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Die figürlichen Bronzen in der Vor- und Früh- geschichtlichen Sammlung des Tiroler PDF

121 Pages·2011·37.89 MB·German
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© Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 169 Die figürlichen Bronzen in der Vor- und Früh- geschichtlichen Sammlung des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Eine Untersuchung ihrer Chronologie, Hermeneutik und kunsthistorischen Ent- wicklung Von Elisabeth Walde-Psenner Inhaltsverzeichnis Einleitung Seite 169 Götter und Halbgötter Seite 172 Menschen Seite 195 Tiere Seite 210 Attachen, Büsten, Teile von Geräten, Beschläge Seite 220 Lampen Seite 233 Phallische Amulette Seite 234 Nicht antike und zweifelhafte Stücke Seite 236 Verschollene Bronzen Seite 242 Sichtung und Ergebnis Seite 243 Anmerkungen Seite 250 Sachregister Seite 255 Register der Fundorte Seite 256 Abkürzungsverzeichnis Seite 257 Die Verfasserin hat die angenehme Pflicht, der Kulturabteilung im Amt der Tiroler Landesregierung für großzügige Unterstützung zu danken. Einleitung In der vorliegenden Arbeit werden die figürlichen Bronzen aus der Vor- und Frühgeschichtlichen Sammlung des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum behan- delt. Diese Sammlung wurde im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts aufgebaut und ist seit der Neuaufstellung im Jahre 1973 mit ihren schönsten Stücken dem Be- sucher in mustergültiger Weise zugänglich gemacht. Die Funde rekrutieren sich in erster Linie aus dem Gebiet des Alten Tirol. Seit dem Ersten Weltkrieg und der Abtrennung von Südtirol fließen die Neuerwerbungen spärlicher, aber es konnten auch in den vergangenen Jahren immer wieder ansehnliche Stücke für die Samm- lung erworben werden (z. B. Kat.-Nr. 13). © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 170 Der Hauptteil dieser Arbeit ist den figürlichen Bronzen der Römerzeit gewidmet; es wurden aber auch die vorgeschichtlichen Objekte im Katalogteil behandelt, die in den Begriff Statuetten im weitesten Sinne des Wortes eingegliedert werden können; hingegen sind sämtliche urgeschichtliche mit figürlichen Zutaten ver- sehene Gerätschaften aus dem Bereich der Schmuckerzeugung und Dekorations- kunst nicht Thema dieser Untersuchung. Die römerzeitlichen Bronzen in Innsbruck wurden, soweit sie einen Fundort auf dem heutigen Staatsgebiet von Österreich haben, bereits von Robert Fleischer1 publiziert, die zahlenmäßig bei weitem überwiegenden Funde aus Welsch- und Südtirol waren bisher nur Objekte vereinzelter Studien, sind aber noch nie einer geschlossenen kritischen Betrachtung unterzogen worden. Sie sollen hier erstmals vorgelegt werden und Anregung zur Diskussion bieten, vor allem was die von uns vorgeschlagene Datierung und Klassifizierung betrifft. Leider sind von einem erheblichen Teil der Bronzen, die in zwei Weltkriegen aus Sicherheitsgründen verlagert werden mußten und manchem Unbill ausgesetzt waren, die Fundorte nicht mehr bekannt. Freilich ist es mit der strengen Methode der kritischen Wissenschaft unvereinbar, einen Fundort aus Tirol bei den heute fundortlosen Bronzen anzunehmen, obwohl man es ex silentio, wenn man die Zusammen- setzung der Innsbrucker Sammlung kennt, wohl dürfte: Funde aus anderen Ge- bieten außer dem Alten Tirol fallen in der Vor- und Frühgeschichtlichen Samm- lung des Ferdinandeums nicht in das Gewicht. Erstmals versuchen wir in dieser Arbeit Vorschläge