Karlheinz Koppe Der vergessene Frieden Friedens- und Konfliktforschung Band 6 Karlheinz Koppe Der vergessene Frieden Friedensvorstellungen von der Antike bis zur Gegenwart Leske + Budrich, Opladen 2001 Über den Autor Karlheinz Koppe, Jahrgang 1929, ist seit fast dreißig Jahren mit der Friedenswissenschaft verbunden, zunächst als Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK), die 1970 auf Initiative des damaligen Bundespräsiden ten Gustav Heinemann von Bund, Ländern und gesellschaft lichen Organisationen (Wirtschaft, Gewerkschaften, Kirchen) gegründet und 1983 von der Bundesregierung wieder aufgelöst wurde. Anschließend leitete er die Arbeitsstelle Friedensfor schung Bonn (AFB) und war zwischenzeitlich als Sekretär der Europäischen Vereinigung für Friedensforschung! European Peace Research Association (EuPRA) und Generalsekretär der Internationalen Vereinigung für Friedensforschung IInternational Peace Research Association (IPRA) tätig. Seit 1989 ist er Lehrbeauftragter für Friedenswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, die ihm für seine wissenschaftlichen Arbeiten die Würde eines Ehrendoktors verliehen hat. Nach Studienjahren (1950-1953) in Paris war er zunächst in europäischen Verbänden tätig, zuletzt als Generalsekretär der Europäischen Föderalisten. 1970171 leitete er in Singapur den Aufbau des Asian Mass Communication and Information Centre (AMIC), bevor er die Leitung der DGFK übernahm. Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen während der letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs als Soldat (und seiner ,,Entfernung von der Truppe") so wie eines längeren Freiwilligendienstes in Nordafrika galt sein Interesse den Strukturen und Mechanismen friedlichen und gewaltfreien Zusammenlebens in Vergangenheit und Gegenwart. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für die Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich ISBN 978-3-8100-3099-3 ISBN 978-3-322-97523-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97523-2 © 2001 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Leske + Budrich, Opladen Inhaltsverzeichnis Vorwort der Herausgeber ....... ....................... ..................... ....... ........ ....... 11 Danksagung .............................................................................................. 12 Einleitung ................................................................................................. 13 Empfohlene Literatur zur Einführung ..................................... ... ........ ...... 20 1 Der vergessene Frieden ...................... ............... ...... ......... ........ 21 1.1 Die Ausgangslage ....................................................................... 21 1.1.1 Zum Theorieverständnis ...................................... .................. ..... 22 1.1.2 Zur praktischen Relevanz .......................................... ......... ........ 24 1.1.3 Frieden und Krieg im Spiegel der Geschichtsschreibung ........... 26 1.1.4 Frieden und Krieg im Spiegel der Medien .... ....... .... ... .... ............ 28 1.1.5 Sehnsucht nach Frieden und Interesse an Krieg .... .......... ....... .... 29 1.2 Frieden: der Normalzustand im Zusammenleben ....................... 30 1.2.1 Kritische Betrachtung historischer Daten .................. ......... ........ 31 1.2.2 Die meisten Menschen verabscheuen Gewalt ............................ 33 1.2.3 Vertrauen ist die Voraussetzung für Frieden ............................. 36 1.2.4 Zur psychologischen Dimension des Friedens........................ .... 37 1.3 Kriegskultur und Kriegskunst ......... .................................. .......... 38 1.3.1 Das erste Lehrbuch über Kriegskunst 500 v.d.Z. ........................ 38 1.3.2 Neue kriegskulturelle Literatur ................................................... 39 1.4 Erste Schritte zu einer Kultur des Friedens ............. ............. ...... 