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die Metamorphosen des Apuleius als historische Quelle vorgelegt von Walter Domke Von der PDF

157 Pages·2007·0.61 MB·German
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Studien zum antiken Roman: die Metamorphosen des Apuleius als historische Quelle vorgelegt von Walter Domke Von der Fakultät I - Geisteswissenschaften der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Dr. phil. genehmigte Dissertation Berichter: Prof. em. Dr. Werner Dahlheim Berichter: Prof. Dr. Dagmar Thorau Tag der mündlichen Prüfung: 26. Januar 2007 Berlin D 83 2 Inhalt Der antike Roman als historische Quelle Gattungsgeschichte ...................................... 6 Fiktion und Realität .................................... 9 Apuleius und seine Zeit Die Monarchie ........................................... 12 Die Romanisierung der Provinzen .......................... 14 Wirtschaftlicher Aufschwung und Wohlstand ................ 15 Kulturelles Leben ........................................ 17 Apuleius ................................................. 18 Apuleius als Autor der Metamorphosen ..................... 20 Apuleius in der literarischen Tradition der Antike ....... 22 Städtische und ländliche Lebensformen Gesellschaftliche Werte .................................. 24 Die Familie .............................................. 25 Erziehung, Bildung, Beruf ................................ 27 Das Abendmahl als familiäres und gesellschaftliches Ritual 29 Freizeit und Unterhaltung ................................ 31 Reisen ................................................... 33 Die Bürger in den Matamorphosen Patria potestas .......................................... 34 Tugenden der Frau ........................................ 36 Ehebruch ................................................. 38 Erziehung und Bildung .................................... 44 Arbeits- und Lebensverhältnisse .......................... 48 Lebens- und Wohnverhältnisse ............................. 51 Freizeitbetätigungen ..................................... 52 Reisen ................................................... 55 Die Metamorphosen als Spiegel der Gesellschaft ........... 58 Die Sklaven Status ................................................... 59 Philosophie und Sklaverei ................................ 60 Einsatz von Sklaven ...................................... 62 Lage der Sklaven ......................................... 63 Freilassung .............................................. 64 Status der Freigelassenen ................................ 66 Die Sklaven in den Metamorphosen Lage der Sklaven ......................................... 68 Loyalität gegenüber dem Herrn ............................ 70 3 Willkür gegenüber Sklaven ................................ 71 Freilassung .............................................. 73 Instrumentum vocale oder Mensch .......................... 75 Die Beamten Loyalität gegenüber dem Kaiser ........................... 76 Absicherung der kaiserlichen Herrschaft .................. 78 Das leiturgische System .................................. 80 Die Beamten in den Metamorphosen Das leiturgische System .................................. 82 Amtsmissbrauch ........................................... 84 Schwächen des leiturgischen Systems ...................... 86 Ordnung, Recht und Sicherheit durch Selbsthilfe .......... 87 Die Soldaten Das Heer ermöglicht ökonomischen und sozialen Aufstieg ... 89 Das Heer als privilegierte Gesellschaft .................. 90 Heer und Zivilgesellschaft ............................... 92 Die Soldaten in den Metamorphosen Soldat und Zivilist ...................................... 93 Soldatenehre ............................................. 95 Demoralisierung und Desertion ............................ 95 Entheroisierung des ehrenvollen und tapferen Soldaten .... 96 Die Räuber Staatliche Bekämpfung des Bandenwesens ................... 97 Selbstschutz der Bürger .................................. 98 Der “gewöhnliche” und der “edle” Räuber .................. 98 Die Räuber in den Metamorphosen Gefahr für Ordnung und Sicherheit ....................... 100 Sympathie für Räuber .................................... 103 Leges latronum .......................................... 104 Die Hexen Magie in Religion und Philosophie ....................... 106 Hexen als gesellschaftliches Phänomen ................... 