lange stabil seinen Zweck erfüllen konnte, ebenso welche Holzarten wie lange haltbar waren. Die umfangreichen Rodungen ermöglichten eine weite Sicht und verhinderten ein unbemerktes Annähern der Germanen. Der Palisade schloss sich ein etwa sechs Meter breiter Graben an, dessen Aushub wiederum zur römischen Seite hin aufgetürmt wurde.27 Der sogenannte „Pfahl“ (entlehnt von palus = Graben, Spaten) war ein etwa drei Meter tiefer, V-förmig zulaufender Spitzgraben.28 Die Böschungen waren im unteren Teil steiler angelegt. Zur nachhaltigen Verbesserung der Stabilität und zum Schutz vor Witterungseinflüssen wurden Wall und „Pfahl“ mit Gras bepflanzt. Genaue Baumaße sind weder überliefert noch aufgrund des langen Zeitraumes und der Verwitterung nachforschbar. Fest steht allerdings, dass die Wallmasse dem Grabenaushub entsprechen muss. Es gab höchstwahrscheinlich keine Brustwehr oder sonstige Errichtung auf dem Wall, da diese die Römer in der Sicht gehindert hätte.29 Dort, wo das Vorgelände fast undurchdringlich war, ist der „Pfahl“ unterbrochen. Alle übrigen Unterbrechungen des „Pfahls“ dienten als Grabenübergänge und Grenzdurchlässe,30 die jedoch zugleich auch genau dort von der Bebauung her die Möglichkeit des geringsten Widerstandes für einen potentiellen Angreifer boten. 25) Vgl: u. a. Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; S. 19 - 22 26) Vgl: http://www.die-roemer-online.de/index.html?/militaer/limes/limes.html zugegriffen am 21.12.2008; 13:27 Uhr 27) Vgl: u. a. Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; S. 25 - 32 28) Vgl: http://www.rhein-lahn-info.de/limes/limes-ausfuehrlich.htm zugegriffen am 21.12.2008; 16:48 Uhr 29) Siehe 27) 30) Vgl: http://www.die-roemer-online.de/index.html?/militaer/limes/limes.html zugegriffen am 21.12.2008; 13:27 Uhr 7 Wie erwähnt, entstand an der Grenze der Provinz Raetien in Bauphase IV eine drei Meter hohe und 1,2 Meter breite Mauer.31 2.4 Wachtürme am Limes: Über Details der Holztürme lassen sich aufgrund des verwendeten Baumaterials und des natürlichen Verfalls nur Vermutungen anstellen. An vielen Standorten sind im Erdreich lediglich vier 1,60 Meter tief eingegrabene vierkantige Holzpfosten, die das Grundgerüst für die Holztürme bildeten, erhalten. Umgeben waren diese von Zäunen und / oder einem Ringgraben, in dem eine kleine Erhebung einen Übergang ermöglichte.32 Der Graben diente zum Teil der Entwässerung.33 Später ersetzten Steintürme die nur begrenzt haltbaren Holztürme. Oftmals wurden die neueren Türme in der Nähe oder sogar auf dem selben Platz wie ihre Vorgänger gebaut: Deshalb entdeckt man bei den Fundorten auch meist zwei Turmruinen. Der Grundriss der quadratischen Steintürme hatte eine Seitenlänge von etwa fünf Metern.34 Die Mauern, die aus mit Kalkmörtel verbundenen teilweise grob behauenen Bruchsteinen bestanden, hatten eine Dicke von etwa einem halben bis zu einem Meter. Exakte Normen für den Turmbau gab es nicht, deshalb finden sich überall unterschiedliche Maße, die aber einen bestimmten Rahmen einhielten. Die Höhe betrug bei drei Stockwerken ungefähr zehn bis 14 Meter, der ausschließlich durch eine Leiter zu erreichende Eingang befand sich im ersten Obergeschoss. Dieses diente als Wohnraum für die Besatzung, das fensterlose Erdgeschoss hingegen als Lagerraum. Abbildungen auf der Trajanssäule in Rom und Lehmfunde vor Ort bestätigen die Annahme, dass das oberste Geschoss eine Holzfachwerkkonstruktion war.35 Die umlaufende hölzerne Balustrade ermöglichte für die in diesem Stockwerk stationierte Wache eine weite Sicht in das umliegende Gelände.36 Die Dächer waren mit Stroh, Schindeln oder auch Dachschiefer gedeckt.37 Die Türme trugen einen Außenverputz aus Kalk mit aufgemalten, roten Quaderfugen. Somit hoben sie sich auf weite Entfernung von der Umgebung ab.38 2.5 Rätsel um die sechseckigen Türme am Limes: Bei Ausgrabungen wurden von der Reichslimeskommission (nach 1892)39 an verschiedenen Teilen des Limes