}-'orschungshefte aus dem Gebiete des Stahlbaues Herausgegeben vom Dentschen Stahlban -Verband, Berlin Heft 4 Biegeschwingungen eines Stabes mit kleiner Vorkrumm ung, exzentrisch angreifender pulsierender Axiallast und statischer Querbelastung Von Dr. rer. techno habil. E. Mettler Oberhausen-Sterkrade Der n-stielige Stockwerksrahmen ist n-fach unbestimmt Von Dipl.-Ing. A. Thoms Hamburg Mit 38 Textabbildungen Berlin Springer-Verlag 1941 ISBN-13:978-3-7091-9729-5 e-ISBN-13:978-3-7091-9976-3 DOl: 10.1007/978-3-7091-9976-3 AIle Rechte, insbesondere das der t.lbersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1941 by Springer-Verlag OHG. in Berlin. Inhaltsverzeichnis. Biegeschwingungen cines Stabes mit kleiner Vorkriimmung, exzentrisch angreifender pulsierender Axiallast und statischer Querbelastung. Von Dr. rer. techno habil. E. Mettler, Oberhausen-Sterkrade. Seite 1. Einleitung .. 1 2. Aufstellung der grundlegenden Differentialgleichung 3 3. Mathematische Behandlung der Differentialgleichung 6 a) Allgemeine Aussagen iiber die Losung. . 7 b) Die Losung der homogenen Gleichung. . 8 c) Die Losung der inhomogenen Gleichung . 9 q;;:; Berechnung von V (8) fUr 0,7 10 Berechnung von V (8) fiir q < 0,7 . . 13 4. Die Sta bschwingungen ....... . 16 5. Beispiele und praktische Foigerungen 20 1. Beispiel. . . . . . . . . . . . . . . . 20 2. Beispiel. . . . . . . . . . . . . . . . 20 a) Schwingungen in lotrechter Richtung 21 b) Schwingungen in waagerechter Richtung 21 Praktische Folgerungen. 23 6. Zusammenfassung 23 Der n-stielige Stockwerksrahmen ist n-fach unbestimmt. iiber ein Verfahren zur Berechnung hochgradig statiseh unbestimmter Systeme mit der kleinstmogliehen Anzahl Unbekannter. Von Dipl.-Ing. A. Thoms, Hamburg. Einleitung . . . . . . . . 24 Das Wesentliche der .Bnn -Linien . 25 1. Die Belastungsbeiwerte .Bik • . 25 z 2. Der Momentenverlauf Mf3n = E fJni . Mi (.Bnn-Linie) 26 i=l 3. Der Verlauf der .Bnn·Linien bei beliebig gekriimmten Systemen 27 4. Die .Bnn-Linien gerader Stabe gleichbleibenden Querschnitts . 28 5. Beziehungen zwischen den EinfluBlinien starr gestiitzter Systeme und ihren Ableitungen erster und zweiter Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 6 . .Bnn·Linien und voneinander unabhangige Gruppeniasten 31 7. Satze iiber die .Bnn·Linien. . . . . . . . . . . . . . . 32 .Bnn-Linien, Rechteckrahmen und Deformationsmethode . 33 8. Die .Bnn·Linien starr gestiitzter Rechteckrahmen mit waagerecht frei beweglichen Riegeln und die Vertraglichkeitsbedingungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 9. Ermittlungen einer .Bnn-Linie eines einstockigen, harmonischen Rechteckrahmens .. . . . . 36 10. Die frei wahlbaren Ordinaten der eingespannten und durch unteren Riegel abgeschlossenen einstockigen Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 11. Die frei wahlbaren Ordinaten der starr gestiitzten Stockwerksrahmen . 41 12. Die .Bnn-Linien der "harmonischen" Stockwerksrahmen 43 13. Die .Bnn-Linien der Vierendeeltrager . . . . . . . . . . . . . . . 45 IV Inhaltsverzeichnis. Seite Tafeln und Formeln zur Berechnung der Rechteckrahmen ............ . 