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Das kleine Nein im großen Ja: Witz und Politik in der Bundesrepublik PDF

130 Pages·1990·2.76 MB·German
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Klaus Hansen Das kleine Nein im großen Ja Klaus Harrsen Das kleine Nein im großen Ja Witz und Politik in der Bundesrepublik Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1990 CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Hausen, Klaus: Das kleine Nein im großen Ja: Witz und Politik in der Bundesrepublik I Klaus Hansen. ISBN 978-3-8100-0849-7 ISBN 978-3-663-09542-2 ( eBook) DOI 10.1007/978-3-663-09542-2 © 1990 hy Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 1990 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson dere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Heidrun Schmitt, Bonn Satz: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Inhaltsverzeichnis Einleitung Witz ohne Risiko .................. ... ............................ ..................... 9 Definitionen Witz als Talent und Textsorte ..................... ....... ..................... 15 Der politische Witz: Techniken - Tendenzen- Funktionen 18 Worüber lachen wir eigentlich, wenn wir über Witze lachen? 25 Lachen wider Willen .............................................................. . 27 Stationen Verfolgter Witz - Witz vor Gericht ............ .......... .................. 33 Brand(t)-Sätze-Politische Diffamierungswitze gegen Willy Brandt und die SPD im Frühjahr 1974 .................................. 41 Titanenkämpfe - Schmidt und Strauß im Bundestagswahl- kampf 1980 ............................................................................... 51 Judenwitze, Türkenwitze - Politik und Pädagogik ratlos .... 56 Lektionen Sujets des politischen Witzes in der BRD-Versuch einer Sy- stematik . . . . .. . . .. . . . . . .. . . .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . .. . . . . .. . .. . . . . .. .. . . . . . . . . . . . . . 63 Der politische Sackwitz . . . . . . .. . . . . . . .. ... . . . . . .. . . . . . . . . . . .. . . . .. . . . . . .. . . . . . . ... . 63 1. Das Sujet der Systeme und Ideologeme, der Institutionen und Ressorts . . . .. . . . .. .. . . .. .. . . .. . . . . ... . . . . . . .. . . . . . . . . .. .. .. .. . . .. . .. .. .. . .. .. .. .. 63 2. Das Sujet der Leitsätze und Parolen, der Abkürzungen und Akronyme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . 72 Der politische Personenwitz . .... ......... ............. ........................... 77 3. Skatalogische Sujets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . .. . . . . . . . .. . . . . . . . . ... 77 4. Sexuelle Sujets ... ......................... ................... .... ..... .. ... .. ...... 79 5. Das Sujet der Leiden, Schwächen und Gebrechen ... ... ..... .. 84 5 6. Das Sujet der Dummheit oder: Der typisch deutsche Politwitz ist der Kohl-Witz .. .. .. .... .. ...... .. . ........... .... .. ..... .. .. .. . 88 Abschließender Exkurs: Kohl über Kohl-Witze ..................... 99 Variationen Witz und Humor in der Bonner Politik .................................. 107 Ungewollte Heiterkeit I: Öffentliche Versprecher ................. 113 Ungewollte Heiterkeit II: Sankt Bürokratius ........................ 115 Ungewollte Heiterkeit III: Feste und Feiern .......................... 118 Organisierte Heiterkeit im Gehäuse der Macht: Die Phan- tome .......................................................................................... 122 Die Mikrophonprobe oder: Die witzige Gewöhnung an den Ernstfall ................................................................................... 129 Schluß Das kleine Nein im großen Ja ................................................. 137 6 Einleitung Witz ohne Risiko Witzbücher beginnen entweder bei Adam und Eva oder gleich mit dem ersten Witz. Die einen machen den Witz zum anthropologischen Kriterium: Der Mensch ist das witzfähige Wesen-und steht damit allein un ter den Geschöpfen. Die anderen setzen auf das alle Fragen über tönende Lachen und brennen von der ersten bis zur letzten Seite ein Pointen-Feuerwerk ab. Wer lacht, fragt nicht, warum er lacht, gerade er-und nicht sein Hund. Wir beginnen im Jahre 1945, in der "Stunde Null", und wenden uns einer besonderen Art der Vergangenheitsbewältigung zu. Im Oktober 1945 richtete der junge Münchener Student Fried rich Goetz eine öffentliche Bitte an die oberbayerische Bevölke rung: Er suche politische Witze, die man sich in den 12 Jahren