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Der gemachte Mann: Konstruktion und Krise von Männlichkeiten PDF

396 Pages·2015·2.848 MB·German
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Geschlecht und Gesellschaft Band 8 Herausgegeben von B. Kortendiek, Duisburg-Essen, Deutschland I. Lenz, Bochum, Deutschland H. Lutz, Frankfurt/Main, Deutschland M. Mae, Düsseldorf, Deutschland M. Meuser, Dortmund, Deutschland U. Müller, Bielefeld, Deutschland M. Oechsle, Bielefeld, Deutschland B. Riegraf, Paderborn, Deutschland K. Sabisch, Bochum, Deutschland P. I. Villa, München, Deutschland S. Völker, Köln, Deutschland Geschlechterfragen sind Gesellschaft sfragen. Damit gehören sie zu den zentralen Fragen der Sozial-und Kulturwissenschaft en; sie spielen auf der Ebene von Sub- jekten und Interaktionen, von Institutionen und Organisationen, von Diskursen und Policies, von Kultur und Medien sowie auf globaler wie lokaler Ebene eine prominente Rolle. Die Reihe „Geschlecht & Gesellschaft “ veröff entlicht heraus- ragende wissenschaft liche Beiträge aus der Frauen- und Geschlechterforschung, die Impulse für die Sozial- und Kulturwissenschaft en geben. Zu den Veröff ent- lichungen in der Reihe gehören neben Monografi en empirischen und theoretischen Zuschnitts Hand- und Lehrbücher sowie Sammelbände. Zudem erscheinen in dieser Buchreihe zentrale Beiträge aus der internationalen Geschlechterforschung in deutschsprachiger Übersetzung. Herausgegeben von Beate Kortendiek, Mechtild Oechsle, Universität Duisburg-Essen Universität Bielefeld Ilse Lenz, Birgit Riegraf, Ruhr-Universität Bochum Universität Paderborn Helma Lutz, Katja Sabisch, Johann-Wolfgang-Goethe Universität Ruhr-Universität Bochum Frankfurt/Main Paula-Irene Villa, Michiko Mae, Ludwig-Maximilians Universität Heinrich-Heine Universität Düsseldorf München Michael Meuser, Susanne Völker, Technische Universität Dortmund Universität zu Köln Ursula Müller, Universität Bielefeld Koordination der Buchreihe: Beate Kortendiek, Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW, Universität Duisburg-Essen Raewyn Connell Der gemachte Mann Konstruktion und Krise von Männlichkeiten 4. durchgesehene und erweiterte Aufl age Raewyn Connell University of Sydney, Australien Die Herausgebenden Michael Meuser, Technische Universität Dortmund, Deutschland. Ursula Müller, Universität Bielefeld, Deutschland. This edition is published by arrangement with Polity Press ltd., Cambridge ISBN 978-3-531-19972-6 ISBN 978-3-531-19973-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-19973-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 1999, 2000, 2006, 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Dr. Cori Mackrodt, Daniel Hawig. Coverabbildung: Tremezza von Brentano, VG BildKunst. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Inhalt Männlichkeiten in Gesellschaft . Zum Geleit .................................................................................................................. 9 Vorwort zur deutschen Übersetzung ................................................................... 21 Danksagung ............................................................................................................... 27 Einführung in die zweite englischsprachige Ausgabe ...................................... 29 Erster Teil: Wissen im Widerstreit 1. Die Wissenschaft von der Männlichkeit ....................................................... 47 Konkurrierendes Wissen ................................................................................... 47 Klinisches Wissen ............................................................................................... 53 Die männliche Rolle ........................................................................................... 67 Die neuen Sozialwissenschaft en ....................................................................... 75 Politisches Wissen .............................................................................................. 88 Der Gegenstand des Wissens ............................................................................ 92 2. Die Körper von Männern ................................................................................. 95 Wahre Männlichkeit .......................................................................................... 95 Maschine, Landschaft und Kompromiss ........................................................ 96 Der unentrinnbare Körper ................................................................................ 104 Die Komplexität von Schlamm und Blut ........................................................ 107 Banquos Geist: Körperrefl exive Praxen .......................................................... 111 Die Welt gestalten ............................................................................................... 116 3. Die soziale Organisation von Männlichkeit ................................................ 119 Männlichkeit defi nieren .................................................................................... 119 Geschlecht als Struktur der sozialen Praxis ................................................... 124 Beziehungen zwischen Männlichkeiten: Hegenomie, Unterordnung, Komplizenschaft , Marginalisierung .................................... 129 Historische Dynamik, Gewalt und Krisenanfälligkeit ................................. 