ebook img

Das Phänomen Krieg: Eine sozialwissenschaftliche Bestandsaufnahme PDF

581 Pages·2019·4.204 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Das Phänomen Krieg: Eine sozialwissenschaftliche Bestandsaufnahme

Ralph Rotte Das Phänomen Krieg Eine sozialwissenschaftliche Bestandsaufnahme Das Phänomen Krieg Ralph Rotte Das Phänomen Krieg Eine sozialwissenschaftliche Bestandsaufnahme Ralph Rotte Institut für Politische Wissenschaft RWTH Aachen University Aachen, Deutschland ISBN 978-3-531-15505-0 ISBN 978-3-531-94100-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-531-94100-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail- lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Verantwortlich im Verlag: Jan Treibel Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis 1 Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Das Phänomen Krieg und seine Ursachen ........................... 9 2.1 Definitionsversuche und Entwicklungstendenzen .................. 9 2.1.1 Grundprobleme ...................................... 9 2.1.2 Rechtliche Definitionen ................................ 11 2.1.3 Das schillernde Wesen des Krieges: Der Kriegsbegriff Carl von Clausewitz’ .................................. 13 2.1.4 Empirisch orientierte Definitionen ........................ 16 2.1.5 Empirische Entwicklungstrends bewaffneter Konflikte ........ 19 2.2 Theoretische Erklärungen des Phänomens Krieg .................. 24 2.2.1 Exemplarische Typologien .............................. 24 2.2.2 Die „Natur des Menschen“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.2.3 Entscheidungstheoretische Ansätze ....................... 34 2.2.4 Staat und politisch-gesellschaftliches System ............... 38 2.2.5 Die Struktur des internationalen Systems .................. 43 2.2.6 Kulturelle Faktoren ................................... 46 2.2.7 Formale Theorien und Modelle .......................... 53 2.3 Empirische Kriegsursachen ................................... 56 2.3.1 Methodische Grundprobleme der quantitativen Kriegsursachenforschung ............................... 56 2.3.2 Zentrale statistische Befunde zu den Determinanten zwischenstaatlicher Kriege .............................. 61 2.3.3 Zentrale statistische Befunde zu den Determinanten innerstaatlicher Kriege ................................. 63 2.3.4 Die empirische Rolle sozioökonomischer Verteilungskonflikte und politischer Instabilität ............. 66 V VI Inhaltsverzeichnis 3 Der Krieg in den Sozialwissenschaften .............................. 69 3.1 Die sozialwissenschaftliche Befassung mit dem Krieg .............. 69 3.1.1 Krieg als Thema von Politikwissenschaft und Soziologie ...... 69 3.1.2 Der Versuch einer eigenständigen Polemologie .............. 72 3.2 Krieg in den theoretischen Grundströmungen der Internationalen Beziehungen .................................. 74 3.2.1 Idealtypische traditionelle „Schulen“ der Internationalen Theorie ................................ 74 3.2.2 Die Rolle des Krieges .................................. 77 3.3 Die Perspektive der Friedens- und Konfliktforschung ............... 79 3.3.1 Das Grundanliegen der Friedensforschung ................. 79 3.3.2 Resultierende Argumentationsmuster und theoretische Zugriffe .................................. 82 3.3.3 Die Quintessenz des Wegs zum Frieden: Das „zivilisatorische Hexagon“ .......................... 84 3.3.4 Theoretische Konfliktlinien zwischen Friedensforschung und realistisch geprägten Perspektiven internationaler Politik ....................... 85 3.4 Security Studies, War Studies und Strategic Studies ................ 88 3.4.1 Zentrale Perspektiven .................................. 88 3.4.2 Zum Strategiebegriff .................................. 96 3.4.3 Exkurs: Strategieentwicklung und strategische Planung ....... 100 4 Erscheinungsformen und Entwicklungstendenzen des Krieges .......... 105 4.1 Exemplarische Klassifikationsansätze ........................... 105 4.1.1 Der COW-Ansatz ..................................... 105 4.1.2 Die Kriegsklassifikation nach Sven Chojnacki .............. 106 4.1.3 Der Ansatz Kalevi Holstis .............................. 107 4.1.4 Der prozessorientierte Ansatz John Vasquez’ für zwischenstaatliche Kriege .............................. 108 4.1.5 Nation-Building als Klassifikationsbasis ................... 109 4.1.6 Normen- und ideenorientierte Ansätze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 4.2 Epochengliederungen und das Konzept der RMA .................. 