Düsseldorfer Schauspielhaus — Junges Schauspiel — Bürgerbühne — Spielzeit 2017/18 — www.dhaus.de Willkommen Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, werte Theaterfreundinnen und -freunde! »Angekommen«, so könnte man unser Düsseldorfgefühl beschreiben. verbunden mit Partnern auf allen Kontinenten. Das globale Dorf ist sein Einmal tief durchatmen und weiter in eine neue, in eine zweite Spielzeit. Zuhause. Man geht in diesem Dorf umher, um reicher an Erfahrung und Wenn Sie dieses Heft durchblättern, blicken Ihnen die Schauspielerinnen Klugheit zu werden und dies mit dem Publikum zu teilen. Die Welt-Dorfbe- und Schauspieler unseres Ensembles entgegen, fotografiert von Thomas wohner aller Generationen sind willkommen, starke Geschichten zu erle- Rabsch, und sie zeigen sich Ihnen an ihren Orten und wie sie sich in Düs- ben: Das Autorenduo Lutz Hübner/Sarah Nemitz erzählt zum Spielzeitbe- seldorf fühlen, wohlfühlen. »Angekommen« ist unser erster Spielplan bei ginn die Geschichte einer Radikalisierung und fragt danach, wo, außer im Ihnen, das zeigt sich in der großen, freundlichen Akzeptanz unserer neu- Märtyrerhimmel, das »Paradies« zu entdecken sein könnte. Dirk Lauckes en Spielstätte Central, in der wuseligen Lebendigkeit, die dieser wahrhaft erstes Kinderstück »Die größte Gemeinheit der Welt« ist eine Geschich- zentrale Ort nun ausstrahlt. Das zeigt sich aber auch in der Neugier, mit der te von kindlicher Wut, von Trotz, aber auch von allerbesten Freunden. viele verschiedene Menschen unserem beweglichen Theater in der Stadt be- Shakes peares »Sturm« im Zelt, »Die Schneekönigin« im Capitol, Andreas gegnet sind – zwischen Theaterzelt und Dreischeibenhaus, Christuskirche Steinhöfels »Die Mitte der Welt«, Gregory Caers’ mit dem Ensemble entwi- und Industrieclub, Jugendfreizeitheim und Capitol, im baustellenumtosten ckelte Monster-Slapstickkomödie »Das geheime Haus« zeigen die Vielfalt Schauspielhaus und im Oberlandesgericht. und Buntheit unserer Welt, zeigen, dass sie beherrschbar ist. Dieses Angebot im Central, in der Münsterstraße und an vielen Orten Wir sind EIN Haus: im Central, in der Münsterstraße, in der Ronsdor- in der Stadt werden wir auch in der kommenden Spielzeit beibehalten, so fer Straße, am Gustaf-Gründgens-Platz, an vielen Orten in der Stadt, EIN sind wir ganz bei uns und ganz bei Ihnen. Sie finden uns mit einem Pro- Haus, das von einem Team, den Ensembles und den Mitarbeiterinnen und gramm rund um Shakespeare zu Beginn der Spielzeit acht Wochen auf der Mitarbeitern aller Abteilungen zusammen gedacht und gemacht wird, das Uferwiese bei den Rheinterrassen im Zelt, aber auch im Central mit einer alle Generationen und Kulturen zum heiter-ernsthaften Dialog einlädt. Eröffnungsinszenierung der »Orestie«, die danach fragt, wie es um die Wie geht es uns, wie geht es weiter? Nicht zu verschweigen ist, dass das Demokratie bestellt ist. Erich Kästners Text für Erwachsene, »Fabian«, Spielen und Arbeiten in der Ersatzspielstätte und »on the road« an vielen zeigt dann den schnellen Wandel einer Gesellschaft und den Absturz des Orten in der Stadt nicht nur viele Abenteuer und eine neue große Vitalität Einzelnen, »Caligula« von Camus die Hybris der Herrschaft. Die Themen gebärt, sondern auch kräftezehrend und immer wieder herausfordernd ist. der meisten Stücke springen uns aus dem Heute heraus an. Die neuen Texte Die Debatte um den Wiedereinzug in das Stammhaus am Gustaf-Gründ- »Ellbogen« von Fatma Aydemir und »Konsens« von Nina Raine erzäh- gens-Platz hat auch zu einer Klärung von Wert und Würde einer zentralen len über offene und latente Gewalt, über Einsamkeit und Sehnsucht nach Kulturinstitution in Düsseldorf geführt. Es gibt nun einen Konsens, dass Nähe und Zugehörigkeit, über Fremdheit und Vertrautheit. Als deutsch- Düsseldorf sein Theater braucht und will, am zentralen Ort in der Mitte sprachige Erstaufführung inszeniert Matthias Hartmann »Lazarus«, das dieser Stadt, im Bewusstsein seiner Geschichte und neu aufgestellt für eine verrückte, alb- und wunschträumende Musical, das David Bowie kurz vor Zukunft, die immer wieder im Kontext seiner gesellschaftlichen Aufgaben seinem Tode schrieb. Übrigens sei angemerkt, dass, gegen alle alte Theater- zu definieren ist. »Still under construction.« Die Bauarbeiten, Kö-Bogen 2, gewohnheit, gerade die zeitgenössischen Stoffe die größte Aufmerksamkeit Tiefgarage, Neuanlage des Platzes, gehen weiter, und auch die parallele des Publikums gewinnen – ein Zeichen unserer komplizierten Zeit und Sanierung und Modernisierung des Düsseldorfer Schauspielhauses ist ge- ein gutes Zeichen. Neue künstlerische Handschriften lernen Sie mit neuen sichert, getragen vom Bürgertum und von den politischen Kräften die- Regisseurinnen und Regisseuren kennen: mit Andreas Kriegenburg, der ser Stadt. Wir hoffen, gemeinsam mit Ihnen im Herbst 2018 in das Haus »Die Dreigroschenoper« präsentiert, mit Armin Petras und Sebastian zurückziehen zu können, auch wenn die verschiedenen Baustellen noch Baumgarten, mit Liesbeth Coltof und Mina Salehpour. Auch unsere Haus- toben. Mitnehmen werden wir das permanente Bemühen um Offenheit regisseure Bernadette Sonnenbichler und Roger Vontobel werden den Düs- und Diversität, Dialog und Reflexion, das Zugehen auf die ganze Stadt in seldorfer Spielplan weiter prägen. ihrer Vielfalt, manchmal auch Zerrissenheit, welches unsere gegenwärtige Eine Erfolgsgeschichte schreibt die neu gegründete Düsseldorfer Arbeit als Herausforderung prägt. Und bis Beginn 2020, bis zum fünfzig- Bürgerbühne. Menschen aus den verschiedenen Generationen, den ver- jährigen Jubiläum des Schauspielhauses, sollte die Trias aus Kö-Bogen 2, schiedensten Schichten und Communitys dieser Stadt erzählen ihre Ge- Dreischeibenhaus und Düsseldorfer Schauspielhaus gut dastehen und ein schichten, und das Theater hilft ihnen dabei mit all seinen professionellen neues, lebendiges Zentrum bilden. Mitteln. Der »Sommernachtstraum«, frech auseinandergenommen von Wenn dies eine gleichermaßen kreative und verlässliche Perspektive ist Düsseldorfer Jugendlichen, war und ist einer der Hits und eine der meistge- und letztlich ein Bekenntnis der Stadt zu Kunst und Kultur, dann sei es so. spielten Inszenierungen des Spielplans. Voller Spannung gehen wir an neue Wir sind sicher, dass es diese Investition in die Zukunft braucht, wenn wir Projekte, die sich ums Geld drehen, das man hat oder auch nicht (»Das kalte eine haben wollen. Die politischen und gesellschaftlichen Desaster, die uns Herz«), den Generationenkonflikt, wenn Eltern und Kinder gemeinsam derzeit erschüttern, verlangen nach Orten der Gemeinsamkeit, des Auspro- auf der Bühne stehen, zuspitzen (»Frühlings Erwachen«) oder zeigen, wie bierens, des schweifenden Denkens und Fühlens, der Identitätssuche und unterschiedlich Liebe und Sexualität in den verschiedenen Ländern und -findung, des Aushaltens von Differenz und der Entwicklung von Haltung. Kulturen gelebt wird (»Do you feel the same?«). Und die Bürgerbühne Willkommen im Theater! hat ein neues Zuhause gefunden. In der Ronsdorfer Straße 74 sind neue Arbeits- und Probenräume entstanden, die der Bürgerbühne ein Herz und Wir wünschen Ihnen und uns eine gute Spielzeit eine Identität geben und kontinuierliches Arbeiten möglich machen. 2017/18! Das Junge Schauspiel in der Münsterstraße 446, das gerade sein vierzig- jähriges Jubiläum feierte, ist international vernetzt wie kaum ein anderes Wilfried Schulz Generalintendant Theater. Gastspiele und Kooperationen führen nach Lagos und Kapstadt, nach Japan und Belgien, nach Wien, São Paulo und Mumbai. Das Junge Stefan Fischer-Fels Künstlerischer Leiter Junges Schauspiel Schauspiel ist zugleich fest verwurzelt in der Stadt Düsseldorf und weltweit Christof Seeger-Zurmühlen Künstlerischer Leiter Bürgerbühne 3 D’haus — Spielzeit 2017/18 Inhalt Die Spielzeit 2017/18 20 — Düsseldorf first! 