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Der Unterwassermaler Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez & seine zoologischen Sammlungen im NHMW PDF

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QUADR1FINA Band 13 111-192 30. Dezember 2016 Der Unterwassermaler Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez & seine zoologischen Sammlungen im NHMW S. Jovanovic-Kruspel, V. Pisani, H. Bruckner & S. Gaal-Haszler Abstract Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez, the creator of the famous underwater-oil-painting (NHMW, 3rd Zoological Department), is one of the most fascinating personalities of the collection history of the Natural History Museum Vienna (NHMW). Renowned for his adventurous attempts to observe and paint the world under water in a self-designed diving bell, his contributions to the scientific collections of the NHM Vienna are understudied. The aim of this article is therefore not only to shed new light on his life but also to present the collection output of his travels - especially of the first Austro-Hungarian expedition to East Asia in 1868-1871 - in a comprehensive manner. Especially his collecting activity in the field of entomology is to be acknowledged. But also Ransonnet’s artistic activity as underwater painter is to be presented in a new way. Thanks to the support of the Musée Océanographique in Monaco (MOM) new underwater pictures and new information on their way of production can be published here. The very first underwater drawings in history (designed by Ransonnet sitting in his diving- bell in the sea of Ceylon) are presented in this article. Zusammenfassung Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez, der Schöpfer des berühmten Unterwasser-Ölgemäldes (im NHMW, 3. Zoologische Abteilung), ist mit Sicherheit eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Sammlungs­ geschichte des Naturhistorischen Museums in Wien. Seine wissenschaftliche Sammeltätigkeit für das Museum wurde von der Forschung bisher aber kaum behandelt. Zu sehr standen stets seine Unterwasser-Abenteuer auf Ceylon im Mittelpunkt des Interesses. Ziel dieses Artikels ist es daher, neben seiner künstlerischen und wissen­ schaftlichen Beschäftigung mit der Welt unter Wasser erstmals auch die wissenschaftlichen Aufsammlungen seiner Reisen für das NHMW - vor allem während der ersten österreichisch-ungarischen Ostasienexpedition (k.k. Oesterreichisch-Ungarische Expedition nach Indien, China, Siam und Japan, 1868-1871) - umfassend vorzu­ stellen. Insbesondere seine Sammeltätigkeit im Bereich der Entomologie soll in diesem Artikel besonders ge­ würdigt werden. Dank der Unterstützung durch das Musée Océanographique in Monaco (MOM) ist es hier auch möglich, neue Erkenntnisse zu Ransonnets Unterwassermalerei zu präsentieren sowie bisher unbekannte Unter­ wasseransichten vorzustellen. Darüber hinaus werden erstmals die authentischen Unterwasser-Zeichnungen (die Ransonnet in seiner Taucherglocke sitzend, in den Gewässern von Ceylon angefertigt hat) in diesem Artikel präsentiert. Key words: Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez, underwater painter, collector, entomology, entomo­ logical collections, expeditions, zoological collections, photographic history, Natural History Museum Vienna (NHMW), Musée Océanographique Monaco (MOM), first authentic underwater sketches, diving-bell, periscope. Einleitung Der österreichische Diplomat, Maler und Forschungsreisende Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez (1838-1926) war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Sammlungsge­ schichte des Naturhistorischen Museums Wien (NHMW) (Abb. 1). Bekannt wurde er vor allem durch sein fast fotorealistisches Unterwasser-Ölgemälde, das in der 3. Zoologischen Abteilung des Museums aufbewahrt wird (Abb. 2, 3). Das Bild weckte schon immer großes Interesse, ist seine Entstehungsgeschichte mit Hilfe einer Taucherglocke in den Gewässern von Ceylon [heute: Sri Lanka] doch mehr als abenteuerlich. Abb. 1: Selbst-Portrait (Archiv, NHMW, Foto: A. Schumacher). Eugen von Ransonnet-Villez leistete aber nicht nur als Maler Hervorragendes. Seine private wie auch berufliche Reisetätigkeit war nicht nur der Anlass zur Publikation reich be­ bilderter Reiseberichte, sondern auch für das Zusammenstellen umfangreicher naturwissen­ schaftlicher Sammlungen, die er zum Großteil dem NHMW schenkte. Der vorliegende Artikel gliedert sich daher in drei Abschnitte: 1. Biographische Würdigung: Im Rahmen dieses Abschnittes sollen einerseits E. von Ransonnets familiäres Umfeld, seine Wohnorte, seine Reisen und andererseits seine künstler­ ische Ausbildung neu präsentiert werden. 2. Die Welt unter Wasser: In diesem Abschnitt können völlig neue Erkenntnisse vor­ gestellt werden: Neben Ransonnets Unterwasserölgemälde, zwei von ihm handretuschierten Li- thographien und seinen in den Reiseberichten veröffentlichten Unterwasseransichten sowie einer Kohlezeichnung in der ÖNB (mit einer Ansicht von Meerestieren im Quamero), waren bisher keine weiteren Unterwasseransichten quellenmäßig nachweisbar. Zwar sollten laut An- gaben seiner Tochter Eugenie weitere Bilder im Musée Océanographique Monaco (MOM) sein, doch da diese nirgends publiziert waren, wurde in der Literatur bis heute vermutet, dass sie ver­ loren gegangen seien. Im Rahmen der Recherchen zu diesem Artikel stellte sich nun jedoch her­ aus, dass dies keineswegs der Fall ist. In den Beständen des Musée Océanographique Monaco befinden sich tatsächlich insgesamt acht Unterwasser-Ölbilder Ransonnets sowie neun weitere Unterwasseransichten in anderer Technik (kolorierte Bleistiftzeichnungen und Lithographien). Abb. 2: Unterwasser-Ölgemälde (3. Zoologische Abteilung, Foto: A. Schumacher). Eine besondere Entdeckung sind die ebenfalls darunter befindlichen Original-Unter- wasser-Skizzen, die Ransonnet 1864/65 in Ceylon in der Taucherglocke angefertigt hat. Diese Skizzen (Bleistift und Öllasur) sind die einzigen authentischen Unterwasserbilder und daher von besonderer wissenschaftsgeschichtlicher und kunsthistorischer Bedeutung. Ein derzeit im Druck befindlicher Artikel in den Annalen des Naturhistorischen Museums (Serie A) widmet sich aus­ führlich Ransonnets Unterwasser-Malerei und seinen Arbeitstechniken (JOVANOVIC-KRUSPEL et al. 2017, im Druck). 3. Sammeltätigkeit: Erstmals sollen hier auch die naturwissenschaftlichen Aufsamm­ lungen Eugen von Ransonnets umfassend gewürdigt werden: Seine Tätigkeit als Ministerial- offizial im Ministerium für Äußeres ermöglichte es Ransonnet, seine Reisetätigkeit zumindest partiell zum Beruf zu machen. Vor allem seine Teilnahme (bis 1870) an der Ostasien- Expedition 1868-1871 erbrachte enormen Zuwachs für das Naturhistorische Museum, dem er große Teile als Geschenk zukommen ließ. Aber auch privat unternahm Ransonnet zahlreiche Reisen, auf denen er sowohl künstlerisch als auch naturwissenschaftlich sammelnd tätig war. Es wird hier der Versuch unternommen, seine Sammlungen für das NHMW in Form von Listen (im Anhang) zusammenzustellen. Besonderes Augenmerk gilt