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Beschreibung einer neuen Art der Gattung Carcinopyga Felder, 1874 (Lepidoptera: Arctiidae) und Anmerkungen zur Verbreitung und Bionomie der drei Arten der Gruppe PDF

12 Pages·1997·2 MB·German
by  KauttPeter
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Nachr. entomol. Ver. Apollo, N.F. 18 (2/3): 129-140 (1997) 129 Beschreibung einer neuen Art der Gattung Carcinopyga Felder, 1874 (Lepidoptera: Arctiidae) und Anmerkungen zur Verbreitung und Bionomie der drei Arten der Gruppe Peter Kautt und Aidas Saldaitis Peter Kautt, Harpprechtstraße 1, D-72074 Tübingen Aidas Saldaitis, Architektu 164-29, LT-2049 Vilnius, Litauen Zusammenfassung: Eine neue Art der Gattung Carcinopyga Felder, 1874 wird aus dem südlichen Tadschikistan und aus Nordostafghanistan beschrie­ ben und abgebildet: Carcinopyga gurkoi sp. n. Die neu beschriebene Art un­ terscheidet sich deutlich von den anderen Vertretern dieser Gattung. Haupt­ unterscheidungsmerkmale zu diesen sind die geringere Größe, der fehlende Diskoidalfleck des Hinterflügels und die äußerst schmal geschnittenen Val- ven. Die Verbreitung der Gattung wird dargestellt. Die Weibchen von C. li- chenigera nuytenae de Freina, 1982 und C. proserpina lindti (Cerny, 1986), so­ wie deren Raupe werden erstmals abgebildet. Description of a new species of the genus Carcinopyga Felder, 1874 (Lepidoptera: Arctiidae) and remarks on the distribution and bionomy of the three species of the group Abstract: A new species of the genus Carcinopyga Felder, 1874 from southern Tajikistan and Northeast-Afghanistan is described and figured: Carcinopyga gurkoi sp. n. The new species differs clearly from the other representatives of this genus. The main characteristics for distinction are as follows: smaller size, missing discoidal-spot on the hindwing and the extremely slim-shaped valvae. The distribution of the genus is shown. The females of C. lichenigera nuytenae de Freina, 1982 and C. proserpina lindti (Cerny, 1986), as well as its larva, are figured for the first time. Einleitung Unter den zahlreichen Exemplaren von Carcinopyga proserpina proserpi­ na (Staudinger, 1887), die der ukrainische Sammler Vladimir Gurko 1996 aus Tadschikistan mitgebracht hatte, fielen dem Zweitautor einige Falter auf, die deutlich vom proserpina-Habitus abwichen. Auch Gurko hatte dies bereits erkannt und wies uns auf die unterschiedlichen Aktivi­ tätsphasen der beiden „Formen“ hin. Er überließ uns eine kleine Serie zur Bearbeitung und lieferte weitere Angaben zur Bionomie. 130 Inzwischen liegen uns weitere Falter mit gleichem Habitus von verschie­ denen Lokalitäten vor. So machte uns Herr Bernd Geh auf vier solcher Exemplare in der Zoologischen Staatssammlung München aufmerksam. Bei Studien in der Sammlung Museum Thomas Witt, München, sowie in der Sammlung des Erstautors fanden sich zwei weitere Falter. Die Untersuchung der Tiere ergab, daß es sich, wie vermutet, um eine noch unbeschriebene Art der Gattung Carcinopyga Felder, 1874 handelt, die bisher offensichtlich übersehen wurde und hier neu beschrieben wird. Bei den Studien zu diesem Artikel stießen wir auf interessante, bisher un­ veröffentlichte Daten bezüglich der Verbreitung und Biologie von C. pro- serpina, die wir an dieser Stelle ebenfalls publizieren. Carcinopyga gurkoi sp. n. Holotypus S- West-Pamir, Distr. Rushan, South of Rushan, 3300-3500 m, E vi.