anstatt annähernd quadratischer Turmfundamente die Grundrisse sechseckiger Türme entdeckt. Am gesamten Obergermanisch-Raetischen Limes existieren davon nur äußerst wenige, vier Stück davon jedoch im Neuwieder Raum (WP 1/26; WP 1/40; zwei neben WP 1/48). Bemerkenswert ist, dass diese in der Fachliteratur zumeist erwähnt werden, aber die Gründe für ihre spezifische Bauweise noch ungeklärt sind. In der sonst recht ausführlichen Enzyklopädie der Antike „Der neue Pauly“ finden sie erst gar keine 31) Vgl: http://www.rhein-lahn-info.de/limes/limes-ausfuehrlich.htm zugegriffen am 21.12.2008; 16:48 Uhr 32) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 185 33) Vgl: u.a. Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; S. 47 34) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 110 35) Vgl: u.a. Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; S. 42 - 54 36) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 185 37) Vgl: u.a. Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; S. 42 - 54 38) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 110 39) Vgl: Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; Vorwort S. V 8 Beachtung. Bei ausgiebiger Internetrecherche stößt man auf Vermutungen, dass die sechseckigen Türme höher gewesen sein müssten als die rechteckigen Steintürme. Hierdurch hätten sie über deutlich weitere Strecken Sichtkontakt ermöglicht40, 41 und hätten als bedeutende Messungspunkte für die Trasse des Limes genutzt werden können.42 Trotz mangelnder Quellen und der Seltenheit dieser rätselhaften Turmgrundrisse möchte ich im Folgenden hierzu eigene Gedanken darlegen: Es ist eindeutig, dass die quadratische Bauform einfacher zu errichten war. Die sechseckige Bauweise muss also an diesem Ort für die Besatzung enorme Vorteile oder sogar eine dringende Notwendigkeit bei der Verteidigung des Limes gebracht haben, obwohl der Innenraum des Turmes durch die sechseckige Form wesentlich schlechter ausgenutzt werden konnte. Hinzu kamen konstruktive Herausforderungen, wie zum Beispiel die Einhaltung der exakt gleichen Winkelgrößen von 60° anstelle von 90° und die hierdurch bedingte Dachkonstruktion als Zeltdach, außerdem die komplizierte Errichtung der Balustrade. Rein physikalisch betrachtet würde ein runder Turm allen äußerlichen Einflüssen am besten trotzen: Bei besonderer Höhe wäre er aerodynamisch, bei Angriffen mit Rammböcken würden die Stöße bestmöglich abgeleitet, in sich wäre er absolut stabil. So war der sechseckige Turm wohl ein für alle vorgenannten Aspekte sinnvoller Kompromiss. Welchen Zweck aber sollte ein solch spezieller Turm erfüllen? Die Theorie, sie würden als Messpunkte gebraucht,43 scheint mir fraglich, denn warum hätten die Römer für die Vermessung ihres Grenzwalles und des Hinterlandes komplizierte sechseckige Türme errichten sollen? Die Vermutung, dass die sechseckigen Türme im Vergleich zu den anderen höher waren44 45, klingt hingegen plausibler. Diese sind im Neuwieder Raum zusätzlich auf besonders hohen Punkten platziert.46 Es wäre somit denkbar, dass die Römer dadurch eine schnellere Informationslinie zur Verfügung gehabt hätten, die niedrigere Wachtürme übersprang und innerhalb kürzester Zeit über enorme Strecken Nachrichten hätte verbreiten können. Dagegen spricht allerdings die sehr geringe Anzahl und vor allem die Unregelmäßigkeit der Platzierung der sechseckigen Wachtürme. Andererseits boten diese durch ihre besondere Höhe einen größeren Observationsradius und hätten somit auch als spezielle Aussichtstürme dienen können. Dieses würde auch die Auffälligkeit ihrer Lage begründen. Da die sechseckigen Türme im Wesentlichen am Nordende des Obergermanisch-Raetischen Limes kumulieren, könnte dieses auch mit einem in diesem Bereich erhöhten Verteidigungsbedarf zusammenhängen. Die vorgenannten unterschiedlichen Aspekte bieten weiterhin interessantes Forschungspotential. 