Gregor Schoeler Charakter und Authentie der muslimischen Überlieferung über das Leben Mohammeds STUDIEN ZUR SPRACHE, GESCHICHTE UND KULTUR DES ISLAMISCHEN ORIENTS Beihefte zur Zeitschrift „Der Islam" Herausgegeben von Albrecht Noth Neue Folge Band 14 W DE Walter de Gruyter · Berlin · New York 1996 Gregor Schoeler Charakter und Authentic der muslimischen Überlieferung über das Leben Mohammeds w DE G Walter de Gruyter · Berlin · New York 1996 © Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Studien zur Sprache, Geschichte und Kultur des islamischen Orients : Beihefte zur Zeitschrift „Der Islam". — Berlin ; New York : de Gruyter. Früher Schriftenreihe Reihe Studien zur Sprache, Geschichte und Kultur des islami- schen Orients zu: Der Islam NE: Der Islam / Beihefte Schoeler, Gregor: Charakter und Authentie der muslimischen Überlieferung über das Leben Mohammeds / Gregor Schoeler. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1996. Studien zur Sprache, Geschichte und Kultur des islamischen Orients ; Bd. 14) ISBN 3-11-014862-5 Bd. 14. Schoeler, Gregor: Charakter und Authentie der muslimi- schen Überlieferung über das Leben Mohammeds. — 1996 © Copyright 1996 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: T. Fuhrmann KG, Berlin Inhaltsverzeichnis Vorwort IX Wahrheit und historische Überlieferung: Drei Zitate zur Einführung in die Thematik 1 Einleitung 5 1. Kapitel. Die medinensischen Hauptüberlieferer: Lern- und Lehr- methoden — Verwendung der Schrift 27 1. cUrwa b. az-Zubair 28 2. Ibn Sihäb az-Zuhri 32 3. Muhammad b. Ishäq 37 Exkurs: Der 'Impuls des Hofes' 46 4. Überlieferer von Ibn Ishäq's K. al-Magäzi (Yünus b. Bukair, Ziyäd al-Bakkä% Salama b. al-Fadl) 48 5. Redaktoren und Bearbeiter von Ibn Ishäq's K. al-Magäzi (Ibn HiSäm, al-cUtäridI, at-Tabari) 49 6. Die Weiterüberlieferung von Ibn HiSäm's Sira 51 7. Schriftlichkeit und Mündlichkeit im frühen medinensischen Lehrbetrieb 53 8. Zusammenfassung 57 2. Kapitel. Der Text im Überlieferungsprozess. Die Berichte über Mohammeds erstes Offenbarungserlebnis (iqra3-Erzählung) 59 1. Die -Zuhri-Rezension 62 a) Inhalt, Charakter und Überlieferungswege 62 b) Motive 64 c) Textbestand 65 d) Textanordnung 69 e) Wörtliche oder sinngemässe Übereinstimmung der Texte? 70 α) Die 'Abdarrazzäq-Verzweigung — andere Verzweigungen auf derselben Ebene 70 ß) Die Ma°mar-Verzweigung 71 γ) Die Ibn Ishäq-Verzweigung 75 δ) Die -Zuhri-Verzweigung 76 ε) Varianten in der einheimischen Hadit-Kritik 76 2. Belege für eine mögliche cUrwa-Rezension 79 VI a) Die Tradition nach HiSäm b. cUrwa < cUrwa 79 b) Die Ibn LahIca-Rezension 81 c) Die Tradition nach Yazld b. Rümän < cUrwa 85 3. cÄDiSa ursprüngliche Berichterstatterin? 87 4. Die Ibn Ishäq-Rezension 89 a) Überlieferung, Inhalt, Motive und Charakter 90 b) Die einzelnen Versionen: Ibn HiSäm, al-cUtäridi, at-Tabarl 92 c) Beziehung zur -Zuhri-Rezension ~ gemeinsame Quelle? 94 5. Die 'gereinigte' cUrwa-Rezension 100 6. Noch einmal zur -Zuhri-Rezension: die beiden Fassungen 103 7. Der vermutliche Archetyp: die Erzählung des qäss cUbaid b. cUmair 108 8. Andere Varianten der iqra0-Erzählung 109 9. Die Grundbestandteile der Traditionen über das erste Offenbarungserlebnis 112 10. Wahrer Kern der Traditionen vom ersten Offenbarungserlebnis? 