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Der Krieg gegen die Hexen: Das Ausrottungsprogramm des Kurfürsten von Köln PDF

204 Pages·1991·11.43 MB·German
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{ ’ » Z / ul Pl ff Ö 7 DE A p - x p IM ) N ‘ . - IA X ; < A z } Z M 8l V l d p A Z MLA « % H Gerhard Schormann Der Krieg gegen die Hexen Das Ausrottungsprogramm des Kurfürsten von Köln Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schormann, Gerhard Der Krieg gegen die Hexen: das Ausrottungsprogramm des Kurfürsten von Köln / Gerhard Schormann. —- Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1991 (Sammlung Vandenhoeck) ISBN 3-525-01345-0 © 1991, Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen. - Printed in Ger- many. - Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Competext, Hohenstein Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen Inhalt Vorwort . . . 7 Verschwörung und Verfolgung. . .........0.4 4 11 1.Juden und Hexen. ... .0.0.000000C00 11 2.Landund Leute. . ... 21 IT. Die Ausrottung. . ... 000 35 1. Zur Ehre Gottes und des Landes Wohl. ....... 35 2. Der Krieg im Kriege. . ......0.0.0.00.0.000 4 50 II. Der Vernichtungsapparat. . .............4. 68 1. Die Hexenkommissare . . . ...0.000000000101 68 2.Die Finanzierung . ... .00000000 00 84 IV. »Sehet da Deutschland, so vieler Hexen Mutter«. .. .. 95 1. Der europäische Rahmen. .............. 95 2. Geistliche Fürstentümer. ............... 109 3. Protestantische Gebiete. .. .........0.... 133 Mörder oder nicht? . . .. 153 1. Das Ende der Verfolgung. ............. 4 153 2. Die Täter . .. 169 Anmerkungen . . . . .00 181 Literaturverzeichnis . ... .0.0.0000000.0.0.000. 191 Personen- und Ortsregister . .............. . 199 Vorwort Im Mittelpunkt der folgenden Untersuchung steht die 1627 ein- setzende Hexenverfolgung im Kurfürstentum Köln. Selbstver- ständlich muß dafür aber die Gesamtproblematik der Hexenver- folgung einbezogen werden. Der Titel des Buches lehnt sich bewußt an den eines anderen Buches an: »Der Krieg gegen die Juden 1933-1945« von Lucy S. Dawidowicz. Das heißt nicht etwa — diesem Mißverständnis sei sogleich vorgebeugt —, daß hier das eine mit dem anderen verglichen werden soll. Vielmehr geht es um die schon manchmal gestellte Frage nach Ähnlichkeiten, Übereinstimmungen‚ Berührungspunkten zwischen Juden- und Hexenverfolgungen. Die Hexenverfolgung im Kurfürstentum Köln weist solche Berührungspunkte in einem Ausmaß auf, wie das bislang nicht gesehen wurde. Der Hauptgrund für diese Unkenntnis liegt in einer ganz ei- gentümlichen Quellenüberlieferung. Für den zentralen Landes- teil des Kurfürstentums befinden sich Dokumente über Hexen- prozesse eben nicht dort, wo sie normalerweise gesucht werden: in den Hexenprozeßakten. Im zuständigen Hauptstaatsarchiv Düsseldorf sind nur ganz wenige vorhanden. Das zentrale Archiv des Kurfürstentums ist bei einem Brand im Jahre 1689 weitge- hend vernichtet worden. Die Stadtarchive in diesem Raum haben zum Teil im späten 17. Jahrhundert das gleiche Mißgeschick erfahren wie das Zentralarchiv, zum Teil haben sie aus anderen Gründen kaum einschlägige Unterlagen. Im Stadtarchiv Zülpich sind Fragmente von Hexenprozeßakten erhalten, und im Landes- hauptarchiv Koblenz finden sich Einzelstücke vornehmlich für die Städte Andernach und Ahrweiler. Aber ob Bonn oder Brühl, Meckenheim oder Rheinbach - die Stadtarchive sind ebenso un- ergiebig wie die vom Landschaftsverband Rheinland betreuten Adelsarchive. Es ist zwar aus gedruckten Unterlagen des 17. Jahr- hunderts bekannt, daß es Hexenprozesse in diesem Gebiet gege- ben hat, die wirklichen Ausmaße der Verfolgung blieben jedoch im dunkeln. Anders verhält es sich mit dem Herzogtum Westfalen, das 8 Vorwort ebenfalls zum Kurfürstentum Köln gehörte. Aus diesem Landes- teil sind relativ viele Hexenprozeßakten erhalten, allerdings sehr zerstreut und größtenteils mehr oder weniger bruchstückhaft; auch ist der wichtige Schriftverkehr zwischen der Verwaltungs- spitze des Herzogtums und der Zentrale des Kurfürstentums bei dem Brand von 1689 vernichtet worden. Trotzdem reichen die erhaltenen Unterlagen zur Erkenntnis der Massenvernichtung aus. Die Hexenprozesse im Herzogtum Westfalen fanden aber aus unbekannten Gründen kaum Beachtung, erst vor gut zehn Jahren setzten Veröffentlichungen