Das Originale der Kopie Transformationen der Antike Herausgegeben von Hartmut Böhme, Horst Bredekamp, Johannes Helmrath, Christoph Markschies, Ernst Osterkamp, Dominik Perler, Ulrich Schmitzer Wissenschaftlicher Beirat: Frank Fehrenbach, Niklaus Largier, Martin Mulsow, Wolfgang Proß, Ernst A. Schmidt, Jürgen Paul Schwindt Band 17 De Gruyter Das Originale der Kopie Kopien als Produkte und Medien der Transformation von Antike Herausgegeben von Tatjana Bartsch, Marcus Becker, Horst Bredekamp, Charlotte Schreiter De Gruyter Dieser Band ist aus einer Tagung des Berliner Sonderforschungsbereichs 644 „Transformationen der Antike“ hervorgegangen und wurde mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft erstellt. Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Das Originale der Kopie : Kopien als Produkte und Medien der Transformation von Antike / herausgegeben von Tatja- na Bartsch ... [et al.]. p. cm. -- (Transformationen der Antike ; Band 17) Includes bibliographical references and index. ISBN 978-3-11-022544-0 (hardcover : alk. paper) -- ISBN 978-3-11-022545-7 1. Art--Reproduction. 2. Art, Greek- -Copying. 3. Art, Roman--Copying. 4. Art-- Reproduction--Social aspects. I. Bartsch, Tatjana. II. Title: Kopien als Produkte und Medien der Transformation von Antike. N8580.O75 2010 702.8'72--dc22 2010015672 ISBN 978-3-11-022544-0 e-ISBN 978-3-11-022545-7 ISSN 1864-5208 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2010 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York. Cover Design: Martin Zech, Bremen Logo „Transformationen der Antike“: Karsten Asshauer – SEQUENZ Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Inhalt Horst Bredekamp Vorwort ..................................................................................................... VII Tatjana Bartsch, Marcus Becker, Charlotte Schreiter Das Originale der Kopie. Eine Einführung ............................................... 1 Tatjana Bartsch, Marcus Becker, Charlotte Schreiter (Translated by Deborah Cohen) The Originality of Copies. An Introduction ......................................................................................... 27 Kopien bewegen Originale Stefanie Klamm Neue Originale. Medienpluralität in der Klassischen Archäologie des 19. Jahrhunderts .................................................................................. 47 Ariane Mensger »Figures d’anticquaiges« Frühe Antikenkopien nördlich der Alpen ......... 69 Johannes Myssok Die ›tröstende‹ Kopie. Antonio Canovas ›Neue Klassiker‹ und der Napoleonische Kunstraub ............................................................ 91 Anita Rieche Verweigerte Rezeption. Zur Wirkungsgeschichte der ›Leda des Timotheos‹ ................................................................................. 117 Kopien konstituieren Originale Christina Ferando Staging Neoclassicism. Antonio Canova’s Exhibition Strategies for Triumphant Perseus ............................................................................. 139 VI Inhalt Astrid Fendt Alte und neue ›Originale‹. Zu den Marmorergänzungen der Rauch-Werkstatt in der Berliner Antikensammlung ........................... 165 Marcel Baumgartner, Astrid Dostert, Sabine Heiser Original Rom? Das Originale der Rekonstruktion in Piranesis Antichità Romane ..................................................................................... 191 Jerzy Miziołek Reconstructing Antiquity in the 1770s: The Decoration of Pliny the Younger’s Villa Maritima in Count Stanislaus K. Potocki’s Vision .......... 223 Kopien werden Originale Victoria Sancho Lobis Rubens, the Antique, and Originality Redrawn ........................................ 249 Petra Rau Kopiert und eigenständig. Friedrich Wilhelm Doells Aegyptiaca für das Wörlitzer Pantheon und Martin Gottlieb Klauers Portraitstatue des Fritz von Stein .............................................................. 269 Malcolm Baker A Genre of Copies and Copying? The Eighteenth-Century Portrait Bust and Eighteenth-Century Responses to Antique Sculpture ................ 289 Christoph Zuschlag Transformationen der Antike in der zeitgenössischen Kunst .................... 313 Autorenverzeichnis .................................................................................... 329 Personenregister ........................................................................................ 335 Ortsregister ................................................................................................ 341 Sachregister ............................................................................................... 345 Vorwort »Ich erinnere mich, daß eine hohe Fürstin von hervorragendem Geist einmal auf einem Spaziergange in ihrem Garten sagte, sie glaube nicht, daß es zwei voll- kommen gleiche Blätter gebe.