70 — Frühlings Erwachen — Jan Weiler liest Düsseldorfer Parteimitglieder treffen auf Wedekinds Pubertätsdrama 06 — Die Saison in der Übersicht ihre Nichtwählerinnen und Nichtwähler 73 — Der kleine Angsthase — Theater- 08 — und außerdem in der Spielzeit 20 — E insame Menschen wissenschaftlerin Geesche Wartemann von Gerhart Hauptmann beschreibt Theater für die Allerkleinsten 20 — Die Mitwisser 75 — Nathan (to go) — Kulturdezernent Premieren in der Stadt von Philipp Löhle Ralph Zinnikus über Lessings Lehrstück 78 — Konsens — Die Autorin Mithu Sanyal 11 — The Queen’s Men Premieren Münsterstraße 446 beschäftigt sich mit der öffentlichen Eine Shakespeare-Komödie von Peter Wahrnehmung von Vergewaltigung Jordan 24 — P aradies 79 — Düsseldorf first! — Politologe Ulrich 11 — Der Sturm von Lutz Hübner und Sarah Nemitz von Alemann wirft einen Blick auf die von William Shakespeare 24 — Do you feel the same? Düsseldorfer Bürgergesellschaft 11 — Die Schneekönigin Ein interkultureller Liebesreigen 80 — L azarus — Tobias Rüther über das Kinder- und Familienstück nach Hans 24 — Die Mitte der Welt Phänomen David Bowie Christian Andersen von Andreas Steinhöfel 83 — Der Kaufmann von Venedig — 11 — Nathan (to go) 24 — Der kleine Angsthase Historiker Per Leo analysiert die Denk- von Gotthold Ephraim Lessing von Elisabeth Shaw figuren in Shakespeares Stück Eine mobile Inszenierung 25 — Das geheime Haus 84 — Das geheime Haus — Stefan 12 — L azarus von Gregory Caers und Ensemble Fischer-Fels im Fachgespräch mit Kindern Musical von David Bowie und Enda Walsh 25 — Die größte Gemeinheit der Welt über Gespenster 12 — Schütz/Göttliche Komödie von Dirk Laucke 87 — Caligula — Populismusforscher Ein Projekt von Johannes Schütz am Jan-Werner Müller über Machtmenschen Herzlichen Dank an unsere Förderer und Hauptbahnhof nach Dante Alighieri Essays, Interviews, Porträts 91 — Schütz/Göttliche Komödie — Gedan- ken zum Bühnenraum von Johannes Schütz Kooperationspartner der Spielzeit 2017/ 18 Premieren im Central — 37 — Die Orestie — Ein Gespräch mit Gerhart 92 — Tartuffe — Verena Mayer über Blender Große Bühne Baum über den Zustand der Demokratie und Berater 38 — Ellbogen — Journalist Dirk Knipphals 93 — Die größte Gemeinheit der Welt — 14 — Die Orestie liest Fatma Aydemirs Debütroman Dramatiker Dirk Laucke schreibt sein Tragödie von Aischylos 40 — The Queen’s Men — ein (annähernd erstes Kinderstück gefördert im Fonds Doppelpass der 14 — Fabian oder der Gang vor die Hunde echter) Einblick in die Zusammenarbeit 95 — Die Mitwisser — Philipp Löhle möchte freunde des düsseldorfer von Erich Kästner von Peter Jordan und Leonhard Koppel- sich nicht länger überwachen lassen schauspielhauses 14 — Die Dreigroschenoper mann 96 — 1984 — Armin Petras sucht George e. v. von Bertolt Brecht mit Musik von Kurt 43 — Der Sturm — Regisseurin Liesbeth Orwell in der Gegenwart Weill Coltof im Gespräch 14 — Stützen der Gesellschaft 47 — Paradies — Notizen zu Pop und Mitmachen von Henrik Ibsen Dschihad von Lutz Hübner und Sarah 15 — Konsens Nemitz 99 — Bürgerbühne von Nina Raine 48 — Das kalte Herz — Christof Seeger- 102 — Theater, Schule & Co. 15 — Der Kaufmann von Venedig Zurmühlen resümiert das erste Jahr der von William Shakespeare Bürgerbühne Information 15 — Caligula 53 — F abian — Journalist Tobias Haberl zu Rimini von Albert Camus Kästners Großstadtroman 108 — Ensemble und Mitarbeiter Protokoll 15 — Tartuffe oder der Betrüger 55 — Nach der Probe — Sascha Westphal 110 — Service Komödie von Molière porträtiert den Regisseur Bernhard 111 — Eintrittspreise und Ermäßigungen 16 — 1 984 Mikeska 112 — Unsere Festplatz-Abonnements von George Orwell 56 — Do you feel the same? — 113 — Unsere Wahl-Abonnements vzw NEVSKI PROSPEKT Matin Soofipour über den Wunsch, 114 — Freunde und Förderer Premieren im Central — anzukommen 115 — Kartenverkauf und Adressen Kleine Bühne 61 — Die Dreigroschenoper — Ein Interview mit dem Regisseur Andreas Kriegenburg 19 — Ellbogen 62 — Die Schneekönigin — Regisseur Kristo Und in der Heftmitte die Spielzeit in einer von Fatma Aydemir Šagor interpretiert Andersens Märchen Illustration von Katharina Gschwendtner. 19 — Das kalte Herz 64 — Die Mitte der Welt — Jan Künemund nach Wilhelm Hauff über Andreas Steinhöfels Roman 19 — Nach der Probe 66 — Die Tage, die ich mit Gott verbrachte von Ingmar Bergman — Pfarrer Lars Schütt erzählt von seiner 19 — Die Tage, die ich mit Gott verbrachte Suche nach Halt Naturschutzjugend NRW von Axel Hacke 69 — Stützen der Gesellschaft — Felicitas 20 — Frühlings Erwachen Zürcher über meisterhafte Kommunika- nach Frank Wedekind tionsstrategien Das Ensemble 9 Cathleen Baumann — 94 Sonja Beißwenger — 13 Tabea Bettin — 72 Judith Bohle — 21 Markus Danzeisen — 18 Rosa Enskat — 10 Christian Erdmann — 23 Moritz Führmann — 18 Christian Friedel — 77 Maëlle Giovanetti — 68 Julia Goldberg — 67 Stefan Gorski — 36 Andreas Grothgar — 54 Jonathan Gyles — 42 Paul Jumin Hoffmann — 49 Lieke Hoppe — 46 Claudia Hübbecker — 45 André Kaczmarczyk — 74 Torben Kessler — 82 Burghart Klaußner — 44 Alessa Kordeck — 76 Florian Lange — 51 Kilian Land — 41 Jonas Friedrich Leonhardi — 57 Konstantin Lindhorst — 98 Alexej Lochmann — 52 Jan Maak — 63 Maria Perlick — 71 Karin Pfammatter — 17 Rainer Philippi — 65 Kilian Ponert — 88 Bernhard Schmidt-Hackenberg — 50 Thiemo Schwarz — 39 Yohanna Schwertfeger — 81 Michaela Steiger — 86 Lou Strenger — 97 Andrei Viorel Tacu — 85 Sebastian Tessenow — 98 Cennet Rüya Voß — 90 Hanna Werth — 89 Thomas Wittmann — 22 Minna Wündrich — 60 Studierende des Mozarteums Salzburg 4 5 D’haus — Spielzeit 2017/18 D’haus — Spielzeit 2017/18 In der Stadt Central — Große Bühne Central — Kleine Bühne Münsterstraße 446 The Queen’s Men Lazarus Die Orestie Caligula Ellbogen Die Mitwisser Paradies Das geheime Haus Eine Shakespeare-Komödie Musical von David Bowie Tragödie von Aischylos von Albert Camus von Fatma Aydemir von Philipp Löhle von Lutz Hübner und von Gregory Caers und von Peter Jordan und Enda Walsh Regie: Simon Solberg Regie: Sebastian Regie: Jan Gehler Regie: Bernadette Sarah Nemitz Ensemble Regie: Peter Jordan und Regie: Matthias Hartmann Premiere am 14. 9. 2017 B aumgarten Uraufführung am Sonnenbichler Für alle ab 14 Jahren Für alle ab 6 Jahren Leonhard Koppelmann Deutschsprachige Premiere im März 2018 15. 9. 2017 Uraufführung im April Regie: Mina Salehpour Regie: Gregory Caers Uraufführung am Erstaufführung im Fabian oder Der Gang 2018 Uraufführung Uraufführung im 16. 9. 2017 Februar 2018 vor die Hunde Tartuffe oder Der Das kalte Herz am 23. 9. 2017 Februar 2018 — Im Theaterzelt an den — Im Schauspielhaus am von Erich Kästner Betrüger nach Wilhelm Hauff GASTSPIEL Rheinterrassen Gustaf-Gründgens-Platz Regie: Bernadette Komödie von Molière Ein Spiel um Ansehen, Winterreise Sonnenbichler Regie: Robert Gerloff Gier und Ego Exil Ensemble des Maxim Do you feel the same? Die größte Gemeinheit Der Sturm Schütz/Göttliche Premiere am 14. 10. 2017 Premiere im April 2018 Regie: Christof Gorki Theaters, Berlin Ein interkultureller der Welt von William Shakespeare Komödie Seeger-Zurmühlen Regie: Yael Ronen Liebesreigen von Dirk Laucke Für Erwachsene und Ein Projekt von Johannes Die Dreigroschenoper 1984 Premiere am 1. 10. 2017 Eine Produktion des Gorki Regie: projekt.il Für alle ab 8 Jahren Kinder ab 9 Jahren Schütz am Hauptbahnhof von Bertolt Brecht mit von George Orwell Theaters Berlin Uraufführung am Regie: Christof Regie: Liesbeth Coltof nach Dante Alighieri Musik von Kurt Weill Regie: Armin Petras Am 3. und 4. 11. 2017 23. 10. 2017 Seeger-Zurmühlen Premiere am 22. 9. 2017 Premiere im Sommer 2018 Regie: Andreas Eine Koproduktion mit Nach der Probe Uraufführung im April — Im Theaterzelt an den — In der Stadt K riegenburg dem Schauspiel von Ingmar Bergman 2018 GASTSPIEL Rheinterrassen Premiere am 11. 11. 2017 Stuttgart Regie: Bernhard Mikeska Träumende Die Mitte der Welt Mit den Ensembles des Premiere im Mai 2018 Premiere am 21. 10. 2017 Kollektive (Staat 3) von Andreas Steinhöfel GASTSPIEL Jungen Schauspiels und des Searching for Stützen der von Daniel Wetzel Für alle ab 12 Jahren Düsseldorfer Schauspiel- William Gesellschaft Die Tage, die ich mit (Rimini Protokoll) Regie: Robert Gerloff GASTSPIEL hauses Ein Theaterkonzert von von Henrik Ibsen Eine Inszenierung von Gott verbrachte Regie: Daniel Wetzel Premiere am 17. 11. 2017 Christian Friedel und Regie: Tilmann Köhler Herbert Fritsch von Axel Hacke Eine Produktion des Staats- Die Schneekönigin Woods of Birnam Premiere am 9. 12. 2017 Im Frühjahr 2018 Regie: Malte C. Lachmann schauspiels Dresden und Kinder- und Familien - Im November 2017 Uraufführung am von Rimini Protokoll Der kleine Angsthase stück nach Hans Christian — Im Theaterzelt an den Konsens 19. 11. 