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Das heilige Schweigen. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung PDF

180 Pages·1926·6.222 MB·German
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GUSTAV MENSCHING DAS HEILIGE SCHWEIGEN DAS HEILIGE SCHWEIGEN EINE RELIGIONSGESCHICHTLICHE UNTERSUCHUNG VON GUSTAV MENSCH1NG VERLAG VON ALFRED TÖPELMANN IN GIESSEN 1926 RELIGIONSGESCHICHTLICHE VERSUCHE UND VORARBEITEN BEGRÜNDET VON ALBRECHT DIETERICH UND RICHARD WÜNSCH IN VERBINDUNG MIT LUDWIG DEUBNER HERAUSGEGEBEN VON LUDOLF MALTEN UND OTTO WEINREICH IN BRESLAU IN TÜBINGEN XX. BAND 2. HEFT Vorwort Υ Vorwort Die vorliegende Schrift beschäftigt sich mit dem religions- geschichtlichen Phänomen des „Heiligen Schweigens" in der Weise, daß sie versucht, nachfühlend den Reichtum religiöser Inhalte, die im Schweigen sich bergen, erkenntnismäßig zur Dar- stellung zu bringen. Es handelt sich also um die eine Seite religiösen Lebens, nämlich um die menschliche Reaktion auf das vollendet Objektive. Wir reden mit Bewußtsein von der seelischen Seite des Gottesumganges auf die Gefahr hin, eines überwundenen Psychologismus bezichtigt zu werden. Dieser Vorwurf träfe nicht das Wesen der Sache. Wir wissen, daß der religiöse Glaube mehr ist als bloße „Seelenhaltung", daß er selbst nicht menschlichem Wollen und Bemühen sein Entstehen und Wesen verdankt, und wir leben des Glaubens, daß nicht der Mensch auf Gott, sondern allein Gott auf den Menschen Anspruch zu erheben hat, aber das ist doch eben nur die eine, die göttlich transzendente Seite; wenn Gottes Offenbarung und sein Wort an den Menschen für diesen irgendwelchen Sinn haben soll, dann muß es irgendwo im Menschen selbst eine Stelle geben, da das Objektive mit dem Subjektiven sich berührt, da jenes diesem seinen Anspruch fühlbar macht. Wir machen hier den bescheidenen Versuch, von einer Seite her nachzu- zeichnen, wie das Objektive bei dem Menschen aufgenommen wird, nämlich von der Erscheinung des heiligen Schweigens aus. Ihr Entstehen verdankt diese Untersuchung der Anregung meines verehrten Lehrers Prof. D. Friedrich Heiler, dem ich au dieser Stelle für reiche Förderung and freundliche Beratung von Herzen danke. Marburg, im Advent 1925. Gustav Mensching Inhaltsverzeichnis VII Inhaltsverzeichnis Seite Einleitnng: Das heilige Wort 1 Die Beziehungen d. heiligen Wortes z. heiligen Schweigen (1). 1. Das heilige Wort als Mitteilung: Evangelium — Predigt — Mythos — Legende — Dogma — Hypostase (2). 2. Das heilige Wort im Verkehr mit dem Numen: Hymnus — Gebet — Sakramentales Wort (3). 3. Das heilige Wort als Gesetz (7). I. Teil: Das inwendige Schweigen. 1. Abschnitt: Das Schweigen im Gottesumgang des Einzelnen. 1. lvapitel. Der Sinngehalt 9 1. Das heilige Schweigen als complexio oppositorum (9). 2. Methodologische Grundfragen: Religionswissenschaft und Leben (11) — Das Gegebene (11) — Intuitive Erfassung (12). 2. Kapitel. Das heilige Schweigen als Vorbereitung. 18 1. Motive der Vorbereitung: Das Gefühl der Distanz — Das Gefühl des „Ganz Anderen" — Das Verlangen nach Offen- barung (13). 2. Die religiöse Erkenntnis in der Forderung des vorbereitenden Schweigens (14). 3. Die gebotene innere Haltung — Schweigen als Selbst- bereitung: Die Dialektik des vorbereitenden Schweigens (15) — Die inhaltlichen Momente: Die Reinheit von welt- lichen Gedanken (16). — Die Stillegung sinnlicher Wünsche (16) — Die quietistische Ausleerung (17) — Konzentration, Selbsthingabe und Opfer (18). 