ebook img

Das Amulet der Macht PDF

318 Pages·2016·0.59 MB·German
by  
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Das Amulet der Macht

Tomb Raider Band 01      DAS AMULETT  DER MACHT      Ins Deutsche übertragen von Timothy Stahl    2 Für Carol, wie stets.  Und für Kristine Kathryn Rusch  und Dean Wesley Smith,  wunderbare Autoren,  wunderbare Lektoren,  noch bessere Freunde.    3 PROLOG    Sie wurde von einem dumpfen Pochen im Hinterkopf wach und ver‐ suchte, behutsam mit den Fingern danach zu tasten. Doch sie musste  feststellen, dass sie ihre linke Hand nicht bewegen konnte.  Was ist passiert? Sie war noch wie benebelt. Warum – kann ich nicht  atmen?  Ihr Mund war voller Dreck, und irgendein Instinkt veranlasste sie,  den Kopf etwas zur Seite zu drehen, bevor sie durch die Nase einat‐ mete.  Wo bin ich?  Dann, ganz langsam, dämmerte es ihr, und fast wünschte sie sich,  die Erinnerung daran für immer verloren zu haben. Sie war unter  den Trümmern einer Gruft unter dem Horus‐Tempel verschüttet – in  der ägyptischen Stadt Edfu. Etwas presste ihren linken Arm zu Bo‐ den, etwas, das größer als ein Stein war, aber kleiner als ein Fels‐ block.  Waren ihre Beine auch eingeklemmt? Sie wusste es nicht. Sie konn‐ te sie nicht spüren.  Sie versuchte die Augen aufzuschlagen, um herauszufinden, ob es  Licht in der Gruft gab. Ihr linkes Lid öffnete sich. Ringsum war es  stockdunkel. Ihr rechtes Auge ließ sich nicht öffnen. Eine Träne hatte  sich mit dem Staub vermischt und verklebte ihre Wimpern.  Na schön. Keine Panik Kann ich meinen rechten Arm bewegen?  Sie versuchte es. Es ging.  Okay, den linken Arm bekomme ich nicht frei. Ist er gebrochen? Sind die  Finger in Ordnung?  Die Finger ließen sich bewegen.  Was tue ich hier?  Allmählich fiel ihr alles wieder ein: Set, der finstere ägyptische  Gott, den sie versehentlich befreit hatte, der Kampf und schließlich  seine Gefangennahme. Und dann, im Augenblick ihres Triumphes,  der Zusammensturz des Tempels.  4 Wie steht es mit dem Rest von mir? Kann ich mich herumdrehen, aufset‐ zen, irgendwie bewegen?  Sie spannte ihre Muskeln an, machte sich bereit, es zu probieren …  und der Schmerz in ihrem Kopf wurde so gewaltig, dass sie die Be‐ sinnung abermals verlor.  Sie träumte, in einem riesigen Spinnennetz festzuhängen. Je hefti‐ ger sie sich zu befreien versuchte, desto weniger konnte sie sich rüh‐ ren.  »Ist da jemand?«  O mein Gott, dachte sie, immer noch träumend, die Spinne spricht mit  mir!  Sie wand sich, versuchte sich zu befreien, aber sie konnte weder ih‐ ren linken Arm noch ihre Beine bewegen.  »Wenn Sie da sind, rufen Sie!«  Rufen und der Spinne verraten, wo ich bin? Für wie dumm hält die mich?  »Halten Sie durch! Ich bin fast da!«  Sie ist fast hier! Ich muss weg!  Sie drehte sich verzweifelt, doch das Netz hielt sie fest.  Sie hörte Geräusche. Stein kratzte über Stein, und die Luft war  wieder von Staubwolken erfüllt. Dann fiel ein Lichtstrahl auf sie.  Ihr Schädel begann abermals zu pochen. Die Finger ihrer rechten  Hand nahmen eine Hand voll Staub auf.  Du hast es hier nicht mit einer Ameise oder einer Fliege zu tun, Spinne.  Ich bin Lara Croft, und ich habe nicht vor, kampflos zu sterben!  Sie zwang ihr linkes Auge auf und sah eine Hand, die nach ihr  griff. Das war verwirrend. Sie hätte schwören können, dass Spinnen  keine Hände besaßen.  Es musste ein Trick sein, etwas, mit dem die Spinne ihr Vertrauen  gewinnen wollte. Sie wartete, bis die Hand der Spinne nur noch Zen‐ timeter von ihr entfernt war, dann schleuderte sie den Staub dorthin,  wo sie die Augen der Spinne vermutete.  »Verdammt!«, fluchte die Spinne in perfektem Englisch. »Warum  haben Sie das getan?«  5 Sie versuchte die Worte »Weg mit dir, oder ich bring dich um!