114 11. Zusammenfassung 115 3. Kapitel. Die Authentiefrage. Die Geschichte vom cÄ3isa-Skandal (hadit al-ifk) 119 1. Die -Zuhri-Rezension 120 2. Die Ibn Ishäq-Rezension 124 Exkurs: Chronologie 131 3. Die -Wäqidl-Rezension 134 a) Inhalt — Motivbestand 134 b) Isnäd 137 c) al-Wäqidi's tatsächliche Quellen 138 Exkurs: al-Wäqidi's Umgang mit seinen Quellen und sein Verhältnis zu Ibn Ishäq 141 Exkurs: Wansbroughs Hypothese — Bemerkungen zur Anwendung der überlieferungsgeschichtlichen Methode bei der Untersuchung früher historischer Texte 142 4. Die Gewährsmänner az-Zuhri's 144 5. Die HiSäm b. cUrwa-Rezension 145 a) Inhalt — Motivbestand 146 b) Eigenarten und Verhältnis zur -Zuhri-Rezension 147 c) Drei Versionen: Hammäd b. Salama, Abu Usäma, Ibn Bukair 148 d) cUrwa's Antwortbrief an den Kalifen cAbdalmalik: Eine weitere Version der HiSäm b. cUrwa-Rezension 149 Exkurs: Eine Methode zur Unterscheidung echter und unechter Versionen einer Tradition 150 e) Eine unechte HiSäm b. cUrwa-Tradition 151 6. Die 'gereinigte' cUrwa-Rezension 152 7. cÄDiSa ursprüngliche Berichterstatterin? 153 8. Unechte und zweifelhafte Nachahmungen der Hauptrezensionen 154 9. Die Husain-Rezension: Eine vermutlich unabhängige Überlieferung 158 VII a) Eine Version in Übersetzung 158 b) Herkunft und Weiterüberlieferung 159 c) Inhaltliche Besonderheiten - Motivbestand 160 d) Unechte Nachahmungen der Husain-Rezension 161 10. Echte und unechte Traditionen 163 11. Zusammenfassung 166 Die beiden Korpora 171 Verzeichnis der Sigeln 185 Literaturverzeichnis 187 Personenregister 201 Sachregister 207 Vorwort Die nachfolgende Studie ist ein Ergebnis meiner nun über zehn Jahre währenden Beschäftigung mit der Frage der Schriftlichkeit und Mündlichkeit im frühen Islam. Sie ergänzt meine bisher erschienenen Studien hierzu in mehrfacher Hinsicht und bringt meine Arbeit über das Thema zu einem gewissen Abschluss. Noch vor fünfzehn Jahren hätte diese Untersuchung kaum erfolgreich durchgeführt werden können, da für sie grundlegende Texte noch nicht in veröffentlichter Form vorlagen. Dies gilt insbesondere für den 23. Band von at- Tabaräni's Riesenwerk al-Mucgam al-kabir und cUmar b. Sabba's Ta°rih al-Madina al-munauwara, die die m. W. umfangreichsten Sammlungen verschiedener Versionen des hadit al-iflc enthalten (also des έίηεη der hier im Mittelpunkt des Interesses stehenden Traditionskomplexe). Erst aufgrund des Vorliegens dieser Sammlungen und — so beeile ich mich hinzuzufügen — der zahlreichen Literaturangaben Ibn Hagar al-cAsqaläni's an den einschlägigen Stellen seines grossartigen Fath al-bäri bi-sarh Sahih al-Buhärt — ist es möglich geworden, ein hoffentlich 'ausreichend' vollständiges Korpus der Überlieferungen von der Geschichte der Verleumdung cÄDi5as zusammenzustellen. Und erst aufgrund dieses Korpus ist es möglich geworden, sichere Aussagen über die Beziehungen der verschiedenen Versionen der Geschichte zueinander und nachprüfbare Feststellungen über Abhängigkeiten zu machen. Absolute Vollständigkeit habe ich freilich nicht erreicht, schon deshalb nicht, weil gewisse relevante Texte, die Ibn Hagar noch zur Verfügung hatte, anscheinend verloren sind (so ein einschlägiges Werk Abu Bakr al-lsmäcill's) oder, da ungedruckt, mir nicht erreichbar waren (einige Bände von Abu cAwäna's -Musnad). Ich muss