43 1.4.1 Heraklit: Krieg und/oder Streit? ................................................. 44 1.4.2 Aufgabe des Staates ist der Frieden ............................................ 45 1.4.3 Der "Gerechte Krieg" beherrscht das Denken und Handeln ....... 47 1.4.4 Gerechtigkeit - eine weitere Voraussetzung für Frieden ............ 48 1.5 Frieden als Gegenstand der Friedensforschung ................ .... ...... 49 1.5.1 Die UNESCO entdeckt die Kultur des Friedens ......................... 50 5 1.5.2 Andere Faktoren, die den Frieden stören .................................... 51 1.5.3 Streit in der Friedenswissenschaft .............................................. 52 1.5.4 Warum leben Menschen friedlich miteinander? ......................... 53 1.6 Vom Versagen politischer Akteure ............................................ 56 1.6.1 Angst vor Strukturwandel ........................................................... 56 1.6.2 Konsequenzen für Forschung und Politik ....... .... .... .......... .......... 57 1.6.3 Neue Herausforderungen an die Friedenswissenschaft ............... 58 1.6.4 Nur schüchtern über den Rand des Friedens geblickt ................. 59 2 Von der Antike bis zum Mittelalter .. ...... ....... .......... ....... ........ 61 2.1 Die Friedensidee ist so alt wie die menschliche Zivilisation ... ... 62 2.1.1 Die Induskultur (Harappa): Zivilisation ohne Krieg ................... 63 2.1.2 Hammurabi von Babylonien: Sorge um Gerechtigkeit ......... ...... 65 2.1.3 Schalom: Friedenskulturelle Ansätze im alten Israel......... ......... 68 2.1.4 Wechselwirkungen mit Ägypten (Aton) und Iran (Zarathustra) ...................... ............ ............... .............. ........ 72 2.2 Sinnstiftende Ethik: Friedenskulturelle Ansätze in Ostasien ...... 75 2.2.1 Kung Fu Tse: Sinnstiftung und Autorität .................................... 75 2.2.2 Mo Tse: Widerspruch gegen staatlichen Zwang ......................... 78 2.2.3 Lao Tse: ein rationaler Pazifist ................................................... 80 2.3 Indien: Brücke zwischen Orient und Okzident ........................... 85 2.3.1 Buddha begründet die Lehre von der Gewaltfreiheit (ahimsa) ... 86 2.3.2 Das Reich des Ashoka: eine Friedenszone in der Antike ........... 89 2.4 Kriegskultur: griechische, römische und christliche Antike .... ... 93 2.4.1 Alexander: Krieg um der Macht und des Ruhmes willen ........... 93 2.4.2 Platon: Frieden nach innen, Krieg nach außen ........................... 95 2.4.3 Aristoteles: Das Ziel des Krieges soll Frieden sein .................... 99 2.4.4 Die Stoa: eine friedenskulturelle Antiphilosophie? .................... 103 2.4.5 Cicero: Vom Eroberungskrieg zum "gerechten" Krieg .............. 106 2.4.6 Pax Romana: Frieden durch Vertrag und Unterwerfung ............ 108 2.4.7 Die Kirche kündigt den inneren Frieden auf ............................... 110 2.4.8 Augustinus liefert die Theorie zum christlichen Krieg ............... 112 2.4.9 Das Ende der Antike ................................................................... 114 3 Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit ................................. 115 3.1 Der zivilisatorische Verfall des Abendlands .............................. 116 3.2 Die Unfriedensordnung des abendländischen Mittelalters .......... 118 3.2.1 Fehde und Gottesfrieden auf Zeit ............................................... 121 3.2.2 Vom Landfrieden zum Reichsfrieden ......................................... 124 3.2.3 Mit den Kreuzzügen beginnen die "heiligen" Kriege ................. 127 6 3.3 Der Islam tritt das Erbe Alexanders an ...................................... 130 3.3.1 Normannen und Hohenstaufer: Kulturen versöhnen ................... 133 3.3.2 Arabische Kultur läutet abendländische Renaissance ein ........... 136 3.4 Geistige Erneuerung durch Städte und Universitäten ................. 137 3.4.1 Die Lehre vom "gerechten" Krieg wird verfeinert ..................... 