- A ix. 1996, leg. V. Gurko, GU: PK A 018/96, in coli. Zoologisches Museum der Universität Cernovcy/Ukraine. Paratypen: 103 SSt gleiche Daten wie Holotypus, in coli. Gurko; 11 SS mit glei­ chen Daten in coli. Kautt; 1 S mit gleichen Daten (GU: PK A 019/96) in coli. Kautt; 10 SS mit gleichen Daten in coli. Hauenstein; 1 S mit gleichen Daten in coli. Landessammlungen für Naturkunde/Karlsruhe; 2 SS mit gleichen Daten in coli. Saldaitis; 1 S mit gleichen Daten in coli. Ströhle; 1 S GUS, W.-Pamir, Chorog, 28. vn. [19]95 (GU: PK A 022/96), in coli. Kautt; 1 S USSR, Tadjikistan, Vanseh, 28. vi. 1981, ex coli. Krusek, in coli. Museum Wirr/München; 4 SS Af­ ghanistan, Badakhshan, Bela Kuran [= Bala Kuran, Bala Quran], 3500-4200 m, 28. vii.-3. viii. 1963, leg. K. Omoto, in coli. Zoologische Staatssammlung, Mün­ chen. Beschreibung Kopf, Stirn und Palpen schwarz. Antennen einfach, braun-gelb geringelt. Patagia und Tegulae schwarz. Thorax oberseits dunkelgrau bis schwarz. Unterseite graugelb. Beine dunkelbraun mit cremeweißen Ringen. Abdomen: Oberseite graugelb, teilweise dunklere Mittellinie erkennbar. Unterseite schwarz mit maisgelben Segmenteinschnitten; Afterbüschel graugelb. Vorderflügel: Länge (Basis-Apex) 21-25 mm. Der Mittelwert liegt bei der Typenserie bei 23,4 mm. Oberseite: Grundfarbe cremeweiß. 5-6 grau­ braune Querbänder, die meist miteinander in Verbindung stehen und das dominierende Zeichnungselement im Vorderflügel darstellen. Die Grund­ farbe wird dadurch auf einzelne, meist mehrfach unterbrochene, von der Costa zum Innenrand verlaufende, Fleckenreihen reduziert. Am deutlich­ sten erkennbar sind diese Fleckenreihen im Median- und Postmedianbe- 131 reich und dort vor allem an den Flügelrändern. Fransen graubraun. Un­ terseite: Grundfarbe cremeweiß. Entlang der Costa je ein basaler, subme­ dianer, medianer und postmedianer schwarzer Fleck. Eine weitere Ver­ dunkelung tritt häufig im mittleren Bereich der Medianader auf. Diskoi- dalfleck nur leicht angedeutet oder fehlend. Hinterflügeloberseite: Einfarbig cremeweiß, völlig zeichnungslos. Die Fransenfärbung variiert von cremeweiß bis graubraun. Unterseite: Grund­ farbe und Fransen wie oberseits. Ein schwarzer Fleck am Costalrand der Diskalregion, der meist sehr deutlich ausgeprägt ist und sich häufig bis über die Diskoidalzelle erstreckt. Diskoidalfleck nicht oder nur in Form einer feinen, dunklen Beschuppung der Diskoidalader vorhanden. Über dieser und entlang der Costalader tritt bei etwa der Hälfte der Tiere noch jeweils ein weiterer kleiner, schwarzer Fleck auf. Genitalmorphologie: siehe SW-Abb. 1-10. Das $ ist bisher unbekannt. Differentialdiagnose C. gurkoi sp. n. kann am ehesten mit C. proserpina verwechselt werden. Die Vorderflügelzeichnung beider Arten variiert sehr stark. Bei gurkoi tre­ ten die hellen Zeichnungselemente auf der Oberseite aber meist als mehr­ fach unterbrochene Fleckenlinien auf, während sie bei proserpina als zu­ sammenhängende Bandstrukturen erkennbar sind. Bei dieser Art treten allerdings auch