allerdings sagen, dass ich auch bei der Auflistung der beiden Korpora im Anschluss an die Untersuchung (S. 171ff.) — entgegen meiner ursprünglichen Absicht — auf absolute Vollständigkeit verzichtet habe. Irgendwo schien mir der Punkt gekommen zu sein, wo das Anführen weiterer Traditionen und Versionen nichts mehr gebracht hätte. Trotz dieses Verzichtes auf absolute Vollständigkeit bin ich zuversicht- lich, dass eine mögliche Entdeckung weiterer das Thema betreffender Texte meine Ergebnisse nicht wesentlich ändern würde. Auch die Diagramme zeigen nicht immer sämtliche bekannte Versionen und Fassungen einer Überlieferung oder Rezension auf (das Korpus ist da in jedem Fall vollständiger). Insbesondere habe ich in der Regel solche Fassungen χ nicht berücksichtigt, die von früheren, uns vorliegenden (und deshalb natürlich verzeichneten) Fasssungen abhängig sind. Auch sehr spät überlieferte Versionen (etwa solche Versionen der -Zuhri-Rezension des hadit al-ifk, die nicht früher als bei at-Tabaräm auftreten), habe ich bisweilen nicht in die Diagramme aufgenommen. Hier schien mir dort eine Grenze erreicht zu sein, wo die Eintragung weiterer Linien nichts Wesentliches mehr zu dem Gesamtbild beigetragen, wohl aber die Übersichtlichkeit beeinträchtigt hätte. *** Am Ende der Arbeit gedenke ich mit grosser Dankbarkeit der Hilfe und Ermunterung, die mir von vielen Seiten zuteil geworden ist. An erster Stelle erwähne ich Herrn Prof. Dr. Albrecht Noth (Hamburg), der diese Studie — wie auch schon die Vorgängerinnen — von Anfang an mit grösstem Interesse begleitet hat. Herr Noth hat mir nach Lektüre einer ersten Fassung spontan angeboten, die Untersuchung in die von ihm herausgegebene Reihe "Studien zur Sprache, Geschichte und Kultur des islamischen Orients" aufzunehmen, und sich in der Folge für die Realisierung dieses Vorhabens tatkräftig und mit Erfolg eingesetzt. Herr Prof. Dr. Josef van Ess (Tübingen) hat mich zweimal nach Tübingen eingeladen: das eine Mal, um in der dortigen Universitätsbibliothek und in seiner eigenen reichen Bibliothek Literaturstudien zu treiben, das andere Mal zu einem Vortrag am Orientalischen Seminar. In diesem Vortrag konnte ich wesentliche Ergebnisse meiner Arbeit vorstellen und diskutieren. Mit besonderer Dankbarkeit gedenke ich der Gastfreundschaft des Ehepaares van Ess und der anregenden Gespräche, die ich mit Frau und Herrn van Ess während des Aufenthaltes in ihrem Hause führen durfte. Herr Prof. Dr. Ewald Wagner (Glessen), Frau Dr. Renate Würsch (Basel), Herr Prof. Dr. Kees Versteegh und Herr Prof. Dr. Harald Motzki (beide Nimwegen), haben eine frühere Fassung der Arbeit gelesen und diese mit vielen weiterführenden Anmerkungen versehen. Die beiden letztgenannten Kollegen haben mich auch zu einem Vortrag über die Ergebnisse meiner Arbeit an die Universität Nimwegen eingeladen. Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag, die in brieflicher Form weitergeführt wurde, war für mich ebenfalls äusserst ertragreich. Herr Dr. Miklos Muranyi (Bonn) hat mir in grosszügiger Weise seltene Werke aus seiner Bibliothek kopiert oder für längere Zeit überlassen, namentlich den — wie oben erwähnt — für mein Thema so wichtigen 23. Band von at- Tabaräni's al-Mucgam al-kabir. Herrn Muranyis Exemplar scheint überhaupt das