dabei seinen entomologischen Aufsammlungen. Abb. 3: Detail aus einer Stereo-Photographie von L. Grillich (Hof-Photograph), vermutlich spätes 19. Jahrhundert: Einblick in den Saal XXI, der die ursprüngliche Position des Unterwasser-Ölgemäldes in der historischen Schausammlung zeigt (Copyright: Wien Museum). Material und Methode Fotos Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, wurden von Magister Harald Bruckner mit folgender Kamera-Ausrüstung gemacht: Canon 500D (Canon EF-S 60mm 1:2,8 Makro USM Objektiv, Sigma EM-140 DG Ringblitz) und Leica DFC490 (MZ16 Stereomikroskop). Die Bearbeitung dieser Fotos erfolgte mit: Leica Application Suite (LAS), Zerene Stacker und Adobe Photoshop Elements 8. Auf vielen der Etiketten, die zu den abgebildeten Exemplaren gehören, steht Rans. oder Ransont 1871. Das korrekte Sammeldatum ist in der Abbildungslegende vermerkt. Es dürften vorgefertigte Etiketten verwendet worden sein (siehe auch Anhang). Ländernamen Namen von Ländern und Orten habe sich seit den Reisen von Eugen von Ransonnet- Villez verändert. Ceylon zum Beispiel heißt nun Sri Lanka, Djohor in Malaysia Johor. Im An- fangsteil unserer Publikation, der mit vielen Zitaten gespickt ist, werden die Namen, wie sie Ransonnet kannte, verwendet, eventuell wird in eckiger Klammer auf den aktuellen Namen hin- gewiesen. Im 3. Teil und im Anhang werden die aktuellen Ländernamen angegeben. Anhang Eine Auflistung der von Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez gesammelten Tiere ist im Anhang dieser Publikation zu finden. Sie ist geordnet nach Klasse, Ordnung, Familie, Art (historisch), Gattung Art und Unterart (valid). Insbesondere bei den Insekten wurde versucht, soweit möglich und unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen (siehe Quellenangaben), den aktuellen wissenschaftlichen Artnamen zu eruieren. Die Spalte „Art (historisch)“ beinhaltet den Artnamen, der je nach Quelle angeführt wurde oder auf Etiketten, in Inventarlisten oder in Datenbanken aufscheint. Dies trifft auch auf „Autor (historisch)“ und „Fundort“ zu. Der Ländername wird aktuell angegeben. Neue Arten sind dadurch gekennzeichnet, dass entweder in der Spalte „Art (historisch)“ der Zusatz n.sp. oder sp.n. vermerkt ist, oder ein Eintrag in der Spalte „Typen“ aufscheint. Informationen über die Herkunft der Objekte finden sich in Aufzeichnungen der Sammlungen des NHMW und Publikationen von Eugen von RANSONNET (1863, 1868, 1876), V. HAUER (1889), STEINDACHNER (1870) und V. Pelzeln (1871). In der Spalte „Quellen“ wird darauf Bezug genommen. Jahresangaben mit * Auf vielen der Etiketten mit der Aufschrift Rans. und Ransont ist das Jahr 1871 aufge­ druckt (teilweise ist handschriftlich auch 1872 und 1888 vermerkt). Bei den abgebildeten Exemplaren sind die Angaben in der Spalte „Sammeldatum“ korrekt. Sonstige Datumsangaben aus den Publikationen, die nicht mit Jahren der Reisen übereinstimmen, sind hier nicht gekennzeichnet. Quellenangaben mit ** In diesen Fällen stimmen die Angaben in Ransonnets Publikationen mit den im NHMW gefundenen Exemplaren/Aufzeichnungen überein (betrifft nur Insekten). Jahresangaben mit *** Nicht: „leg. Ransonnet“. Biographische Würdigung Wichtigste Quelle zur Biographie von Eugen von Ransonnet ist der Nachlass der Familie Ransonnet im Diözesanarchiv in Linz (v.a.: Karl Ransonnet „Zur Biografie unseres Sohnes Eugen“, aber auch private Aufzeichnungen von Eugen v. Ransonnet selbst). Eugen von Ransonnet wurde „am Donnerstag, den 7. Juni 1838 um 8 Uhr morgens am Tage des heil. Licarion und