Zweierlei hat Don Juan mit Faust, als dessen romanisches Gegenstück er gern bezeichnet wird, gemeinsam: Auch er ist eine sagenhafte Gestalt, und auch er ist der Prototyp des ruhelosen, des nie gesättigten und unersättlichen Suchers. Aber Don Juan wird nur von seiner Sinnlichkeit umgetrieben. Schon früh vom weiblichen Geschlecht angezogen und bald von weiblicher Gunst verwöhnt, verstrickt er sich in immer neue Abenteuer – ‚taumelnd von Begierde zu Genuß, und im Genuß verschmachtend nach Begierde‘. War er bei alledem ein großer, wenn auch ein maßloser Liebender, oder war er nur ein skrupelloser, die Frauen im Grunde verachtender Verführer?