107 Hexen in der Gesellschaft ............................... 108 Magie und Zauberei im römischen Strafrecht .............. 110 4 Die Hexen in den Metamorphosen Hexen als Außenseiterinnen .............................. 112 Zauberpraktiken ......................................... 113 Körperliche Verwandlung ................................. 114 Magie und Erotik ........................................ 115 Hexen und Ehebruch ...................................... 116 Volkszorn und Selbstjustiz .............................. 119 Magie und Aberglaube .................................... 119 Der Isiskult Neue soziale und spirituelle Bedürfnisse ................ 121 Ein neues Leben im Diesseits und im Jenseits ............ 122 Die Mysteriengottheiten als Rivalen ..................... 124 Kultus und Ritus ........................................ 125 Aufstieg und Niedergang des Isiskults ................... 127 Der Isiskult in den Metamorphosen Allmächtige Isis ........................................ 129 Isis als Muttergottheit ................................. 130 Passion und Erlösung .................................... 131 Hingabe und Dienst an Isis .............................. 132 Göttlicher Segen im Diesseits und im Jenseits ........... 133 Mission für Isis ........................................ 134 Isis und ihre Rivalen ................................... 135 Die Heilswelt in den Metamorphosen und in Daphnis und Chloe Fiktion und Realität in Daphnis und Chloe ............... 138 Liebe und Abenteuer in Daphnis und Chloe ................ 139 Das Wirken der Götter ................................... 140 Bukolik und Mysterium ................................... 142 Stadt und Land .......................................... 143 Mystische Erfahrung ..................................... 144 Intentionen in Daphnis und Chloe ........................ 145 Apuleius’ Metamorphosen als historische Quelle Individuum und Gemeinwesen .............................. 146 Die Metamorphosen zur Unterhaltung und Belehrung ........ 147 Die Metamorphosen als Spiegel der Gesellschaft .......... 148 Die Metamorphosen als historische Quelle ................ 149 Literatur ................................................ 151 Quellen .................................................. 155 5 Der antike Roman als historische Quelle Gattungsgeschichte Die Eroberungen Alexanders sowie die Aufteilung seines Reiches in mehrere Königreiche zwangen die autonomen Stadt- staaten unter eine zentrale monarchische Herrschaft und entzogen damit der Polisgemeinschaft weitgehend ihre poli- tische Selbständigkeit und Kompetenz. Angehörige der lokalen Aristokratie konnten zwar zu hohen Ämtern gelangen, die Mehrheit der Bürger war jedoch vom aktiven politischen Leben ausgeschlossen. Das entstandene Gefühl der Unsicherheit bezüglich des eigenen Schicksals verstärkte sich noch durch innere und äußere Bedrohungen wie zum Beispiel Bandenwesen, Piraterie und Kriege. Nach der Eroberung der Diadochenstaaten durch Rom führte die pax Romana zur Stabilisierung von Ordnung und Sicherheit sowie der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Aber die Möglichkeiten politischer und kultureller Entfaltung waren verloren, wie sie dem Individuum einer freien Polis des 5.Jahrhunderts zur Verfügung standen. Es breitete sich weithin Desinteresse am öffentlichen Leben aus. Damit verband sich die Tendenz zum Individuellen, Häuslichen, Privaten sowie zu einem wachsenden Interesse an Religion, Philosophie und Literatur, verbunden mit der Sehnsucht nach einer heilen Welt. “Wie in der archaischen, so kommt jetzt in der nachklassischen Zeit das Individuum im Schreiben und Denken wieder zur Geltung. Der Mensch greift grübelnd in seine Brust, aber es ist etwas Absonderliches um sein Denken wie um sein Schreiben. Die grossen Muster genügen nicht mehr, alles soll neu, originell, pikant sein um jeden Preis.”1 Der antike Roman “hat sich nicht genetisch aus einer bereits vorhandenen, motivisch oder erzähltechnisch verwandten Gattung entwickelt.2” Der Terminus Roman entstand im mittel- alterlichen Frankreich zur Bezeichnung von längeren Vers- und 1 Friedrich Aly, Geschichte der römischen Literatur, Berlin 1894, S.261 2 Niklas Holzberg, Der antike Roman, München 1986, S.51 6 Prosaerzählungen, die in der romanischen Sprache des Volkes geschrieben waren. In der griechisch-römischen Antike wurden für solche