112 4.2.1 Grobgliederungen ..................................... 112 4.2.2 Der Ansatz der „Revolution in Military Affairs“ (RMA) ....... 113 4.2.3 Historische RMAs .................................... 115 4.2.4 Das Generationen-Modell des Krieges .................... 117 4.3 Ein „western way of war“? ................................... 122 4.3.1 Besonderheiten der „westlichen“ Kriegführung ............. 122 4.3.2 Die „Transformation“ als Ausdruck des „western way of war“ .................................. 124 4.3.3 Probleme: „Perfect War“ und „Postheroismus“ .............. 126 Inhaltsverzeichnis VII 4.4 „Neue Kriege“ und „hybride“ Konflikte ......................... 129 4.4.1 Die Vorstellung vom „neuen Krieg“ ....................... 129 4.4.2 Kritik der „neuen Kriege“ .............................. 130 4.4.3 Hybridkriege ........................................ 132 4.4.4 Exkurs: Wirkungsgrenzen der technologiegetriebenen Transformation ....................................... 135 4.5 Die Legitimität des Krieges im Wandel .......................... 139 4.5.1 Der Krieg in der vormodernen Welt ....................... 140 4.5.2 Das Konzept des „gerechten Krieges“ ..................... 144 4.5.3 Der Krieg als „natürliches Recht“ der Staaten ............... 145 4.5.4 Pazifistische Perspektiven .............................. 146 4.5.5 Position und Probleme des heutigen Völkerrechts ............ 148 4.5.6 Krieg und sozioökonomischer Fortschritt .................. 159 5 Besondere Erscheinungsbilder des Krieges .......................... 179 5.1 Nuklearkrieg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 5.1.1 Grundsätzliche Besonderheiten und Wirkungen ............. 179 5.1.2 Waffensysteme und Arsenale ............................ 180 5.1.3 Umfassender versus begrenzter Atomkrieg ................. 183 5.2 Seekrieg .................................................. 184 5.2.1 Besonderheiten des Kontextes Meer ...................... 184 5.2.2 „Command of the sea“: Der klassische Ansatz Mahans und Corbetts .................................. 186 5.2.3 Die Alternative des „guerre de course“: Die „Jeune Ecole“ .... 193 5.2.4 Das Beispiel der Tirpitzschen „Risikoflotte“ und ihres Scheiterns ........................................... 196 5.3 „Kleiner Krieg“ und Counterinsurgency ......................... 210 5.3.1 Begriffe und theoretische Ansätze ........................ 210 5.3.2 Guerilla als nationale Verteidigungsstrategie ................ 219 5.3.3 Grundprinzipien und Methoden der COIN ................. 233 5.3.4 Probleme und empirische Befunde ....................... 248 5.3.5 Historische Beispiele .................................. 261 6 Grenzformen des Krieges ......................................... 281 6.1 Wirtschaftskrieg ............................................ 281 6.1.1 Begriffe und Instrumente ............................... 281 6.1.2 Das Beispiel der britischen Wirtschaftskriegsplanung vor 1914 ............................................ 287 6.1.3 Neuere Entwicklungen und das Beispiel des Financial War gegen den Iran ........................... 290 VIII Inhaltsverzeichnis 6.2 Terrorismus als Krieg? ....................................... 293 6.2.1 Definitionsversuche ................................... 293 6.2.2 Ursachen und Strategien des Terrorismus .................. 297 6.2.3 Terrorismus an der Nahtstelle zwischen Kriminalität und Krieg ................................. 303 6.3 Cyberwar und information warfare ............................. 308 6.3.1 Begrifflichkeiten ...................................... 308 6.3.2 Ziele und Instrumente ................................. 321 6.3.3 Reaktionen .......................................... 327 6.3.4 Eine neue Art des Krieges? ............................. 333 7 Kriegsinitiierung ................................................ 337 7.1 Die politisch-strategische Entscheidung zum Krieg: Theorie und reale Friktionen .................................. 337 7.1.1 Modelltheoretisches Entscheidungsverhalten und Entscheidungssystem .................................. 337 7.1.2 Friktionen im rationalen Entscheidungsmodell .............. 339 7.2 Das Paradebeispiel des Sommers 1914 .......................... 346 7.2.1 Das Kriegsbild am Vorabend des Ersten Weltkriegs .......... 347 7.2.2 Wunschdenken und Fatalismus: Die deutsche Politik in der Juli-Krise 1914 ............................ 354 7.2.3 Offensivgeist und Realitätsferne: Die österreichisch-ungarische Militärstrategie im Sommerfeldzug 1914 .................. 