40) Vgl: http://www.schwaebischer-albverein.de/untersteinbach/Rundwege/Limes2.htm zugegriffen 23.12.08; 15:40 Uhr 41) Vgl: http://www.pfedelbacher-hof.de/ zugegriffen 23.12.08; 15:51 Uhr 42) Vgl: http://www.pointoo.de/poi/Pfedelbach-Untergleichen/Limesverlauf-mit-Wachposten-277345.html#descrcontent zugegriffen 23.12.08; 15:52 Uhr 43) Siehe 42) 44) Vgl: http://www.schwaebischer-albverein.de/untersteinbach/Rundwege/Limes2.htm zugegriffen 23.12.08; 15:40 Uhr 45) Vgl: http://www.pfedelbacher-hof.de/ zugegriffen 23.12.08; 15:51 Uhr 46) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; Luftaufnahmen S. 49, 50, 72, 74, 82, 83 9 2.6 Die Lage der Wachposten: Die Wachtürme sind meist auf den topographisch vorteilhaften Punkten des Geländes am Limes errichtet worden; dazu zählen in erster Linie Kuppen, Bergvorsprünge, die Erhebung der Kammlinie und Stellen, an denen sich das Gefälle merklich ändert. Die durch Steintürme in Bauphase III ersetzten Holztürme, die entlang der gesamten Grenzlinie dicht gestaffelt errichtet worden waren, hatten bis auf wenige Meter ihre ursprüngliche Position behalten. Strategisch günstig und somit beliebt waren Orte, die erhöht über dem Grenzwall lagen, um einen maximalen Blickumfang über den Limes sowie sein Vorder- und Hintergelände zu ermöglichen. Außerdem konnten so über weitere Abstände Signale übermittelt werden. Ebenso wichtig war die Besetzung von Eckpunkten, an denen sich die Hauptrichtung der Grenzlinie änderte.47 Auch hier sollte der Überblick sowie die Kommunikation zwischen den Wachtürmen optimiert werden.48 Es dürfte kein Abschnitt des Grenzwalls existiert haben, der nicht vollständig von einem Turm hätte eingesehen werden können. Weitere Wachtürme dienten der Zolleinnahme und der Bewachung von Grenzübergängen. Diese wurden an als Übergang geeigneten Orten errichtet, wie zum Beispiel in Tälern oder Geländeeinsattelungen, aber auch in der Nähe vorrömischer, die Grenze kreuzender Wege. Beachtlich ist dabei die Tatsache, dass die Türme nie unmittelbar an solch markanten Stellen errichtet wurden, sondern nur in ihrem direkten Einflussbereich, also auf erhöhtem, günstigerem Gelände. Der gelegentliche Rückschluss, bei jedem Wachturm einen Grenzübergang zu vermuten, ist allerdings mit äußerster Vorsicht zu genießen. Trotz der Beachtung der Topographie war auch die Strecke zwischen den einzelnen Wachposten von Bedeutung. Sowohl besonders große als auch besonders kleine Abstände zwischen diesen hatten stets individuelle Gründe. Der durchschnittliche Abstand zwischen den Türmen auf der 49 749 Meter langen Limesstrecke zwischen Rhein und Lahn beträgt 529 Meter.49 2.7 Signalverständigung von Wachturm zu Wachturm: Sobald die vier bis fünf Mann starke Besatzung eines Wachpostens ungewöhnliche oder bedrohliche Bewegungen im umliegenden Gelände wahrnahm, konnte diese zumeist rechtzeitig durch Rauch- und Lichtzeichen Signale an die benachbarten Türme geben, die wiederum die Streitkräfte im nächstgelegenen Kastell alarmieren konnten.50 Von dort rückten sofort Legionäre aus: eine Einheit innerhalb des Limes und eine weitere außerhalb. Diese wehrten den Angriff ab und straften die Aufständischen durch gelegentliche Gegenfeldzüge. Bei nächtlichen Überfällen wurde durch Fackel- und Hornsignale Alarm gegeben.51 Durch dieses einfache Verständigungssystem konnten wichtige Informationen in kürzester Zeit weitergeleitet werden. Dieses ist einer der Hauptgründe für den äußerst effektiven Schutz der Grenze. 47) Vgl: u.a. Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; S. 22 - 24 48) Vgl: http://www.die-roemer-online.de/index.html?/militaer/limes/limes.html zugegriffen am 21.12.2008; 13:27 Uhr 49) Vgl: u.a. Ernst Fabricius: Der Obergermanisch-Raetische Limes des Römerreiches; S. 22 - 24 50) Vgl: http://www.die-roemer-online.de/index.html?/militaer/limes/limes.html zugegriffen am 22.12.2008; 09:38 Uhr 51) Vgl: Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz; S. 18 10
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