für die Datierung der figür- lichen Bronzen zu machen. Oft ist es natürlich schwierig, diese bisweilen nur kunstgewerblichen Werke in einen zeitlichen Rahmen zu stellen, zumal fast nie die Fundumstände und etwaige Begleitfunde bekannt sind. Vor allem aber fehlen bisher in der vergleichbaren Literatur fast durchwegs derartige Versuche. So müssen Vergleiche mit der Großplastik, wenn auch mit aller gebotenen Vorsicht, und eine genaue Beobachtung der stilistischen Eigentümlichkeiten sowie Vergleiche mit ähn- lichen, aber fest datierten Arbeiten herangezogen werden. Manche Figuren, die eine gewisse Qualitätsgrenze unterschreiten, können überhaupt nicht mit der wünschens- werten Sicherheit datiert werden. In einem Anhang besprechen wir die Bronzen, die unserer Ansicht nach nicht zur antiken Kunst gehören, sowie fragliche Stücke, die zu schlecht erhalten sind, um über sie eine bindende Aussage machen zu können. Der Katalogteil ist in der üblichen Weise nach Sachgebieten unterteilt, wobei die Qualität der einzelnen Stücke keineswegs ausschlaggebend für die Reihenfolge ist. Bei der Reihung der Götterfiguren spielt einzig ihre Rangordnung eine Rolle. Innerhalb der einzelnen Kapitel wurde versucht, eine zeitliche Ordnung einzu- halten. Die Wiedergabe der Abbildungen konnte aus Platzgründen nicht maßstab- gerecht durchgeführt werden. Als Quellen für unsere Arbeit dienten die handgeschriebene Kartei und das Inventar der Sammlung sowie der Zettelkatalog des Museums, weiters eine alte Inventari- © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 171 sierungsliste, erstellt vor dem Zweiten Weltkrieg von Rudolf Noll. Auch aus den Zuwachsverzeichnissen in der Zeitschrift des Ferdinandeums und dem handschrift- lichen Erwerbsverzeichnis konnten wichtige Angaben entnommen werden. Ein besonders wertvolles Dokument stellt eine Photographie der Aufstellung der antiken Bronzen im Ferdinandeum vor dem Zweiten Weltkrieg dar, da darauf unter anderen sieben Bronzen photographiert sind, die heute nicht mehr auffind- bar sind (Kat.-Nr. 15, 16, 19, 22, 24, 57, 129). Wir haben sie nach dieser Photo- graphie in Strichzeichnungen wiedergegeben, um so zumindest den Typus der Fi- guren festzuhalten. Einige interessante Hinweise, vor allem auch über verlorene Bronzen, konnte aus der Beschreibung der Antiken im Museum zu Innsbruck von Adolf Pichler2 in der Zeitschrift des Ferdinandeums 1875 gewonnen werden. Außerdem gelang es aus der für die Erforschung der antiken Funde von Tirol ganz ausnehmend wichtigen Handschrift von Anton Roschmann: „Inscriptiones et alia diversi generis Romana per omnem Tyrolim monumenta maximam partem adhuc extantia ac potissimum inedita" 1756, in der Universitätsbibliothek Innsbruck Cod. 848 und in der Bibliothek des Ferdinandeums Dip. 1333, einige neue Er- kenntnisse zu gewinnen. So konnten unter anderem zwei als fundortlos in der Sammlung vorhandene Stücke (Kat.-Nr. 68 und 117) mit bei Roschmann gezeichne- ten Bronzen identifiziert und wiederum ihren ursprünglichen Fundorten Telfs bzw. Bozen zugeordnet werden. Mein aufrichtiger Dank am Zustandekommen dieser Arbeit gilt dem Vorstand des Archäologischen Instituts der Universität Innsbruck, Bernhard Neutsch, der meine Arbeit immer mit regem Interesse verfolgte und mit mir manche Fragen disku- tierte. Weiters danke ich besonders herzlich dem Kustos der Vor- und Frühge- schichtlichen Sammlung, Liselotte Zemmer-Plank, durch deren Hilfe diese Zu- sammenstellung