2017 Im Frühjahr 2018 von Elisabeth Shaw GASTSPIEL Andersen Rheinterrassen von Nina Raine Eine Austauschproduktion Für alle ab 3 Jahren Für alle ab 6 Jahren Regie: Lore Stefanek mit dem Schauspiel Köln Frühlings Erwachen Regie: Martin Grünheit GASTSPIEL Regie: Kristo Šagor Deutschsprachige Im Frühjahr 2018 nach Frank Wedekind Weltzustand Davos Premiere im Januar 2018 GASTSPIEL Premiere am 12. 11. 2017 Hamlet E rsta ufführung im Ein Abend mit Jugend- (Staat 4) — Im Capitol in der von William Shakespeare Januar 2018 lichen und Eltern am von Rimini Protokoll Erkrather Straße Regie: Roger Vontobel Rande des Nerven- Regie: Helgard Kim Haug, Eine Produktion des Staats- Der Kaufmann von zusammenbruchs Stefan Kaegi, Daniel schauspiels Dresden Venedig Regie: Joanna Praml W etzel Nathan (to go) Im Herbst/Winter 2017/18 von William Shakespeare Premiere am 15. 12. 2017 Eine Produktion des von Gotthold Ephraim — Im Schauspielhaus am Regie: Roger Vontobel S chauspielhauses Zürich Lessing Gustaf-Gründgens-Platz Premiere im Februar 2018 und von Rimini Protokoll Eine mobile Inszenierung Düsseldorf first! Im Frühjahr 2018 Regie: Robert Lehniger Düsseldorfer Partei- GASTSPIEL Premiere im Januar 2018 Am Königsweg mitglieder treffen auf GASTSPIEL — Auf Ihre Einladung an von Elfriede Jelinek ihre Nichtwähler Der reizende Reigen vielen Orten in der Stadt Regie: Falk Richter Regie: Miriam Tscholl von Werner Schwab Eine Produktion des Uraufführung im Regie: David Bösch Deutschen Schauspiel- Januar 2018 Abschlussi nszenierung hauses in Hamburg der Studierenden des Im Frühjahr 2018 Mozarteums Salzburg — Im Schauspielhaus am Einsame Menschen Im Herbst/Winter 2017 Gustaf-Gründgens-Platz von Gerhart Hauptmann Premiere im März 2018 Weiterhin im Spielplan Auerhaus von Bov Bjerg — Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!) von Elfriede Jelinek — — Adams Welt von Gregory Caers und Ensemble — Café Casablanca: Everybody Comes to Stay! Das Versprechen von Friedrich Dürrenmatt — Der Idiot von Fjodor M. Dostojewskij — Der Revisor von Nikolai Gogol — von andcompany&Co. — Der Junge mit dem Koffer von Mike Kenny — Die besseren Wälder von Martin Der Sandmann von E. T. A. Hoffmann — Die dritte Haut :: Der Fall Simon Ein Projekt von Bernhard Mikeska, Lothar Kitt- Baltscheit — Mr. Handicap von Thilo Reffert — Natives von Glenn Waldron — Odyssee nach Homer — Unterm stein und Alexandra Althoff — Farm der Tiere von George Orwell — Faust (to go) von Johann Wolfgang von Goethe — Kindergarten von Eirik Fauske Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2) von Rimini Protokoll — Heart of Gold Ein Liederabend des Ensembles über die Liebe und das Geld — Heisenberg von Simon Stephens — Herr Puntila und sein Knecht Matti von Bertolt Brecht — — Ein Sommernachtstraum Ein Verwirrspiel mit Düsseldorfer Jugendlichen nach William Shakespeare — Hexenjagd von Arthur Miller — In 80 Tagen um die Welt von Jules Verne — Medea von Euripides — Michael Maßlos schön Ein Abend über den eigenen Körper und die Blicke der anderen — Verlorene Lieder Ein musikalischer Abend über Kohlhaas von Heinrich von Kleist — Romeo und Julia von William Shakespeare — Terror von Ferdinand von Schirach — das Verschwinden und das Erinnern Unterwerfung von Michel Houellebecq — Willkommen لاهسو لاهأ Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz 6 7 D’haus — Spielzeit 2017/18 D’haus — Spielzeit 2017/18 und außerdem ... Theaterfeste seldorfer Schauspielhaus drei Vorträge zu Grund- Café Eden — Refugees satzfragen unserer Gesellschaft halten. are welcome here! Die neue Spielzeit startet — Am 5. und 26. November sowie am 17. Dezember mit gleich zwei Festen 2017 — Im Central, Große Bühne Der Montag für alle — Das Café Eden ist ein gastfreundlicher Ort der Große Spielzeiteröffnung am Samstag, dem 9. September im Central — Eine Woche vor NachtCentrale Verständigung, der gesellschaftlichen den ersten Premieren eröffnen wir die Spielzeit Debatten und der neugierigen Begeg- 2017/18 mit einem großen Fest für alle im Cent- Das Late-Night-Programm im Central nung mit Künsten und Kulturen. Es ral: Um 17 Uhr starten wir mit einem bunten Pro- bietet Kicker, Billard, Tischtennis, gramm für die ganze Familie, für kleine und große Im Dezember 2016 haben wir die NachtCent- Zuschauer. Alle sind eingeladen, an diesem Tag rale aus der Taufe gehoben. Fast jeden Freitag- Malen und Basteln, eine kleine Bi- hinter die Kulissen zu schauen und einen Einblick abend waren nach Vorstellungsende im Central bliothek, Beratung zu Wohn- und in die Werkstätten, den Fundus, die Requisite und auf der Brücke Late-Night-Formate zu sehen, Arbeitsmöglichkeiten in Düsseldorf. die Bühnentechnik zu bekommen. Parallel dazu die wir immer schon mal ausprobieren wollten. Man trifft sich zu Theater, Filmen, Le- präsentiert sich das gesamte Ensemble des Düssel- Die NachtCentrale ist der Ort für das Schnelle, sungen, Stadtführungen, Vorträgen, dorfer Schauspielhauses auf den vier Bühnen im das Improvisierte und spinöse Herz ens an- Central, auf der Brücke und auf einer Open-Air- gelegenheiten – mal albern und politisch; dre- Gesprächskreisen, Workshops, zur Bühne vor dem Haus mit Lesungen, Liedern und ckig und erhaben; gestümpert und brillant. Sprachförderung. Suppe, Tee und Brot Ausschnitten aus Inszenierungen. Ab 20 Uhr be- Poesie, Performance, Prosa, Party. Wir laden ein sind immer kostenlos. Das neue Team ginnt die große Saisonvorschau, in der Ensemble, zu Gameshows, Soundcollagen, szenischen Skiz- an der »Cafébar« freut sich auf Sie! Regisseure, Autoren und Gäste den kommenden zen, Lesungen, Livekonzerten oder irgendetwas Spielplan vorstellen. Danach feiern wir gemein- dazwischen. Es wird gesprochen, gelesen, gesun- Ausgewählte Veranstaltungen fin- sam mit Ihnen bis in die Morgenstunden mit Kon- gen, getanzt, gehüpft bis zur Erschöpfung, und den wiederkehrend statt: So lädt zerten und großer Tanzparty. manchmal schreiten Dragqueens die Brücke auf das Bürger-Dinner mit Drei-Gän- und ab. ge-Menü und kurzen Impulsen ein Welcome-Sommerparty am Montag, dem zu anregenden Tischgesprächen. Bei 11. September im Café Eden — Das Café Eden öffnet seine Pforten nach der Sommerpause und Future (t)here Jazz in Eden jammen Musiker der feiert die Saisoneröffnung mit einem Fest in der Jazz-Schmiede Düsseldorf mit Mu- Münsterstraße 446, der Hauptspielstätte des Jun- Youth Conference on Radicalization sikern aus aller Welt, und die Open gen Schauspiels. Wir sagen »Welcome!« – um- — Mumbai – Düsseldorf 2017/18 Stage bietet eine Bühne für Talente sonst und im Freien! Ab 15 Uhr gibt es spannende Spiele und Wettkämpfe, eine Livekapelle sorgt für Das internationale Forschungslabor »Future aus Musik, Akrobatik, Poetry-Slam Unterhaltung, und um 19 Uhr präsentieren wir (t)here« geht in die nächste Runde. Unter dem und Tanz! — Der Eintritt ist frei. auf der Bühne des Jungen Schauspiels musikali- Motto »Begegnung, Austausch und Perspektiv- sche Highlights und Szenen aus den Inszenierun- wechsel« forschen Jugendliche aus der ganzen Zusammen mit dem Projekt »Garten gen der neuen Spielzeit. Welt gemeinsam zu globalen gesellschaftlichen Eden« erhielt Café Eden den Integra- Themen. Nach dem fulminanten Start in Mumbai tionspreis der Stadt Düsseldorf 2016. zum Thema »Nachhaltigkeit« im November 2016 Düsseldorfer Reden 2018 findet die künstlerisch-theatrale Jugendkonfe- renz 2018 nun in Düsseldorf statt. Angelehnt an Ein Gemeinschaftsprojekt von Düs- Wir präsentieren Gedanken zur Zeit die diesjährige Eröffnungspremiere des Jungen seldorfer Schauspielhaus, Jungem Schauspiels, die Uraufführung »Paradies« von Schauspiel und Bürgerbühne sowie Mit großem Erfolg wurden die Düsseldorfer Re- Lutz Hübner und Sarah Nemitz, gehen indische den in der vergangenen Spielzeit initiiert. Zu Gast und deutsche Schülerinnen und Schüler dem Eine Welt Forum Düsseldorf, zakk bei der ersten Ausgabe waren Heinz Bude, Margot Phänomen der Radikalisierung auf den Grund. – Zentrum für Aktion, Kultur und Käßmann, Sascha Lobo und Marcel Beyer. An Gemeinsam mit Theatermacherinnen und Thea- Kommunikation, Hedwig und Robert den stets ausverkauften Sonntagvormittagen war termachern, Expertinnen und Experten beider Samuel-Stiftung — Koordination: das große Bedürfnis des Düsseldorfer Publikums Länder werden die Jugendlichen in mehrtägigen Günter Kömmet — Tel: 0211. 85 23- abzulesen, sich mit Fragestellungen der Zeit aus- Workshops eigenständig Strategien für eine klare einanderzusetzen. Ihre Fortsetzung findet die Haltung und eine bessere Zukunft entwickeln. 