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Die katholische Pfarrkirche St. Michael in Saarbrücken PDF

32 Pages·2013·1.767 MB·German
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Die katholische Pfarrkirche St. Michael in Saarbrücken Kunstlexikon Saar Architektur und Raum www.kunstlexikon-saar.de Ersten Weltkrieg, als die Wirtschafts- region um den Mittellauf des ist ein Forschungsprojekt des Instituts Saarflusses aus dem Verbund des für aktuelle Kunst im Saarland an der Deutschen Reiches herausgelöst Hochschule der Bildenden Künste und durch den Völkerbund ver- Saar, das im November 2006 online waltet wurde. Im Spannungsfeld geschaltet wurde. Die Stichwort- zwischen Frankreich und Deutsch- Artikel fassen auf aktuellem Stand Er- land entwickelte sich in den engen gebnisse wissenschaftlicher Forschung Grenzen des Saargebietes (1920-35) zu den verschiedenen Bereichen der eine selbstständige Kunst- und Bildenden Kunst im Saarland zusam- Kulturpflege, deren Fortführung durch men. Sie verstehen sich als Bausteine, die erneute Abtrennung nach dem mit deren wachsender Anzahl das Bild Zweiten Weltkrieg (1945/47-1957/59) der Kunstgeschichte des Saarlandes befördert wurde. Im heutigen schärfer und präziser werden wird. Bundesland Saarland bleibt diese Entwicklung spürbar und gehört zu Ausgehend von den Themenbereichen, den wesentlichen Merkmalen, die das die zu den Arbeitsschwerpunkten Land ebenso innerhalb der Bundes- des 1993 gegründeten Instituts republik Deutschland kennzeichnen gehören, werden sowohl bereits in wie innerhalb der europäischen Groß- Druckform publizierte als auch bisher region Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz- unveröffentlichte Arbeitsresultate Wallonie-Französische und Deutsch- sowie neue Ergebnisse für das sprachige Gemeinschaft Belgiens. Medium des Internet-Lexikons aufbereitet und sukzessiv einge- Aus Inhalten der Internetseite speist. Inzwischen werden neben der www.kunstlexikon-saar.de wiederum Kunst der Gegenwart zunehmend generiert sich die Publikationsreihe auch Architektur, Design und die „Architektur und Raum“. In loser Kunst vor 1945 zum Gegenstand Folge werden Beispiele regionaler der Forschung. Des gleichen werden Architektur und Stadtbaukunst die größeren Kulturräume in die vorgestellt, die als besonders Betrachtung miteinbezogen und aussagekräftig für das Werden Wechselwirkungen zu den benach- und Wachsen der Kulturlandschaft barten Regionen berücksichtigt. an der Saar angesehen werden. Das Kunstlexikon Saar trägt der Besonderheit der kulturellen Ent- wicklung des Saarlandes Rechnung. Die Herausbildung des Saarlandes als eigenständige politische und kulturelle Einheit begann nach dem Marlen Dittmann Die katholische Pfarrkirche St. Michael in Saarbrücken erbaut nach Plänen von Hans Herkommer Kunstlexikon Saar Architektur und Raum Vorwort Das barocke Saarbrücken ist jedermann bekannt. Die „gud Erik Schrader stub“ St. Johanner Markt und Kulturdezernent das architektonische Kleinod der Landeshauptstadt „Ludwigskirche“ sind allseits Saarbrücken geschätzt und touristische Anziehungspunkte. Aber wer kennt die Kirche St. Michael oben auf dem Rotenberg, die von Hans Herkommer errichtet wurde? Vor genau 100 Jahren, 1913, erhielt der damals 26-jährige Architekt den Bau- auftrag, jedoch kriegsbedingt wurde St. Michael erst 1924 geweiht. Seitdem überragen ihre signifikanten Türme die Saarbrücker Stadtsilhouette und sind aus vielerlei Richtun- gen sichtbar. Dazu kommen ein markanter Außenbau aus hellem Fechinger Sand- stein, ein Innenraum, den ein kassettiertes, farbig gefasstes Tonnengewölbe prägt, und eine künstlerisch hochwertige Ausstattung. Sie fügen sich zu einem bis heute kaum veränderten, wirkungsvollen Gesamtkunstwerk. Zweiturm- fassade und Tonnengewölbe verbinden mit der Tradition, während die Flächigkeit der Fassade und das expressio- nistische Formenvokabular Ausdruck der Zeit sind. Mit der vorliegenden Publi- kation möchten wir diesem, den modernen Kirchenbau an der Saar einleitenden Gotteshaus zu größerer Beachtung verhelfen. Ansicht von Südwesten, um 1925 6 7 8 Die katholische Pfarrkirche Seit bald neunzig Jahren, seit Konstruktionen bedienten, St. Michael in Saarbrücken 1924, beherrscht St. Michael auch ein sachlicheres Formen- weithin sichtbar aus vielen vokabular nutzten und den- Marlen Dittmann Perspektiven das Saarbrücker noch der Tradition verbunden Stadtbild und wirkt dabei „in blieben wie die Architekten verschiedenartigster Weise. der so genannten „Stuttgarter Schlank und schmal vom Schule“. Gegründet von Theo- Westen her, von Süden als dor Fischer, prägten sie Paul eine langgelagerte wuchtige Bonatz, Paul Schmitthenner Masse über dem Häusermeer oder