45 14. Tafeln zur Ermittlung der ,snn-Linien bei Staben mit gleichbleibendem Querschnitt . . . . 45 15. Formeln fUr die maximale Laststellungen bei geraden Staben gleichbleibenden Querschnitts . 47 EinfluB der Riegellasten 47 Maximale Laststellungen 48 EinfluB der Stiitzenlasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 16. Vergleich der ,snA-Linien von Durchlaufbalken,eirrstockigem und Stockwerksrahmen 49 Allseitig gelagerte rechteckige Tragerroste und Durchlaufbalken 51 17. Die ,snn-Linien allseitig gelagerter viereckiger Tragerroste ... 51 18. Die ,snn-Linien der Durchlaufbalken . . . . . . . . . . . . . . . 53 19. Die ,sAn-Linien der Durchlaufbalken iiber gleichen Offnungen 54 Die EinfluBlinien der Stabwerke mit belie big gekriimmten Stab en 58 J J 20. Ermittlung von EinfluBlinienmit Hilfe der Beziehung (33). Fcx)= Q~) ·F[x)dx=- M}?) .F[:)dx 58 SchluBbemerkung . . . 60 Schrifttums-Verzeichnis 61 Biegeschwingungen eines Stabes mit kleiner Vorkriimmung, exzentrisch angreifender pulsierender Axiallast und statischer Querbelastung 1. Von Dr. rer. techno habil. E. Mettler, Oberhausen-Sterkrade. Mit 10 Abbildungen. 1. Einleitung. In einer vor Jahresfrist veroffentlichten Arbeit2 des Verfassers, die im folgenden mit (I) bezeichnet werde, wurden die Biegeschwingungen eines geraden Stabes auf zwei Stutzen behandelt, der durch eine zentrisch angreifende schwingende Axialkraft beansprucht wird. Die Untersuchung brachte als ein Hauptergebnis die Feststellung, daB die Gefahr der Auf schaukelung der Stabschwingungen durch die auBere Kraft in erster Linie dann besteht, wenn der Stab mit seiner Eigenfrequenz, die auBere Kraft aber doppelt so rasch schwingt. Diese Tatsache ist anschaulich einleuchtend und bemerkenswert durch ihren Gegensatz zu der bekannten Aussage der Schwingungslehre, wonach ein elastisches System nur dann in Resonanz mit einer erregenden Kraft kommen kann, wenn Systemeigenfrequenz und Erregerfrequenz ubereinstimmen. Tritt eine solche Ubereinstimmung bei dem durch schwingende Axialkrafte angeregten Stab ein, so besteht, wie die genannte Untersuchung (I) weiter ergab, unter den Verhaltnissen der Praxis kaum eine Resonanzgefahr, so daB also der sonst ubliche Resonanzfall "Erreger frequenz gleich Eigenfrequenz" hier weitgehend zurucktritt gegenuber dem besonderen Resonanzfall "Erregerfrequenz gleich doppelter Eigenfrequenz". 1ndes ist offenbar die letzterwahnte Folgerung an die in allen Ableitungen von (I) ge machten idealisierenden Voraussetzungen gebunden, daB der Stab unbelastet vollkommen gerade ist, keine Querbelastung tragt und von der Langskraft genau zentrisch beansprucht wird. Unter diesen Voraussetzungen wird namlich das Biegemoment der auBeren Kraft, das ja fur die Ausbiegungen des Stabes maBgebend ist, nach GroBe und Frequenz nicht durch die auBere Kraft allein, sondern in gleichem MaBe auch durch die Schwingungen des Stabes bestimmt, so daB es mit einer anderen Frequenz als die auBere Kraft pulsiert und dadurch zu den oben genannten eigentumlichen Resonanzverhaltnissen AniaB gibt. Dies wird be sonders deutlich, wenn man daneben den Stab unter schwingender Querbelastung betrachtet: Bei ihm schwingt das Biegemoment der Last unbeeinfluBt durch die Stabschwingungen mit der durch die auBere Kraft gegebenen Frequenz und Amplitude, und der Stab zeigt dem entsprechend normale Resonanz bei Zusammentreffen der auBeren mit einer Eigenfrequenz. 