777 — E-Mail: guenter.koemmet@ Redenreihe nun zwischen Januar und Mai 2018. — In Kooperation mit dem Goethe-Institut Max duesseldorfer-schauspielhaus.de — ab In diesem Rahmen laden wir Persönlichkeiten Mueller Bhavan Mumbai und Futureperfect 11. September 2017 montags 15 bis 22 aus Kunst, Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft Weitere Informationen: Judith Weißenborn (Dra- Uhr, Münsterstraße 446 im Garten und ein, einmal im Monat am Sonntagvormittag we- maturgin) — Tel: 0211. 85 23-701 — E-Mail: judith. sentliche Themen der Gegenwart zu reflektieren. [email protected] im Theater — Von Januar bis Mai 2018, Sonntag, 11 Uhr — In Kooperation mit der Rheinischen Post Kooperation mit dem Mozarteum Salzburg Precht am Sonntag Die Schauspielklasse in Düsseldorf Matineen mit Richard David Precht Im Rahmen einer Kooperation mit dem Thomas Der in Düsseldorf lebende Richard David Precht Bernhard Institut der Universität Mozarteum zählt zu den bekanntesten Philosophen unserer Salzburg, dessen Leiterin die ehemalige Düssel- Zeit. Mit seiner ZDF-Sendung »Precht« sowie dorfer Intendantin Amélie Niermeyer ist, sind mit einer ganzen Reihe populärer Veröffentli- jedes Jahr Studierende des Absolventenjahrgangs chungen hat er in den vergangenen Jahren dazu zu Gast am Düsseldorfer Schauspielhaus. Sie wir- beigetragen, die Philosophie wieder stärker mit ken in Inszenierungen mit und sammeln dabei gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Themen an einem der größten Häuser Deutschlands erste zu verknüpfen. Dabei plädiert der wortgewaltige Berufserfahrungen. Als Teil dieser Kooperation und streitbare Autor durchaus für einen radikalen wird die Abschlussinszenierung des Jahrgangs in Paradigmenwechsel in Bereichen wie Wirtschaft der Regie von David Bösch »Der reizende Reigen« und Politik. Im Winter 2017/18 wird er am Düs- am Düsseldorfer Schauspielhaus zu sehen sein. 8 Cathleen Baumann 9 D’haus — Spielzeit 2017/18 D’haus — Spielzeit 2017/18 In der Stadt The Queen’s Men — Eine Shakespeare-Komödie Der Sturm — von William Shakespeare — von Peter Jordan — Regie: Peter Jordan und Leonhard Für Erwachsene und Kinder ab 9 Jahren — Regie: Koppelmann — Uraufführung am 16. September Liesbeth Coltof — Mit den Ensembles des Jungen 2017 — Im Theaterzelt an den Rheinterrassen Schauspiels und des Düsseldorfer Schauspielhauses — Premiere am 22. September 2017 — Im Theaterzelt Großbritannien steht am Beginn der Regentschaft Elisabeths I, und die an den Rheinterrassen Schauspieltruppe von Shaunessy Williams hat einen Haufen Sorgen: Der Protagonist hadert mit dem Monolog in »Hamlet zaudert«, Shaunessy selbst versucht seine Schaffenskrise im Alkohol zu ertränken, die Konkur- Dunkle Wolken brauen sich über dem Meer zusammen. Ein Donner lässt renz vom Cube-Theater droht ihnen den Rang abzulaufen und obendrein die königliche Flotte erzittern. Dann kommt er herangerollt: der Sturm. geht ihnen noch das Geld aus. Ein Patron fehlt. Wie gerne wären sie doch Zornig reißt er die Passagiere in die Fluten und spült sie auf eine Insel, die »Queen’s Men« statt der »Fabulous West Side Boys«! Aber auch die direkt in die Arme von Prospero. Ist der mächtige Zauberer etwa für den Queen hat Probleme: Sie ist wieder nur knapp einem Attentat entgangen, Sturm verantwortlich? der Papst hat sie exkommuniziert, und das House of Lords ist mehrheit- Einst war Prospero der Herzog von Mailand, er interessierte sich jedoch lich katholisch. Um mit ihrem Volk auf Tuchfühlung zu gehen, nimmt sie wenig für Politik. Vertieft in seine magischen Bücher sah er den Verrat sei- inkognito Kontakt zu den »West Side Boys« auf. Fatalerweise kriegen ihre nes Bruders Antonio nicht kommen. Vom Thron gestürzt musste Prospero Feinde Wind von diesem Unternehmen. Und so schaukelt sich, was als Riva- mit seiner Tochter Miranda auf jene Insel fliehen, die nun Schauplatz seines lität von Theaterleuten beginnt, zu einer wahnwitzigen Staatsaffäre hoch – Rachefeldzugs ist. Mithilfe von Ariel, dem Luftgeist, lässt er seine einstigen ausgetragen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, während ein kleiner Widersacher im Zustand zwischen Tag und Nacht auf der Insel umher- Junge namens William im Publikum sitzt und eifrig mitschreibt. irren. Alles verläuft nach Plan, bis Caliban, Prosperos Diener, sich mit den Schon länger kursiert in der Literaturwissenschaft die Spekulation, Gestrandeten verbündet, um den Aufstand gegen seinen Herrn zu proben. Shakespeare sei gar nicht der Autor seiner Werke, sondern wahlweise sein Obendrein verliebt sich Prosperos Tochter Miranda ausgerechnet in Fer- Rivale Christopher Marlowe oder ein fast vergessener Adliger oder doch dinand, den Königssohn aus Neapel, der ebenfalls zu den Schiffbrüchigen jemand ganz anderer. In seiner Komödie »The Queen’s Men« mischt sich zählt. Da beginnt Prospero, an seinem eigenen Verwirrspiel zu zweifeln – Peter Jordan nun mit einer ganz eigenen These in diese Diskussion ein. In- soll er seinen Feinden Frieden schenken? szenieren wird Jordan wieder gemeinsam mit Leonhard Koppelmann, mit Die niederländische Regisseurin Liesbeth Coltof inszeniert Shakes- dem er in der letzten Spielzeit bereits »In 80 Tagen um die Welt« auf die peares Romanze als Theaterspektakel für die ganze Familie. Mit zauber- Bühne des Theaterzelts gebracht hat. haften Bildern und viel Humor untersucht sie die Mechanismen von Macht, — Eine Szene zur Entstehung des Stücks lesen Sie auf Seite 40 Liebe und Vergebung. — Auf Seite 43 lesen Sie ein Interview mit Liesbeth Coltof Peter Jordan arbeitete als Schauspieler am Thalia Theater Hamburg und am Deutschen Theater Berlin und wirkte zudem in zahlreichen Film- und Fernseh- Liesbeth Coltof inszeniert seit über 25 Jahren für Kinder, Jugendliche und Er- produktionen mit. Leonhard Koppelmann studierte Theaterregie in Hamburg und wachsene, ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. 2014 erhielt sie den hat bisher über zweihundert Hörspiele inszeniert, die mehrfach ausgezeichnet Ehrenpreis »ASSITEJ Award for Artistic Excellence«. Für ihre Düsseldorfer wurden. Als Regieduo sind Koppelmann und Jordan Spezialisten für musika- Inszenierung »Der Junge mit dem Koffer« wurde sie 2016 mit dem deutschen lisch-komödiantische Spektakel , die sie u. a. am Thalia Theater Hamburg sowie Thea terpreis »Der Faust« ausgezeichnet. am Staatsschauspiel Dresden inszenierten. Die Schneekönigin — Kinder- und Familienstück Nathan (to go) — von Gotthold Ephraim Lessing — nach dem Märchen von Hans Christian Andersen — Eine mobile Inszenierung — Regie: Robert Lehniger Für alle ab 6 Jahren — Regie: Kristo Šagor — — Premiere im Januar 2018 — Auf Ihre Einladung an Premiere am 12. November 2017 — Im Capitol in der vielen Orten in der Stadt Erkrather Straße — JUNGES SCHAUSPIEL Ende des 12. Jahrhunderts, zur Zeit des Dritten Kreuzzugs in Jerusalem. Sie sind die besten Freunde! Die Nachbarskinder Kay und Gerda verbringen Dem jüdischen Kaufmann Nathan ist vor vielen Jahren ein christliches Mäd- jede freie Minute miteinander. Im Sommer spielen sie stundenlang drau- chen anvertraut worden, das er als seine Tochter Recha aufzieht. Niemand ßen, und im Winter lauschen sie am warmen Ofen den Geschichten von der weiß davon, bis auf die Christin Daja, die in Nathans Haus lebt. Als Nathan schaurigen Schneekönigin, die die Großmutter erzählt. Doch eines Tages von einer Geschäftsreise zurückkehrt, erfährt er, dass sein Haus bis auf die durchzuckt Kay ein kalter Schmerz, Splitter eines Zauberspiegels haben ihn Grundmauern abgebrannt ist. Recha wäre um ein Haar in den Flammen getroffen. Ab diesem Moment scheint Kay verändert, kalt und schroff, ge- umgekommen, hätte sie nicht im letzten Moment ein junger Tempelherr rade so als wäre sein Herz aus Eis. Nichts kann ihn mehr erfreuen, und von gerettet. Dieser wiederum ist kurz davor vom muslimischen Herrscher nun an spielt er lieber ohne Gerda. Eines frostigen Wintertages bindet Kay Jerusalems, dem Sultan Saladin, begnadigt worden – als Einziger von zwanzig seinen Schlitten an eine vorbeifahrende Kutsche und saust aus dem Stadttor gefangenen Kreuzrittern. Saladin, der einen Kreditgeber für seine leeren hinaus. Zu spät bemerkt er, dass es die Schneekönigin ist, die ihn mit sich Kassen braucht, lässt Nathan zu sich holen und will ihn mit der Frage prü- fortzieht. Gebannt durch ihren bitterkalten Kuss folgt Kay der Schneekö- fen, welche der