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Das Verhältnis von Kriminalität und Ökonomie: Eine empirische Studie am Beispiel der Privatisierung ehemaliger DDR-Betriebe PDF

340 Pages·2012·2.21 MB·German
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Das Verhältnis von Kriminalität und Ökonomie Ingo Techmeier Das Verhältnis von Kriminalität und Ökonomie Eine empirische Studie am Beispiel der Privatisierung ehemaliger DDR-Betriebe RESEARCH Ingo Techmeier Berlin, Deutschland Dissertation Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 2011 D 6 ISBN 978-3-531-19254-3 ISBN 978-3-531-19255-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-19255-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandentwurf: KünkelLopka GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-vs.de Inhalt 1 Einleitung.....................................................................................................9 2 Begriff und Phänomen Wirtschaftskriminalität....................................13 2.1 Der Begriff Wirtschaftskriminalität....................................................13 2.2 Das empirische Wissen über Wirtschaftskriminalität.........................18 3 Die empirische Methode...........................................................................25 3.1 Die Grounded Theory.........................................................................25 3.2 Das abstrakte Vorgehen......................................................................29 3.3 Das konkrete Vorgehen.......................................................................31 3.4 Die Bedeutung der Triangulation........................................................34 3.5 Die Tragweite und die Tragfähigkeit der Ergebnisse..........................36 3.6 Zusammenfassung..............................................................................37 4 Forschungsleitende ökonomische Theoreme..........................................39 4.1 Die „Entdeckung“ der Institutionen....................................................39 4.2 Anschlussfähigkeit an die kriminologischen Innovationsbegriff........41 4.3 Zusammenfassung..............................................................................42 5 Die untersuchten Privatisierungsfälle.....................................................45 5.1 Strafrechtlich relevante Privatisierungsfälle.......................................45 5.1.1 Die Treuhandniederlassung Halle...............................................45 5.1.2 Metallurgiehandel GmbH...........................................................48 5.1.3 Die Mathias-Thesen-Werft und die Volkswerft Stralsund..........50 5.2 Die Kontrollgruppe ohne strafrechtliche Relevanz.............................52 5.2.1 Getriebewerk Brandenburg Gmbh..............................................52 5.2.2 Das Waschmittelwerk Genthin GmbH........................................54 6 Die ökonomischen Rahmenbedingungen der Transformation.............57 6.1 Die Ausgangsbedingungen der Privatisierung....................................58 6.1.1 Vorbemerkung zu den vorliegenden Daten.................................59 6.1.2 Die ökonomischen Rahmenbedingungen der DDR....................65 6.1.2.1 Die Teilung Deutschlands und die Folgen für die DDR........66 6 Inhalt 6.1.2.2 Eingeschränkung der Arbeitsteilung in der DDR...................70 6.1.2.3 Wirtschaftspolitische „Epochen“ der DDR............................72 6.1.2.4 Die Überlebenschancen der DDR-Betriebe: Der Schiffbau...73 6.1.3 Zusammenfassung.......................................................................79 6.2 Die Transformation durch private Investoren.....................................80 6.2.1 Die Struktur der Bruttowertschöpfung der DDR........................81 6.2.2 Verschiedene Privatisierungserschwernisse................................84 6.2.2.1 Die Naturalrestitution.............................................................84 