1st nun die Achse des durch schwingende Langskriifte angeregten Stabes ursprunglich nicht ganz gerade oder greift die Last nicht genau zentrisch an, so wird dadurch ein zu satzliches Biegemoment in den Stab eingeleitet, das infolge des fest gegebenen Hebelarmes unabhangig von den Stabschwingungen im Takte der auBeren Frequenz schwingt, gerade so, als ob es von einer schwingenden Querbelastung herruhrte. Fur dieses zusatzliche Biege moment wird deshalb der Grundsatz der Schwingungslehre wieder in sein Recht eintreten, 1 Mitteilung aus der Forschungsabteilung der GHH Oberhausen·Sterkrade (Prof. Dr ..l ng. O. Flachsbart). 2 Mettler, E.: Biegeschwingungen eines Stabes unter pulsierender Axiallast. Mitt. Forsch.·Anst. GHH· Konzern 8 (1940) S. 1. Stahlbau·Forschungsheft 4. 1 2 E. Mettler: Biegeschwingungen eines Stabes mit kleiner Vorkriimmung. wonach Resonanz dann entsteht, wenn erregende Frequenz und Eigenfrequenz zusammen fallen. DaB auch noch weitere Resonanzmoglichkeiten vorhanden sind, Hint sich anschaulich nicht mehr so leicht erkennen. Die vorliegende Arbeit will diese Verhaltnisse einer genaueren theoretischen Behandlung unterziehen. Sie betrachtet wie gesagt den Fall, daB die schwingende Langskraft den Stab beabsichtigt oder unbeabsichtigt exzentrisch angreift und daB die Stabachse bei Fortfall der erregenden Kraft eine stationare Ausbiegung zeigt, die durch eine statische Quer- oder Langsbelastung erzeugt sein kann oder dem Stab infolge einer bei der Herstellung entstandenen kleinen Vorkrummung eigen sein mag oder schlieBlich aus allen Ursa chen gleichzeitig resultiertl. Hinsichtlich der statischen Querbelastung wollen wir l,lns, urn die Rechnung nicht zu kompliziert werden zu lassen, auf die gleichmaBig uber die Stablange verteilte Last beschranken. In unseren Annahmen uber die GroBe aller Lasten bleiben wir bei den normalen Verhaltnissen der technischen Praxis (Hauptvoraussetzung: Amplitude der schwingenden Langskraft klein gegen die Differenz aus der Eulerschen Knicklast und dem statischen Langsdruck). Der mit den angegebenen Fallen verwandte Lastfall gleichzeitig und unabhangig voneinander wirkender schwingender Langs- und Querbelastungen solI in allgemeinerem Rahmen in einer spateren Arbeit untersucht werden. Es ist eine Eigentiimlichkeit des hier behandelten Problemkreises des Stabes unter pulsierender Axiallast, daB die Dampfung nicht wie beim Stab unter schwingender Querlast vernachlassigt werden darf, sondern in den Ergebnissen eine oft entscheidende Rolle spielt. Dies hat sich in (I) gezeigt und wird sich in der vorliegenden Arbeit wieder bestatigen. Man wurde bei Vernachlassigung der Dampfung eine groBe Menge von Resonanzstellen ausrechnen, die tatsachlich keineswegs vorhanden sind. Die Dampfung ist aber infolge ihrer vielfaltigen Zusammensetzung aus innerer Reibung und Hysteresis im Werkstoff, Luftreibung und Auflagerreibung theoretisch kaum einwandfrei