135 6 Inhalt Zweiter Teil: Vier Untersuchungen der Männlichkeitsdynamik Einleitung ............................................................................................................. 145 4. Lebe wild und gefährlich (Live Fast and Die Young) ................................. 151 Gruppe und Kontext ........................................................................................... 152 Abstrakte Arbeit .................................................................................................. 154 Gewalt und das Gesetz ....................................................................................... 157 Zwangsheterosexualität ..................................................................................... 161 Männlichkeit als kollektive Praxis ................................................................... 165 Protestierende Männlichkeit ............................................................................. 168 Andere Entwicklungslinien .............................................................................. 171 Divergente Männlichkeiten und Geschlechterpolitik .................................. 173 5. Eine ganz(e) neue Welt ...................................................................................... 179 Der Moment des Sich-Einlassens ..................................................................... 181 Distanzierung ...................................................................................................... 183 Die Umweltschutzbewegung ............................................................................. 185 Die Bewegung mit dem Feminismus ............................................................... 188 Der Moment der Abwendung ........................................................................... 189 Die Annulierung von Männlichkeit ................................................................ 194 Der Moment der Herausforderung .................................................................. 199 6. Ein sehr normaler Schwuler ............................................................................ 203 Der Moment des Sich-Einlassens ..................................................................... 206 Sexualität als Initialzündung ............................................................................ 208 Schwulsein: Identität und Beziehungen .......................................................... 212 Relationen zwischen Männlichkeiten ............................................................. 215 Veränderungen ins Auge sehen ........................................................................ 218 Schwule Männlichkeit als Entwurf und Geschichte ..................................... 221 7. Männer von Vernunft ....................................................................................... 225 Konstruktion von Männlichkeit ...................................................................... 227 Konstruktion von Rationalität .......................................................................... 230 Karrieren und Arbeitsplätze ............................................................................. 234 Das Irrationale ..................................................................................................... 237 Vernunft und Veränderung ............................................................................... 240 Inhalt 7 Dritter Teil: Geschichte und Politik 8. Die Geschichte der Männlichkeit ................................................................... 247 Die Herstellung von Männlichkeit in der Entstehung der modernen Geschlechterordnung ............................................................... 248 Transformationen ............................................................................................... 254 Die gegenwärtige Lage ....................................................................................... 263 9. Männlichkeitspolitik ........................................................................................ 269 Männerpolitik und Männlichkeitspolitik ...................................................... 269 Männlichkeitstherapie ....................................................................................... 271 Die Waff en-Lobby als Bastion hegemonialer Männlichkeit ........................ 278 Schwulenbewegung ............................................................................................ 283 Politik des Austritts ............................................................................................ 287 10. Praxis und Utopie .............................................................................................. 293 Historisches Bewusstsein .................................................................................. 294 Handlungsziele .................................................................................................... 297 P raktische Dekonstruktion und Neugestaltung von „Geschlecht“ ............ 302 Formen des Handelns ........................................................................................ 304 Bildung ................................................................................................................. 309 Ausblick ................................................................................................................ 