140 3.4.2 Franz von Assisi und Bertrand von Regensburg: Gegenentwürfe ........................................................................... 143 3.4.3 Marsilius von Padua: die erste Friedensdenkschrift ................... 144 3.5 Friedensvorstellungen bis zum Westfälischen Frieden ............... 146 3.5.1 Erasmus von Rotterdam: der erste Friedenswissenschaftler ....... 148 3.5.2 Die Utopien: Gegenwelten zur Realität ...................................... 151 3.5.3 Der Neue Kineas und der Große Plan ......................................... 153 3.5.4 Der Westfälische Friede: ein Wendepunkt? ............................... 157 4 Vom Westfälischen Frieden bis zum 20. Jahrhundert .......... 159 4.1 Nationale Friedensräume entstehen ............................................ 160 4.1.1 Hobbes und Grotius begründen die absolute Fürstengewalt ....... 160 4.1.2 Leibniz: Frieden für Europa durch das deutsche Reich? ............ 162 4.1.3 Locke: Frieden durch zivile Organisation .................................. 163 4.2 Vom europäischen zum universellen Frieden ............................. 165 4.2.1 Abbe de Saint-Pierre: Der Plan des Ewigen Friedens ............... 165 4.2.2 Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden ........................................ 168 4.2.3 Adam Smith warnt vor den Kosten des Krieges ......................... 171 4.3 Die Friedensdividende fließt in die Rüstung......... ............... ....... 172 4.3.1 Die Friedensdebatte endet in Resignation ................................... 174 4.3.2 Europas Exportartikel Nr. 1: Krieg ............................................. 177 4.3.3 Verpaßte Chancen: die Haager Friedenskonferenzen ................. 178 4.4 Von der Friedensbewegung zur Friedenswissenschaft ............... 180 4.4.1 Friedensbereitschaft schlägt in Kriegsbereitschaft um ............... 181 4.4.2 Pazifismus: Friedensvorstellungen im politischen Alltag ........... 182 4.4.3 Exkurs: Gandhis Gewaltfreiheit ................................................. 186 4.4.4 Frieden und Krieg: eine Bilanz ................................................... 188 5. Friedenswissenschaft im 20. Jahrhundert ..................................... 191 5.1 Die Anfänge der FriedenswissenschaftlFriedensforschung ....... . 191 5.1.1 Friedensforschung in den Vereinigten Staaten von Amerika ..... . 194 5.1.2 Die Organisation von Peace Studies .......................................... . 195 5.1.3 Analytische und empirische Ansätze ......................................... . 198 5.1.3.1 Kybernetik, Funktionalismus, Behaviorismus ........................... . 298 5.1.3.2 Gradualismus, Gewaltlose Aktion, Weltfriedensordnung .......... . 200 7 5.1.3.3 Rapoport: Musiker, Mathematiker, Friedenswissenschaftler ...... 203 5.2 Friedensforschung in Europa und Deutschland .......................... 205 5.2.1 Die Gründerjahre 1945 bis 1972 ................................................. 206 5.2.2 Anfänge in Frankreich und Großbritannien ................................ 207 5.2.3 Ein Rückblick: Georg Nicolai .................................................... 208 5.3 Erste Institute entstehen .............................................................. 209 5.3.1 Die Anfänge in der Bundesrepublik Deutschland ....................... 210 5.3.2 Die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft .................................................................. 211 5.3.3 Gustav Heinemann gibt den entscheidenden Anstoß .................. 213 5.3.4 Die Deutsche Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung ...................................................................... 215 5.3.5 Die Friedensforschung auf ihrem Höhepunkt ............................. 217 5.4 Inhaltliche Schwerpunktsetzungen ............................................. 220 5.4.1 Kritische Friedensforschung und Strukturelle Gewalt ................ 