6.2.2.2 Die Altlasten..........................................................................85 6.2.2.3 Verkauf zu Barpreisen............................................................86 6.2.2.4 Überwiegend Investoren aus den alten Bundesländern..........86 6.2.3 Zusammenfassung.......................................................................88 6.3 Das Ausbleiben des Strukturwandels..................................................89 6.3.1 Das endogene Potenzial zum Wandel.........................................89 6.3.2 Das exogene Potenzial zum Wandel...........................................96 6.3.2.1 Löhne und Beschäftigung.......................................................97 6.3.2.2 Die Tarifpolitik in den neuen Bundesländern......................100 6.3.2.3 Die industriellen Kerne........................................................106 6.3.2.4 Kapitalsubvention................................................................112 6.4 Konvergenz als Kriterium des Transformationserfolges..................116 6.4.1 Konvergenz als ökonomisches Kriterium.................................117 6.4.2 Die Etablierung als Transferökonomie.....................................121 6.5 Zusammenfassung............................................................................128 7 Die Funktionalität von Wirtschaftskriminalität..................................131 7.1 Zum Begriff der Funktionalität.........................................................132 7.2 Wirtschaftskriminalität aus der Akteursperspektive.........................134 7.2.1 Die Treuhandanstalt als kriminogenes Umfeld.........................134 7.2.1.1 Der enge Zeitrahmen schafft Informationsasymmetrien......135 7.2.1.2 Informationsasymmetrien schaffen kriminogene Freiräume137 7.2.2 Delinquente Unternehmen manipulieren Preise........................141 7.2.2.1 Unternehmen: Beherrschungs- und Überwachungssysteme 141 7.2.2.2 Strategien der Preismanipulationen......................................144 7.2.2.2.1 Zahlungen von Bestechungsgeldern als Preismanipulation147 7.2.2.2.2 Einflussnahme auf die Politik als Preismanipulation.........151 7.3 Wirtschaftskriminalität am Markt unter Beschränkungen................155 7.3.1 Die Rolle des Marktes...............................................................156 7.3.2 Der Begriff der Beschränkung..................................................160 7.3.2.1 Der Zusammenhang von Beschränkungen und Sanktionen.161 7.3.2.2 Das Abwägen der unterschiedlichen Beschränkungen.........164 Inhalt 7 7.3.2.3 Differenzierung der formgebundenen Beschränkungen.......169 7.4 Die strafrechtliche Regulierung ökonomischer Innovationen...........178 7.4.1 Das opportunistische Interesse an einer Strafverfolgung..........179 7.4.2 Regulierungsideal und Typen der Anpassung nach Merton.....182 7.4.3 Die Privatisierungen ohne strafrechtliche Relevanz.................186 7.5 Ein variierender Zeithorizont als kriminogenes Moment.................192 7.5.1 Innovationsmöglichkeiten im Zeitverlauf.................................192 7.5.2 Die Chancen, strafrechtliche Konflikte zu antizipieren............195 7.5.2.1 Der variierende unternehmerische Zeithorizont...................195 7.5.2.2 Die Reputation als unternehmerische Ressource.................200 7.5.2.3 Der Zeithorizont und die Reputation....................................213 7.6 Zusammenfassung............................................................................217 8 Der strafrechtliche Zugriff auf unternehmerische Devianz................221 8.1 Historisch-theoretischer Exkurs........................................................222 8.1.1 Zur Tragfähigkeit der historisch-theoretischen Argumentation222 8.1.2 Die unternehmerische Selbstdisziplin.......................................227 8.1.3 Ein neues Arbeitsethos..............................................................229 8.1.4 Ein neuer