«  hervorzukrächzen, aber ihr Mund war immer noch voll Dreck, und  sie brachte nur ein schwaches Husten zustande.  Zwei Hände begannen, das Geröll von ihr zu räumen.  Das ist ein höchst seltsames Verhalten für eine Spinne.  Plötzlich war das Gesicht der Spinne dem ihren ganz nahe. Es sah  genauso aus wie das eines Menschen, eines sehr gut aussehenden  noch dazu.  »Sie sind jetzt in Sicherheit«, sagte es, während sie sich angehoben  fühlte.  Sie versuchte sich zu erinnern, ob Spinnen so gut lügen konnten –  dann schwanden ihr die Sinne.    6 TEIL 1  ÄGYPTEN    1    Dieses Mal gelang es ihr, beide Augen zu öffnen, und die grelle Hel‐ ligkeit ihrer Umgebung blendete sie beinahe. Sie fragte sich, ob ihr  linker Arm jetzt wohl funktionieren mochte. Sie schaffte es, ihn eine  Idee zu bewegen, aber es war ein seltsames Gefühl. Sie richtete den  Blick auf den Arm und sah zwei Schläuche, die damit verbunden  waren. Das bedeutete etwas, aber ihr wollte nicht einfallen, was.  Ihr Kopf schmerzte immer noch, und sie hatte Mühe, klar zu sehen.  Sie versuchte mit den Zehen zu wackeln. Es fühlte sich an, als be‐ wegten sie sich. Sie wollte nachschauen, um sich zu vergewissern,  und stellte fest, dass sie sie nicht sehen konnte.  »Meine Füße!«, krächzte sie. »Wo sind meine Füße?«  Sie hörte das tiefe, glucksende Lachen eines Mannes, und dann zog  eine Hand etwas fort, das sie erst jetzt als Bettdecke erkannte. Er ent‐ hüllte ihre nackten Füße.  »Sie haben sich vor Ihnen versteckt«, sagte eine amüsierte Stimme  mit kultiviertem britischem Akzent.  Sie starrte den Besitzer der Stimme an. Es war dasselbe Gesicht, das  sie in der Gruft gesehen hatte. Es gehörte einem hochgewachsenen  Mann, war etwas hager und stark gebräunt. Das Haar war vermut‐ lich  einmal  rotblond  gewesen,  aber  die  Sonne  hatte  es  fast  weiß  gebleicht. Und ihr Eindruck in der Gruft hatte sie nicht getrogen: Er  war gut aussehend, auch wenn er eine Rasur und frische Kleidung  dringend nötig hatte.  »Willkommen zurück in der Welt. Ich dachte schon, wir würden  Sie verlieren. Wir haben eine ziemliche Strecke hinter uns. Ich habe  Sie von Edfu hierher gefahren.«  7 »Wo sind wir?«  »Sie sind im Kairo Hospital.«  Sie sah ihn schweigend an.  »Wo bleiben nur meine Manieren?«, sagte er. »Gestatten Sie, dass  ich mich vorstelle. Ich bin Kevin Mason.« Er hielt inne. »Und Sie sind  …?«  »Lara Croft.«  »Lara Croft«, wiederholte Mason. »Ich habe schon von Ihnen ge‐ hört.«  Sie starrte ihn weiter an und versuchte, ihren Denkapparat in Gang  zu bringen. »Kevin Mason«, wiederholte sie.  »Richtig.«  Sie zog die Stirn kraus. »Sie können nicht der Archäologe Kevin  Mason sein. Den kenne ich.«  »Ich bin sein Sohn – Kevin Mason junior.« Er lächelte. »Einfach nur  Kevin für meine Freunde.«  »Ich habe alle Bücher Ihres Vaters gelesen«, sagte Lara. »Er ist einer  meiner Helden.«  »Er ist auch einer der meinen«, sagte Mason. »Deshalb bin ich in  seine Fußstapfen getreten. Ich bin ebenfalls Archäologe.«  Sie versuchte, ihren Verstand aus den Spinnweben zu befreien. »Sie  haben mir das Leben gerettet.«  »Es war reines Glück. Ich hörte – na ja, spürte ist wahrscheinlich das  passendere Wort – also, ich spürte, wie die Gruft einstürzte. Und ich  musste davon ausgehen, dass es dafür einen Grund gab, nachdem  sie in über zweitausend Jahren nicht eingestürzt war. Darum ließ ich  mir von meinen Männern helfen, sie zu öffnen.« Er sah Lara an. »Es  hatte Sie ganz schön erwischt. Ich glaube, Sie hätten keine Stunde  mehr in dieser Falle überlebt. Ich trug Sie zu meinem Wagen und  fuhr Sie zur Krankenstation in Edfu. Aber dort war gerade mal wie‐ der der Strom ausgefallen, deshalb brachte ich Sie hierher, nach Kai‐ ro. Sie sind jetzt seit fast fünf Stunden im Krankenhaus.«  »Und wann kann ich hier wieder raus?