Ursula Degener · Beate Rosenzweig (Hrsg.) Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit Politik und Geschlecht Band 18 Herausgegeben vom Arbeitskreis „Politik und Geschlecht“ in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft e.V.(DVPW) Ursula Degener Beate Rosenzweig (Hrsg.) Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit Feministische Analysen und Perspektiven Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. .. 1.Auflage September 2006 Alle Rechte vorbehalten ©VSVerlag für Sozialwissenschaften | GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2006 Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Satz:Anke Vogel Druck und buchbinderische Verarbeitung:Krips b.v.,Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN-10 3-531-15055-3 ISBN-13 978-3-531-15055-0 Inhalt 5 Inhalt Danksagung...........................................................................................................9 Ursula Degener/Beate Rosenzweig Einleitung: Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit – eine kritische Bestandsaufnahme aus feministischer Perspektive.............................................11 I. Theoriediskurse zu sozialer Gerechtigkeit – feministische Interventionen Nancy Fraser Mapping the Feminist Imagination: From Redistribution to Recognition to Representation.....................................................................................................37 Ruth Lister Recognition and Voice, Gender and Poverty: The Challenge for Social Justice.......................................................................................................53 Susanne Lettow Grenzverschiebungen des Politischen: Zur Artikulation von Staat, Ökonomie und Gesellschaft in der sozialphilosophischen Gerechtigkeitsdebatte..........................................................................................65 Heike Kahlert Soziale Gerechtigkeit, Konturen einer „guten Gesellschaft“ und radikal- politische Kritik: Zum utopischen Realismus von Anthony Giddens.................79 María do Mar Castro Varela Postkoloniale feministische Theorie und soziale Gerechtigkeit..........................97 Friederike Habermann Hegemonie und Gegenhegemonie im globalen Kapitalismus...........................115 Regina Kreide Was heißt globale Gerechtigkeit aus feministischer Perspektive?....................131 6 Inhalt II. Soziale Gerechtigkeit im Zeichen von Globalisierung und europäischer Integration Brigitte Young Geschlechter(un)gleichheit und Öffnung der globalen Märkte.........................151 Regina Barendt Stich um Stich – fleißig und flexibel: Globalisierung, Frauenarbeit und Sozialstandards in Osteuropa.............................................................................165 Regina-Maria Dackweiler Transversale feministische Politik für globale Gerechtigkeit: Der „Frauenweltmarsch gegen Armut und Gewalt“.........................................183 Ines Hofbauer/Gundula Ludwig Neue Perspektiven für soziale Gerechtigkeit? Eine kritische Analyse sozial- und gleichstellungspolitischer Leitlinien der Europäischen Union.......201 III. Sozialstaatlichkeit im Wandel – Auswirkungen auf die Geschlechterverhältnisse Birgit Riegraf New Public Management – Chance oder Risiko für Geschlechtergerechtigkeit? Eine Analyse der neuseeländischen Reformen.....221 Clarissa Rudolph Ambivalenzen und Umdeutungen – feministische Perspektiven auf die aktuelle Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik.....................................................239 Helga Ostendorf Arbeitsmarktreformen: Kommodifizierung, Familialisierung und Stratifizierung....................................................................................................259 Dagmar Baatz/Heidi Schroth Du putzt Deutschland: Die Prekarisierung von Erwerbsarbeit in der Reinigungsbranche............................................................................................281 Maria Wersig/Annegret Künzel/Sabine Berghahn Ehezentrierung statt staatsbürgerlicher Solidarität der Geschlechter – wohin führen die Reformen im deutschen System der Existenzsicherung?.....301 Inhalt 7 Sigrid Leitner Von der indirekten zur direkten Förderung von Familienarbeit: Bekannte Enttäuschungen und neue (falsche) Hoffnungen...............................................321 Diana Auth Wohlfahrtsstaat, Geschlechterverhältnis und Pflegearbeit................................341 Autorinnen.........................................................................................................359 