zu berucksichtigen, ohne daB man auf die groBten rechnerischen Schwierigkeiten stoBt. Auch scheinen fur praktisch in technischen Tragwerken eingebaute Stabe Erfahrungswerte uber die Gesamtdampfung bei Biege schwingungen nicht vorzuliegen. Man rechnet also in Untersuchungen der vorliegenden Art mit einer GroBe, die man weder dem Betrage nach genau kennt noch formelmaBig richtig einfuhren kann. Wenn wir solche Untersuchungen trotzdem durchfuhren und dabei einen I Eine kiirzlich erschienene Arbeit von Herrn Dr.-Ing. habil. K. Jager, Die Festigkeit leichtgekriimmter Druckstabe aus Stahl bei schwingender Belastung, Stahlbau Bd. 13 (1940) S. 128, mit einer Erganzung in Stahlbau Bd. 14 (1941) S. 32, behandelt teilweise dieselbe Aufgabe. Es sei hier auf die wesentlichen Unterschiede zwischen den Jagerschen und den vorliegenden Untersuchungen hingewiesen. Jager betrachtet die Erregerfrequenz als feste Konstante und untersucht, bei welcher GroBe der schwingenden Axiallast das Gleichgewicht zwischen den inneren und auBeren Kraften infolge Plastizierung des Stabwerkstoffs durch die erzwungenen Schwingungen eben riicht mehr moglich ist. Er bezeichnet dann die zugehorige Lastspitze als kritische Last, die das "Tragvermogen" des Stabes angibt. Resonanzfalle zieht er dabei nicht in Betracht. Demgegeniiber habe ich in der vorliegenden Arbeit die Frage in den Vordergrund gestellt, wie die Schwingungen des axial pulsierend belasteten Stabes von der Erregerfrequenz abhangen, und habe dabei im Hinblick auf die Tatsache, daB in der heutigen Bautechnik haufig mehr oder weniger rasch laufende Maschinen auf elastischen Tragwerken aufgestellt werden, ganz allgemein die verschiedensten Werte der Erregerfrequenz in die Betrachtung einbezogen. Von diesem Standpunkt aus erscheint es mir nicht angezeigt, den Begriff der kritischen Last oder des Tragvermogens (im Jag e r schen Sinne) einzufiihren, denn dieseI'der statischen Stabilitatstheorie entstammende Begriff bezeichnet bei schwingender Last nicht mehr einen eindeutigen Kennwert des Stabes, sondern eine sich mit der erregenden Frequenz andernde GroBe. In den Resonanzfallen kann ja schon eine schwingende Kraft, die nur einen ganz kleinen Bruchteil der statischen Knicklast ausmacht, den Stab zerstoren, wahrend dieselbe Kraft, mit anderer Frequenz pulsierend, vollstandig ungefahrlich ist. In mathematischer Hinsicht sei bemerkt, daB die Naherungslosung (12), die Jager aus seiner Differential gleichung (10) ableitet [und ebenso die entsprechende Losung seiner Gleichung (26)] insofern von der strengen und vollstandigen Losung abweicht, als die letztere erstens noch das Integral der zugehorigen homogenen Differentialgleichung enthalt und zweitens nicht nur die eine Unendlichkeitsstelle W = WI' sondern deren unendlich viele fiir W = ~ WI (n = 1, 2 ...) besitzt, wie aus der Theorie der linearen Differentialgleichungen mit periodischen n Koeffizienten folgt. Naheres geht aus Abschnitt 3 der vorliegenden Arbeit hervor. Die stets vorhandene Dampfung verwischt zwar die meisten dieser Unendlichkeitsstellen (Resonanzstellen), aber einige bleiben doch erhalten oder werden in endliche Maxima umgewandelt und diirfen insbesondere bei den von Jager betrachteten groBen Amplituden der schwingenden Last nicht auBer acht gelassen werden. Vgl. dazu das Referat von K. Klotter im Zbl. Mech. Bd. 11 (1941) S. 28. Aufstellung der grundlegenden Differentialgleichung. 