Exemplare auf, bei denen diese Strukturen kaum mehr sichtbar sind, beziehungsweise stark verschwommen erscheinen, was hauptsächlich bei der ssp. lindti der Fall ist. Sehr deutlich unterscheiden sich die beiden Arten auf der Hinterflügel­ oberseite. Bei proserpina ist der Diskoidalfleck immer deutlich ausge­ prägt. Außerdem tritt bei dieser Art, vor allem bei der ssp. lindti, neben dem Diskoidalfleck häufig noch ein angedeutetes Querband in Form ein­ zelner schwarzer Flecken an den Adern auf. Die Hinterflügeloberseite von gurkoi ist hingegen völlig zeichnungslos. Lediglich die Diskoidalader selbst weist bei wenigen Exemplaren eine extrem feine schwarze Be­ schuppung auf. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die geringere Größe von gurkoi. Der Mittelwert der Vorderflügellänge beträgt bei der Typenserie 23,4 mm, während er bei proserpina proserpina 28,6 mm (n = 13), bei pro­ serpina lindti 30,7 mm (n = 28) beträgt. Diese Werte beziehen sich aus­ schließlich auf männliche Falter. 132 Sehr deutlich sind auch die Unterschiede im Bau des männlichen Genital­ apparates. Neben den Größenunterschieden fallen hierbei vor allem die sehr schmal geschnittenen Valven und der stark ausgeprägte Uncus von gurkoi auf (vergleiche SW-Abb. 1-8). Bedingt durch den meist weit aus dem Abdomen herausragenden Geni­ talapparat, sind diese Unterschiede in der Regel auch direkt am Falter mit Hilfe einer Lupe zu erkennen, sofern man bereits mit einigen Präparaten Erfahrungen gesammelt hat. Habitat und Bionomie Der von Gurko besammelte Fundort liegt in der alpinen Zone des westli­ chen Pamirs zwischen Rushan und Chorog. Das sommertrockene, konti­ nental geprägte Klima des Pamirs wird hier durch feuchte, vom Fluß Pjandz und seinen Nebenflüssen aufsteigende Luftmassen abgemildert. C. gurkoi fliegt dort in einer Höhenlage zwischen 3300 und 3500 m auf Ge­ röllhalden syntop und synchron mit C. p. proserpina. Abb. 1: C. /. lichenigera Indien, J & K, Ladakh, 15 km E Drass, 3000 m, 5. vin. 1985, leg. W. Thomas (coli. Museum Wnr/München). Abb. 2: C /. nuytenae $; Pakistan, Himalaya Mts., 3200 m, Kaghan-valley, 12 km E of Naran, Battakundi, 26. vn. 1994, leg. B. Herczig, Gy. M. Dvszlo & G. Ronkay (coli. Museum Wnr/München). Abb. 3: C. proserpina ssp.? Usbekistan, N Samarkand, Malguzar-ridge, 950-1100 m, e. I. 19. ix. 1995, leg. A. Hofmann (coli. Kautt). Abb. 4: C. p. lindti §; Kirgisia, Issyk Kul South, Tosor, 1650 m, 10.-12. vn. 1994, leg. A. «allies (coli. Kautt). Abb. 5: C. p. proserpina West-Pamir, Distr. Rushan, South of Rushan, 3400 m, 5. ix. 1996, leg. V. Gurko (coli. Kautt). Abb. 6: C. I. lichenigera cf; N-Indien, Ladakh, 10 km E Drass, 3200 m, 24. vn. 1987 (coli. Kautt). Abb. 7: C. p. lindti cf; Kirgisia, Sarikamish mts., river Kjokjomeren, 1500 m, 16.-18. vn. 1994, leg. A. «allies (coll. Kautt). Abb. 8: C. p. lindti 3; Us­ bekistan, Tashkent 60 km ESE, Chatkal, 1250 m, 3.x. 1992, leg. V. Zolotuhin (coli. Kautt). Abb. 9: C. I. nuytenae cf; Pakistan, Himalaya Mts., 3200 m, Kaghan-valley, 12 km E of Naran, Battakundi, 26. vn. 1994, leg. B. Herczig, Gy. M. Uszlo & G. Ronkay (coli. Kautt). Abb. 10: C. p. proserpina cf; W-Pamir, Vantsh, Gushon, 23.