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Den Helden geschaffen. Fritz Bauers Rückkehr ins kollektive Gedächtnis PDF

177 Pages·2022·1.46 MB·German
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Désirée Hilscher Den Helden geschaffen Fritz Bauers Rückkehr ins kollektive Gedächtnis kleine reihe zur geschichte und wirkung des holocaust Herausgegeben von Sybille Steinbacher im Auftrag des Fritz Bauer Instituts Band 3 Désirée Hilscher Den Helden geschaffen Fritz Bauers Rückkehr ins kollektive Gedächtnis WALLSTEIN VERLAG Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Wallstein Verlag, Göttingen  www.wallstein-verlag.de Vom Verlag gesetzt aus der Adobe Garamond und der Meta pro Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf © Coverfotografie: Werner Lott, Fritz Bauer Institut Lektorat im Fritz Bauer Institut: Andrea Kirchner ISBN (Print) ---- ISBN (E-Book, pdf) ---- INHALT 1 EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 1968–2010: VOM REFORMER ZUM INITIATOR . . . . 29 Wer ist Fritz Bauer? Ein biografischer Abriss (29) Die Erin- nerung kurz nach Fritz Bauers Tod (30) Erste Erinnerungs- impulse (35) Institutionalisierung und Festigung der ersten Erinnerungsimpulse (51) Zwei Diskurse für zwei Zeiten (60) 3 2010–2020: VOM GESTALTER UND NAZI-JÄGER ZUM HELDEN . . . . . . . . . . . . . . . 67 Deutungsmuster medial erfahrener Aufarbeitung: Die Nazi- Jagd (68) Erinnerungskulturelle Perspektivenvariationen (74) Perspektivenvertiefung zum Zweck der politischen Bildung (102) Die diskursive Metamorphose zum Helden (109) 4 ERINNERUNGSKOLLEKTIVE UND HISTORISCHE SINNBILDUNGEN IM WANDEL . . . . . 117 Anerkennungsgesten: Straßen, Plätze, Denkmäler (117) His- torische Sinnbildung im Wandel: Straßennamenkämpfe (126) Gesellschaftliche Tiefenveränderungen: Polemiken im Feuil- leton (137) 5 FAZIT: ERFOLGREICHE ANPASSUNG ODER SCHWANENGESANG? . . . . . . . . . . . . . . 141 Die Rückkehr als arbeitsteiliger Erinnerungsprozess (141) Ver- änderte kulturelle Orientierung bei gleichem Vergangenheits- bezug (143) ANHANG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Quellen (153) Forschungsliteratur (167) Dank (176) 1 EINLEITUNG Die Aufarbeitung, Deutung und Darstellung der NS-Zeit hat in Deutschland über Jahrzehnte hinweg immer wieder zu Kontro- versen und Debatten geführt. Jemand, der an dieser Aufarbei- tung beteiligt gewesen ist, war Fritz Bauer. Er hat in den 1960er Jahren als Generalstaatsanwalt den Prozess gegen Angehörige der Kommandantur des Konzentrationslagers Auschwitz mit- initiiert. Während der Prozess, der von 1963 bis 1965 vor dem Landgericht Frankfurt am Main geführt wurde, als wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung der deutschen Gesellschaft mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und i hrer Ver- brechen gilt, ist Fritz Bauer nach seinem Tod 1968 relativ bald in Vergessenheit geraten. Nachdem es jahrzehntelang still um ihn gewesen war, gab es in den letzten Jahren eine Vielzahl von Erinnerungsinitiativen und -produktionen zu ihm. Die Presse schreibt bereits von einem »Fritz-Bauer-Kult«1 und von Bauer als einem »Helden«.2 Einige dieser Erinnerungsinitiativen haben Widerspruch erfahren. Das ist angesichts der Thematik wenig überraschend, aber an Heldenpotenzial scheint die Peri- ode der Aufarbeitung eigentlich wenig herzugeben. Warum also erinnert sich die Öffentlichkeit plötzlich an Fritz Bauer, und dann auch noch als einen Helden?  Alexander Haneke: Blüten des Fritz-Bauer-Kultes, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, . . .  Norbert Frei: Fritz Bauer oder: Wann wird ein Held zum Helden?, in: Stefan Gerber u. a. (Hrsg.): Zwischen Stadt, Staat und Nation. Bürgertum in Deutschland,  Bde., Bd. , Göttingen , S. - , hier: S. .  