«, fragte Lara.  8 Mason hob die Schultern. »Sie waren ziemlich mitgenommen, und  Sie haben sich eine schwere Gehirnerschütterung eingefangen. Aber  die Ärzte glauben nicht, dass etwas gebrochen ist. Ich vermute mal,  zwei oder drei Tage Bettruhe, und Sie sind so gut wie neu – aber  man will noch untersuchen, ob Ihre Lungen irgendwelchen Schaden  genommen haben, als Sie den vielen Staub einatmeten.« Er lächelte.  »Können Sie mir einen Spiegel besorgen?«  »Glauben Sie mir«, sagte Mason, »Sie wollen sich nicht sehen – im  Moment jedenfalls nicht.«  »Bitte«, beharrte sie.  »Wie Sie wünschen.« Er ging ins Bad und kehrte mit einem Spiegel  zurück, der an der Wand gehangen hatte. »Aber denken Sie dran, ich  habe Sie gewarnt.«  Lara nahm den Spiegel und musterte das Gesicht, das ihr daraus  entgegenblickte. Beide Augen waren dunkel umrandet und fast zu‐ geschwollen. In ihr rechtes Nasenloch hatte man ein Watteröllchen  gesteckt, damit es offen blieb. Ihre Lippen waren trocken und aufge‐ sprungen und mit verkrustetem Blut bedeckt. Ihr Kiefer war ange‐ schwollen und ihr Haar immer noch staubbedeckt.  »Könnte schlimmer sein«, murmelte sie und reichte ihm den Spie‐ gel zurück.  »Na, da will ich doch verdammt sein!«, lachte Mason. »Die meisten  Frauen würden in Tränen ausbrechen, wenn sie so aussähen.«  »Ich bin nicht wie die meisten Frauen.«  In diesem Moment kam eine Schwester herein, trat schweigend ans  Bett, prüfte Laras Puls und Temperatur, trug die Werte in eine Tabel‐ le ein und ging wieder.  Lara versuchte sich aufzusetzen, um besser sehen und sich mit dem  Mann, der sie gerettet hatte, unterhalten zu können. Aber die An‐ strengung rief heftige Schmerzen in ihrem Kopf hervor, und sie fiel  auf das Bett zurück.  »Hey, immer mit der Ruhe«, sagte Mason. »Ich sagte Ihnen doch –  Sie haben eine schwere Gehirnerschütterung.« Er zog einen Stuhl ans  9 Bett. »So …« Er nahm Platz. »… jetzt müssen Sie sich nicht bewegen,  um mich zu sehen.«  »Ich habe erst vorigen Monat den Artikel Ihres Vaters über sudane‐ sische Artefakte gelesen«, sagte Lara, als der Schmerz abzuklingen  begann. »Er war hervorragend.«  »Ich danke Ihnen in seinem Namen. Der Sudan ist auch mein Stu‐ diengebiet geworden.«  »Was haben Sie dann hier in Ägypten, im Horus‐Tempel, getan?«  »Der Sudan ist zwar mein Spezialgebiet, aber mein Studienbereich  umfasst ganz Nordafrika. Ich hatte das Gefühl, es sei Zeit für eine  Abwechslung, darum kam ich nach Ägypten.« Er lächelte abermals –  ein sehr hübsches Lächeln, wie sie bemerkte. »Es war verdammtes  Glück, dass ich das tat. Der Tempel ist für Touristen nicht zugäng‐ lich, während ein paar der Hieroglyphen restauriert werden. Er war  völlig leer, als die Gruft einstürzte.«  »Glück ist noch untertrieben«, meinte sie.  »Vielleicht war es nicht nur Glück allein«, ergänzte er. »Sie haben  eine  bemerkenswerte  Kondition.  Die  meisten  anderen  Menschen  hätten das nicht überstanden.«  »Ich habe schon Schlimmeres überlebt«, sagte sie.  Er hob eine Augenbraue. »Das glaube ich Ihnen, Miss Croft.«  »Ich schätze, Sie haben sich das Recht verdient, mich Lara zu nen‐ nen, Doktor Mason.«  »Kevin«, sagte er.  »Sagen Sie, Kevin, wonach haben Sie im Horus‐Tempel gesucht?«  »Och nichts Bestimmtes«, antwortete er achselzuckend. Niemand  gräbt nach ›nichts Bestimmtem‹, dachte sie und musterte ihn genauer.  Andererseits hast du keinen Grund, irgendwelche Informationen mit mir zu  teilen. Ich werde dich ganz sicher nicht mit Fragen löchern. Du hast mir das  Leben gerettet, das ist mehr als genug.  Als könne er ihre Gedanken lesen, sagte er: »Man weiß nie, auf was  für seltene und schöne Artefakte man in diesen alten Tempeln stößt.  Sie sind immer einen Besuch wert. Immerhin habe ich Sie gefunden,  10

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.