4. Die Grenzen der Selbstbereitung — Die Idee der Gnade — Die Erkenntnis der eigenen Ohnmacht (19) — Die Wahr- nehmung übernatürlicher Hilfe (20). 3, Kapitel. D as sch we i gen de Geb et 21 1. Methodologische Schwierigkeiten und die Beziehungen des schweigenden Gebetes zum vorbereitenden Schweigen (21). VIII Inhaltsverzeichnis 2. Der Inhalt des schweigenden Gebetes: a) Die Gefühls- qualität (23) — b) Die Bewußtlosigkeit des Vorganges (24) — c) Die subjektive Erklärung der Frommen (24). 3. Die Weise des schweigenden Gebetes: a) Die Passivität (25) — Das religiöse Verhältnis von Gleichmut und Inter- esse (26) — b) Passivität als Zwang (27) — c) Das Ver- hältnis von Subjekt und Objekt im schweigenden Gebet (28). 4. Das Organ des schweigenden Gebetes (28) — a) verschie- dene Namen (28) — b) Das Herz (29) — c) Der „Grund" und das „Wesen" (29) — d) Der „Funke" (30). 4. Kapitel. Das heilige Schweigen als religiöser Gleichmut 30 1. Die Passivität des vorbereitenden Schweigens (30). 2. Der ekstatische Gleichmut (32) — Das Übernatürliche und das Vorübergehende (32). 3. Der Gleichmut als innere Harmonie (33) — Die buddhistische Erkenntnisgrundlage — Die Aufhebung der Affekte (33). 4. Gleichmut als religiöse Lebenshaltung (34) — a) dem Schick- sal gegenüber (34) — das Hartwerden und die „Ergebung" — b) den Menschen, der Familie, den Nächsten gegenüber (35) — c) der Welt der Unwerte und Werte gegenüber (37) — d) dem eigenen Tun gegenüber (37) — e) den ethischen • Normen gegenüber (38) — f) körperlichen Einflüssen gegen- über (38). 5. Das chinesische Wu- Wei (39) — a) Die Leidenschaftslosig- keit (39) — b) Die Aufhebung des b e w u ß t e η Tuns (39) — c) Die Krafterfülltheit (40) — d) Der paradoxe Charakter (40) — e) Der Wert des Wu- Wei (41) — Der subjektive Weg zum Tao und der objektive Weg der Volkserziehung (41). 5. Kapitel. Die schweigende Betrachtung . . . . 42 1. Die asketisch - ethische Betrachtung (42) — a) Die rein ethisch motivierte Selbstprüfmig (43) — Die ethisch reli- giös motivierte Selbstprüfung (43) — b) Die Exercitia spiri- tualia (44) — Die Inanspruchnahme der Sinne (45) — Das Religiöse ethischen Normen untergeordnet (46). 2. Die religiös-mystische Betrachtung (46) — Der Unterschied im letzten Ziele von der asketisch-ethischen Betrachtung: a) Die unmittelbare Betrachtung Gottes (48) — Das Auf- treten des Bildes — b) Die bewußt mittelbare Betrachtung Gottes (48) — Die Natur der Mittel — Die Heilsgeschichte, ihr relativer Charakter (49). Beispiele aus christlicher Mystik, Hinayäna- und Mahäyänabuddhismus (50) — Das Sakrament als Meditationsobjekt (51) — Das christliche Altarsakrament und die vishnuitische „Area" (52) — c) Die buddhistische Versenkung als Betrachtung sui generis (52). Inhaltsverzeichnis IX Der Gefühlscharakter (53) — Die konkreten Inhalte (54) — Die gemeinsame Meditation der Jünger (55) — Der religiöse Charakter der buddhistischen Versenkung (55). 6. Kapitel. Die schweigende Erleuchtung Γ)6 1. Die Erleuchtung als Voraussetzung des frommen Lebens (56) — Die Erleuchtung als religiöse Erkenntnis. 2. Die Inhalte schweigender Erkenntnis: a) Das „Wort" in der christlichen Mystik (57) — Das Wort der göttlichen Offenbarung — Die Kriterien der Echtheit (58): Der Eindruck und die Widerspruchslosigkeit der Kirchenlehre gegen- über (59) — b) Die buddhistische Erleuchtung (bodhi) (60) — Die drei Erkenntnisse (tevijjä) (60)— Der Erlösungscharakter der buddhistischen schweigenden Erkenntnis (61). 3. Der Verlauf der schweigenden Erkenntnis (61) — a) Gnadencharakter (62) in der deutschen Mystik und im Buddhismus (62) — b) Die intuitive Erfassung (63). 