Eigentumsbegriff......................................................230 8.1.5 Die symbolische Wirkung des Strafrechts................................233 8.2 Der aktuelle strafrechtliche Zugriff auf den Unternehmer................236 8.2.1 Die Kriminalisierung von Unternehmern..................................237 8.2.1.1 Das gewandelte Täterbild.....................................................237 8.2.1.2 Unterschiedliche Akteure: Ungleiches Strafbedürfnis.........242 8.2.1.3 Der Versuch eines rechtlichen Risikomanagements............244 8.2.2 Die Strafverteidigung in Wirtschaftsstrafsachen.......................247 8.2.2.1 Probleme einer strafrechtlichen Konfliktlösung...................248 8.2.2.2 Die relative Komplexität von Wirtschaftsstrafsachen..........253 8.2.2.2.1 Die Reduzierung der Verfahrenskomplexität.....................254 8.2.2.2.2 Die Ausweitung der Verfahrenskomplexität......................256 8.3 Die unternehmerische Perspektive auf das Strafrecht.......................260 8.3.1 Die unternehmerische Solidität.................................................260 8.3.2 Das Strafrecht als Druckmittel im Hintergrund........................264 8.3.3 Zum Strafrecht im Konkurrenzkampf.......................................267 8.3.4 Divergierende Auffassungen von Strafwürdigkeit....................272 8.3.5 Divergenz strafrechtlicher und ökonomischer Beschränkungen276 8.3.6 Wirtschaftsstrafverfahren und unternehmerische Reputation...278 8.4 Zusammenfassung............................................................................280 8 Inhalt 9 Schlussbetrachtung.................................................................................285 Literaturverzeichnis.......................................................................................297 Anhang: Dokumentation der Interviewleitfäden (Auswahl).......................333 Personen- und Sachregister...........................................................................345 1 Einleitung Von Herbert Hoover, dessen Präsidentschaft in den USA mit der Weltwirt- schaftskrise von 1929 zusammenfiel, ist der Ausspruch überliefert: „The only trouble with capitalism is capitalists, they’re so damn’ greedy.“1 Dieser Satz drückt sowohl eine prinzipielle Zustimmung zu der bestehenden Wirtschaftsord- nung aus, wie auch die Überzeugung, dass die Träger dieser Ordnung, von ihrer „Gier“ getrieben, zumindest gelegentlich „Ärger“ machen würden. Der von Hoover beklagte „Trouble“ ist ein weites Feld und die noch immer aktuelle Be- richterstattung über Managergehälter bis hin zu den Korruptionsskandalen bei Siemens zeigt, dass es bis heute in der Bundesrepublik populär ist, öffentlich moniertes Verhalten von Unternehmensrepräsentanten mit überzogenem Ge- winnstreben („Gier“) in Verbindung zu bringen. Dabei wird unterstellt, die skan- dalisierten Handlungen ermöglichten ein überhöhtes Einkommen oder einen übersteigerten Profit, während ohne diese Handlungen allgemein akzeptable Gewinne möglich seien. Ein überzogenes individuelles Gewinnstreben ist das Herzstück von populären Annahmen über die Entstehung von Wirtschaftskrimi- nalität. Dieser populäre Erklärungsversuch ist dabei nicht so weit von solchen sozi- alwissenschaftlichen Überlegungen entfernt, die den Normbruch eines Akteurs – freilich ohne moralisch wertende Begriffe wie „greedy“ – als einen Ausdruck seiner individuellen Nutzenmaximierung beschreiben.2 Das ist eine ebenso ein- leuchtende wie hinreichende Erklärung für die individuelle Motivation, einen Normbruch zu begehen. Notwendig muss jedoch hinzukommen, dass der Delin- quent damit rechnen können muss, straffrei zu bleiben, beziehungsweise dass die Kosten einer Strafe den illegalen Zugewinn nicht aufzehren. Hier wird das Bild, das die Wissenschaft von der Wirtschaftskriminalität fundiert entwerfen kann, allerdings undeutlich. Zwar kann Eigennutz als Handlungsprämisse plausibel angenommen werden, doch, was diesen im wirtschaftlichen Kontext effektiv begrenzt, ist bereits weitgehend unbekannt. Aussagen darüber, welcher Hand- lungskontext im Wirtschaftsleben illegale beziehungsweise legale Handlungen begünstigt, sind kaum möglich, wenn sie über populäre Aussagen („Gelegenhei- 1 Kennedy 1999: 43. 