311 Nachwort .................................................................................................................... 315 Literatur ...................................................................................................................... 339 Namensregister ......................................................................................................... 367 Sachregister ................................................................................................................ 381 Männlichkeiten in Gesellschaft Zum Geleit Die vorliegende vierte Aufl age von „Der gemachte Mann“ hat im Unterschied zu den drei vorangegangenen Aufl agen die zweite, 2005 erschienene Aufl age des englischsprachigen Originals zur Grundlage. Die Änderungen, die Connell hierfür vorgenommen hat, bestehen aus zwei Ergänzungen: einer Einführung und einem Nachwort. Die übrigen Kapitel sind identisch mit der ersten Aufl age. Für die ergänzte und durchgesehene vierte deutsche Aufl age hat sie zudem ein neues Vorwort verfasst. Die zweite Aufl age des englischen Originals hat bereits neun Reprints erfahren. „Masculinities“, so der Titel im Original, dürft e damit die am häufi gsten rezipierte Monographie der Männlichkeitsforschung sein. Diesen Erfolg verdankt das Buch nicht zuletzt der Popularität des Konzepts der hegemonialen Männlichkeit. „Männlichkeiten in Gesellschaft “ könnten wir den Fokus nennen, den die neue Ein- und Ausleitung des vorliegenden Bandes einnehmen. Dieser Fokus wurde bereits von Lenz und Meuser in ihrem Vorwort zu Connells 2013 in dieser Buchreihe erschienenen Einführungsbuch „Gender“ betont: Connells Werk be- schränkt sich nicht auf die Entwicklung einer „Soziologie der Männlichkeit“ im westlichen Modernisierungsdiskurs, sondern überschreitet diese im mehrfacher Hinsicht. Für die Entwicklung der in den 1980er Jahren entstandenen Men’s Studies hat sich das Konzept der hegemonialen Männlichkeit recht schnell als richtungs- weisend erwiesen. Es wurde von Raewyn Connell in einem gemeinsam mit Tim Carrigan und John Lee publizierten Aufsatz mit dem Titel „Toward a New Sociology of Masculinity“ im Jahr 1985 in die Diskussion eingeführt. Rückblickend kann 10 Männlichkeiten in Gesellschaft man diesen Aufsatz als einen der „Gründungstexte“ der sozialwissenschaft lichen Männlichkeitsforschung bezeichnen. Zwar hatte es bereits zuvor eine Diskussion und Forschungen zur männlichen Geschlechtsrolle gegeben, doch dominierte hier zum einen ein sozialpsychologischer (und oft auch populärwissenschaft licher) Er- klärungsrahmen. Zum anderen war genau das rollentheoretische Verständnis von Geschlecht Objekt einer fundamentalen Kritik der sich in den 1980er Jahren in den USA und Großbritannien formierenden Men’s Studies. Carrigan, Connell und Lee kritisierten an der Geschlechtsrollentheorie u. a. deren konzeptionelle Blind- heit gegenüber der Machtförmigkeit von Geschlechterbeziehungen. Stattdessen forderten sie eine radikale Analyse von Männlichkeit, die erstens Männlichkeit als eine politische Ordnung begreift , zweitens die feministischen Erkenntnisse zur geschlechtlichen Arbeitsteilung, zur Geschlechterpolitik des Arbeitsplatzes und zum Zusammenhang von Geschlechter- und Klassenverhältnissen aufgreift und drittens Entwicklungen der neueren soziologischen Th eorie berücksichtigt, die auf eine Überwindung von Dichotomien (Individuum und Gesellschaft , Hand- lung und Struktur) zielen. In diesem Aufsatz ist gewissermaßen ein Forschungs- und Th eorieprogramm formuliert, das Connells Arbeiten zu Männlichkeit(en) bis in die Gegenwart bestimmt. Connells aktuelles Vorwort zur hier vorliegenden vierten Aufl age von „Der gemachte Mann“ verdeutlicht dies recht gut. Hegemoniale Männlichkeit ist ein Konzept, das die gesellschaft liche Ver- knüpfung von Männlichkeit und Macht bzw. Herrschaft betont. Die Be- deutung, die dieses Konzept nicht nur in der Männlichkeits-, sondern in der Geschlechterforschung generell erlangt hat, liegt nicht zuletzt darin begründet, dass es hegemoniale Männlichkeit im Sinne einer doppelten, die hetero- und die homosoziale Dimension gleichermaßen bestimmenden Distinktions- und Dominanzlogik fasst: im Verhältnis von Männern gegenüber Frauen und von Männern untereinander. Die gesellschaft liche Dominanz von Männern gegen- über Frauen begreift Connell als eine strukturelle Tatsache. Diese bildet insofern auch die zentrale Basis der Beziehungen der Männer untereinander, als nur eine solche Männlichkeit hegemonial sein kann, welche die heterosoziale Dominanz der Männer stützt. In diesem Sinne sind die homosoziale und die heterosoziale Dimension hegemonialer Männlichkeit unaufl öslich ineinander verwoben. Ein Verdienst des Konzepts der hegemonialen Männlichkeit liegt darin, dass es Macht und Herrschaft nicht primär als in Gewaltanwendung und -androhung fundiert begreift , sondern die Bedeutung eines kulturell vermittelten (impliziten) Einverständnisses untergeordneter Gruppierungen mit ihrer Position akzentuiert. Connell schließt an den Hegemoniebegriff von Antonio Gramsci an. Herrschaft , vor allem stabile Herrschaft , funktioniert demzufolge über eine Verpfl ichtung auf geteilte Werte und gemeinsame Deutungsmuster. Zwang, insbesondere in Gestalt

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