drei Religionen die beste sei. nigin willenlos in ihr eisiges Schloss und hat seine Freundin Gerda bald Der weise Nathan antwortet auf Saladins Frage mit der berühmten vergessen. Gerda aber vermisst Kay so schrecklich, dass sie sich auf die Ringparabel und der Aufforderung, dem eigenen Anspruch ohne Vorur- Suche macht. Mutig begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise, kämpft teile und durch Taten nachzueifern. Die Frage um die richtige Religion ist gegen verzauberte Schneeflocken und reitet auf Rentieren durch funkelnde wieder zu einer aktuellen und aggressiv geführten Diskussion geworden, Polarnächte. Wird es Gerda gelingen, Kay zu finden und ihn mit der Kraft und auch heute kann man sich in dieser Auseinandersetzung nicht genug ihrer Liebe aus den Fängen der Schneekönigin zu befreien? auf Toleranz und Menschlichkeit besinnen. — Auf Seite 62 schreibt Regisseur Kristo Šagor über seine Lesart von Andersens Robert Lehniger inszenierte in der vergangenen Spielzeit »Faust (to Märchen go)«, die Inszenierung ist seither an vielen Orten in der Stadt zu Gast. Mit Lessings Drama begibt sich das Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhau- Kristo Šagor, geb. 1976, ist Autor und Regisseur. Er schreibt und inszeniert für ses erneut auf die Reise durch die Stadt und die Region. Erwachsene, Jugendliche und Kinder, zuletzt u. a. am Theater Magdeburg, am — Ralph Zinnikus über Lessings Lehrstück — Seite 75 Jungen Ensemble Stuttgart, am Schauspielhaus Bochum, am Staatsschauspiel Dresden sowie am Deutschen Theater in Berlin. Seine Stücke und Regiearbeiten wurden zu Festivals eingeladen und mit Preisen ausgezeichnet. Für seine Insze- Robert Lehniger, geb. 1974, ist Regisseur und Videokünstler. In seinen Inszenie- nierung »Törleß« am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg erhielt er 2008 den rungen spielt er mit den Formen des medialen Erzählens an der Schnittstelle von deutschen Theaterpreis »Der Faust«. Theater und Film. Lehniger arbeitete u. a. am Schauspielhaus Zürich, am Schau- spiel Frankfurt, an den Münchner Kammerspielen, an der Volksbühne Berlin, am Burgtheater Wien und an der Deutschen Oper Berlin. Seine Dresdner Inszenie- rung von Fassbinders »Katzelmacher« war 2015 beim Theatertreffen der Jugend in Berlin zu sehen. 10 Christian Erdmann 11 D’haus — Spielzeit 2017/18 D’haus — Spielzeit 2017/18 — Die Premieren in der Stadt Lazarus — Musical von David Bowie und Enda Walsh Schütz/Göttliche Komödie — Ein Projekt von — Regie: Matthias Hartmann — Deutschsprachige Johannes Schütz am Hauptbahnhof nach Dante Alighieri Erstaufführung im Februar 2018 — Im Schauspielhaus — Premiere im Sommer 2018 — In der Stadt am Gustaf-Gründgens-Platz Es ist der Höhepunkt der italienischen Renaissanceliteratur, als Dante David Bowies letzter musikalischer Gruß thematisiert das ewige Leben. Alighieri sich 1306 anschickt, die Hölle abzuschreiten – mit den Mitteln Gemeinsam mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh schrieb Bowie das der Dichtung in seiner »Göttlichen Komödie«. Als Autor-Ich lässt er sich Musiktheaterstück »Lazarus«, das kurz vor seinem Tod in New York ur- vom antiken Dichter Vergil bei der Hand nehmen, und gemeinsam steigen aufgeführt wurde. sie hinab, um durch die Hölle und das Fegefeuer schließlich doch wieder »Lazarus« knüpft an eine Geschichte an, in der Bowie einst eine Haupt- hinauf ins Paradies zu gelangen. rolle spielte: Als Thomas Jerome Newton war er »Der Mann, der vom Him- Unterwegs begegnen den beiden Wanderern im Höllensumpf alle Aus- mel fiel« im gleichnamigen Film von Nicolas Roeg aus dem Jahr 1976. Der prägungen menschlicher Schlechtigkeit. Dantes »Göttliche Komödie« ist Außerirdische Newton war auf der Erde gelandet, auf der Suche nach ein epochales Werk über die Schöpfung und ihre Abgründe, ist ein Kom- Wasser für seinen Heimatplaneten. Er verliebte sich, plante seine Rück- mentar alles Menschlichen. kehr – aber zerbrach schließlich an der Kälte der menschlichen Zivilisation. Der Bühnenbildner Johannes Schütz wird nach Motiven von Dante im Seither lebt er unter uns, als gewöhnlicher Erdenbewohner. Er wird von Sommer 2018 die Gegend um den Düsseldorfer Hauptbahnhof bespielen. seinen Dämonen gejagt, die er mit Gin verscheucht, und von einer vergan- Die Stadt wird zur Bühne – Wohnungen, Parkhäuser und Dönerbuden, genen Liebe gequält. Seine Unsterblichkeit peinigt ihn, und er sehnt sich Brachen, Bürgersteige und Spielhallen. All die dunklen Orte und verschat- nach Erlösung. Als eine weitere verlorene Seele in sein Leben tritt, schöpft teten Ecken zwischen Worringer Platz und Konrad-Adenauer-Platz können Newton Hoffnung: Könnte sie ihm dabei helfen, seine lang ersehnte Reise Stationen von Dantes und Vergils Höllengang werden. anzutreten? — Gedanken von Johannes Schütz über die Abschaffung des Bühnenbildes »Lazarus« versammelt Bowie-Klassiker wie »The Man Who Sold the — Seite 91 World«, »Absolute Beginners«, »Heroes« oder »This Is Not America«. Es ist eine Seltsamkeit, ein Stück mit einem Geheimnis, eine verrätselte Me- Johannes Schütz zählt seit Jahrzehnten zu den prägenden Bühnenbildnern. In Düsseldorf kennt man seine Bühnenbilder für die Inszenierungen von Jürgen ditation über den Tod als ungelebtes Leben. Gosch und Matthias Hartmann (»Michael Kohlhaas«, »Der Idiot«, beide sind seit — Auf Seite 80 lesen Sie einen Essay des Bowie-Biografen Tobias Rüther der vergangenen Spielzeit zu sehen). Seit 2010 ist Johannes Schütz Professor für Bühnenbild an der Kunstakademie Düsseldorf. Regie führt Matthias Hartmann, der als Intendant das Bochumer Schauspiel- haus, das Schauspielhaus Zürich und das Wiener Burgtheater leitete. Auf dem Spielplan des Düsseldorfer Schauspielhauses stehen bereits seine Inszenierun- gen von Dostojewskijs »Der Idiot« und Kleists »Michael Kohlhaas«. 12 Tabea Bettin 13 D’haus — Spielzeit 2017/18 — Die Premieren in der Stadt D’haus — Spielzeit 2017/18 Central — Große Bühne Die Orestie — Tragödie von Aischylos — Regie: Fabian oder Der Gang vor die Hunde — nach dem Konsens — von Nina Raine — Regie: Lore Stefanek Der Kaufmann von Venedig — von William Simon Solberg — Premiere am 14. September 2017 Roman von Erich Kästner — Regie: Bernadette — Deutschsprachige Erstaufführung im Januar 2018 Shakespeare — Regie: Roger Vontobel — Premiere Sonnenbichler — Premiere am 14. Oktober 2017 im Februar 2018 »Die Orestie« des Aischylos markiert einen historischen Punkt in der Zivi- Zwei befreundete Anwälte finden sich auf unterschiedlichen Seiten eines lisationsgeschichte der Menschheit – ihre Fabel von Mord und Gegenmord »Fabian« ist kein Kinderbuch. Vielmehr zeichnet der Debütroman des Vergewaltigungsprozesses wieder. Matt als Kläger, Edward als Verteidiger. Antonio ist Kaufmann in Venedig und macht Schulden, um seinen Freund erzählt davon, wie die Götter das Recht in die Hände der Menschen geben. jungen Erich Kästner das literarische Porträt eines enthemmten Berlin am Das mutmaßliche Opfer, Gayle, kommt aus der Unterschicht. Doch je länger Bassanio bei der aufwändigen Brautwerbung um Portia, eine junge Ad- Ihr Dichter Aischylos erlebte in seiner Jugend den Untergang der Tyrannis Vorabend von Hitlers Machtergreifung – ein Großstadtroman, der sich in- Gayles zerstörtes Leben vor Gericht verhandelt wird, desto mehr geraten lige, zu unterstützen. Er leiht bei Shylock, dem jüdischen Wucherer, der und die Geburt der Demokratie in Griechenland. Dieser zivilisatorische nerhalb weniger Monate mehr als dreißigtausendmal verkaufte. Erzählt auch die Leben von Matt und Ed aus den Fugen. Edward hat über seine Venedigs dekadenter Gesellschaft regelmäßig dringend notwendige Kredite Bruch ist Thema der »Orestie«. Sie erzählt die Geschichte Agamemnons, wird die Geschichte des Jakob Fabian, eines promovierten Germanisten und Berufsjahre jede Empathie für die Opfer, die er vor Gericht trifft, verloren. gibt, sonst aber öffentlich verachtet wird. Aus Rache für die ständigen De- der nach Troja in den Krieg zieht und auf dem Weg dorthin seine Tochter arbeitslosen Werbetexters, der Anfang der 1930er-Jahre das Berliner Nacht- Seine Frau Kitty verzweifelt an seiner Kälte und fängt eine Affäre mit Matt mütigungen verzichtet Shylock beim Handel mit Antonio auf die Zinsen; Iphigenie den Göttern zum Opfer bringt. Als er zehn Jahre später heim- leben erkundet: den ständigen Rausch, die Welt der Bordelle, der