Martin Elsässer entschei- und aus Nordwesten als eine dend. Bei diesen Lehrern hatte stolz emporragende Bekrö- auch Hans Herkommer von nung des Rotenbergs … Die 1906 bis 1910 studiert. Nach Doppeltürme recken sich … einigen Jahren in Dresden ließ als zusammengehöriges, er sich 1913 als freier Architekt gedrungenes Massiv empor,“ in seiner Geburtsstadt Schwä- so beschreibt der Architekt bisch Gmünd nieder, bevor er seine Kirche (Festschrift ab 1919 sein Büro in Stuttgart 1924, S. 38), die 1924 „als betrieb. Wie der wenige Jahre die erste größere moderne ältere Dominikus Böhm und Kirche Deutschlands“ gerühmt der jüngere Rudolf Schwarz wurde. Bis dahin baute man avancierte auch Herkommer Kirchen in historistischen For- seit den 1920er Jahren zu men – gotisch oder romanisch einem einflussreichen und – und begründete es mit den stilbildenden katholischen inhaltlichen Komponenten, Kirchenarchitekten. Diese Bau- weil diese wesentlich die meister beteiligten sich nicht Baugestalt bestimmen und mit nur theoretisch an den Diskus- einem tradierten Vokabular sionen der Liturgischen Bewe- leichter wiederzuerkennen gung, sondern suchten nach sind. Im Gegensatz dazu Baugestalten, in denen das erforderten moderne Bau- reformatorische Gedankengut methoden, gesellschaftliche architektonischen Ausdruck Veränderungen und liturgische fand. Dazu gehörte die er- Reformen eine zeitgemäße höhte Stellung des Altars, „als Formensprache, um aus ihr Ausdruck des neuen Verständ- neue Bilder zu entwickeln. nisses für das Mysterium der Viele Jahre wurde einzig aus heiligen Messe“ (Kahle 1990, dem Bauhaus entwachsene S. 42), die gute Sichtbarkeit in Architektur als eine „moder- einem stützenlosen Raum und ne“, als „neue Architektur“ die Teilnahme der Gläubigen anerkannt, und man übersah an der Heiligen Handlung, die vielen Baumeister, die sich um die Gemeinschaft der neuartiger Materialien und Gläu bigen zu betonen. Ansicht von Nordosten, Echelmeyerpark mit 9 der ehemaligen Friedhofshalle von 1846 Baukörper zu einer Einheit zu verschmelzen, und er begründete es so: „Zurück zum Wesentlichen heißt es auch in der Architektur und das bedeutet zurück zum Kör- perhaften. Die Fläche spielt eine untergeordnete Rolle. Und das Ornament so gut wie gar keine. Das Körperhafte, Kubische leitet uns heute; wir wollen die klare Herausbil- dung der Baukörper und ein Inbeziehung- und Inbewe- gungsetzen der verschiede- nen Kuben und Räume eines Baukörperkomplexes. Uns Es entwickelten sich zwei Sein Ziel war ein „gemein- beschäftigt das klangvolle Grundrisstypen. Einerseits die schaftsbildender Raum mit Hineinstellen der Baumassen „christozentrische“ Anlage, bei freier Sicht nach der Opfer- in das Landschafts- und Platz- der im Zentrum des Baus der stätte für alle Teilnehmer am bild. Die Baukörper entstehen Altar steht, um den sich alles Gottesdienst und mit freier aus der Raumvorstellung andere gruppiert. Sie kann Sicht zum Prediger. Dieses und diese wird geboren nur mit wenigen Beispielen Streben der Gemeinschaft zu aus dem sakralen Erlebnis.“ belegt werden. Erst nach dem gemeingültigem Opfer, zu ge- (Herkommer, 1929, S. 176) Zweiten Weltkrieg wurde der meingültiger Feier und zu ge- Anfangs jedoch ersetzte er Altar als baulicher Mittelpunkt meingültigem Wort verlangt lediglich überlieferte Bauwei- der Kirche zum allgemein- gebieterisch nach einem sicht- sen durch moderne Konstruk- gültigen Prinzip. Die Vari- baren pfeilerlosen Einraum“ tionen. So wird das Tonnen- ante „Wegkirche“ dagegen (Herkommer, 1929, S. 176). gewölbe bei Herkommers bewahrte die traditionelle Doch dieses Ziel erkannte und erstem großen Kirchenbau, Form. Der Gläubige bewegt erreichte er erst, nachdem St. Michael in Saarbrücken, sich durch den Kirchenraum er durch den Bau mehrerer aus Stampfbeton gefertigt. auf den Opfertisch zu als dem Kirchen umfassende Erfah- Dieser Bau ist in Grundriss- endgültigen Höhepunkt des rungen gesammelt hatte. struktur und Körpergestalt Raumes. Rudolf Schwarz, der In St. Michael entsprechen noch von der Tradition den Altar „nicht als Mitte sich Innenraum und äußerer bestimmt, wenngleich ihn sondern als ‚Mittler und als Baukörper nur unvollkommen, starke formale Verein- Schwelle zu Gott‘“ verstand der Kultraum ist in ein anders fachungen als ein Werk der (Kahle 1990, S. 37) kritisierte geformtes Haus hineingestellt, 1920er Jahre charakterisieren. die christozentrische Idee und und der Dachraum wurde auch Herkommer hat vor dem kaum genutzt. Herkommers Wettbewerbsentwurf, 1913 Zweiten Weltkrieg ausschließ- Streben aber ging dahin, Chorraum nach Aufstellung lich Wegkirchen gebaut. Innenraum und umhüllenden der Engelsfiguren, 1925 10

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