an einem gebotenen Fasttage “ in Hietzing in dem Haus der alten Hietzinger Apotheke geboren (Abb. 4, 5). Sein Vater Karl Freiherr von Ransonnet-Villez (1802-1892) entstammte einem relativ jungen Freihermgeschlecht, dessen Ursprünge sich nach Frankreich (Bretagne) zurückführen lassen und das über die Niederlande nach Österreich kam. 1772 erhielten die Ransonnets von der österreichischen Herrscherin Maria Theresia den erblichen österreichischen-nieder- ländischen Adel und 1803 erlangten sie den österreichischen Freihermstand. Eugens Eltern Karl und Margarita hatten fünf Kinder. Drei davon waren Knaben. Eugens ältere Brüder wurden beide nicht sehr alt. Ludwig, der Erstgeborene, starb bereits im Jahr seiner Geburt 1836, Karl, der ein Jahr vor Eugen geboren wurde (1837), erkrankte an einer nicht näher bekannten, unheilbaren Krankheit und starb im Alter von nur 20 Jahren (1857). Auch Eugens zwei jüngeren Schwestern war kein langes Leben beschieden: Maria, 1840 geboren, starb schon mit 2 Jahren (1842), Elise geboren 1843, starb im Alter von 56 Jahren (1899). Abb. 4 (links): Alte Apotheke in Hietzing, Geburtshaus von Eugen von Ransonnet-Villez, alte Aufnahme (gemeinfrei). Abb. 5 (rechts): Alte Apotheke in Hietzing, heute (Foto: H. Bruckner). Eugen wurde einen Tag nach seiner Geburt in der Hietzinger Kirche auf die Vornamen Eugen Maria Heinrich Joseph getauft. Über sein Aussehen schrieb sein Vater wenige Tage nach der Geburt in sein Tagebuch: „Die Züge gleichen der Mutter, eine ziemlich stark hervor springende Nase, kleiner Mund mit hervorragender Oberlippe, blaue Augen, blonde, aber noch kleine und wenig dichte Haare Eugen von Ransonnet lebte mit seinen Eltern zunächst in Hietzing. Er besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und unter seinen Mitschülern waren unter anderen der spätere Professor an der medizinischen Fakultät Leopold Schrötter von Kristelli und der Professor für Physik Viktor Edler von Lang. Eugen zeigte bereits sehr früh künstlerisches Talent, das seine Eltern großzügig förderten. Sie schrieben ihn daher schon bald an der Akademie der Bildenden Künste in Wien ein (siehe Seite 127). Eugen sah sich, wie seine eigenen Texte zeigen (RANSONNET, Familien­ nachlass), selbst als Künstler. 1855 begann er jedoch - auf Wunsch seiner Familie - zusätzlich ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, das er aber zunächst ohne große Leidenschaft betrieb. Das Jahr 1857 war ein Schicksalsjahr für die Familie Ransonnet-Villez. Eugens um ein Jahr älterer Bruder Karl starb und sein Vater bekam daher ernsthafte Zweifel an Eugens Plan Historienmaler zu werden. Er beklagte, dass seine Zeichnungen zu skizzenhaft blieben und keine Bemühungen bei der Komposition aufwiesen. Er riet ihm daher, sein Studium der Rechts­ wissenschaften unbedingt weiter zu betreiben und sorgte dafür, dass Eugen den entsprechenden Unterricht erhielt: „Es wurde sofort eingeleitet, daß du dir eine bessere Schrift und gründliche Sprachkenntnis aneignest, weil dies die Vorbedingung eines Eintritts in jenes Ministerium ist. “ Die juristischen Studien, die Eugen offenbar wenig Vergnügen bereiteten, sollte er unbedingt fortsetzen, um sich die Möglichkeit auf die, für einen Aufstieg im Ministerium benötigten Staatsprüfungen, nicht zu verbauen. Eugen musste offenbar nicht lange überredet werden. Von 1858 bis 1868 arbeitete er als Ministerialoffizial im Ministerium des Äußeren. Der Einstieg ins Ministerium hatte in den Augen der Familie nur Vorteile: ein Leben in Wien, Aufstiegsmöglichkeiten, ein sicheres Gehalt