3 zwar im allgemeinen von der Wirklichkeit abweichenden, aber der Rechnung zuganglichen Dampiungsansatz benutzen, so gehen wir dabei von der Erwartung aus, daB man mit diesem Verfahren das Schwingungsverhalten unseres Stabes in seinen Grundzugen wenigstens qualitativ, wahrscheinlich aber auch ganz roh quantitativ klaren kann, und daB schon dies fur die Praxis wichtig ist. 1m ubrigen ist geplant, die Richtigkeit der theoretischen Ergebnisse durch vergleichende Versuche nachzupriifen. 2. Aufstellung der grundlegenden Differentialgleichung. Wir betrachten einen Stab mit konstantem Querschnitt, der in unbelastetem Zustand nicht ganz gerade ist, sondern in Richtung einer Querschnittshauptachse eine kleine Aus biegung aufweist. Die x-Achse eines Koordinatensystems liege in der Verbindungsgeraden der Schwerpunkte der beiden Endquerschnitte, die y-Achse senkrecht dazu in der Ebene der Ausbiegung, der Nullpunkt in einem Stabende (Abb. 1). Der Stab sei an beiden Enden gelenkig gelagert; mindestens ein Ende sei auBerdem in x-Richtung verschieblich. Wir nehmen an, daB der Stab durch zwei entgegengesetzt gleiche, in der x-y-Ebene parallel zur x-Achse exzentrisch mit den gleichen Hebelarmen e wirkende schwingende Endkrafte x + (1) P = Po PI cos OJ t y z(x,t) y(x,tJ (Po, ~ und OJ Konstante, t Zeit) bela stet ist, die Abb.l. Der belastete Stab im Koordinatensystem. wir als Druck positiv rechnen. Ferner werde der Stab in y-Richtung durch das statische Biegemoment Mo (x), herruhrend von der gleichmaBig uber die Stabl ange verteilten Querlast Q, beansprucht. Die infolge samtlicher Lasten entstehenden Gesamtspannungen sollen aber die Elastizitatsgrenze des Materials nicht uberschreiten. Uberdies seien die Stabausbiegungen so klein, daB die Sehnenlange immer als Konstante betrachtet werden kann, die wir mit l bezeichnen. Wir rechnen die Ausbiegungen des Stabes zunachst aIle von der geraden x-Achse aus. Es sei (vgl. Abb. I) Y = 1) (x) die anfangliche .spannungslose Ausbiegung, y = rJ (x) die statische Ausbiegung unter der Wirkung der konstanten Langskraft Po und der Querlast Q, y = y(x, t) die Gesamtausbiegung wahrend der Schwingung. Ferner bezeichnen wir das Tragheitsmoment des Querschnitts bei Ausbiegung in y-Richtung mit J, die Masse von Stab plus Querbelastung pro Langeneinheit mit fll und den Elastizitatsmodul des Materials mit E. 1st M das Biegemoment aller wirkenden Krafte (einschlieBlich der Tragheits- und Reibungskrafte wahrend der Schwingung), so gilt nach dem D'Alembertschen Prinzip auch in der Bewegung des Stabes die bekannte aus der Statik abgeleitete Grundgleichung2 (2) 82y d2\:) M 8x2 -dx2 - EJ Das Biegemoment + (3) M = Mo(x) P(y+ e)+ M + MD Tr + setzt sich zusammen aus dem statischen Moment Mo(x), dem Moment P (y e) der Langs kraft P, dem Biegemoment M der Tragheitskraft pro Langeneinheit - fl ~t; (wobei die Tr Rotationstragheit der