überhaupt erst möglich wurde, und die mir manch wertvollen Hinweis und viele Anregungen gab. Von ihr und ihrer Assistentin Heidi Fritz wurde auch der Großteil der Photographien neu angefertigt. Weiters bin ich Fritz Krinzinger für mehrere Photographien sehr verpflichtet sowie Brinna Otto, die die Strichzeichnungen nach der oben genannten Photographie anfertigte. Eine große Erleichterung war mir auch die geduldige Hilfe von Walter Neuhauser beim Ent- ziffern der oft nur schwer lesbaren Roschmann-Handschrift und manchmal auch beim Übersetzen des lateinischen Textes. Herrn Professor Tibor Lichtfuß danke ich für die freundliche Hilfe bei der Übersetzung eines rumänischen Textes. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 172 1. Jupiter Inv.-Nr. 5082; Fundort: östlich vom Kranzhof beim Gaiserhof bei Innichen (Pu- stertal, Provinz Bozen) im Jahre 1811; Höhe 8,9 cm; glatte Oberfläche, gleichmäßig dunkel, grüngraue Patina, bis auf den rechten Oberschenkel, wo die Bronze blank zutage tritt. Das Gewicht des in eleganter Torsion gedrehten Körpers ruht auf dem r. Bein. Die 1. Hand ist zur Hüfte gesenkt und hielt wahrscheinlich den Donnerkeil; geringe Reste des Attributes sind erhalten. Der r. Arm ist nach vorne gestreckt, die Hand ist abgebrochen. Die Muskulatur ist gut durchgebildet, ein starker Leistenwulst und der schlanke, gleichzeitig aber kräftige Körperbau erinnern an polykletisches Körperideal. Das fein ziselierte Haar fällt von einem Mittelscheitel aus auf beiden Seiten des Kopfes in weichen Wellen herab auf die Schultern, der volle Bart ist leicht gelockt. Das Figürchen ist auf Ansicht von allen Seiten gearbeitet, die Aus- arbeitung des Rückens steht der Vorderseite nicht nach. Ernst und nachdenklich blickt der Gott in die Ferne. Die Durchführung des Gesichtes ist trotz der Klein- heit vorzüglich. 2. Jb., 1825, S. 23 Pichler, S. 8 A. Egger: Illyrisch-norisch-römische Burgsiedlungen im Pustertal, Der Schiern 15, 1934, S. 252 Diss. Rein, S. 49ff. Die Figur schließt an ein Vorbild des 4. Jh.s an. Ein schönes Vergleichsbeispiel stellt die Jupiterstatuette im Römisch-Germanischen Museum der Stadt Köln dar (Inv.-Nr. 1088)3, die denselben Körper, aber einen auf ein Vorbild des 5. Jh.s zurückgehenden Kopf besitzt. In Analogie mit dieser Sta- tuette könnte man bei unserem Jupiter in der vorgestreckten Rechten eine Opferschale ergänzen, wofür auch die ruhige und feierliche Körperhaltung sprechen würde. Auf Grund des klassizistisch-eklektischen Stils datieren wir mit großer Wahrschein- lichkeit unsere Statuette ebenso wie den Kölner Jupiter in das ausgehende 1. bis beginnende 2. Jh. n. Chr. Mit Sicherheit handelt es sich hier um röm. Import. Die Darstellung eines Gottes mit einer Opferschale ist in der antiken Kunst nichts Ungewöhnliches4. Wir kennen dieses Thema sowohl aus der Vasenmalerei als auch aus der Plastik. Mit dieser Geste wird ebenso der Empfang als auch die Spende eines Opfers symbolisiert, gleichzeitig aber auch eine psychische Beziehung zwi- schen dem Menschen und dem Götterbild hergestellt. 2. Jupiter Inv.