7. Kapitel. DaseinendeSchweigen 64 1. Die Wesensmomente des einenden Schweigens (64) — a) Das Moment des Friedens (65) — b) Die Frage der Dauer (66) — c) Die Wonne (67) — d) Die Willenseinheit (68) — e) Das Gegenwartsbewußtsein Gottes (68) — f) Das überwiegende Gegenstandsgefühl (69) — g) Die Identitätsformeln (69) — h) Die Ausdrucksunfähigkeit (69). 2. Das ekstatische Schweigen (70) — a) Die mystische Ek- stase (70) — b) Der ekstatische Rausch (72) — c) Die Mittel zur Erzeugung ekstatischer Rauschzustände (72). 8. Kapitel. Die schweigende Anbetung 73 1. Die Gotteserfahrung der schweigenden Anbetung (73) — a) Die Nähe Gottes (73) — b) Die Nähe Gottes gegeben in bildhafter Anschaulichkeit und schweigender Innewerdung (74) — c) Die Nähe Gottes in der Form hoheitsvoller Maje- stät (75) d) Das Erlebnis der Distanz und des Geheimnis- vollen im Erlebnis der Nähe (76). 2. Die schweigende Anbetung (77) — a) Keine Bitten (78) — b) Die vollendete Hingabe (79) — c) Das Moment der Huldigung (79). 2. Abschnitt: Das heilige Schweigen im Gottesumgang der religiösen Gemeinschaft. 1. Kapitel. Das Schweigen als kultische Anbetung. 80 1. Die Momente der Anbetung im katholischen Kult (80) — a) Die Gegenwart Gottes (81) — b) Die Majestät (81) — c) Das Geheimnisvolle (82) — d) Das kultische Schweige- gebot (82). χ Inhaltsverzeichnis Seite 2. Die kultischen Formen schweigender Anbetung im Katho- lizismus — a) Der Akt der Konsekration (83) — b) Die Still- messe (84) — c) Das anbetende Schweigen in der Karfreitags- liturgie (84) — d) Das Schweigen im Stundengebet (84) — e) Die „ewige Anbetung" (84). 3. Die außerchristlichen Analoga (85) — a) Der jüdische Kultus (86) — b) Die griechischen Mysterien (86) — c) Der chine- sische Himmelskult (86). 4. Das anbetende Schweigen im evangelischen Gottesdienst (87) — a) Die Forderung der Schweigepause (87) — b) Die Forderung von Gottesdiensten „reiner Anbetung": (87) — Ottos Keformarbeit: Der „Schweigende Dienst" (87) — Die „Hochkirchliche Bewegung" (89). 2. Kapitel. Das harrende Schweigen der Quäker. . 89 1. Die äußere Erscheinung (90) — a) Historische Bemerkungen über die Quäkerbewegung (90) — b) Die Form des Quäker- gottesdienstes (91). "2. Die Wesensmomente des harrenden Schweigens der Quäker (92) — Die Art der Gotteserfahrung der Quäker: a) Der Geistcharakter Gottes (92) — b) Die Ungebundenheit des göttlichen Geistes (93) — c) Das Dynamische in Gott (94). ·>. Die entsprechenden Momente des harrenden Schweigens (94) — a) Die „geistig"-unmittelbare Anbetung (95) — b) Die Lehre vom „inneren Licht" (95) — c) Das harrende Schweigen als Vorbereitung für die Kede (96) — d) Das Moment der Spannung (97) — e) Die pneumatische Eede als Ergebnis des harrenden Schweigens (97) — f) Das so- ziale Moment; das harrende Schweigen als „einendes" Schweigen (97) — g) Das ethische und aktive Moment (98). II. Teil: Das äußere Schweigen. !. Abschnitt: Das Schwelgen als Aufhebung des Wortes. 1. Kapitel. Das magische Schweigen 99 1. Die Definition des magischen Schweigens (100). 2. Das „leise Murmeln" als Vorstufe zum magischen Schwei- gen (100). 3. Das magische Schweigen im Kult (101) — Der römische Opferkult — Die Auspizien — Die ominösen Laute (102). 4. Das magische Schweigen als begleitender Zauber (102) — Das Schweigen im Märchen (103). 5. Das magische Schweigen als Schutz gegen dämonische Mächte (104) — Das Schweigen an Gräbern — Das Schwei- gen gegen geisterhafte Angriffe (104).

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