Stabelemente wie ublich vernachlassigt i~t) und dem Biegemoment MD der Dampfungskraft pro Langeneinheit, fur die wir wie in (I) den vereinfachenden Ansatz 1 Normalerweise schwingt die Last mit dem Stab, deshalb muB ihre Masse mit in Ansatz gebracht werden. Gleichiormig verteilte Lasten ergeben ein konstantes fl. Andere Lastverteilungen bedingen ein mit x verander· liches fl und fiihren auf groBe rechnerische Schwierigkeiten. Das ist der Grund, weshalb wir uns auf gleichformig verteilte Lasten bzw. Massen beschranken. 2 Vgl. z. B. A . .Foppl, Vorlesungen tiber technische Mechanik, Bd.3, 9. Aufl., S.199. Berlin 1922. 1* 4 E. Mettler: Biegeschwingungen eines Stabes mit kleiner Vorkriimmung. - c ~; machen. Es sei hier wiederholt, daB dieser Ansatz, der die Dampfung als proportional der Geschwindigkeit oy/ot mit einem Proportionalitatsfaktor C annimmt, die Wirklichkeit nicht genau trifft, daB er aber aus Grunden, die am SchluB der Einleitung auseinandergesetzt wurden, beibehalten werden soll. Wie in (I) muB auch hier auf eine Voraussetzung hingewiesen werden, welche die Ver wendungsmoglichkeit der Biegegleichung (2) zusammen mit (1) und (3) fur die Berechnung der Stabbewegung in geringem Grade einschrankt: Die Frequenz w der erregenden Kraft (1) darf nicht so groB werden, daB merkliche Longitudinalschwingungen im Stabe entstehen. Wenn namlich Langsschwingungen auftreten, so nimmt die Langskraft im Stab niqht mehr entlang der ganzen Stabachse gleichzeitig den Wert der auBeren Last P an, so daB man in (3) fur P nicht mehr den Ausdruck (1) einsetzen darf. Wir mussen also die GroBe der Frequenz w durch die Bedingung nach oben begrenzen, daB w wesentlich kleiner bleibt als die kleinste Eigenfrequenz der Langsschwingungen des Stabes. Diese Einschrankung ist nicht schwer wiegend, da die Langseigenschwingungen normalerweise sehr hohe Frequenzen haben. Es ist nun zweckmaBig, die Schwingungsausschlage des Stabes nicht von der x-Achse aus zu rechnen, sondern von der statischen Biegelinie 'I](x) aus, mit anderen Worten die neue Variable (4) z(x, t) = y(x, t) -'I] (x) einzufuhren (Abb. 1), die mit y und 'I] an den Stabenden verschwindet. Die Differential gleichung fur 'I] (x) erhalt man, wenn man in (2) bzw. (3) MTr=MD=P1= 0 und y='I] setzt: (5) Ziehen wir (5) von (2) ab und bringen den Faktor EJ nach links, so kommt unter Beruck sichtigung von (3) und (4) 82z ' . (6) EJ 8x2 =-[Pz+MTr+MD+P1('I]+e)coswt]. Nach (4) kann man fur die Tragheitskraft und die Dampfungs~raft, aus denen die Momente MTr und MD gebildet werden, selbstverstandlich auch - fl ~2t~ und - C ~~ setzen. Man kann der Gleichung (6) eine einfache mechanische Deutung geben. Wurde namlich + in (6) rechts das Glied ~ ('I] e) cos w t wegfallen, so hatte man offenbar die Biegegleichung eines geraden Stabes vor sich, der auBer durch die Momente der Tragheits-und Dampfungskraft lediglich durch das Moment pzder Langskraft (1) bela stet ist, also die Schwingungsgleichung des geraden Stabes unter einer zentrisch angreifenden pulsierenden Axiallast. Ein derartiger Stab wurde in (I) behandelt. Seine eben genannte Biegegleichung laBt sich iibrigens durch zweimaliges