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Des Teufels Alternative PDF

585 Pages·2016·2.38 MB·German
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Frederick Forsyth Des Teufels Alternative scanned by AnyBody corrected by eboo Über Nacht gerät die Welt an den Rand der Katastrophe. In der Sowjetunion droht eine Hungersnot, und im Politbüro entbrennt ein gnadenloser Machtkampf. Ukrainische Autonomisten kapern in der Nordsee den größten Öltanker der Welt und erpressen Ost und West. Nur einer kennt den Ausweg und wählt des Teufels Alternative. ISBN 3-426-00799-1 Originaltitel »The Devil's Alternative« Aus dem Englischen von Wulf Bergner Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., 1979 Umschlaggestaltung A. Bachmann Buch ist nicht zum Verkauf bestimmt!! Buch Sommer 1982. Die Sowjetunion steht vor einer katastrophalen Mißernte. 250 Millionen Menschen werden hungern. Der Kreml steht vor der Alternative, sich mit Amerika zu arrangieren, um durch riesige Weizenlieferungen aus den USA und Kanada die Bevölkerung zu retten - oder einen Besetzungskrieg in Westeuropa zu führen. Im Politbüro entspannt sich ein Machtkampf zwischen Falken und Tauben. Gleichzeitig verunsichern Terroristen die Welt: Eine ukrainische Untergrundorganisation im westlichen Exil hat in der Nordsee den größten Tanker der Welt gekapert. Die Sprengung von einer Million Tonnen Rohöl wird die Küsten von fünf europäischen Ländern auf Jahre hinaus verseuchen. Der Chef des KGB verschwindet auf mysteriöse Weise... Die Krisenstäbe des Westens sind hilflos. Nur einer weiß, worum es geht: Adam Munro. Er kennt das Lied der »Nachtigall«, er kennt »des Teufels Alternative«. Von Frederick Forsyth sind außerdem als Knaur- Taschenbücher erschienen: »Der Schakal« (Band 377) »Die Akte Odessa« (Band 419) »Die Hunde des Krieges« (Band 448) »Der Lotse« (Band 514) Der amerikanische Präsident las den Bericht mit einem Ausdruck wachsenden Entsetzens. »Es ist grauenvoll«, sagte er, als er fertig war, »aber mir bleibt keine Wahl. Welche Entscheidung ich auch treffe - es werden Menschen sterben.« Adam Munro betrachtete den Präsidenten ohne Mitgefühl. Er wußte aus langer Erfahrung, daß Politiker im Prinzip nur wenig gegen das Opfer von Menschenleben einzuwenden haben, solange die Öffentlichkeit sie persönlich nicht damit in Verbindung bringt. »So was hat es schon früher gegeben, Mr. President«, stellte er entschlossen fest, »und es wird ohne Zweifel wieder vorkommen. Bei uns in der Firma nennen wir das ›des Teufels Alternative‹.« -4- Prolog Der Schiffbrüchige wäre vor Sonnenuntergang tot gewesen, wenn ein italienischer Matrose namens Mario nicht so scharfe Augen gehabt hätte. Als der Mann gesichtet wurde, war er bereits bewußtlos. Die ungeschützte Haut seines fast nackten Körpers hatte unter der erbarmungslosen Sonne Verbrennungen zweiten Grades erlitten, und die von Meerwasser überspülten Teile waren zwischen den Salzgeschwüren weich und weiß wie die Schenkel einer verwesenden Gans. Mario Curcio war Schiffskoch und Steward der Garibaldi, eines rostigen alten Frachters aus Brindisi, der an der Ostecke der türkischen Nordküste durchs Schwarze Meer stampfte, mit Kurs auf Kap Indsche und Trabzon. Dort sollte das Schiff eine Ladung Mandeln aus Anatolien an Bord nehmen. Warum Mario ausgerechnet an diesem Morgen der letzten Aprilwoche des Jahres 1982 