6. Bölcsészet- és Művészetpedagógiai Kiadványok DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE UNTERRICHTEN LERNEN Eötvös Loránd Tudományegyetem Deutsch als Fremdsprache unterrichten lernen Bölcsészet- és Művészetpedagógiai Kiadványok 6. Boócz-Barna Katalin – Feld-Knapp Ilona – Kárpáti Zsófia – Kertes Patrícia – Palotás Berta Deutsch als Fremdsprache unterrichten lernen Eötvös Loránd Tudományegyetem Budapest, 2015 Bölcsészet- és Művészetpedagógiai Kiadványok 6. Sorozatszerkesztők: Antalné Szabó Ágnes Major Éva Lektorok: Horváth Andrea Scheibl György Olvasószerkesztő: Rudolf Radenhausen Technikai munkatárs: Mártonfi Attila Borítótervező: Dobos Gábor A kiadvány a TÁMOP 4.1.2.B.2-13/1-2013-0007 számú, „Országos koordinációval a pedagógusképzés megújításáért” című pályázat támogatásával készült. ISSN 2416-1942 (online) ISSN 2416-1772 (nyomtatott) ISBN 978-963-284-624-8 © ELTE, 2015 Minden jog fenntartva: Eötvös Loránd Tudományegyetem Online kiadás Tartalom 1. Deutsch als Fremdsprache (DaF) in Ungarn. Ein Überblick über den DaF-Unterricht und seine Erforschung (Ilona Feld-Knapp) .................................7 2. Texte als grundlegende Bausteine des DaF-Unterrichts (Ilona Feld-Knapp) .....23 3. Zur Rolle von Interaktionen beim Fremdsprachenlernen. Plädoyer für echte Diskurse im Fremdsprachenunterricht (Katalin Boócz-Barna) ................38 4. Reflexion der Lern- und Lehrprozesse. Erwerbsfördernde Dimension von Fehlern und Transfererscheinungen im Unterricht des Deutschen als Fremdsprache (Katalin Boócz-Barna) ................................................................52 5. Komplexe Kompetenzentwicklung im Unterricht des Deutschen als Fremdsprache (Berta Palotás) .............................................................................68 6. Der Weg vom Text zum Text – Im Fokus: Die sprachlichen Mittel (Berta Palotás) ...................................................................................................90 7. Textarbeit im DaF-Unterricht. Der Weg vom Text zum Text – Im Fokus: Die reflektierte Unterrichtspraxis (Patrícia Kertes) ..........................................108 8. Möglichkeiten zur Förderung des Fremdverstehens im Sprachunterricht anhand von zwei Unterrichtsbeispielen (Zsófia Kárpáti) .................................135 Ilona Feld-Knapp 1. Deutsch als Fremdsprache (DaF) in Ungarn Ein Überblick über den DaF-Unterricht und seine Erforschung 1.1. Deutsch als Fremdsprache Unter Deutsch als Fremdsprache (DaF) werden alle unterrichtspraktischen und wis- senschaftlichen Aktivitäten verstanden, die sich mit der deutschen Sprache und der Kultur der deutschsprachigen Länder unter dem Aspekt des Lehrens und Lernens von Nichtmuttersprachigen beschäftigen. Die deutsche Sprache und Kultur wird aus der Fremdperspektive von Nichtmuttersprachigen behandelt und zielt auf die spezi- fische Situation des Fremdsprachenlernens außerhalb des deutschen Sprachraums ab (Krumm 2010: 47). Im Rahmen von DaF werden Lehre und Forschung, d. h. die unterrichtspraktischen und wissenschaftlichen Bereiche, die traditionell getrennt behandelt werden, ein- heitlich, gleichrangig und in ihrer gegenseitigen Wechselwirkung betrachtet und un- tersucht. DaF bezeichnet daher einerseits den Unterricht des Deutschen als Fremdsprache, andererseits eine wissenschaftliche Disziplin, die Lehren und Lernen des Deutschen untersucht und erforscht (Feld-Knapp 2014). Auf beide Bereiche wird in den folgen- den Kapiteln eingegangen. 