Künstler- an, um ihren Mann etwas spüren zu lassen und Rache zu nehmen für ein Antonio haftet stattdessen bei fehlender Rückzahlung mit »einem Pfund kehrt, wird er von seiner Frau Klytaimnestra und ihrem Geliebten Aigisthos ateliers und der illegalen Kneipen. Hier wird getrunken, gelebt und geliebt, Verhältnis, das er vor fünf Jahren hatte. Perfide Sprachspiele vor Gericht, Fleisch« aus seinem Körper. Was als scheinbar böser Scherz seinen Anfang erschlagen. Die Figuren der Orestie sind dem Gesetz der Blutrache unter- als gäbe es kein Morgen. Fabian, der sich in der Position des distanzierten perfide Sprachspiele im Privatleben. Enge Freunde nehmen sich gegensei- nimmt, wandelt sich im Laufe des Stückes zu blutigem Ernst, denn Antonio worfen – und so rächt nun seinerseits Orest, der Sohn Agamemnons, in Beobachters wähnt, taumelt von einer Katastrophe in die nächste. Er erlebt tig ins Kreuzverhör. Als Gayle ihren Prozess verliert, obwohl sie wirklich verliert bei einem Schiffsunglück einen Großteil seines Vermögens – und göttlichem Auftrag gemeinsam mit seiner Schwester Elektra den Mord an die süße, doch enttäuschende Liebe zu einer angehenden Schauspielerin, vergewaltigt wurde, findet sie Edwards Privatadresse heraus, steht plötz- zum Entsetzen aller besteht Shylock darauf, dass der Vertrag um den Preis seinem Vater. Als Folge des Rachemords aber wird Orest von den Erinny- den erbitterten Kampf zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, lich vor seiner Tür und stellt ihn zur Rede für das, was man ihr vor Gericht eines Menschenlebens eingehalten wird. en, den Rachegeistern, verfolgt. Dem Wahnsinn nahe sucht er sein Heil in den Freitod seines idealistischen Freundes und am Ende – nun ja – das Ende. angetan hat. Wahrheit, Gerechtigkeit, die eigenen Gefühle, das Vertrauen »Der Kaufmann von Venedig« stellt die Frage danach, wieviel eine Ge- der Flucht – doch vergeblich. Den Konflikt löst schließlich Pallas Athene, Als Kästners Roman im Jahr 1931 erschien, waren es die großzügi- in die Sprache als Mittel der Kommunikation – alles ist auf dem Prüfstand. sellschaft sich zu hinterfragen in der Lage und bereit ist. Wer gehört zu uns? die Göttin der Vernunft. Sie setzt in Athen ein menschliches Weltgericht gen, überraschend sachlich geschilderten Sexszenen, welche die Hei- »Konsens« arbeitet sich schmerzvoll an diesen Themen ab, mit bitterbösem Und wer nicht und warum? Wieviel des vermeintlich Fremden hält man ein, den Areopag, und schafft eine neue Weltordnung: Das alte Gesetz der terkeit der Käufer und den Zorn der Nationalsozialisten auslösten. Humor. aus, wieviel Provokation? Wieviel Differenz muss möglich sein, wo verläuft Familien- und Blutrache weicht der Demokratie. Die Orestie ist die einzige Heute darf »Fabian« als selbstironisches Zeugnis einer ziemlich ver- Bereits das erste Stück der Autorin und Regisseurin Nina Raine, »Rab- die Grenze zwischen Ressentiment und offenem Vorurteil? Und wie kurz erhaltene antike griechische Trilogie, sie wurde im Jahr 458 vor unserer wirrten, ihrem Ende entgegentanzenden Epoche gelten. Als Plädoyer bits«, erzielte 2006 große Aufmerksamkeit. 2010 folgte ihr zweites Stück, ist der Weg von dort zum offenen Hass? Zeitrechnung in Athen uraufgeführt und zählt zu den bedeutendsten Dra- für mehr Vernunft in Zeiten höchster Unvernunft. Vor allem aber – laut »Tribes«, das mehrere Auszeichnungen erhielt und u. a. in Deutschland, — Einen Essay des Historikers Per Leo über Shakespeares umstrittenstes Stück men der Weltliteratur. Kästner – als Warnung für diejenigen Zeitgenossen, die, »störrisch wie den USA, Lateinamerika und Australien aufgeführt wurde. finden Sie auf Seite 83 — Ein Interview mit Gerhart Baum über die Krise der Demokratie lesen Sie Esel, rückwärts laufen, einem klaffenden Abgrund entgegen«. — Mithu Melanie Sanyal denkt über Respekt und emotionale Grenzen nach auf Seite 37 — Der Journalist Tobias Haberl holt »Fabian« ins Heute — Seite 53 — Seite 78 Roger Vontobel, geb. 1977, ist dem Düsseldorfer Schauspielhaus als Haus- regisseur verbunden und inszenierte hier bereits »Gilgamesh« und »Medea« von Euripides. Vontobel studierte Regie in Los Angeles und Hamburg und zählt heu- Simon Solberg, geb. 1979, war Hausregisseur am Nationaltheater Mannheim Bernadette Sonnenbichler, geb. 1982, studierte Regie am Max Reinhardt Se- Lore Stefanek absolvierte ihre Ausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien. te zu den meistbeachteten Regisseuren der mittleren Generation. Er inszenier- und in der Spielzeit 2012/13 Hausregisseur und Co-Schauspielleiter am Thea- minar in Wien. Seit 2008 ist sie als freischaffende Regisseurin tätig, u. a. am Seit 1984 arbeitet sie als freie Schauspielerin und Regisseurin, u. a. am Theater te in den vergangenen Jahren an Opernhäusern und Theatern in Berlin, Ham- ter Basel. Er inszenierte u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Deutschen Theater Berliner Ensemble, am Schauspielhaus Graz, am Schauspielhaus Wien, am Oberhausen, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Deutschen Schauspielhaus in burg, Frankfurt am Main, Bochum, Dresden, Paris und Kopenhagen. 2010 wur- Berlin, am Schauspiel Köln und am Staatsschauspiel Dresden. In Düsseldorf Residenztheater München, am Theater Aachen, am Theater Heidelberg und am Hamburg, an der Berliner Schaubühne. Zudem war sie Professorin an der Hoch- de seine Dresdner Inszenierung von Schillers »Don Carlos« mit dem Theaterpreis stellte er sich in der vergangenen Saison erstmals mit seiner Inszenierung von Schauspiel Frankfurt. Darüber hinaus zeichnet sie für zahlreiche preisgekrönte schule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin. Von 2009 bis 2011 war sie »Der Faust« ausgezeichnet. Kleists »Das Käthchen von Heilbronn« vor. Hörbücher und Hörspiele verantwortlich. Seit der Spielzeit 2016/17 ist Sonnen- als Schauspielerin am Staatsschauspiel Dresden engagiert. Am Düsseldorfer bichler dem Düsseldorfer Schauspielhaus als Hausregisseurin verbunden, wo Schauspielhaus inszenierte sie in der Spielzeit 2016/17 »Heisenberg« von Simon sie bereits Shakespeares »Romeo und Julia« inszenierte. Stephens mit Caroline Peters und Burghart Klaußner. Die Dreigroschenoper — von Bertolt Brecht mit Stützen der Gesellschaft — von Henrik Ibsen — Caligula — von Albert Camus — Regie: Sebastian Tartuffe oder Der Betrüger — Komödie von Musik von Kurt Weill — Regie: Andreas Kriegenburg Regie: Tilmann Köhler — Premiere am 9. Dezember Baumgarten — Premiere im März 2018 Molière — Regie: Robert Gerloff — Premiere im — Premiere am 11. November 2017 2017 April 2018 Was passiert eigentlich, wenn man sie ernst nimmt, diese sogenannte Phi- Bertolt Brechts »Dreigroschenoper« mit der Musik von Kurt Weill ist und Karsten Bernick ist der reichste und mächtigste Mann der Stadt. Er ist po- losophie? Mit 25 Jahren, ungefähr im gleichen Alter wie seine Hauptfigur, Tartuffe hat es geschafft, dem wohlhabenden Pariser Bürger Orgon den bleibt ein Welthit. Sei es die Moritat von Mackie Messer oder das Lied der litisch aktiv, gesellschaftlich angesehen und sozial engagiert. Als Werftbe- verfasste der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus sein Kopf zu verdrehen. Und zwar gründlich. Der begabte Verführungs- und Seeräuber-Jenny, die Songs von 1928 wirken als Gassenhauer, auch wenn das sitzer ist er der größte Arbeitgeber am Platz, und mit Frau und Sohn gilt erstes großes Bühnenstück: »Caligula« – die beispiellose Allmachtsfanta- Verstellungskünstler macht sich bei seinem ahnungslosen Opfer unent- Wort selbst längst aus der Mode gekommen ist. Die Entlarvung bürgerlicher er als Vorzeigefamilie des Ortes. Während seine Frau literarische Salons sie eines jungen Nihilisten. Die Geschichte des römischen Kaisers Gaius behrlich, indem er vorgibt, dessen Defizit an Lebenssinn durch Religion Heuchelei, die Brecht vorschwebte, gerät dabei schnell zur Nebensache. zur moralischen Erbauung abhält, macht er im Hinterzimmer seiner Villa Caesar Augustus Germanicus, genannt Caligula, beginnt mit dem plötz- zu füllen. Mit dem hypnotischen Charisma eines Sektenführers dringt Tar- Immerhin, die »Dreigroschenoper« propagiert Verbrechen als Geschäfts- Geschäfte: Den geplanten Bau der Eisenbahn muss er ins Trockene brin- lichen Tod seiner Schwester und Geliebten. Ihr Verlust lässt den bis dahin tuffe zu den Geheimnissen und Leidenschaften Orgons und seiner Familie und Lebensmodell ganz selbstverständlich: Jonathan Peachum betreibt gen, ein Projekt, das der gesamten Kommune wirtschaftlichen Aufschwung allseits geschätzten Herrscher zu einer folgenschweren Erkenntnis gelan- vor. Bald werden dem Betrüger Haus und Besitz überschrieben. Die (zu- ein florierendes Monopol mit der Beratung und Ausstattung der Ärmsten bringen wird. Dafür braucht Konsul Bernick die Unterstützung aller Ge- gen: »Die Menschen sterben, und sie sind nicht glücklich.