und ausreichend Mußestunden, um das künstlerische Talent auszuleben. Denn obwohl die finanzielle Situation der Familie sicher gut war, schrieb Karl seinem Sohn dennoch ins Tagebuch: „ ...das relativ kleine Vermögen, das du nach meinem Tod erhältst, wird es dir nöthig machen deine Einkünfte durch ein Gehalt zu er­ höhen... Würde er die juristischen Staatsprüfungen ablegen, so könnte er sogar in den höheren Dienst des Ministeriums gelangen und dann „im Besitz eines schönen Gehaltes....eine Heirath ganz nach der Wahl deines Herzens ohne ängstliche Rücksicht auf Vermögen eingehen und den Familien-Namen in würdiger Weise fortsetzen. “ Während seiner Tätigkeit für das Ministerium, die er zunächst sogar unbesoldet begann, ließ er sich jedoch mehrfach beurlauben, um auf eigene Faust Reisen zu unternehmen. Seine größeren Reisen werden ab Seite 128 beschrieben. 1869 wurde Eugen der k.k. Expedition zur Anbahnung kommerzieller Verbindungen mit Ostasien und Amerika (offizieller Name: k.k. Österreichisch-Ungarische Expedition nach Indien, China, Siam und Japan, 1868-1871) als diplomatischer Attaché zugeteilt. 1870 kehrte er von dieser Expedition zurück und trat danach aus dem Staatsdienst aus. Wenige Monate nach seiner Rückkehr von der Ostasienexpedition, am 19. Juni 1870, verlobte er sich mit Agathe Geymüller (1849-1920). Die Hochzeit fand am 15. Oktober 1870 in der Pfarrkirche zu Hollenburg an der Donau statt. Dort wohnte Agathes Bruder Rudolf Friedrich von Geymüller (24.2.1848 Wien - 14.1.1923 Hollenburg) (siehe ÖNB, Autographensammlung). Ab diesem Zeitpunkt (vielleicht durch die Heirat finanziell besser gestellt) begann er sich wieder mehr der Kunst zuzuwenden und nahm seine künstlerischen Studien wieder auf. Mit Agathe sollte Eugen insgesamt fünf Kinder haben. Zunächst lebte die Familie offenbar in München, ab 1871 war sie im 4. Bezirk in der Wiedner Hauptstrasse 31 gemeldet (Lehmann 1871). 1871 kam Ransonnets erste Tochter Margarita in Wien zur Welt. Schon bald nach seiner Hochzeit rüstete er auch für den Bau eines Hauses in Nussdorf am Attersee. 1872/73 wurde das Haus vollendet und seine zweite Tochter Maria wurde 1873 bereits dort geboren. Die Familie lebte ab der Fertigstellung offenbar hauptsächlich in Nussdorf, doch auch München und Florenz waren vorübergehende Wohnsitze (REYER ohne Jahresangabe). 1875 wurde Sohn Karl geboren, der jedoch bereits im Alter von 4 Jahren starb. 1878 kam Ransonnets viertes Kind, Elisabeth, in Nussdorf zur Welt. Zwei Jahre später wurde Eugenie-Caroline in Wien geboren. 1878-1879 wohnte die Familie in Paris, ab 1879 verbrachte die Familie die Winter in Wien und die Sommer in Nussdorf. Ab 1884 wurde Volosca in Istrien zur Winterresidenz der Ransonnets, die dort aber zunächst noch kein Haus besaßen. Ransonnet bereiste die Küstenregionen und die Inselwelt Kroatiens. 1884 entdeckte er die „Blaue Grotte von Busi“ (Insel Bisevo; westlich von Vis). Nach dem Tod seines Vaters 1892 ließ Ransonnet sich in Volosca ein Haus (Abb. 16) von dem bekannten Architekten Carl Seidl errichten, der neben dem Rathaus und Amtsgebäude in Volosca auch zahlreiche andere Villen rund um Abbazia [heute: Opatija] errichtete. Ransonnets Haus war 1894 fertiggestellt und wurde von der Familie am 19. März desselben Jahres bezogen. Das Haus existiert heute noch, steht jedoch derzeit leer (Abb. 17). Die Winter wurden nun meist hier im wärmeren Süden verbracht. Darüber hinaus hatte die Familie weiterhin ihren Wohnsitz in Wien. Laut dem Adressverzeichnis von Lehmann war Ransonnet 1886-1890 in der Ungargasse 12 gemeldet, 1891-93 in der Seitenstettengasse 5 und ab 1894 am Neuen Markt 9 in der ehemaligen Wohnung des Vaters. Im Jahr 1900 starb Ransonnets Tochter Maria in Volosca. 