EINLEITUNG Forschungsfrage Die Frage ist relevant, da es nicht zufällig ist, was oder wen eine Gesellschaft erinnert. Fritz Bauers historische Bedeutung fällt in die ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik Deutschland – eine Zeit, die viele Personen der Gegenwart selbst erlebt haben oder aus Erzählungen ihres Umfelds kennen. Projekte und Darstel- lungen, die an Fritz Bauer erinnern, sind Diskussionsbeiträge zu »gesellschaftliche[n] Erinnerungsdiskurse[n]«:3 Sie schlagen vor, warum er erinnernswert ist und zu einer gemeinschaftlich bedeutsamen Vergangenheit gehört. Die öffentliche Resonanz, die einige dieser Erinnerungsinitiativen auslösen, macht die Erinnerung an Bauer zum Forschungsgegenstand der Public History. Public History umfasst »jede Form von öffentlicher Geschichtsdarstellung, die außerhalb von wissenschaftlichen Institutionen, Versammlungen oder Publikationen aufgebracht wird«.4 Diesen Umgang mit Geschichte gestaltet die Öffent- lichkeit auf allen Ebenen mit: »Die kommunizierten Themen sind von allgemeinem Interesse, der Kommunikationsraum ist allgemein zugänglich und alle können sich aktiv oder passiv beteiligen« und damit Forschungsimpulse auslösen.5 Die Öf- fentlichkeit besteht dabei nicht nur aus fachlich gebildeten oder thematisch involvierten Personen, sondern auch aus jenen, die sich nur gelegentlich für die historischen Sachverhalte interes- sieren oder per Zufall damit in Berührung kommen, kurz: allen  Thomas Fischer, Thomas Schuhbauer: Geschichte in Film und Fern- sehen, Tübingen , S. .  Frank Bösch, Constantin Goschler: Der Nationalsozialismus und die deutsche Public History, in: Dies. (Hrsg.): Public History. Öffentli- che Darstellungen des Nationalsozialismus jenseits der Geschichts- wissenschaft, Frankfurt am Main , S. -, hier: S. .  Martin Lücke, Irmgard Zündorf: Einführung in die Public His- tory, Göttingen , S.  f., ; vgl. David Dean: Introduction, in: Ders. (Hrsg.): A Companion to Public History, Hoboken / New Jersey , S. -, hier: S.  f. FORSCHUNGSFRAGE  Menschen mit ihren verschiedenen Kenntnissen und Zugängen zum Thema.6 Daher geht es bei öffentlichen Geschichtsdarstellungen nicht nur darum, ob sie einen Sachverhalt aus Sicht der Geschichts- wissenschaft intersubjektiv gültig und korrekt darstellen, son- dern auch, was all jene, aus denen sich diese Öffentlichkeit zusammensetzt, für intersubjektiv gültig halten und über den öffentlichen erinnerungskulturellen Austausch ins kollektive Gedächtnis aufnehmen oder daraus streichen möchten. Da es – zumindest in einer demokratischen Gesellschaft – kein einheitliches Werte- und Erinnerungskollektiv gibt, drehen sich öffentliche Diskussionen um Geschichte und Erinnerung auch um die Frage, wessen Vergangenheitsdeutung und Erinnerungs- version sich gesellschaftlich durchsetzt. Im Folgenden wird also geprüft, wie die Öffentlichkeit mit Fritz Bauer erinnerungskulturell und geschichtspolitisch um- geht, um zu verstehen, warum sie sich plötzlich auf ihn besinnt. Dabei wird »Erinnerungskultur« als »Oberbegriff für alle denk- baren Formen der bewussten Erinnerung an historische Ereig- nisse, Persönlichkeiten und Prozesse […], seien sie ästhetischer, politischer oder kognitiver Natur«,7 definiert. »Geschichtspo- litik« wird als eine Teilmenge davon verstanden,8 wenn sich Darstellungen der Vergangenheit an ein Kollektiv in einem Herrschafts- und Deutungshoheitszusammenhang wenden, wie zum Beispiel an eine Stadtgesellschaft oder eine Schulklasse. Daraus ergibt sich die Forschungsfrage: Wie vollzieht sich die Rückkehr Bauers in das kollektive Gedächtnis?  Lücke, Zündorf: Einführung, S. .  Edgar Wolfrum: Erinnerungskultur und Geschichtspolitik als For- schungsfelder, in: Jan Scheunemann (Hrsg.): Reformation und Bauernkrieg. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik im geteilten Deutschland, Leipzig , S. -, hier: S. .  Vgl. Stefan Troebst: Geschichtspolitik, in: Docupedia-Zeitgeschichte, . . , http://docupedia.de/zg/Geschichtspolitik (. . ).

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