Differentiieren nach x sMort in die in (I) benutzte Schwingungsdifferential gleichung [G1. (3) von (I)] zuruckfiihren. Nach (6) ist der Stab zusatzlich durch das bekannte + schwingende Biegemoment PI ('I] e) cos wt beansprucht. Wir haben al80 un8er Problem de8 vorgekrummten Stabe8 mit aufJermittig angreifender pul8ierender Axialla8t zuruckgefuhrt auf das Problem des geraden Stabes mit zentrischer schwingender A xiallast und einem synchron schwingenden zusiitzlichen Biegemoment. Wir machen nun fUr die die Schwingung des Stabes beschreibende Funktion z (x, t) einen in der Theorie der erzwungenen Stabschwingungen haufig gebrauchten Ansatzl, und zwar 7 fiihren wir z als eine nach den Eigenschwingungsformen sin k x des Stabes fortschreitende Reihe mit zeitabhangigen Koeffizienten ein L00 • knx (7) z = Vk (t) sm -1-' k=l 1 Zu den hier benutzten allgemeinen Methoden der Stabschwingungstheorie vergleiche K. Hohenemser und W. Prager, Dynamik der Stabwerke, Berlin 1933, hauptsachlich Kapitel lIB, oder F. Bleich, Stahlliochbauten, Bd. 1 S.417ff. Berlin 1932. Aufstellung der grundlegenden Differentialgleichung. 5 Die so dargestellte Funktion z verschwindet an den Stabenden, wie es fur den beiderseits gestiitzten Stab sein muB, und wird also, sofern sie der Momentgleichung (6) genugt, was man durch geeignete Bestimmung der Vk erreichen kann, die Bewegung des Stabes zutreffend wiedergeben. Urn die unbekannten Koeffizienten Vk (t) bestimmen zu k6nnen, entwickeln wir aIle auf k7 der rechten Seite von (6) stehenden Momente gleichfalls in nach sin x fortschreitende trigonometrische Reihen. Zunachst ist das von x unabhangige Moment (8) PI e cos w t = -4--P-;ei- cos w t L0 0fh s.m -kln x k=l mit fur ungerade k fur gerade k. Weiter mussen wir 'I} (x) entwickeln (10) () ~ . kn x 'I} x = ~ 'l}k sm -l- k=l und gewinnen die Koeffizienten 'l}k aus (5). Dort sind Mo(x) und t)(x) als bekannte Funk tionen von x anzusehen und in ihre Fourierreihen (11 ) (12) zu entwickeln. Es wird mk = 0 fur gerade k, (12a2) -4--nQa .l l .. mk = k3 fur ungerade k wahrend die tk von der ursprunglichen Gestalt der Stabachse abhangen und nicht allgemein angebbar sind. AuBerdem ist entsprechend (8) (13) P oe= -4 -Po-e L~... flks. mkn-lx- ' n k = 1 Die vier Reihen (10) bis (13) werden in (5) eingesetzt. Dann ergibt sich, wenn man die 7 Koeffizienten von sin k x in der ublichen Weise zusammenfaBt und gleich Null setzt, + + ~e k n)2 mk Po (11k gk) - (T ('I}k-tk) + EJ 0 (Tr und daraus mit der Abkurzung PE = E J (Eulersche Knicklast des geraden Stabes bei Ausknicken in der y-Richtung) k2 PE !k + mk + -4 e Po gk n (14) 'l}k = --~k2°-P=E---P=o--- Damit ist die Entwicklung (10) von 'I} (x) bekannt. SchlieBIich mussen noch die in (6) stehenden Momente M und MD durch trigono- Tr metrische Reihen dargestell~ werden. Aus (7) erhalt man die Ableitungen ~~ und ~:~, indem man m. d en Rm'h e ng II' e d ern dd Vtk b zw. (d[2 tV2k statt Vk (t) schrm" bt. DIe Dampfungskraft -, aaz t und die Tragheitskraft - f1 ~2t~ sind damit rein formal als Funktionen von x gegeben, und zWi1r als Summen sinusf6rmig verteilter Streckenlasten, und wir haben daraus wiederum rein 1 Biitte, Bd. 1, S. 190, 26. Aun. 2 Diese Fourierkoeffizienten lassen sich in bekannter Weise aus dem parabe1£6rmigen Biegemoment M (x) der Gleichlast ausrechnen. 