« Die Absurdität gegebenermaßen nicht ganz selbstlosen) Warnungen seiner Angehörigen und setzt auf das schlechte Gewissen der Menschen. Fünfzig Prozent der sellschaftsschichten, seinen unbescholtenen Namen und positive Presse. der menschlichen Existenz wird Caligula in ihrer vollen Härte bewusst. Da ignoriert das Familienoberhaupt. Als Orgon schließlich einwilligt, seine Einnahmen der Bettler gehen direkt an ihn. Gangsterboss Mackie Messer Gerüchte über dubiose Landkäufe im Vorfeld des Deals, die bei einem noch beginnt der mit schier unbegrenzter Macht ausgestattete Kaiser, gegen die Tochter Mariane mit Tartuffe zu vermählen, während dieser eine Affäre dagegen hat sich dem Rauben und Morden verschrieben und verbringt seine unbekannten Investor zusammenlaufen, kann er nicht gebrauchen. Auch Welt und gegen das Leben zu rebellieren. Des einen Frau macht er zur Hure, mit der Hausherrin zu beginnen sucht, schlagen die Wellen hoch. Zeit am liebsten im Bordell. »Die Verhältnisse, sie sind nicht so.« Brechts die Arbeiter, die Missstände auf seiner Werft anprangern, werden unter des anderen Kind tötet er, dem Dritten nimmt er den Vater, und alle Bürger »Glaube heißt Nicht-wissen-wollen, was wahr ist«, schreibt Friedrich Kapitalismuskritik gewinnt, indem sie diejenigen Leidenschaften mit ein- Druck gesetzt und zum Schweigen gebracht. Doch als seine Jugendliebe aus enterbt er zugunsten der Staatskasse. Caligula fordert Roms Eliten heraus. Nietzsche 1888 in »Der Antichrist«. Molière macht sich dieses Prinzip be- bezieht, die sich regelmäßig quer zu jeglichem Geschäftsgebaren stellen: Amerika zurückkommt und jetzt seine Vergangenheit zu enthüllen droht, Doch allein sein kluger Gegenspieler Cherea begreift, dass der Kaiser die reits 1664 zunutze. Die Uraufführung gerät zum Theaterskandal, was dem Mackie Messer heiratet Polly, die Tochter des Bettlerkönigs, und bricht da- bringt dies Bernicks gesamte Existenz in Gefahr. absolute Freiheit des Menschen provozieren will. Während rundherum sein Siegeszug von »Tartuffe« jedoch keinen Abbruch tut. Die Komödie erweist mit einen territorialen Auslöschungskampf vom Zaun. Die Frage ist nicht, Politische Seilschaften, persönliche Opfer und der Druck wirtschaftli- Sturz geplant wird, ist Caligula schon einen Schritt weiter: »Man kann nicht sich in ihrer Infragestellung einer Religion, die sich zur Diktatur entwickeln ob die Huren Mackie verraten, sondern wann und wie. cher Interessen – mit »Stützen der Gesellschaft« schreibt Ibsen im Jahr 1877 alles zerstören, ohne sich selbst zu zerstören.« Camus’ »Tragödie der Er- kann, als ebenso radikal wie revolutionär. Heute ist das »Phänomen Tar- — Regisseur Andreas Kriegenburg im Gespräch — Seite 61 das erste seiner großen Gesellschaftsdramen, in denen der norwegische kenntnis« bietet eine Steilvorlage, die Perversion politischer Macht heute tuffe« – leider – längst Alltag geworden. Dem Narzissmus des anderen mit Dichter Doppelmoral und Heuchelei, Lebenslügen und Selbstgerechtigkeit zu reflektieren, zugleich besticht sie durch die Schönheit der Konsequenz. allerlei schicken Sinnstiftungen zu schmeicheln ist akzeptiertes Stilmittel Andreas Kriegenburg, geb. 1963 in Magdeburg, gehört zu den renommiertesten anprangert. — Der Politologe Jan-Werner Müller über heutige Machtmenschen — Seite 87 eines jeden Karrieristen, und Opportunismus und Heuchelei sind selten Schauspiel- und Opernregisseuren. Er inszeniert an den großen Bühnen u. a. — Felicitas Zürcher über Krisenkommunikation — Seite 69 weit, wo man auf einen Erlöser hofft. in Berlin, München, Frankfurt am Main, Wien und Hamburg. Für Hebbels »Die Sebastian Baumgarten, geb. 1969 in Ostberlin, inszeniert als Schauspiel- und — Verena Mayer über Berater und Betrüger — Seite 92 Nibelungen« an den Münchner Kammerspielen erhielt er 2005 den »Nes troy«- Opernregisseur auf den großen Bühnen in Berlin, Hamburg, Zürich, Düsseldorf, Theaterpreis und den »3sat-Innovationspreis«. Dea Lohers »Das letzte Feuer« Tilmann Köhler, geb. 1979 in Weimar, studierte Schauspielregie an der Hoch- Frankfurt am Main, Köln, Stuttgart und Kopenhagen. 2011 eröffnete er mit Wag- am Hamburger Thalia Theater wurde 2008 mit dem Theaterpreis »Der Faust« schule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin und ging anschließend als ners »Tannhäuser« die einhundertsten Bayreuther Festspiele. 2013 wurde seine Robert Gerloff, geb. 1982, arbeitet als freier Regisseur. Inszenierungen entstan- ausgezeichnet. Insgesamt neun seiner Arbeiten wurden zum Berliner Theater- Hausregisseur ans Deutsche Nationaltheater Weimar. Von 2009 bis 2016 war Zürcher Inszenierung von Brechts »Die heilige Johanna der Schlachthöfe« zum den u. a. für das Residenztheater München, das Theater Neumarkt Zürich, das treffen eingeladen. 2009 wurde Andreas Kriegenburg von einer Jury der Fach- Köhler Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden. Weitere Arbeiten entstan- Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit 2013 leitet Baumgarten zudem den Schauspiel Essen, das Staatstheater Darmstadt, das Staatstheater Oldenburg, zeitschrift »Theater heute« zum Bühnenbildner des Jahres gekürt. den an Theatern in Berlin, Stuttgart, Frankfurt am Main und Hamburg. In der Studiengang Regie an der Bayerischen Theaterakademie »August Everding« das Theater Basel und das Volkstheater Wien. Am Düsseldorfer Schauspielhaus Spielzeit 2016/17 hat er in Düsseldorf »Das Versprechen« von Friedrich Dür- in München. inszenierte Gerloff bereits die Uraufführung von Bov Bjergs »Auerhaus«. renmatt auf die Bühne gebracht. 14 15 D’haus — Spielzeit 2017/18 — Die Premieren im Central — Große Bühne D’haus — Spielzeit 2017/18 — Die Premieren im Central — Große Bühne 1984 — nach dem Roman von George Orwell — Regie: Armin Petras — Eine Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart — Premiere im Mai 2018 Ein kalter Tag im April 1984. Die Uhren schlagen 13. Genosse 6079, Winston Smith, beschließt, einer spontanen Eingebung folgend, ein Tagebuch zu schreiben. Aber Vorsicht: »Big Brother is watching you!« – George Orwells »1984« entwirft die beängstigende Vision eines totalitären Überwachungs- staats. Die Menschen, ihre Handlungen, ihre Sprache und sogar ihre Ge- danken werden durch die herrschende »Partei« und deren geheimnisvollen Anführer, den »Großen Bruder«, kontrolliert. Wer im falschen Moment auch nur mit dem Finger zuckt, wird »vaporisiert«, so nennt sich die Liqui- dierung politischer Gegner in der Amtssprache »Neusprech«. Sein Seelen- leben und die wahre Geschichte seiner Zeit zu dokumentieren kommt für Winston einer Rebellion gleich. Zumal Genosse 6079 im »Ministerium für Wahrheit« arbeitet, wo sämtliches historische Dokumentationsmaterial der Parteilinie angepasst, also Geschichtsklitterung im großen Stil betrie- ben wird. Sensibilisiert durch sein heimliches Abweichlertum verliebt sich Winston in die ebenso abtrünnige Julia und wird in einem Strudel aus Flucht, Gefangennahme, Folter und Gehirnwäsche fortgerissen. Er dringt zu den Geheimnissen der Parteielite vor und erkennt die perfiden Funk- tionsmechanismen eines sich selbst erhaltenden Systems. — Armin Petras hat »1984« mit Blick auf unsere Zeit gelesen — Seite 96 Armin Petras, geb. 1964, ist Regisseur und Autor. Er leitete das Maxim Gorki Theater in Berlin und ist derzeit Intendant des Staatsschauspiels Stuttgart. Un- ter dem Pseudonym Fritz Kater verfasst Petras Theaterstücke, die unter seiner Regie zum Berliner Theatertreffen eingeladen und mit Preisen wie dem Mülhei- mer Dramatikerpreis, dem Friedrich-Luft-Preis und dem Else-Lasker-Schü- ler-Dramatikerpreis ausgezeichnet wurden. Auch als Bearbeiter von Film- und Romanstoffen gehört Armin Petras zu den gefragten zeitgenössischen Autoren. 