1901 reiste Ransonnet nach Frankreich, um Recherchen über seinen Vorfahren Aimar de Ranconnet durchzuführen. 1910 veröffentlichte er ein Buch über ihn mit dem Titel: „Notice sur Aimar de Rannconnet et sa famille“. 1912 brachte er noch „Reisebilder aus Ostindien, Siam, China und Japan“ heraus. 1920 starb Ransonnets Frau Agathe von Geymüller nach 50-jähriger Ehe ebenfalls in Volosca, wo sie auch begraben wurde. Noch in demselben Jahr verkaufte Ransonnet die Villa in Volosca. Eugen von Ransonnet lebte noch weitere sechs Jahre in Nussdorf am Attersee. Am 28. Juni 1926 starb er im Alter von 89 Jahren und wurde dort be­ graben. Auch seine Töchter Margarita, Elisabeth und Eugenie haben in Nussdorf ihre letzte Ruhestätte gefunden. Elisabeth wurde allerdings nicht im Familiengrab bestattet. Ehefrau - Agathe von Geymüller (Abb. 6) Ransonnets Frau, Agathe von Geymüller (1849 Wien - 1920 Volosca) war die Tochter des Schweizer Finanzmannes Rudolf von Geymüller und von Marie, geborene Peithner von Lichtenfels. Abb. 6: Agathe von Geymüller, Ölgemälde, E. v. Ransonnet (mit freundlicher Genehmigung durch das Diözesanarchiv, Linz). Kinder Margarita Ransonnet (1871 Wien - 1945 Nussdorf am Attersee) Maria Ransonnet (1873 Nussdorf am Attersee - 1900 Volosca) Karl Ransonnet (1875 - 1879) Elisabeth Ransonnet (verh. Baum-Appelshofen) (1878 Nussdorf am Attersee - 1938 Nussdorf am Attersee) Eugenie Ransonnet (1880 Wien -1971 Nussdorf am Attersee) Vater - Karl von Ransonnet-Villez (Abb. 7) Karl von Ransonnet (1802 Wien - 1892 Wien) hatte nach dem Jusstudium an der Theresianischen Akademie 1824 im Staatsdienst begonnen. Seine berufliche Laufbahn fing im niederösterreichischen Kreisamt an und führte über die allgemeine Hofkammer bis ins Staats­ und Konferenzministerium, wo er 1841 zum Hofkonzipisten wurde. 1846 wurde er zum Hof­ sekretär bei der allgemeinen Hofkammer befördert. Kaum ein Jahr später wurde er ins Büro des Staats- und Konferenzministers Kolowrat berufen. Ministerpräsident Schwarzenberg betraute ihn 1848 mit der Leitung des Ministerrates und er wurde 1849 zum Ministerialrat und Kanzleidirektor Abb. 7: Karl von Ransonnet, Foto (Diözesanarchiv Linz). des Ministerrates. Seine Leistungen in diesem Amt wurden durch die Verleihung des Ritter­ kreuzes des Leopold-Ordens 1854 gewürdigt. Doch dies sollte noch nicht der Endpunkt seiner Karriere sein: am 27. Mai 1865 wurde Karl von Ransonnet per kaiserlichem Handschreiben zum Vizepräsidenten der Obersten Rechnungs-Controlsbehörde (ab 1867 Oberster Rechnungshof) ernannt. Eugens Vater muss ein lebenslustiger Mann gewesen sein. Eugen schrieb über ihn (Vignetten, Diözesanarchiv, Wien): „das feurige französische Blut rollte in seinen Adern. “ Karl versuchte sich unter anderem schriftstellerisch: Er schrieb Gedichte, aber auch diverse Aufsätze, zum Beispiel über Kunst. Doch auch als begabter Sänger und Instrumentalist war Karl in der Wiener Gesellschaft bei privaten Abendgesellschaften sehr gefragt. Bei einer Einladung im Hause des Wiener Staatsbeamten Eduard Horstig spielte Karl von Ransonnet-Villez im Beisein von Altgraf Salm, Prinz Ferdinand von Hessen-Philippsthal, Baron Jacquin, Orientalist Baron Hammer-Purgstall, Grillparzer, Schubert und anderen illustren Gästen auf der Mandoline. Mutter - Margarita Gräfin Bigot de Saint-Quentin Die Familie von Margarita Gräfin Bigot de