-Nr. 5065; Fundort: Vintl (Pustertal, Provinz Bozen), gefunden 1873 bei der Regulierung der Rienz; Höhe: 6,5 cm; unebene Oberfläche, dunkelgrüne bis braune Patina; stark verschliffen. Bekleidet mit der von der r. Schulter zum 1. Arm gezogenen Chlamys, steht der © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 173 Gott in beherrschender Pose. Das r. Bein ist das Standbein, das linke - heute unter dem Knie abgebrochen - war das Spielbein. Die Ponderation ist durch den ge- samten Körper gut durchgeführt. Das lange Lockenhaar wird von einem Kranz geziert, von dem bei dem sehr stark verschliffenen Erhaltungszustand der Figur allerdings nur mehr geringe Reste vorhanden sind. Das Gesicht des bärtigen Got- tes ist in seinen Einzelheiten nicht mehr zu erkennen. Der Rücken zeigt gute Durcharbeitung. ZdF,55, 1911,S. IX und XXXI A. Egger: Illyrisch-norisch-römische Burgsiedlungen im Pustertal, Der Schiern 15, 1934, S. 260 Die ursprünglich recht qualitätsvolle Arbeit schließt sich an einen hellenistischen Jupitertypus an. Zu ergänzen wäre nach Analogien in der erhobenen Linken ein Szepter, in der gesenkten Rechten ein Blitzbündel5. Obwohl ein Beifund, der möglicherweise eine genauere Datierung erlauben würde, heute fehlt, nämlich eine 12 cm lange „Gürtelspange" aus Bronze, dürfte dem Stil und der Konzeption nach eine Ansetzung im 2. Jh. n. Chr. am wahrscheinlichsten sein. Der Jupiter kam als Geschenk des Archäologischen Instituts der k. k. Universität Innsbruck ins Museum. 3. Jupiter Inv.-Nr. 5084; Fundort: Weiler Viersch bei Klausen (Provinz Bozen); Höhe: 9 cm; Patina dunkelgrün mit kleinen Abreibungen an der erhobenen Linken, an den Stirnlocken und am Kleid. Der bärtige Gott ist mit einem von der 1. Schulter herabfallenden Mantel bekleidet, der ihm bis über die Knie reicht und die rechte Körperhälfte freiläßt. Das 1. Bein ist das Standbein, das r. ist etwas angehoben; darunter muß eine Stütze angenom- men werden, etwa ein Felsen oder dergleichen. Der r. Arm ist zur Hüfte gesenkt und hält den Donnerkeil, während der 1. Arm in ungeschickter Manier zum Kopf erhoben ist. Vom Szepter, das in dieser Hand zu ergänzen ist, hat sich ein winziges Fragment erhalten. Das reiche Haar wird von einem Band zusammengehalten und endet im Nacken in sorgfältig ausgearbeiteten Zacken. 20. Jb. 1843, S. XXXII Pichler, S. 9f. Diss.Rein, S. 45ff. Die Figur ist nicht raumgreifend auf Rundansicht gearbeitet, sondern bietet nur frontal gesehen eine befriedigende Ansicht. Die einzelnen Muskelpartien sind gut voneinander abgehoben, die Ausführung ist bis ins Detail sehr sorgfältig. Trotzdem sind künstlerische Schwächen deutlich. So sind die Arme im Verhältnis zum Kör- per zu dünn. Wie eine gewisse Verflachung der plastischen Wirkung vermuten läßt, handelt es sich um eine Arbeit aus der Wende des 2. zum 3. Jh. n. Chr. Auf das gleiche Vorbild, das sich wohl im 4. Jh. v. Chr. ansetzen läßt, geht auch der Jupiter im Steiermärkischen Landesmuseum in Graz (Inv.-Nr. 6118) zurück5. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 174 4. Jupiter Inv.-Nr. 5083; Fundort: Cavedine (Provinz Trient); Höhe: 8,7 cm; Patina dunkel- grün mit glatter Oberfläche. Der Gott ist schreitend dargestellt, das 1. Bein belastend und das r. im Schritt leicht zurückgesetzt. Der Körper ist sehr muskulös ausgebildet, mit einem starken Lei- stenwulst. Die Brustwarzen sind erhaben und nicht, wie man meist beobachten kann, nur eingeschlagen. Der r. Arm ist erhoben, die 1. Hand hielt wohl ein Szep- ter oder einen Stab. Von der 1. Schulter fällt auf den 1. Arm ein Mäntelchen. Die 1. Hand ist abgebrochen. Erhalten ist aber das Attribut, ein mit drei Zacken aus- gebildetes Blitzbündel, das auf dem Unterarm aufliegt. Der Kopf ist bärtig, die Haare werden von einem Band um den Kopf zusammengehalten. Die Augen groß, die Nase gut herausgearbeitet, bietet