« In den Nouveaux Essais konstruiert Gottfried Wilhelm Leibniz damit die Urszene für die Auffassung, dass aufgrund einer bis in die Unendlichkeit teilbaren Materie in Natur wie Kultur keine identischen Objekte vorkommen könnten. Der Vergleich von zahllosen Buchenblättern im Herrenhäuser Garten der Kurfürstin Sophie offenbarte die Tätigkeit der Na- tur in permanenter Individuation.1 In diesem Sinn hat jede Reproduktion eine eigene Physis, eine eigene Semantik, einen eigenen Wert. Was Reproduktion genannt wird, ist ein Repro-Original in seiner unendlichen Vielfalt. Indem er sich gegen das pejorative Sprechen über ›bloße‹ Kopien wendet, un- terstreicht der vorliegende Band die Idee, dass jede Reproduktion einen origi- nären Charakter hat. Seine Beiträge sind das Ergebnis einer Tagung des Son- derforschungsbereichs 644 Transformationen der Antike, die im Herbst 2007 an der Humboldt-Universität zu Berlin stattfand.2 In höchst unterschiedlichen Facettierungen suchen sie die gestaltende Kraft von Reproduktionsprozessen und die Mobilisierung von Bildwelten in der kommunikativen Funktion von Kopien ebenso zu beleuchten wie das performative Potential der begrifflichen Deutung dieser Phänomene. Die Beschränkung auf den für die europäischen Kulturen in seiner Wir- kungsmacht fundamentalen Bereich der ›Antikenkopien‹ ermöglicht es, die Produktivität der Kopie beim Durchspielen der Bezüge auf einen scheinbar identischen Referenzbestand anschaulich zu konturieren. Die in den Beiträgen vorgestellten Kopien antiker Bau- und Bildwerke vom ausgehenden Mittelalter bis in die Gegenwart erweisen sich so als Produkte und zugleich Medien der Transformation von Antike in den kulturellen Prozessen, denen sich die Arbeit des Sonderforschungsbereichs widmet. 1 Vgl. Hoffmann, Thomas Sören, „Gartenkunst und Wandel im Naturbegriff auf dem Weg von Leibniz zu Kant“, in: Revolution in Arkadien, hg. v. Berthold Heinecke/Harald Blanke, Hundis- burg 2007, 39–57, hier 45 f. 2 »Das Originale der Kopie. Kopien als Produkte und Medien der Transformation von Antike/The Originality of Copies. Copies as Produces and Media of the Transformation of Antiquity«, 2.–3. November 2007. VIII Vorwort Die Herausgeber und Herausgeberinnen danken dem Sonderforschungsbereich 644 Transformationen der Antike und seinem Sprecher Hartmut Böhme für die Aufnahme des Tagungsbandes in die gleichnamige Reihe des SFB. Dank gilt auch dem Walter De Gruyter-Verlag für die umsichtige Betreuung während der Drucklegung. In besonderem Maße sind wir den (ehemaligen) Studierenden Anna Heinze, Eva Maurer, Marina Unger, Florian Horsthemke und Steffen Zarutzki verpflich- tet, die uns ideenreich und mit großem Enthusiasmus bei der Vorbereitung und Durchführung der Tagung unterstützten. Für die Übersetzungen ins Englische bedanken wir uns bei Deborah Cohen, Corinna A. Pohl und Joshua Crone. Corinna A. Pohl und Eva Maurer halfen darüber hinaus maßgeblich bei der Text- und Bildredaktion. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Horst Bredekamp Das Originale der Kopie. Eine Einführung Tatjana Bartsch, Marcus Becker, Charlotte Schreiter Kunstwerke, die sich als Wiederholungen früherer Kunstwerke verstehen und offen zu erkennen geben, sind charakteristischer Bestandteil des Selbstverständ- nisses europäischer Kulturen aller Epochen. Im künstlerischen Prozess wird das Vorbild, wenn nicht als Ganzes, dann in maßgeblichen Elementen nachgebil- det und in eine andere Zeit oder ein verändertes Umfeld überführt. Was aber als zielgerichteter Prozess der Übertragung eines vermeintlichen ›Originals‹ in eine andere Technik, ein neues Medium, eine weitere Gattung, ein verändertes Format oder ein abweichendes Material erscheinen mag, war und ist vielfälti- gen Einflüssen unterworfen. Berücksichtigt man die Rahmenbedingungen der Entstehung einer ›Kopie‹ in der Betrachtung ihres Verhältnisses zum ›Original‹, so wird deutlich, dass das ›Kopieren‹ als vielschichtiger Transformationsprozess aufgefasst werden muss. Transformationsprozesse zu beschreiben und zu analysieren, ist eine der Kern- aufgaben des Sonderforschungsbereichs Transformationen der Antike. Kopien antiker Kunst spielten eine zentrale Rolle in zwei Unterprojekten der ersten Förderphase, die sich dem Antikenstudium und Antikenverständnis nichtitali- enischer Künstler der Renaissance sowie den aus unedlen Werkstoffen gefer- tigten Antikennachbildungen in Mitteldeutschland um 1800 widmeten.1 Beide Projekte beschäftigten sich nicht nur mit der qualitativen wie quantitativen Eva- luation unterschiedlicher Erscheinungsformen der Wiedergabe oder Nachbil- dung einzelner antiker Kunstwerke, sondern vor allem mit der Frage nach deren Funktion bei der Konstruktion von Antikebildern in den jeweiligen Epochen. 1 SFB 644 Transformationen der Antike, Teilprojekt B 3 »Objektreferentialität und Imagination als Voraussetzungen künstlerischer Adaption antiker Bau- und Bildwerke« unter der Leitung von Peter Seiler, Unterprojekt B 3.2 »Antikenstudium und Antikenverständnis nichtitalieni- scher Künstler der Renaissance am Beispiel Maarten van Heemskercks«, bearbeitet von Tatjana Bartsch; Teilprojekt B 4 »Wunschwelt Antike: Orte, Programme und Materialien um 1800« un- ter der Leitung von Horst Bredekamp, Unterprojekt B 4.2 »Material, Kontext und immaterielles Ideal: Bedingungen großformatiger Antikennachbildungen in ›unedlen‹ Werkstoffen in Mittel- deutschland um 1800«, bearbeitet von Marcus Becker und Charlotte Schreiter.
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