seinen Eimer mit Kartoffelschalen über die Leereling statt in die Müllrutsche auf dem Achterdeck kippte, hätte er nicht erklären können - allerdings fragte ihn auch keiner danach. Vielleicht kam er an Deck, um frische Schwarzmeerluft zu atmen und dem Einerlei der heißen Küchendämpfe in seiner engen Kombüse zu entrinnen; jedenfalls trat er an die Steuerbordreling und schüttete seinen Abfall in das geduldige Meer. Dann wandte er sich ab, um an seinen Arbeitsplatz zurückzuschlurfen. Nach zwei Schritten blieb er stehen, runzelte die Stirn, machte kehrt und ging, zögernd und verwirrt, an die Reling zurück. Das Schiff lief Ostnordostkurs, um Kap Indsche zu umfahren. Als Mario, eine Hand über die Augen gelegt, nach achtern blickte, schien ihm die Mittagssonne fast genau ins Gesicht. Aber er wußte bestimmt, daß er in der blaugrauen Dünung zwischen dem Schiff und der türkischen Küste zwanzig Seemeilen südlich irgend etwas gesehen hatte. Da er es nicht -5- mehr ausmachen konnte, trottete er übers Achterdeck, stieg die Leiter zur Brückennock hinauf und suchte die Wasserfläche erneut ab. Dann sah er es eine halbe Sekunde lang ganz deutlich zwischen den sanft wogenden Wellenbergen. Er drehte sich nach der offenen Tür des Ruderhauses um und rief: »Capitano!« Da Mario ein einfältiger Bursche war, bedurfte es einiger Überzeugungskraft gegenüber Kapitän Ingrao; aber Ingrao war Seemann genug, um zu wissen, daß es seine Pflicht war, auf Gegenkurs zu gehen und das Wasser abzusuchen, falls auch nur der geringste Verdacht bestand, daß ein Mann in den Wellen trieb; und sein Radargerät hatte tatsächlich ein Echo angezeigt. Der Kapitän brauchte eine halbe Stunde, um die Garibaldi zu wenden und die Stelle zu erreichen, auf die Mario gezeigt hatte. Und dann sah er es auch. Das Ruderboot war knapp dreieinhalb Meter lang und nicht sonderlich breit: ein leichtes Boot, das das Beiboot eines Schiffes hätte sein können. Vor der Bootsmitte befand sich eine einzelne Ducht mit einer Masthalterung. Aber das Boot hatte entweder nie einen Mast gehabt, oder er war längst über Bord gegangen. Während die Garibaldi mit gestoppter Maschine in der Dünung rollte, stand Kapitän Ingrao an der Brückenreling und beobachtete, wie Mario und der Bootsmann Paolo Longhi das Motorrettungsboot zu Wasser brachten. Von seinem erhöhten Standpunkt aus konnte der Kapitän in das Ruderboot hinuntersehen, als es von seinen Leuten herangeschleppt wurde. Der Mann im Ruderboot lag in zehn Zentimeter tiefem Salzwasser auf dem Rücken. Er war hager und abgezehrt, und in seinem Gesicht standen Bartstoppeln. Er war ohne Bewußtsein, sein Kopf war auf die Seite gesunken, und er atmete keuchend. Er stöhnte ein paarmal, als er an Bord gehievt wurde und Seemannsfäuste seine verbrannten Arme und Beine anpackten. An Bord der Garibaldi wurde eine Kabine ständig freigehalten, um als eine Art Lazarett benutzt werden zu können. In sie brachte man den Schiffbrüchigen. Mario wurde auf -6- eigenen Wunsch zum Krankenpfleger des Mannes bestimmt, den er bald als sein Privateigentum betrachtete - so wie ein Junge sich besonders um einen kleinen Hund kümmert, den er vor dem Tode gerettet hat. Bootsmann Longhi gab dem Mann eine Morphiumspritze aus der Bordapotheke, um dessen Schmerzen zu lindern, und behandelte dann mit Mario den Sonnenbrand. Als Kalabrier verstanden sie etwas davon und bereiteten