373 8 Kriegsverhinderung ............................................. 381 8.1 Kriegsvermeidung durch Abschreckung ......................... 381 8.1.1 Abschreckungsbegriffe und -modelle ..................... 381 8.1.2 Abschreckung zur Kriegsverhinderung: Theoretische Bedingungen und Probleme .................. 386 8.1.3 „Kumulative Abschreckung“ ............................ 390 8.2 Nukleare Abschreckung: Das Beispiel des Kalten Krieges ........... 392 8.2.1 Entwicklungslinien und theoretische Probleme der nuklearen Abschreckung ............................... 392 8.2.2 Die Entwicklung der Nuklearstrategie der USA und der NATO ................................... 400 8.2.3 Die Nuklearstrategie der Sowjetunion ..................... 411 8.2.4 Kritik der nuklearen Abschreckung im Kalten Krieg ......... 415 8.2.5 Theoretische Weiterentwicklungen der 1980er Jahre ......... 418 8.2.6 Exkurs: Besonderheiten der nuklearen Abschreckung durch kleinere Atommächte ............................. 422 Inhaltsverzeichnis IX 8.3 Diplomatische Aspekte der Kriegsverhinderung ................... 434 8.3.1 Instrumente und Formen ............................... 434 8.3.2 Historische Beispiele zur diplomatischen Kriegsvermeidung im Großmachtkontext .................. 436 8.3.3 Die exemplarische Vermittlung des Heiligen Stuhls im Beagle-Kanal-Konflikt .............................. 448 9 Kriegsbeendigung ............................................... 455 9.1 Das Ende von Kriegen als Forschungsproblem .................... 455 9.1.1 Die nichttriviale Grundfrage ............................ 455 9.1.2 Theoretische Antworten: Bedingungen für die Beendigung von Kriegen ............................... 458 9.2 Empirische Befunde ......................................... 462 9.2.1 Beendigung zwischenstaatlicher Kriege ................... 462 9.2.2 Beendigung innerstaatlicher Kriege ....................... 467 9.2.3 Exkurs: Nachhaltigkeit der Kriegsbeendigung .............. 473 10 Der Krieg als bleibendes Grundproblem internationaler Beziehungen ... 485 10.1 Ausblick: Alte und neue Herausforderungen ...................... 485 10.2 Fazit: Der Krieg zwischen konstantem Wesen und veränderlichem Erscheinungsbild .............................. 491 Literatur ........................................................... 495 Einführung 1 „Krieg ist aller Dinge Vater, aller Dinge König. Die einen erweist er als Götter, die andern als Menschen – die einen lässt er Sklaven werden, die anderen Freie“ (Heraklit 2004, S. 19). Dieser wohlbekannte und vielzitierte Aphorismus des vor- sokratischen Philosophen Heraklit von Ephesos aus dem fünften Jahrhundert vor Christus subsumiert in seiner scheinbaren Einfachheit, aber breiten Interpretations- möglichkeit schlaglichtartig die Komplexität des Phänomens Krieg und stellt damit einen angemessenen Startpunkt für das vorliegende Buch dar. Heraklit unterstreicht nicht nur einfach die dauerhafte Präsenz und den potenziell zentralen Einfluss des Krieges auf die Geschichte der Menschheit, in dem Sinn, dass sich alle „seienden Dinge (…) aus der Entgegensetzung [entwickeln], was wiederum zur Dialektik von Platon bis Hegel führt, aber ebenso auch zum Gedanken der Auslese bei Darwin“ (Walther 2010, S. 121), sondern verdeutlicht seine Vielschichtigkeit und Diskussions- würdigkeit in mindestens zwei anderen Aspekten: Zum einen beinhaltet der Konflikt in dieser dialektischen Denkweise Heraklits auch immer sein Gegenteil, kann daher nicht linear als einfaches zerstörerisches Handeln oder Ausdruck der Feindschaft unter Staaten oder anderen Gruppen betrachtet wer- den. Denn in der Tat „lehrt Heraklit, dass das Auseinanderstrebende sich vereinigt (…), das Widerstrebende sich fügt (…), dass aus der Verschiedenheit der Töne die Harmo- nie entsteht (…), und wie aus alle Gegensätze werden, so auch aus allen Gegensätzen Eins wird (…), dass der Krieg nicht nur aller Dinge Vater und König (…), sondern auch das Gemeinsame (…) ist, aus dem alles im Verein mit der Notwendigkeit zum Leben kommt“ (Binswanger 1935, S. 27). Daraus folgt, dass der Krieg auch immer auf den Frieden verweist, Krieg logischerweise nie reiner Hass oder reiner Heroismus, reine Gewaltausübung oder reine Verfolgung einseitiger Interessen ohne Einbeziehung des Gegners und seiner Weltsicht sein kann. Krieg ist damit – wie bei Heraklit jedes © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 1 R. Rotte, Das Phänomen Krieg, https://doi.org/10.1007/978-3-531-94100-4_1

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.