sich dieses Figürchen alles in allem als ver- hältnismäßig gute, wenn auch von gewissen Provinzialismen belastete Arbeit dar, wie der im Verhältnis zum breiten Schultergürtel schwächlich wirkende Unter- leib deutlich macht. Bartolomeo Stoffella dalla Croce: Sopra una statuetta di Bronzo trovata in Cavedine, Diocesi di Trento. Rovereto 1825 7.Jb.1830,S.19 Pichler, S. 11 Der Typus ist in einer großen Zahl von Statuetten nachzuweisen, kommt vielfach auch spiegelbildlich und mit verschiedenen Manteldraperien vor. Eigenwillig ist hier die Form des Blitzbündels, das schon A. Pichler dazu verleitete, die Figur als Neptun zu bezeichnen, unter welchem Namen sie auch heute noch in den Schau- räumen des Museums zu sehen ist. In der Tat wirkt das Blitzbündel wie ein Drei- zack. Abgesehen davon, daß bei der gegebenen Armhaltung eine Ergänzung des Schaftes eines Dreizackes unvorstellbar wäre, der sich schräg nach vorne direkt auf den Beschauer zu richten würde, muß man sich vor Augen halten, daß das Attribut vorne an dem schmalen runden Zapfen abgebrochen ist, wie deutlich am Original zu sehen. Zu ergänzen ist nach zahlreichen Analogien ein gegengleiches Blitzbündel6. In der erhobenen r. Hand wäre ein Szepter oder ein Donnerkeil zu denken. Die eigenwillige Gestaltung des Blitzbündels ist schon von griechischen Münzen7 her bekannt und wird in der späteren Kaiserzeit vor allem bei Darstel- lungen des Jupiter Dolichenus8 verwendet. Unsere Statuette lehnt sich in ihrer Gesamtkonzeption an ein Vorbild des 4. Jh.s v. Chr. an, für das Beschi den Zeus des Leochares in Anspruch nimmt9. Als Datierung schlagen wir das späte 2. Jh. n. Chr. vor. 5. Jupiter Inv.-Nr. 5074; Fundort: unbekannt; Höhe: 8,2 cm; rauhe Oberfläche, hellgrüne Patina, Gußnähte z. T. noch vorhanden, z. B. an der 1. Schulter. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 175 Der unbekleidete Gott steht auf beiden Beinen. Der 1. Arm ist erhoben und zum Kopf hingebogen, der r. Arm zur Hüfte gesenkt. In der r. Hand sind Reste eines abgebrochenen Donnerkeiles zu erkennen. Das nur grob angedeutete Gesicht scheint zu lächeln. Der Gott ist bärtig, mit Kinnbart und Schnurrbart, im Haar trägt er einen nur mehr sehr schlecht erhaltenen Kranz. Thorax und Bauch sind durch eingetiefte Linien gestaltet und lassen das anatomische Unverständnis, das sich auch im runden Ellbogen des 1. Armes manifestiert, deutlich werden, unpubhziert Diese Art der Darstellung von Jupiter schließt an eine lange Reihe ähnlicher Ar- beiten an10; sie sind gekennzeichnet durch einfachstes Bewegungsschema, mit einem erhobenen und einem gesenkten Arm bei ansonsten ruhiger Körperhaltung, weiters durch volkstümlich primitive Ausarbeitung. Die lidlosen vorquellenden Fischaugen, die starke Betonung des Geschlechts, die hölzerne Gestaltung des Ge- sichts, die linear eingetieften Brauen, die „knochenlosen" Gelenke und die gleich- mäßige und unproblematische Belastung beider Beine sprechen für eine provin- zielle Arbeit aus dem späten 2. bis frühen 3. Jh. n. Chr. 6. Minerva Inv.