Art Erzählungen die griechischen Termini drama, dramatikon, komodia bzw. die lateinischen Termini fabula und mimus verwendet. Diese Begriffe zeigen, dass die antiken Leser sich durch die Romanhandlung an Dramenhandlungen erinnert fühlten (z.B. Tragödien von Euripides, Komödien von Meander und Plautus). Während in Epos und Tragödie wirklichkeitsferne und wunderbare Stoffe aus dem Mythos bearbeitet wurden, verband die Komödie diese mit Stoffen aus der Historiographie, die wahre Personen und Geschehnisse beschrieb. Fiktionale Personen und Handlungen wurden in der Komödie in einen historischen Kontext eingebettet, um Wirklichkeitsnähe zu suggerieren. Auch der antike Roman war eine solche fiktionale Nachgestaltung des realen bürgerlichen Alltags.3 Und auch er griff auf historio- graphische Erzähltechniken zurück. Die Romanhandlung ist jedoch trotz des geschichtlichen Hintergrundes und der zum Teil historisch belegten Personen “keine Erweiterung eines historischen Kerns (...), wie etwa beim sogenannten Alexanderroman, sondern rein fiktional (...).4” Der antike Roman entwickelte sich bzw. entstand also nicht aus der hellenistischen Historiographie.5 Beim antiken Roman handelte es sich anfangs um Kurz- erzählungen, aus denen im Laufe der Zeit durch Erweiterung des novellistischen Charakters und Hineinweben einer ausgedehnten Reisefabulistik der Roman6 entstand, wobei die Darstellungs- mittel der Historiographie gewahrt wurden. Die eingefügten Anekdoten und Kurzgeschichten standen dagegen eher in der Tradition typischer Tragödien- und Komödienszenen.7 Der antike Roman entstand um 300 v.Chr. In Reaktion auf die politischen und sozialen Verhältnisse entwickelte er in der Form des Reiseromans sozialutopische Ideen zur Gestaltung 3 Holzberg, Der antike Roman, S.16 4 Holzberg, Der antike Roman, S.50 5 Holzberg, Der antike Roman, S.50 6 Wolf Aly, Geschichte der griechischen Literatur, Leipzig 1925, S.284f 7 Holzberg, Der antike Roman, S.18 7 einer gerechteren Gesellschaft. Dies führte natürlich nicht zur Veränderung der gesellschaftlichen Situation. Das lite- rarische Interesse des antiken Romans verlagerte sich vom Gesellschaftlichen ins Individuelle. Zur Exotik des Reise- romans kam nun das Motiv der Liebe hinzu. Der Abenteuer- und Liebesroman war entstanden. Das neue Genus erschloss “Erleb- nisbereiche und Erfahrungsmöglichkeiten, die die Wirklichkeit dem frustrierten Individuum der Mittelschichten in dieser Fülle und Abwechslung kaum bieten konnte”8, in der eine abenteuerliche und illusionäre Welt für das Individuum geschaffen wurde, in welcher die Realität zwar aufgenommen, aber fantasievoll verändert wurde. Der Abenteuer- und Liebesroman schuf ein Kontrastbild, ein illusionistisches Gegenbild zur Lebenswirklichkeit.9 Er verkörperte die Erfahrung von der Isolation des Individuums in der Welt.10 Beim Vergleich der idealisierenden griechischen Abenteuer- und Liebesromane11 mit den beiden erhaltenen komisch- realistischen lateinischen Romanen12 zeigt sich, dass die lateinischen Romane zwar im Wesentlichen die gleiche Erzähl- technik wie die griechischen Romane verwenden, dass sie aber deren Erzählmotive parodieren.13 Die Beschreibung psychischer Aspekte und Prozesse, insbesondere im Bereich der Erotik und Sexualität, ermöglicht es den komisch-realistischen Romanen zudem, die von den idealisierenden Romanen gesetzten Normen zu durchbrechen.14 Die gegensätzliche Weltsicht der beiden Romantypen zeigt einen gemeinsamen Rahmen. Die idealisierenden Romane spiegeln die Einstellung ihrer Autoren zur sozialen und politischen Situation ihrer Zeit wider, und die Reaktion der Verfasser der komisch-realistischen Romane auf das Gesell- schaftsbild der idealisierenden Romane hat den Charakter einer 8 Heinrich Kuch, Historische Voraussetzungen und Gattungsgeschichte, in: Joachim Herrmann (Hg.), Der antike Roman, Berlin 1989, S.35 9 Heinrich Kuch, Funktionswandlungen des antiken Romans, in: Joachim Herrmann (Hg.), Der antike Roman, Berlin 1989, S.65 10 Bryan P.Reardon, The Greek Novel, in: Phoenix 23 (1969), S.293 11 vgl.Xenophon, Ephesiaka; Chariton, Kallirhoe; Achilleus Tatios, Leukippe und Kleitophon; Heliodor, Aithiopika u.a. 12 Apuleius, Metamorphosen; Petronius, Satyrikon 13 Holzberg, Der antike Roman, S.14 14 Holzberg, Der antike Roman, S.108 8 weltanschaulichen Auseinandersetzung.15 Fiktion und Realität im antiken Roman In der historischen Forschung fand der antike Roman