2 Allerdings schreibt auch Braithwaite (2000: 39) von „greed“. I. Techmeier, Das Verhältnis von Kriminalität und Ökonomie, DOI 10.1007/978-3-531-19255-0_1, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 10 1 Einleitung ten schaffen Diebe“3) hinausgehen sollen. Spätestens wenn sich das Augenmerk auf das Handlungsumfeld und die Frage, in welchem Umfang es Normbrüche begünstigt, richtet, wird deutlich, dass die Wirtschaftskriminalität ein nur unzu- reichend erforschtes Feld darstellt. Das Verhältnis von Kriminalität und Ökono- mie ist weitgehend ungeklärt. Einen empirischen Zugang zu diesem im Dunkeln liegenden Handlungsfeld eröffnete ein Forschungsprojekt, das die Verbreitung und Kontrolle der Wirt- schaftskriminalität im Zusammenhang mit der Privatisierung der volkseigenen Betriebe der DDR durch die Treuhandanstalt4 untersuchte. Die anlässlich der Privatisierungsaufgabe der Treuhand anhängigen Verfahren, so die Annahme, würden einen empirischen Zugriff auf unternehmerisch motivierte Kriminalität ermöglichen, anhand dessen das Verhältnis von Kriminalität und Ökonomie beschrieben werden könne. Die Dominanz von Akteuren aus den alten Bundes- ländern sowohl auf Seiten der Treuhand5 als auch bei den Unternehmen, die an der Übernahme eines ehemaligen volkseigenen Betriebes der DDR interessiert waren, würde es erlauben, einen allgemeinen Blick auf das Phänomen der Wirt- schaftskriminalität zu werfen, der über die historische Situation hinausreicht. Vor dem Hintergrund, dass die überwiegend westdeutschen Akteure innerhalb eines ihnen vertrauten rechtlichen Rahmens agierten, der mit dem Einigungsvertrag auf die neuen Bundesländer übertragen wurde, war dieser Ausgangspunkt realis- tisch. In der Transformationsperiode mögen zwar die Möglichkeiten delinquen- ten Handelns zahlreicher gewesen sein, doch dass alle inkriminierten Tathand- lungen genuin transformationsspezifische Handlungen reflektieren, ist wenig wahrscheinlich. Viel plausibler ist es anzunehmen, dass die Privatisierung Chan- cen bot, die auf eine vertraute Weise genutzt wurden. Der Aufbau der vorliegenden Arbeit ist sowohl von der Fragestellung nach dem Verhältnis von Kriminalität und Ökonomie als auch dem empirischen Vor- gehen geprägt. Im folgenden zweiten Abschnitt werden die Definition des Begrif- fes und der bisher vergleichsweise geringe empirische Kenntnisstand über das Phänomen Wirtschaftskriminalität beschrieben. Die methodische Basis für den Hauptteil dieser Arbeit wird im dritten Abschnitt gelegt. In diesem wird die qua- 3 Ostendorf sieht in der Redensart „Gelegenheiten schaffen Diebe“ eine populäre Form der Theorie der differentiellen Gelegenheiten, derselbe 2000: 57ff. 4 Das Forschungsprojekt wurde von der DFG gefördert und stand unter der Leitung von Klaus Boers und Ursula Nelles, Universität Münster. Des Weiteren bestand die Arbeitsgruppe aus Hans Theile, Kari-Maria Karliczek, Marion Owzar, Barbara Bischoff und Thomas Wiepen sowie in der Anfangs- phase Monika Becker. 5 Die Treuhandanstalt hatte zwar immer mehr ostdeutsche als westdeutsche Mitarbeiter, jedoch bestand die „Führungselite“ (Seibel 2005: 176) ebenso aus Westdeutschen wie die später beschuldig- ten und angeklagten ehemaligen Treuhandmitarbeiter, die im Rahmen der Untersuchung befragt wurden.

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Das Verhältnis von Kriminalität und Ökonomie ist weitgehend unbekannt. Ingo Techmeier analysiert im Rahmen eines qualitativen Forschungsprojekts zur Wirtschaftskriminalität anlässlich der Privatisierung ehemaliger DDR-Betriebe dieses Verhältnis. Im Rückgriff auf ökonomische und kriminologisc
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