221 5.4.2 Die Forschungsrealität ................................................................ 225 5.4.3 Entwicklungen in anderen Ländern ............................................ 229 5.5 Trends und Perspektiven ............................................................ 232 5.5.1 Friedenssicherung zur Jahrtausendwende ................................... 234 5.5.2 Interdisziplinarität und Curricula ................................................ 235 5.6 Von Kriegsverhütung zu Zivilisierung des Konfliktaustrags ...... 242 5.6.1 Paradigmenwechsel in der Friedensforschung ............................ 246 5.6.2 Senghaas: Das zivilisatorische Hexagon .................................... 248 5.7 Zum Selbstverständnis von FriedensforscherInnen .................... 250 6 Anhang ...................................................................................... 255 6.1 Kenneth E. Boulding: A Proposal for a Research Program in the History of Peace ............................................................... 257 6.2 Kenneth E. Boulding: Möglichkeiten und Grenzen interdisziplinärer Friedensforschung ...... .................................... 264 6.3 Quincy Wright: Die Geschichte des Krieges .............................. 280 6.4 Ernst-Otto Czempiel: Der Friede - sein Begriff, seine Strategien .............................................. ............................ 296 6.5 Dieter SenghaaslEva Senghaas: Si vis pacem, para pacem. Überlegungen zu einem zeitgemäßen Friedenskonzept .. ............ 308 6.6 Das Russell-Einstein-Manifest (1955) ........................................ 331 6.7 Die Göttinger Erklärung der Achtzehn (1957) ........................... 334 6.8 Die Wannsee-Erklärung zur Friedensforschung (1971) ............. 336 6.9 Die Erklärung von Sevilla (1986) ............................................... 339 6.10 Die Erklärung von Talloires (1988) ............................................ 342 Zitierte AutorInnen und weiterführende Literatur....................... ............. 345 Personenregister ...... ....... .......................................................................... 359 9 Vorwort der Herausgeber Mit der Arbeit von Karlheinz Koppe "Der vergessene Frieden" setzen wir die Reihe von Basisliteratur zum Studium der Friedens- und Konfliktforschung fort. Auch dieser Band stellt für den deutschsprachigen Bereich eine Singula rität dar und zwar hinsichtlich Thematik und Analyseansatz. Geschichtsbe trachtung war in der Vergangenheit häufig auf Schlachten- und Herrscher chronologien beschränkt und dem Gegenstand Frieden näherten sich die Friedenswissenschaftler über seinen Gegenpol, dem Krieg. Auf diese Weise haben wir eine Menge über die Ursachen von Kriegen erfahren. Mit einer solchen Begrenzung wurde allerdings der Blick für eine wenigstens ebenso wichtige Perspektive verstellt, für die Frage nach den Ursachen für friedliche Zustände, denn Kriegs- und Friedensursachenforschung sind keineswegs von den methodischen und theoretischen Ansätzen her identisch, sondern eher komplementär. Karlheinz Koppes Arbeit ist auch im Kontext der Debatte um eine "Kultur des Friedens" zu sehen und liefert zudem einen wichtigen Bei trag zum Selbstverständnis der Friedens- und Konfliktforschung, die sich als akademisches Fach in Deutschland bislang nur ansatzweise etablieren konn te. Die vorliegende Buchfassung geht auf eine Dreifachkurseinheit der Fern Universität/Gesamthochschule in Hagen zurück. Es ist erfreulich, daß dieser Kurs nun auf dem freien Markt und, aufgrund der günstigen Preisgestaltung des Verlages, auch von einem größeren Interessentenkreis erworben werden kann. Für die langwierige Erstellung des Manuskripts gebührt Herrn Helmut Elbers, Mitarbeiter am Lehrgebiet Internationale Politik und Vergleichende Politikwissenschaft, besonderer Dank. Marburg/Hagen im Dezember 2000 Peter Imbusch Hajo Schmidt Georg Simonis Ralf Zoll 11
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