bisher kaum Beachtung. Der Grund dafür liegt in der Fiktionalität dieser literarischen Gattung. Der antike Roman zeigt nicht die historische Wirklichkeit, sondern eine künstlerische Inter- pretation davon. Diese Interpretation kann aber durchaus ein realistisches Bild von der historischen Wirklichkeit vermitteln. “Jede literarische Gattung und jedes einzelne Literaturwerk entspringt aus gesellschaftlicher Realität, ist Produkt einer gesellschaftlichen Umwelt, bringt deren Situ- ation, Anschauungen und Bedürfnisse zum Ausdruck.”16 Der antike Roman ist ein Produkt der besonderen politischen, sozialen und kulturellen Verhältnisse im späten Hellenismus. Er beschreibt nicht nur eine fiktive, eigenständige Welt, sondern offenbart zugleich auch die äußere, objektive Welt, in der er geschrieben wurde und die er mehr oder weniger bewusst widerspiegelt.17 Der antike Roman ist Fiktion, erzählt aber von Menschen und Geschehnissen die es gibt bzw. geben könnte. “Allerweltsmotive sind es, die des Märchenhaften entkleidet von Wohlbekannten, Großen und Kleinen, Benannten und Namen- losen, immer aber von wirklichen Menschen erzählt werden.”18 Der antike Roman imitiert nicht nur Geschichte, er ist auch Geschichte, indem er Personen und Geschehnisse beschreibt, die als real erachtet werden können.19 Der antike Roman ist Fiktion, bettet jedoch die fiktive Handlung in einen historischen Kontext, was der Romanhandlung einen realistischen Anstrich gibt und die Illusion von 15 Holzberg, Der antike Roman, S.19 16 Kurt Treu, Der Realitätsgehalt des antiken Romans, in: Joachim Herrmann (Hg.), Der antike Roman, Berlin 1989, S.107 17 Bryan P.Reardon, The Form of Greek Romance, Princeton 1991, S.13 18 Wolf Aly, Geschichte der griechischen Literatur, S.284 19 Graham Anderson, Ancient Fiction, Totowa 1984, S.102 9 historischer Authentizität suggeriert.20 Dabei bedient er sich der Prosaform, die traditionell bei den syngrapheis21 üblich war. Als syngrapheis galten die Historiker, deren Aufgabe es war, wahrheitsgetreue Darstellungen im Rahmen der Länder- und Völkerkunde zu verfassen. Der antike Roman bediente sich insbesondere der Techniken und Methoden der hellenistischen Historiographie, die die historische Wirklichkeit ausschmückte bzw. interpretierte und durch anschauliche, gefühlsbetonte Schilderungen starke Effekte zu erzielen suchte.22 Die bedeutendsten griechischen Geschichtsschreiber der klassischen Zeit, Herodot und Thukydides23, waren in ihren Darstellungen stark von der Epik (Homer: Ilias, Odyssee; Hesiod: Theogonie, Werke und Tage) beeinflusst und legten mit ihren Werken den Keim zur Ausformung der dramatischen Geschichtsschreibung in hellenistischer Zeit. Die Vertreter der dramatischen Geschichtsschreibung (zum Beispiel Duris von Samos, ca.340-270 v.Chr.; Phylarchos von Athen, 3.Jh.v.Chr.) vertraten die These, dass Geschichte ihren Wirklichkeitsgehalt und ihre Wirkung nur als “Erlebnis” haben kann. Und als der dafür ideale Darstellungsstil galt die Mimesis (µιµησιζ): “Nachahmung der Wirklichkeit wie im Schauspiel, durch die der Leser zum Miterlebenden gemacht wird wie ein Zuschauer im Theater.24 (...) Die Vorgeschichte der historischen Mimesis beginnt bei der Ilias, deren Poesie in einem ganz erstaun- lichen Grade mit potentieller Realität angereichert ist (...).25” Schon die Nachahmung von Titeln aus der Historiographie oder vorangestellte Beglaubigungsschreiben suggerieren den Wahrheitsgehalt der Romanhandlung bzw. den Anschein einer 20 Anderson, Ancient Fiction, S.92 21 Die Griechen unterschieden zwischen poietai (Dichter) und syngrapheis (Schriftsteller). 22 Kurt Treu, Der antike Roman und sein Publikum, in: Joachim Herrmann (Hg.), Der antike Roman, Berlin 1989, S.109 23 Herodot, ca.485-424 v.Chr., griech.Historiker, Verfasser einer Geschichte der Perserkriege (490-479 v.Chr.) Thukydides: geb.um 460 v.Chr., Todesdatum unbekannt, griech.Historiker, Verfasser einer Geschichte des Peloponnesischen Krieges (431-404 v.Chr.) 24 Hermann Strasburger, Die Wesensbestimmung der Geschichte durch die antike Geschichtsschreibung, Wiesbaden 1975, S.40 25 Strasburger, Die Wesensbestimmung der Geschichte durch die antike Geschichtsschreibung, S.42 10

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sogar in den Senatorenstand.44 44 Heuss, Römische Geschichte, S.385 .. sorgenfrei und müßig gepriesen,90 weil dieser, im Gegensatz zu.
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