-Nr. 5066; Fundort: auf dem Felde bei San Bartolomeo in Tnent; Höhe: 7,7 cm; Patina dunkelbraun mit grünen Ausblühungen in den unteren Falten- partien. Die Göttin steht aufrecht und ruhig auf dem 1. Bein, das r. Spielbein ist leicht an- gewinkelt nach rückwärts gestellt, das Knie zeichnet sich unter den Gewandfalten ab. Sie trägt einen bodenlangen Chiton und auf der Brust die Ägis mit Gorgo- neion. Von der 1. Schulter fällt über den 1. Unterarm ein Mantel und verläuft in einem bauschigen Wulst quer über den Leib. Unter dem Chiton werden spitze Schuhe sichtbar. Auf dem Kopf trägt Minerva einen hohen Helm mit Federbusch. Die reichen Haare fallen im Nacken weich herab. Die 1. Hand ist leicht vorge- streckt und hielt ein Attribut, der r. Arm ist erhoben, die Hand abgebrochen. Hier dürfen wir nach dem Gesamtaufbau wohl eine Lanze, auf die sich die Göttin stützt, ergänzen. ZdF 44, 1900, S. XXVI Diss.Rein, S. 38 Im Verhältnis zu Kat.-Nr. 7 ist die Durchführung der Gewandfalten vor allem im Rücken, wesentlich reicher und natürlicher, auch die Gestaltung des ernsten Gesichtes verrät mehr Qualität. Vergleichbare Arbeiten lassen sich in einer langen Reihe zusammenstellen 1Oa. Als Datierung schlagen wir für die Innsbrucker Bronze das späte 2. Jh. n. Chr. vor. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 176 7. Minerva Inv.-Nr. 5053; Fundort: unbekannt; Höhe: 6,9 cm; dunkelbraune Patina mit stel- lenweise grünen Flecken. Minerva steht ruhig auf beiden Beinen in reiner Frontalansicht. Sie ist bekleidet mit einem bodenlangen Chiton. Von der 1. Schulter fällt in Falten ein Mantel zur Hüfte und endet unter dem Knie. Die erhobene Linke hielt wohl einen Speer, die vor- gestreckte Rechte hält eine Opferschale; auf der Brust ein sehr korrodiertes Gogo- neion. Das Gesicht ist gut differenziert, wenn auch grob in der Anlage. Besonders kräftig und markant wirkt das breite Kinn. Der Kopf wird bekrönt von einem übergroßen Helm mit Federbusch. Unter dem Helm schaut ein Kranz von Buckel- locken hervor. Die Durchführung der Rückseite ist ebenso flüchtig wie die der Vorderseite. Diss. Rein, S. 40 Das Figürchen stellt zusammen mit Kat.-Nr. 6 die beliebtesten Typen der Minerva- darstellungen in der provinzial-römischen Kunst vor. Parallelen lassen sich in jeder größeren Sammlung feststellen. Ehe beste, vor allem noch mit den erhaltenen Attributen, verwahrt das Musee Calvet11 in Avignon; auch in der Größe nur 4 mm Unterschied. Das Innsbrucker Museum besitzt hier ein volkstümliches Werk aus dem frühen 3. Jh. n. Chr. 8. Minerva Inv.-Nr. 5048; Fundort: Aquileia.; Höhe: 4,4 cm, Breite: 3 cm; Bronze rötlich verfärbt, stellenweise ist die Oberfläche abgesprungen, Brandpatina. Das Stück ist sehr schlecht erhalten. Minerva trägt einen Helm, dessen Federbusch weit nach hinten ragt und am oberen Ende abgebrochen ist. Das Gesicht ist ernst, die Augen sind mandelförmig geschnitten, weitere Details lassen sich nicht mehr erkennen. Deutlich zeichnet sich diie aus zwei tropfenförmigen Teilen bestehende Ägis mit Gorgoneion ab. Der Rand der Ägis ist als dicker Wulst gestaltet. Die kreisrunde Büste ist hinten hohl gearbeitet und besitzt einen 3 bis 4 cm breiten Falz, mit dessen Hilfe sie befestigt werden konnte, unpubliziert Eine Bronze nach demselben Modell mit nur geringfügigen Unterschieden besitzt das Archäologische Museum in Cremona12; vor allem ist dort der Helmbusch noch gut erhalten. Das Stück wird im Katalog des Museums wohl irrtümlich als „Soldat" identifiziert. Die Büste diente mit größter Wahrscheinlichkeit als Möbelbeschlag. Ein inter- essantes Vergleichsstück bildet die 6»0 cm hohe Terrakottatbüste der Minerva in Aquincum 13 aus der Werkstatt des Pacatus gegen Ende des 2. Jh.s. Diese Minerva trägt dieselbe eigenartig geformte Ägis. Im Vergleich zu diesem noch wesentlich „klassischeren" Werk und auch wegen der ziemlich groben Ausbildung datieren wir unsere Bronze in Innsbruck in das 3. Jh. n. Chr. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at oToelfs affenhofen "^ Martinsbühel Hötting O 1 >t^ J \y r ^— SarnonicoO / O Revo / ^<Q. M^-tincelli V i— SA« Fundkarte der figürlichen Bronzen der Vor- und Frühgeschichtlichen Sammlung des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 177 9. Neptun Inv.-Nr. 5081; Fundort: Prösels bei Kastelruth (Provinz Bozen); Höhe: 8,3 cm; Patina gleichmäßig grüngrau, am r. Unterschenkel und am 1. Arm stellenweise sehr stark korrodiert. Am Rücken stellenweise Patina entfernt. Der nackte bärtige Gott setzt seinen r. Fuß auf einen Felsblock und stützt den leicht vorgebeugten Oberkörper mit dem r. Ellbogen auf seinem r. Oberschenkel ab. Die 1., in Schulterhöhe erhobene Hand hielt ein verlorengegangenes Attribut, wohl den Dreizack. Das Haupthaar fällt von einem Mittelscheitel ausgehend in grob eingekerbten Strähnen auf die Schultern. Die großen Augen besitzen gebohrte Pupillen. Die Muskulatur des Körpers ist nicht von innen her organisch durch- geformt, sondern nur mit einigen eingetieften Linien gebildet. Kräftig profiliert sich nur der Leistenwulst. Die Brustwarzen sind plastisch gearbeitet, die Scham- haare nur schematisch angegeben. Die Unterschenkel sind gegenüber dem männlich kräftigen Oberkörper etwas schwächlich geraten. 2. Jb., 1825, S. 23 Pichler,S. 10 Diss. Rein, S. 42 Der Typus des sich mit einem Fuß auf einen Felsen aufstützenden Neptun geht zurück auf Arbeiten aus der Schule des Lysipp. Eine gute Replik aus antonini- scher Zeit besitzt das Lateranmuseum in Rom (Inv.-Nr. 10.315). Teisikrates 14, ein „Enkelschüler" des Lysipp, hat ein Standbild des Demetrios Poliorketes (306-283) in einer sehr ähnlichen Haltung geschaffen, und auf ihn könnte auch die Erfindung dieses Neptuntypus zurückgehen; so ist auf Münzen des Demetrios Poliorketes (vgl. Tetradrachmon 290/289 v. Chr. in Amphipolis geprägt)15 ein Neptun dar- gestellt, der ein genaues Vorbild zu unserem Neptun in der Innsbrucker Samm- lung abgibt. Da ein überaus verwandter Typus auch auf kaiserzeitlichen Bronze- münzen aus Korinth wiedergegeben wird, darf man das Original, bei dem es sich um eine Großbronze gehandelt haben dürfte, wohl mit dieser Stadt in Zusammen- hang bringen. Fuchs If> glaubt im Original eine Stiftung des Demetrios Poliorketes im großen Poseidonheiligtum von Isthmia sehen zu dürfen, wir schlagen dagegen die Bronzefigur des Poseidon in Kenchreai, einem der beiden Häfen von Korinth, vor, über die Pausannias II, 2, 3 berichtet: „. . . in Kenchreai ist ... auf einer Mole ins Meer hinaus eine Bronzestatue des Poseidon ..." Einen schwachen Abglanz dieser eindrucksvollen Aufstellung des Meeresbeherrschers zeigt ein sakral idylli- sches Fresko aus der Villa Farnesina (Rom, Thermenmuseum, Inv.-Nr. 1233), auf dem unser Neptun auf einer Mole am Meer dargestellt ist17. Parallelen zum Neptun aus Prösels finden sich allenthalben, so eine Statuette aus Vevey oder eine zweite in der Warren Collection, Bowdoin College Museum of Art (Inv.-Nr. 1915.60), oder ein Neptun aus Besancon, um nur einige Bei- spiele zu nennen KS. Als Entstehungszeit für die Innsbrucker Kleinbronze schlagen wir die zweite Hälfte

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In der vorliegenden Arbeit werden die figürlichen Bronzen aus der Vor- und antiken Bronzen im Ferdinandeum vor dem Zweiten Weltkrieg dar,
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