Saint-Quentin (1807-1881 Wien) ent­ stammte der Picardie. Margaritas Vater war der General der Kavallerie Ludwig Graf Bigot de Saint-Quentin. Eugen schreibt über seine Mutter: „Meine Mutter war eine musterhafte Gattin, ein Vorbild der Wahrhaftigkeit und Feindin jeder Lüge und Verstellung. “ (Vignetten, Diözesan- archiv, Wien). So wie ihr Mann war auch sie überaus musikalisch, denn Eugen beschreibt seine Mutter als „vortreffliche Pianistin“, die den Vater beim Gesang von Schubert’sehen Liedern und französischen Romancen begleitete. Onkel - Ludwig von Ransonnet Viel Zeit verbrachte Eugens Familie immer wieder in Bad Ischl, wie Tagebuch-Einträge von Eugens Vaters zeigen. Der Bruder des Vaters, Ludwig von Ransonnet (1807 Wien - 1868 Bad Ischl) (von der Familie liebevoll „Lolo“ genannt) hatte so wie der Vater das Theresianum absolviert. Während Karl jedoch in Wien blieb, ging Ludwig nach Bad Ischl, wo er bei den Salinen als Verwalter tätig war. Ludwig war mit Pauline von Bressler (1807-1879) verheiratet, mit der er eine Tochter hatte. Eugen verbrachte als Kind sehr viel Zeit im Salzkammergut. Immer wieder wird Ischl so wie Kammer am Attersee erwähnt, wo Eugen gerne segelte. Sein Vater schrieb über seine Liebe zum Segeln 1853 ins Tagebuch: „Manche Studiengegenstände sind dir zwar gleichgültig, manche sogar entschieden langweilig, aber dein Pflichtgefühl treibt dich zu den Büchern, wenn du gleich oft lieber zu deinem Schiffe gehen möchtest, um in Kammer im Takelwerk zu arbeiten. Du willst Seemann werden, das ist jetzt Dein Wunsch!“ Eugen scheint seine Liebe zum Attersee und dem Salzkammergut nicht mehr losgelassen zu haben. Darüber verbanden ihn mit seinem Onkel Ludwig zahlreiche naturwissenschaftliche Interessen. Neben der Mineralogie interessierte sich Ludwig unter anderem für die Pfahlbauten im Salzkammergut (1864 stellte er eine Anfrage an das Oberösterreichische Landesmuseum, da er Untersuchungen in den Seen des Salzkammergutes ausführen wollte). Ludwig von Ransonnet besaß eine stattliche private Mineraliensammlung (ca. 1.500 Stück), die nach seinem Tod 1868 das Oberösterreichische Landesmuseum erhielt (KERSCHNER & SCHADLER 1933, S. 376). 1868, am 27.4., beging Ludwig in Bad Ischl Selbstmord. Die genauen Hintergründe für diese Tat (vermutlich eine Angelegenheit der Ehre) liegen bis heute im Dunklen. Ludwigs Tochter wurde offenbar von Eugen adoptiert (MERSCH 1967). Was der Selbstmord seines Onkels für Eugen bedeutete, lässt sich ebenfalls nicht mehr ergründen. In keiner seiner Aufzeichnungen nimmt er auf dieses Ereignis Bezug. Auszeichnungen und Orden Seine Reise-, Forschungs- und Sammeltätigkeit brachte Eugen von Ransonnet im Laufe seines Lebens zahlreiche Ehrungen ein: Im Februar 1868 wurde Eugen das Ritterkreuz des königlich belgischen Leopold-Ordens verliehen. Die Herausgabe seines Buches über Ceylon, das er Kaiser Franz Joseph schenkte, brachte ihm die Verleihung der Goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ein (am 20. Oktober 1868). Als Eugen von Ransonnet 1870 von der Ostasien-Expedition zurückkehrte, erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und mit allerhöchster Resolution (14. März 1870) taxfrei den Titel und Rang eines „Legationssecretär“ verliehen. Zugleich genehmigte der Kaiser, dass Ransonnet für eventuelle Aperturen im Fache des zoologischen Kabinettes, der Gemäldegalerie und des Kunstmuseums vorgemerkt werden möge (18. März 1870, f.d. Minister d. Äusseren: Orczy m/p.). Im März des nächsten Jahres

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