1.1.1. Zur Geschichte des DaF-Unterrichts in Ungarn Der DaF-Unterricht blickt in Ungarn auf eine lange Geschichte zurück (Eder 2006, Feld-Knapp 1995, 2014) und erlebte in seiner Geschichte mehrere Wendepunkte, die die Ziele des DaF-Unterrichtes grundlegend beeinflussten. Die deutsche Sprache und Kultur etablierte sich als Schulfach im Zuge des Aus- baus des staatlichen Schulwesens an den Mittelschulen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde nach dem Muster der toten Sprachen unterrichtet. Im Mit- telpunkt stand die Sprachbeschreibung, die Vermittlung der grammatischen Kennt- nisse. Die erste schriftliche Festlegung der Ziele für den DaF-Unterricht erfolgte 1879 im ersten Lehrplan. Die Ziele passten in den allgemeinen Bildungsprozess und dien- ten der literarischen Bildung und der Vorbereitung auf wissenschaftliche Tätigkei- 9 Ilona Feld-Knapp ten. Die folgenden beiden Grundziele wurden genannt: „Kenntnis der modernsten deutschen Literatur aufgrund sicherer grammatischer Kenntnisse. Förderung der Fähigkeit des Schülers, einen ungarischen Text, dessen Gegenstand aus dem Un- terrichtsgeschehen hervorgeht, richtig und korrekt ins Deutsche zu übersetzen“ (frei übersetzt nach Szoboszlay 1960: 194). Die gesellschaftlichen Bedürfnisse, die politische und wirtschaftliche Expansion um die Jahrhundertwende beeinflussten definitiv die Entwicklungsrichtung des Faches in Westeuropa. Mit dem berühmten Flugblatt von Vietor: „Der Sprachunterricht muss umkehren“ wurden die Prinzipien und Ziele des alten Sprachunterrichts end- gültig in Frage gestellt. Die Forderung nach Änderungen wurde auch in Ungarn laut, aber zu einer grundlegenden Änderung kam es erst in den 70–80er Jahren. Die alte Sichtweise war in den 70er Jahren durch die kommunikative Wende endgül- tig überholt, die den Sprachgebrauch in den Vordergrund rückte. Als oberstes Ziel wird seit dieser Zeit die Förderung der sprachlichen Handlungsfähigkeit betrachtet. Für den Unterricht moderner Fremdsprachen entstand die kommunikative Didaktik, die sich von einer geschlossenen Methode unterscheidet und ein offenes Konzept darstellt, das didaktische Prinzipien für die Verwirklichung der Ziele bereitstellt. Der DaF-Unterricht ist bis heute durch die kommunikative Didaktik geprägt. Die Entfaltung des kommunikativen Ansatzes konnte durch eine neue curriculare Regelung eingeleitet werden. Nach der politischen Wende 1989 entstand der Natio- nale Grundlehrplan (NAT), der für eine einheitliche Grundlage für die schulische Ausbildung sorgte. Er wurde im Laufe der Zeit oft überarbeitet und modifiziert. Die letzte Version des NAT wurde 2012 verabschiedet (http://dokumentumtar.ofi.hu/in- dex_NAT_2012.html). Die grundsätzlichen Ausführungen des NAT zur Bedeutung des Sprachenlernens in Ungarn gelten auch für den Bereich Deutsch als Fremd- sprache. Es ist positiv hervorzuheben, dass die Ziele des Fremdsprachenunterrichts, nämlich die Förderung der kommunikativen und interkulturellen Kompetenz, im Einklang mit dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GER) (Europarat 2001) stehen. Ein wichtiges Anliegen der beiden Dokumente ist die Förderung der Lernerautonomie, der Befähigung der Sprachlernenden, autonom, eigenverantwort- lich handeln und Probleme lösen zu können. 1.1.2. Der DaF-Unterricht von heute zwischen Widersprüchen und neuen Herausforderungen Der DaF-Unterricht von heute ist durch verschiedene Widersprüche und neue Erwar- tungen geprägt. Im Folgenden werden ohne Anspruch auf Vollständigkeit einige Be- reiche stichpunkartig aufgegriffen, um die Komplexität der Situation aufzuzeigen. 10
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