der nationalsozialistischen Diktatur erzählt habe. Sein kleines Inserat erschien in der neugegründeten "Süddeut schen Zeitung". Goetz erhielt 500 Zuschriften, ausschließlich aus dem Verbreitungsgebiet der Zeitung, dem Münchener Raum. Darunter befanden sich 350 politische Witze.1 40 Jahre später, im Oktober 1985, bat der junge Marburger Stu dent Andreas Schmidt in einer Annonce der Wochenzeitung "Die Zeit" die bundesdeutsche Bevölkerung um politische Witze aus 36 Jahren Bundesrepublik, die er für eine wissenschaftliche Un tersuchung auswerten möchte. Andreas Schmidt erhielt ganze 2 Briefe, wobei dem einen eine 30seitige Witzsammlung beigelegt war, die allerdings keine poli tischen Witze enthielt.2 Ein Jahr nach Schmidts Aufruf erscheint, 1986, "Das große Buch der Witze", herausgegeben von Willy Millowitsch. Es trägt seinen Titel zu Recht: 507 Seiten dick, enthält es auch ein 43seitiges Kapitel mit lauter politischen Witzen, diejedoch sämt- 9 lieh aus der Nazi-Zeit oder aus der Sowjetzone bzw. DDR stam men. Kein einziger findet sich für die Zeit der Bundesrepublik Deutschland. Der Herausgeber erkennt darin keineswegs ein De fizit. Für Millowitsch entsteht politischer Witz unter drei Bedin gungen: Zwang von oben, Unzufriedenheit von unten, Humorlo sigkeit bei den Machthabern. 3 In der BRD, stellt Millowitsch fest, entfallen diese Bedingungen, somit ist hier dem Politwitz der Nährboden entzogen. Hans-Georg Behr konstatierte bereits vor Jahren, nachdem er einen landesweiten Zug durch Kneipen und Szenen unternom men hatte, in der Bundesrepublik sei der politische Witz "kein Thema".4 Ebensowenig wie in den USA, wo nur 2% aller gesam melten Witze politischer Natur sind.5 Der politische Witz ran giert in den westlichen Demokratien unter "ferner liefen", was auch heißt: Es gibt ihn zwar, aber er besitzt weder besondere Qua litäten noch wichtige Funktionen. "Das Klima in der Bundesrepublik ist dem politischen Witz nicht günstig, weil der Leidensdruck fehlt", schreibt Eike Chri stian Hirsch in seiner "Schule des Gelächters".6 - Dies scheint Konsens unter jenen zu sein, die als Philologen, Soziologen und Psychologen den politischen Wortwitz untersuchen: Nur der ver folgte Witz ist ein guter Witz. Der politische Witz der BRD steht, so betrachtet, in einem dop pelten Schatten, im Schatten des anti-nationalsozialistischen Flüsterwitzes und im Schatten des Anti-SED-Witzes in der DDR. Ich möchte mit dieser schmalen Schrift den Schatten soweit lichten, daß der Politwitz als Spiegel erkennbar wird, in dem sich einige Merkmale der politischen Kultur der Bundesrepublik re flektieren. Ich beschränke mich dabei auf den Wortwitz. Die gelegentlich eingestreuten Bildwitze korrespondieren mit dem Text und die nen der Auflockerung. Drei Viertel des Buches richten sich auf die "Politik im Witz" und betrachten die Politik und ihr Personal als Gegenstand des Witzes. Das übrige Viertel des Buches widmet sich dem "Witz in der Politik", also der Schlagfertigkeit unserer Politiker und dem hausgemachten Bonner Humor. Insgesamt hat diese Schrift den Charakter eines Essays. Sie ist der Versuch, eine über Jahre gewachsene Sammlung po litischer Witze so zu ordnen, daß Strukturen erkennbar werden und der Politwitz der BRD ein idealtypisches Profil erhält. Es gehört zur Eigenschaft des Essays, daß er sich vor der Verwis senschaftlichung seines Themas hütet. Seine impressionistische 10 aus: Süddeutsche Zeitung, 9.12.1989 Empirie führt zu vorläufigen, heuristischen Resultaten. Insofern regt der Essay zur Auseinandersetzung an. Darüber hinaus sollte er unterhaltsam sein, auch, um seinem Thema gerecht zu werden: Der politische Witz in der Demokratie ist mehr Unterhaltungs als Oppositions- oder gar Widerstandsmedium. Anmerkungen 1 Vgl. Rudi Hartmann, Flüsterwitze aus dem Tausendjährigen Reich, ge sammelt von Friedrich Goetz, München 1983, S. 10 2 Vgl. Andreas Schmidt, Politische Autorität im Witz. Zur Grundlegung der Prävalenz als Agens des politischen Witzes in der Bundesrepublik Deutschland inklusive eines Forschungsberichts, Diss., Univ. Marburg, 1988,8.222/:1 11 3 Vgl. Willy Millowitsch (Hg.), Das große Buch der Witze, Bindlach 1986, S. 205 4 Vgl. Hans-Georg Behr, Zur Lache der Nation, in: Kursbuch, 1983, Nr. 71, S. 163ff. 5 Vgl. Oswald Neuberger, Was ist denn da so komisch? Thema: Witz in der Firma, Weinheim/Basel1988, S. 127 6 Eike Christian Hirsch, Der Witzabieiter oder Schule des Gelächters, Harnburg 1985, S. 253 12

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