das beste Sonnenbrandmittel der Welt zu. Mario brachte aus seiner Kombüse eine Schüssel mit einer Mischung aus Zitronensaft und Weinessig, einen Leinenstreifen von seinem Kopfkissenbezug und eine Schüssel mit Eiswürfeln. Er tauchte das Tuch in die Mischung, packte ein Dutzend Eiswürfel hinein und drückte es leicht auf die schlimmsten Stellen, wo die ultravioletten Strahlen fast bis auf die Knochen gedrungen waren. Dampfschwaden stiegen von dem Bewußtlosen auf, als das eisige Adstringens dem verbrannten Fleisch die Hitze entzog. Der Mann erbebte unter einem Schauer. »Lieber Fieber bekommen als am Sonnenbrand sterben«, erklärte Mario ihm auf italienisch. Der Mann hörte nichts - und hätte auch nichts verstanden. Auf dem Achterdeck, wo das an Bord geholte Ruderboot lag, stieß Longhi auf den Kapitän. »Irgendwas Besonderes?« fragte der Bootsmann. Kapitän Ingrao schüttelte den Kopf. »Der Mann hatte nichts auf dem Leib als eine billige Unterhose ohne Etikett. Keine Uhr, keine Erkennungsmarke. Und sein Bart scheint ungefähr zehn Tage alt zu sein.« »Das Boot war auch leer«, sagte Ingrao. »Kein Mast, kein Segel, keine Riemen. Kein Proviant und kein Wasserbehälter. Das Ding hat nicht mal einen Namen. Aber der kann auch abgeblättert sein.« »Ein Tourist, der von einem Badeort aufs Meer -7- hinausgetrieben worden ist?« meinte Longhi. Ingrao zuckte mit den Schultern. »Oder ein Überlebender von einem kleinen Frachter«, sagte er. »In zwei Tagen sind wir in Trabzon. Die türkischen Behörden sollen sich darum kümmern, sobald er zu sich kommt und reden kann. Na ja, wir werden sehen. Wir müssen unseren Agenten über Funk informieren, damit er einen Krankenwagen schickt, wenn wir anlegen.« Zwei Tage später lag der Schiffbrüchige, die meiste Zeit bewußtlos und noch immer unfähig zu sprechen, in einem weißbezogenen Bett des kleinen städtischen Krankenhauses von Trabzon. Mario hatte seinen Schützling auf dem Transport im Krankenwagen vom Kai bis zum Hospital begleitet - gemeinsam mit dem Schiffsagenten und dem Hafenarzt der darauf bestanden hatte, den Delierenden auf ansteckende Krankheiten zu untersuchen. Nach einer Stunde hatte Mario seinem bewußtlosen Freund Lebewohl gesagt und war an Bord zurückgekehrt, um das Mittagessen für die Besatzung zu kochen. Abends war der alte italienische Frachter bereits wieder ausgelaufen. Am nächsten Tag stand ein anderer Mann in Begleitung eines Polizeibeamten und des Arztes am Bett des Schiffbrüchigen. Alle drei waren Türken, aber der untersetzte, breitschultrige Zivilist sprach passables Englisch. »Er kommt durch«, sagte der Arzt, »aber noch ist sein Zustand kritisch. Hitzschlag, Verbrennungen zweiten Grades, allgemeine Entkräftung. Er scheint seit Tagen nichts gegessen zu haben und ist sehr schwach.« »Was ist das?« fragte der Zivilist und deutete auf die Tropfe, die an die Arme des Mannes angeschlossen waren. »Glukose zur Stärkung, Kochsalzlösung gegen den Schock«, antwortete der Arzt. »Die Seeleute haben ihm mit ihrer -8- Sofortbehandlung wahrscheinlich das Leben gerettet. Wir haben ihn in Kamille gebadet, um den Heilungsprozeß zu fördern. Alles übrige muß er mit Allah ausmachen.« Urmit Erdal, Gesellschafter der Schiffahrts- und Handelsfirma Erdal & Sermit, war der Unteragent von Lloyds für den Hafen Trabzon, und erleichtert hatte der Agent der Garibaldi den Fall des Schiffbrüchigen an ihn weitergeben. Die Lider des Kranken zuckten in dem nußbraunen, bärtigen Gesicht. Urmit Erdal räusperte sich, beugte sich über den Mann und sprach sein bestes Englisch. »Wie... Sie... heißen?