16 Rainer Philippi 17 D’haus — Spielzeit 2017/18 — Die Premieren im Central — Große Bühne D’haus — Spielzeit 2017/18 Central — Kleine Bühne Ellbogen — nach dem Roman von Fatma Aydemir — Das kalte Herz — nach Wilhelm Hauff — Ein Regie: Jan Gehler — Uraufführung am 15. September Spiel um Ansehen, Gier und Ego — Regie: Christof 2017 Seeger- Zurmühlen — Premiere am 1. Oktober 2017 — Hazal Akgüdüz ist 17 und wohnt in Berlin-Wedding. Sie steckt in einer berufsvorbereitenden Maßnahme fest, jobbt in der Bäckerei ihres Onkels, Das Märchen von Wilhelm Hauff, entstanden 1827, erzählt die Geschichte spielt für ihre Eltern die brave türkische Tochter, soweit das geht, kifft und eines Unzufriedenen. Die Geschichte Peter Munks, der von ganz unten säuft aber lieber mit ihren Freunden und schmachtet über Skype Mehmet kommt und nach ganz oben will. Der als armer Kohlenbrenner auszieht, in Istanbul an. Ihre Eltern sind nie wirklich in Deutschland angekom- alles zu erringen, und sich sogar auf einen Pakt mit dem riesenhaften Hol- men, und mit ihrem kleinkriminellen Bruder hat sie nur Stress. An ihrem länder-Michel einlässt, der tief im dunklen Wald Herzen gegen Geld ein- 18. Geburtstag plant sie, mit ihren Freundinnen feiern zu gehen, obwohl die tauscht. Peter Munk ist keiner von uns, will man meinen – oder vielleicht Mutter es verboten hat. Hazals Reaktion: »Hallo? Menschenrechte?« Die gerade doch. Mutter: »Ich scheiß auf deine Menschenrechte. Jetzt steh auf und hol mir »Das kalte Herz« beschreibt, wie die Gier nach Geld eine Gesellschaft einen Çay.« Schließlich lässt ihre Mutter Hazal doch gehen, und der Abend verändert. Es ist der Versuch einer Antwort auf die Angst vor der Wirt- eskaliert. Und zwar so heftig, dass das Mädchen am Ende vor der Polizei schaftskrise. Es ist das Märchen eines Perspektivlosen, der sich nach ge- aus Deutschland fliehen muss, nach Istanbul – in die Stadt, die ihr Mehmet sellschaftlicher Anerkennung, Reichtum und Ruhm sehnt und dafür sein immer als Himmel auf Erden beschrieben hat. Doch das echte Istanbul und Herz verkauft. Es ist aber auch die Geschichte der Geldverehrer und der das ihrer Vorstellung haben nichts miteinander gemein. Geldvermehrer, der Karrieristen und der Skrupellosen. Und es ist die Ge- Mit »Ellbogen« hat die 31-jährige Journalistin Fatma Aydemir, die für schichte eines unerschütterlichen Romantikers, dessen Wünsche sich am die taz, Spex und das Missy Magazine schreibt, ein viel beachtetes Roman- Ende doch erfüllen. debüt vorgelegt. Brutal und empfindsam zugleich schildert sie die Ge- Fast zweihundert Jahre nach Wilhelm Hauff nutzt Regisseur Christof schichte einer postmigrantischen Jugend und eines Aufbruchs ins große Seeger-Zurmühlen das Kunstmärchen als Ausgangspunkt, um die Me- Ungewisse. chanismen der Klassengesellschaft zu untersuchen. Er sammelt reale Ge- — Dirk Knipphals über Fatma Aydemirs Debütroman — Seite 38 schichten von Aufstieg, Triumph und Absturz, um gemeinsam mit seinem Spieler ensemble die Frage zu ergründen: Wer ist eigentlich dieser Peter Jan Gehler, geb. 1983, studierte Szenische Künste an der Universität Hildes- Munk heute – und wie viele? heim und war von 2013 bis 2016 Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden. — Ein Gespräch mit Christof Seeger-Zurmühlen über die Arbeit der Bürger- Er inszenierte dort die Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs »Tschick«, die für den renommierten Theaterpreis »Der Faust« nominiert wurde. Weitere Arbeiten bühne finden Sie auf Seite 48 führten ihn u. a. an das Maxim Gorki Theater Berlin, an das Schauspielhaus Bo- chum und an das Thalia Theater Hamburg. Am Düsseldorfer Schauspielhaus in- Christof Seeger-Zurmühlen, geb. 1975, war von 2003 bis 2011 als Schauspieler szenierte er vergangene Spielzeit Brechts »Herr Puntila und sein Knecht Matti«. am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert. Seit 2008 arbeitet er zudem als Regisseur. 2014 übernahm Seeger-Zurmühlen für zwei Jahre die künstlerische Leitung des Jungen Schauspiels. Seit der Spielzeit 2016/17 leitet er die Bürger- bühne am Düsseldorfer Schauspielhaus. Nach der Probe — von Ingmar Bergman — Regie: Die Tage, die ich mit Gott verbrachte — Bernhard Mikeska — Premiere am 21. Oktober 2017 nach der Erzählung von Axel Hacke — Regie: Malte C. Lachmann — Uraufführung am 19. November 2017 Nach einer Theaterprobe bleibt Regisseur Henrik Vogler auf der Bühne zu- rück, um nachzudenken. Er wird von der Schauspielerin Anna gestört, die Wenn einer von einem fremden alten Mann von der Parkbank geschubst unter einem Vorwand in den leeren Saal zurückgekehrt ist. Schnell wird wird, auf die eine Sekunde später ein schwerer Glasglobus mit Metallfuß klar, dass sie vor allem seine Nähe sucht. Zwischen ihnen beginnt ein Streit- kracht, fängt er an, sich zu wundern. War das Absicht, dass der Alte ihn gespräch, das bei beiden alte Wunden aufreißt und in dem Anna den Hass gerettet hat? (Andernfalls wäre er ja tot gewesen, erschlagen von der Welt.) auf ihre verstorbene Mutter Rakel offenbart, die einst Voglers Geliebte war. Und wer ist der Mann mit dem grauen Mantel, der jetzt dauernd auftaucht Kurz darauf erscheint Rakel tatsächlich im dunklen Saal und verwickelt und Nähe sucht, ganz allgemein zu den Menschen, zum Erzähler aber im ihrerseits Vogler in ein Gespräch. In einer Verquickung von Realität und Besonderen? Er zieht in Hauswänden Schubladen auf, die vorher nicht da Fantasie spricht Vogler mit den Frauen über die Liebe, die Freundschaft waren und in denen sich Welten verstecken, von denen auch niemand eine und das Theater. Ahnung hatte. Er lässt die steinernen Löwen vor der Feldherrnhalle durch 2007 starb Ingmar Bergman, der als Autor und Regisseur über Jahr- Reifen springen und dirigiert kleine Regenwolken bei heiterstem Himmel zehnte weltweit faszinierte und 1997 in Cannes als »Bester Regisseur aller herbei – und das ist alles nur der Anfang einer so großartigen wie verspon- Zeiten« geehrt wurde. Bergman widmete sich den großen Themen, den nenen Geschichte voll seltsamster Ereignisse. Dieser melancholische Alte, existenziellen Fragen nach dem Tod, der Suche nach einem Gott und dem der gerne ein Glas Champagner trinkt: Ist das Gott, der die Einsamkeit des Kampf um zwischenmenschliche Beziehungen. Auch in »Nach der Probe« Universums satthat? Gott: ein Spieler, ein Künstler, ein reuiger Mann? In macht er aus dem kleinen, intimen Blick hinter die Kulissen des Theaters diesem Fall gibt es einiges zu besprechen. Und zu bestaunen in den Tagen ein berührendes Werk über das Altern eines Künstlers. mit Gott. — Der Journalist Sascha Westphal stellt Bernhard Mikeska in einem Porträt Axel Hacke zählt zu den beliebtesten Autoren Deutschlands. Einer brei- vor — Seite 55 ten Leserschaft ist er bekannt durch seine Kolumnen in der Süddeutschen Zeitung, für deren Magazin er seit Langem wöchentlich schreibt. Seine Der Regisseur Bernhard Mikeska ist bekannt für seine Installationen, die er mit Bücher wie »Der kleine Erziehungsberater« und »Der weiße Neger Wum- seiner Gruppe RAUM+ZEIT (mit der Dramaturgin Alexandra Althoff und dem baba« wurden Bestseller. Autor Kothar Kittstein) entwickelt. In ihnen bewegt man sich mal durch den öf- fentlichen Raum, mal in fiktiven Bühnenräumen oder durch mehr oder weniger — Der Düsseldorfer Pfarrer Lars Schütt über Begegnungen mit Gott — Seite 66 reale Wohnungen. Ein Beispiel dafür ist seine Düsseldorfer Inszenierung »Die dritte Haut :: Der Fall Simon«. Zum anderen inszeniert er aber auch in Thea- Malte C. Lachmann, geb. 1989, studierte an der Hochschule für Musik und terräumen, um bestehende Texte der Dramenliteratur zum Leben zu erwecken, Thea ter München sowie an der Bayerischen Theater akademie »August Ever- wobei es ihm auch hier darum zu tun ist, Sehgewohnheiten, Haltungen und Ver- ding« Regie. 2013 wurde sein Projekt »Protokolle von Toulouse«, das die l etzten hältnisse zwischen Zuschauern und Schauspielern zu überprüfen und neu zu Gespräche des Attentäters Mohamed Merah verarbeitet, zum Festival Radikal justieren. Jung an das Münchner Volkstheater eingeladen. Er arbeitete u. a. am Thalia Theater Hamburg, am Schauspielhaus Bochum, am Staatstheater Hannover, am Nationaltheater Timişoara (Rumänien) und am Staatsschauspiel Dresden. In Düsseldorf stellte er sich erstmals mit seiner Inszenierung von Houellebecqs »Unterwerfung« vor. 18 Rosa Enskat und Christian Friedel 19 D’haus — Spielzeit 2017/18 D’haus — Spielzeit 2017/18 — Die Premieren im Central — Kleine Bühne
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