dazu ein. Aber es gibt eine ausgezeichnete Quelle für die Vorgänge in Kurköln: die Protokolle des Hofrats, die ab 1579 mit geringfügi- gen Lücken erhalten sind. Diese Entscheidungsmitschriften der obersten Verwaltungsbehörde umfassen bis 1685 68 Bände, die allerdings mühsam auszuwerten sind, da es kaum Betreffvermer- ke gibt. Verlauf und Ausdehnung der Verfolgung werden auf die- sem Wege erkennbar, aber - der Eigenart dieser Quelle gemäß — nur im großen Überblick, sozusagen aus der Vogelperspektive. Hexenprozesse waren bekanntlich ein europäisches Phäno- men. Aber sie wurden nur in bestimmten Gebieten durchgeführt, während sie in anderen Gebieten gar nicht oder nur in relativ geringem Umfang stattfanden. Der heutige Forschungsstand ist noch sehr lückenhaft, aber es dürfte trotzdem schon sicher sein, daß Deutschland das Zentrum der europäischen Hexenprozesse war. Doch auch Deutschland war nicht gleichmäßig betroffen, es gab eine relativ prozeßarme Zone und eine Kernzone der Hexen- prozesse. Innerhalb dieser Kernzone sind wiederum Territorien zu beobachten, die mit ihrer Verfolgungsintensität völlig aus dem Rahmen fallen, nicht nur nach der Zahl der Opfer, sondern auch durch die Art der Durchführung. Kurköln nimmt unter diesen Territorien eine Sonderstellung ein. Zwar haben auch andere Fürsten eine gründliche Ausrottung der Hexen in ihren Ländern in Angriff genommen, aber der Kölner Kurfürst und seine Ver- waltung konnten von ihnen allen lernen, ihrer aller Erfahrungen gebündelt nutzen. Denn in Kurköln wurde das Ausrottungspro- gramm erst begonnen, als die Hexenprozesse in anderen Territo- rien schon ihrem Höhepunkt zustrebten. Wie die räumliche Verteilung der Massenprozesse in Deutsch- land nicht gleichmäßig war, so irrig ist auch die oft vertretene Behauptung, in Deutschland hätten die Scheiterhaufen zwei Jahr- Vorwort 9 hunderte lang in gleicher Intensität gebrannt. In Wirklichkeit traten die Massenprozesse in bestimmten zeitlichen Konzentra- tionen auf, sie verliefen in Wellen. Die größeren Verfolgungen nach der Reformation begannen 1562/63, um 1680 endeten sie. Ein Teil war regional begrenzt, aber es gibt zwei überregional herausragende Wellen: um 1590 und zwischen 1626 und 1631. Von diesen beiden bildete die letztere den Höhepunkt. In den Jahren zwischen 1626 und 1631 erreichte die Hexenverfolgung ihre größte Wucht, wobei sich innerhalb der Kernzone einige Territorien besonders hervortaten, allen voran Kurköln. Aber im Gegensatz zu anderen Territorien hatte das Kernland von Kur- köln noch keine Massenverfolgung erlebt. Dafür nahm ab 1627 ein zentral gesteuertes Exstirpationsprogramm Gestalt an, das Berührungspunkte mit der Judenverfolgung aufweist. Exstirpa- tion heißt medizinisch die restlose Entfernung eines Organs, und dieses Bild war bei den Inquisitoren sehr verbreitet: Ein unheilba- res Übel sollte aus dem Körper der Christenheit herausgeschnit- ten werden, um nicht den ganzen Organismus zu gefährden. Kurköln steht darum in Zentrum dieser Untersuchung. Der Landesherr war Kurfürst Ferdinand v. Wittelsbach, der schon ab 1595 die Verwaltung des Landes maßgeblich leitete, bevor er 1612 die Nachfolge seines Onkels antrat. Er war einer der wenigen Regenten, die während der ganzen Zeit des Dreißigjährigen Krieges an der Spitze ihres Landes standen; er starb 1650. Die von ihm ausgelöste Verfolgung war ein Extremfall. Es wird versucht, die Vorgänge in den Gesamtrahmen der Hexenverfolgung im Reich einzuordnen. Auch hier liegt der Blick hauptsächlich auf der zentralen Verfolgungswelle, dem Höhepunkt zwischen 1626 und 1631. Dabei wird neben Quellen und Literatur gelegentlich auf eine große Kartei über Hexenprozesse zurückgegriffen, deren Erstellung Heinrich Himmler veranlaßt hat: 1935 gründete er beim Sicherheitsdienst ein »Hexen-Sonderkommando«, das bis Frühjahr 1944 ein umfangreiches Material aus 154 Archiven und Bibliotheken zusammengetragen hat. (Zur Rezeption des Hexen- themas im Dritten Reich hat B. Schier soeben eine Untersuchung veröffentlicht.) Das Schlußkapitel greift ein heikles Thema auf, seine Überschrift endet nicht von ungefähr mit einen Fragezei- chen. Gefragt werden muß aber - nach den Tätern, ihren Motiven, ihren Handlungsmöglichkeiten und nicht zuletzt nach ihrer Ver- antwortung.

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