0 6 E. Mettler: Biegeschwingungen eines Stabes mit kleiner Vorkriimmung. formal nach den Regeln der Statik die Biegemomente MD und MTr ZU bilden. Es darf nun 7 als bekannt vorausgesetzt werden, daB eine sinusformige Streckenlast p sin k x in einem 7 beiderseits gestiitzten Balken ein gleichsfalls sinusformiges Biegemoment p (k In ) 2 sin k x hervorruft. Damit kennt man von jedem Reihenglied der Tragheits- und Dampfungskraft das zugehorige Biegemoment, und man erhalt durch Summierung dieser Teilmomente die Ausdriicke (15) (16) Jetzt kann man die Differentialgleichung fiir die unbekannten Koeffizienten vdt) von (7) aufstellen, indem man die Reihen (7), (8), (10), (15) und (16) in (6) einfiihrt und wiederum 7 die Koeffizienten von sink x vergleicht. Es ergibt sich nach kurzer Rechnung die Gleichung (kn)2 (kn)2( (17) -d--2-;vttk2 + f3 (d[Vfk" TI Ii1" T (k 2 PE - Po - PI cos W t) Vk = -P-;I; l r;k + 4n egk) cos W t, '1ft worin = f3 gesetzt ist. Um (17) eine iibersichtlichere Form zu geben, fiihren wir die neue unabhangige Varip e (18) s=wt ein und benutzen auBerdem die Abkiirzungen (191) {}k --~Wk' Bk= k2 PPEI -Pu' qk= WWk ' (19a) hk = r;k + n4e gk . Darin ist (20) Wk = -kln- 1V/ 1Ii" (k2 PE - Po) die bekannte k-te Eigenfrequenz des ungedampften (C = 0), durch die konstante Langskraft Po belasteten Stabes [vgl. (I), S. 3]. Man erhalt fiir Wk immer denselben Ausdruck, gleichgiiltig ob eine Exzentrizitat e des Lastangriffs, eine Vorkriimmung 1) (x) und eine statische Querlast Q vorhanden ist oder nicht. Das folgt aus der Tatsache, daB fiir PI = 0, d. h. fUr den Fall der Eigenschwingungen des Stabes, Gl. (6) wie erwahnt in die Schwingungsgleichung des zentrisch belasteten geraden Stabes iibergeht. Die GraBe {}k in (19) steIIt das Iogarithmische Dekrement der gedampften k-ten Eigenschwingung des Stabes dar [vgl. (1), S. 11]. Gl. (17) geht mit den Abkiirzungen (19) und der Veranderlichen (18) nach einigen Zwischenrechnungen iiber in die grundlegende Differentiaigieichung (21) q2k dd2 Vsk2 -I T{hn qkdTVks + (I-Bkcoss)vk_- BkhkCOSS, deren Lasung uns iiber den zeitlichen Verlauf der Stabschwingungen AufschluB geben wird. 3. Mathematische Behandlnng der Difl'erentialgleichnng. 1m folgenden Abschnitt beschaftigen wir uns mit der rein mathematischen Aufgabe der Lasung der Differentialgleichung (21). Der Einfachheit halber lassen wir in (21) iiberall den Index k weg und setzen auBerdem hk = 1, gehen also von der Gleichung (22) q2 -d2 V + -fJ q -dv + (1 - B cos s) v = B cos S ds2 n ds 1 Die GroBen (19) stimmen mit den in (1) benutzten GroBen fJ, s und q iiberein. Das s von (1) hat zwar formal eine etwas andere Bedeutung als das sk aus (19) und unterscheidet sich von dem letzteren durch einen Faktor, der gleich dem Quadrat des Quotienten aus der ungedampften und der gedampften Stabeigenfrequenz ist, [(1), Gleichung (12)]. Doch hat dieser Quotient bei den von uns vorausgesetzten kleinen Dampfungen praktisch den Wert Eins, so daB die beiden e tatsachlich dasselbe bedeuten.