« fragte er langsam und deutlich. Der Mann stöhnte und warf den Kopf von einer Seite auf die andere. Der Lloyds-Agent beugte sich noch tiefer über ihn. »Sradscheny«, murmelte der Kranke, »sradscheny.« Erdal richtete sich auf. »Er ist kein Türke«, stellte er fest, »aber er scheint Sradscheny zu heißen. Aus welchem Land kommt man mit so einem Namen?« Die beiden anderen zuckten mit den Schultern. »Ich benachrichtige Lloyds in London«, entschied Erdal. »Vielleicht ist dort etwas von einem im Schwarzen Meer verschollenen Schiff bekannt.« Die Bibel aller Handelsmarinen der Welt ist Lloyd's List. Das Blatt erscheint täglich außer sonntags und bringt Abhandlungen, Dokumentationen und Nachrichten über ein einziges Thema - über die Schiffahrt. Ihm beigelegt ist Lloyd's Shipping Index mit den Bewegungen der 30000 aktiven Handelsschiffe der Welt: Name des Schiffs, Eigner, Nationalität, Baujahr, Tonnage, letzter und nächster Hafen. Die Redaktionen beider Blätter befinden sich in einem Gebäudekomplex am Sheepen Place in Colchester in der englischen Grafschaft Essex. Dorthin übermittelte Urmit Erdal per Fernschreiber die Schiffsbewegungen im Hafen von Trabzon und fügte eine kurze Anfrage an Lloyd's Shipping Intelligence -9- hinzu. Der Nachforschungsdienst überprüfte seine Unterlagen, stellte fest, daß in der letzten Zeit keine Schiffe im Schwarzen Meer als verschollen, gesunken oder auch nur als überfällig gemeldet worden waren, und gab die Anfrage an die Redaktion von Lloyd's List weiter. Dort machte ein Redakteur eine kurze Meldung für die erste Seite daraus und erwähnte auch den Namen, den der Schiffbrüchige genannt hatte. Die Notiz wurde am nächsten Morgen veröffentlicht. Die Nachricht von dem nicht zu identifizierenden Mann in Trabzon fand bei den meisten Lesern, die an diesem Tag Ende April Lloyd's List in die Hand nahmen, nur wenig Beachtung. Aber sie fesselte die Aufmerksamkeit eines ungefähr dreißig Jahre alten Mannes, eines bewährten leitenden Angestellten einer Schiffsmaklerfirma, deren Geschäftsräume in der Crutched Friars lagen, einer kleinen Straße im Bankenviertel der Londoner City. Seine Kollegen in der Firma kannten den Mann als Andrew Drake. Nachdem Drake die Meldung gelesen hatte, verließ er seinen Schreibtisch und ging ins Konferenzzimmer, wo eine gerahmte Weltkarte hing, auf der die vorherrschenden Windrichtungen und Meeresströmungen eingetragen waren. Im Frühjahr und Sommer wehen die Winde über dem Schwarzen Meer hauptsächlich aus Norden, und die Strömung fließt gegen den Uhrzeigersinn von der Südküste der Ukraine an den Küsten Rumäniens und Bulgariens vorbei, wo sie nach Osten abgelenkt wird und die Schiffahrtsroute zwischen Istanbul und Kap Indsche erreicht. Drake stellte auf einem Schmierzettel ein paar Berechnungen an. Ein kleines Boot, das etwa aus dem Gebiet der Dnjestrmündung südlich von Odessa kam, konnte bei günstigen Wind- und Strömungsverhältnissen vier bis fünf Knoten Fahrt an Rumänien und Bulgarien vorbei in Richtung Türkei machen. Aber nach drei Tagen bestand bei schlechtem Wetter die Gefahr, daß das Boot im Schwarzen Meer nach Osten abgetrieben -10-

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