Danksagung 9 Danksagung Wissenschaft ist allzu oft eine mühsame und einsame Angelegenheit – nicht so bei diesem Buch. Die Konzeptionierung und Herausgabe dieses Bandes hat uns großen Spaß gemacht. Dies lag nicht zuletzt daran, dass wir vielfältige Impulse, Anregungen und Unterstützungen von den Kolleginnen des amtierenden Spre- cherinnenrates des Arbeitskreises Politik und Geschlecht der Deutschen Vereini- gung für Politische Wissenschaft (DVPW) erhalten haben. Aus den inspirieren- den Diskussionen im Sprecherinnenrat ist die Idee zu diesem Band hervor- gegangen. Bettina Roß und Susanne Zwingel herzlichen Dank dafür! Der Band geht zurück auf eine Tagung im Juni 2005 im Studienhaus Wiesneck bei Freiburg i.Br, die der Sprecherinnenrat gemeinsam geplant und durchgeführt hat. Ohne die finanziellen Zuwendungen der Bundeszentrale für politische Bildung und der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg e.V. wä- ren die Tagung, der rege Austausch und letztlich auch die Publikation nicht zu- stande gekommen. Unser Dank gilt vor allem Annette Görlich von der Heinrich Böll Stiftung für ihre engagierte Zusammenarbeit. Ausdrücklich danken wir dem Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg und insbesondere Frau Prof. Dr. Gisela Riescher für die wertvolle und großzügige Unterstützung im Vorfeld von Tagung und Publikation. Von den konstruktiv-kontroversen Debatten der TeilnehmerInnen auf der Tagung haben wir wichtige Anregungen und viel Motivation für die Arbeit an dem Buch mitgenommen. Von Renate Niekant haben wir konstruktives Feed- back und wichtige Verbesserungsvorschläge erhalten. Bei der Fertigstellung des Bandes haben uns Hannah Bethke, Judith Kästner, Claudia Schäfer und Luzia Sievi sehr geholfen. Schließlich danken wir allen Autorinnen dieses Bandes für die gute und konstruktive Zusammenarbeit! Ursula Degener Beate Rosenzweig Einleitung: Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit 11 Einleitung: Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit – eine kritische Bestandsaufnahme aus feministischer1 Perspektive Einleitung: Die Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit Ursula Degener/Beate Rosenzweig Die Rede von sozialer Gerechtigkeit ist allgegenwärtig – sowohl in politischer als auch in politikwissenschaftlicher Hinsicht; das Terrain einer Neubestimmung des Begriffes ist umkämpft. Schon ein oberflächlicher Blick auf die anhaltende sozialphilosophische Debatte und die gegenwärtigen Legitimationsstrategien zum Politikwandel zeigt: Die theoretische und politische Neuverhandlung sozia- ler Gerechtigkeit erfolgt vor allem ex negativo. In Zeiten tief greifender globaler ökonomischer, gesellschaftlicher und politischer Veränderungsprozesse kann soziale Gerechtigkeit nicht mehr das heißen, was es – glaubt man der theoreti- schen Abgrenzungs- und der politischen Neuverortungsbemühungen – lange Zeit hieß: An die Stelle wohlfahrtsstaatlicher Rundumversorgung und gesellschaftli- cher Solidarität müssten nun vor allem mehr Eigenverantwortung und die Akti- vierung der BürgerInnen treten. Die bislang vorherrschende Form sozialer Ge- rechtigkeit, wie sie im fordistischen Wohlfahrtsstaatsmodell zum Ausdruck kam, wird damit als soziale Gerechtigkeit der Umverteilung gedeutet, an deren Stelle nun eine Neubestimmung sozialer Gerechtigkeit treten soll, in der es vor allem um die Selbstverantwortung des Individuums gegenüber der Gesellschaft und allenfalls noch um minimale Umverteilungspolitiken geht (vgl. auch Forst 2005). Nicht selten wird, wie man beispielsweise an den jüngsten Debatten zur Einfüh- rung des Elterngeldes als Anreiz für die Erwerbstätigkeit von Müttern und die Erziehungsarbeit von Vätern ablesen konnte, die politische Neuverhandlung sozialer Gerechtigkeit auch als Chance für eine geschlechtergerechte Moderni- sierung des Wohlfahrtsstaates gesehen. Damit stellt sich die Frage, ob die aktuel- len Reformen auch als ein Erfolg feministischer Wohlfahrtsstaatskritik bewertet werden können. Die herkömmlichen fordistischen Wohlfahrtsstaatskonzepte waren, sowohl was ihre androzentrische Normierung als auch ihre geschlechter- hierarchischen Effekte anging, einschneidender feministischer Kritiken unterzo- 1 Der Begriff feministisch wird von uns in einem umfassenden Sinne verstanden und bringt damit sowohl die geschlechterkritische Analyseperspektive als auch die emanzipatorische Ziel- setzung einer politischen Transformation bestehender Geschlechterverhältnisse zum Ausdruck.
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