-26. vn. 1988, leg. U. Jürivete (coli. Kautt). Abb. 11: C. p. proserpina 3', West-Pamir, Distr. Rushan, South of Rushan, 3400 m, 19. vin. 1996, leg. V. Gurko (coli. Kautt). Abb. 12: C. gurkoi 3, Paratypus; Afghanistan, Badakhshan m., Bela Kuran, 3500—4200 m, 28. vn.-3. vin. 1963, leg. K. Omoto (coli. Zoologische Staats­ sammlung München). Abb. 13-16: C. gurkoi 3, Paratypen; West-Pamir, Distr. Rushan, South of Rushan, 3300-3500 m, E. vi.-A. ix. 1996, leg. V. Gurko (coli. Kautt). Abb. 17: dto., Holoty- pus 3, CU: PK A 018/96 (coll. Zoologisches Museum der Universität Cernovcy/Ukraine). Abb. 18: dto., Paratypus, Unterseite (coli. Kautt). Abb. 19: C. gurkoi 3, Paratypus; GUS, W.-Pamir, Chorog, 28. vn. 1995, GU: PK A 022/96 (coll. Kautt). Abb. 20: C. gurkoi 3, Paratypus; USSR, Tadjikistan, Vansch, 28. vi. 1981, ex coli. KruSek, (coli. Museum Wnr/München). Abb. 21: C. proserpina ssp.?, erwachsene Raupe; Usbekistan, N Samarkand, Malguzar-ridge, 950-1100 m, 26. v. 1995, leg. A. Hofmann (Foto: A. Hofmann). 133 134 SW-Abb. 1-8: Vergleichende Darstellung von rechter Valve und Uncus (in Lateralansicht) der bisher beschriebenen Cardnopyga-Taxa: Abb. 1,1 a: C Hchenigera nuytenae; Pakistan, Himala­ ya, 3200 m, Kaghan-valley, 12 km E of Naran, Battakundi, 26. vn. 1994, leg. B. Herczig, Gy. M. Laszlo & G. Ronkay, GU: PK A 027/96. Abb. 2, 2 a: C. I. Hchenigera; Indien, j 6t K, Ladakh, 15 km E Drass, 3000 m, 3. vm. 1985, leg. W. Thomas, GU: PK A 026/96. Abb. 3, 3 a: C. gurkoi, Paratypus; GUS, W.-Pamir, Chorog, 28. vn. 1995, GU: PK A 022/96. Abb. 4, 4 a: C. gurkoi, Pa­ ratypus; West-Pamir, Distr. Rushan, South of Rushan, 3300-3500 m, E. vi.-A. ix. 1996, leg. V. Gurko, GU: PK A 019/96. Abb. 5, 5 a: C. p. proserpina; GUS, W.-Pamir, Chorog, 28. vn. 1995, GU: PK A 025/96. Abb. 6, 6 a: C. p. proserpina; Distr. Rushan, South of Rushan, 3400 m, 13. vm. 1996, leg. V. Gurko, GU: PK A 021/96. Abb. 7, 7 a: C. p. lindti; Usbekistan, 60 km ESE Tashkent, Chatkal, 1250 m, 21. x. 1992, leg. V. Zolotuhin, GU: PK A 024/96. Abb. 8, 8 a: C. p. lindti; Asia centr., Kirgisia, Issyk Kul South, Tosor, 1650 m, 10.-12. vn. 1994, leg. A. Kallies, GU: PK A 023/96. 135 SW-Abb. 9-10: Männliche Genitalstrukturen. Abb. 9: C. p. proserpina; West-Pamir, Distr. Ru­ shan, South of Rushan, 3400 m, 12. vill. 1996, leg. V. Gurko, GU: PK A 020/96. Abb. 10: C. gurkoi sp. n., Holotypus; West-Pamir, Distr. Rushan, South of Rushan, 3300-3500 m, E. vi.- A. ix. 1996, leg. V. Gurko, GU: PK A 018/96. Charakteristische Pflanzengattungen dieser Geröllhalden sind Corydalis (Papaveraceae), Draba (Cruciferae), Astragalus, Onobrychis, Oxytropis, Hedysarum (Fabaceae), Potentüla, vereinzelt Rosa (Rosaceae), Ribes (Gros- sulariaceae), Rhodiola, Sedum (Crassulaceae), Waldheimia, Leontopodium (Asteraceae), Acantholimon (Plumbaginaceae), Primula (Primulaceae), Polygonum (Polygonaceae), Ephedra (Ephedraceae) und Juniperus (Cu- pressaceae). Die Flugzeit beider Arten erstreckt sich nach den bisherigen Beobachtun­ gen von Ende Juni bis Anfang September. Bedingt durch die außerge­ wöhnlich kalte Witterung des Jahres 1996 wird die Flugzeit in „normalen“ 136 Jahren um ein bis zwei Wochen früher einsetzen und dementsprechend früher enden. Sowohl gurkoi als auch proserpina fliegen aktiv zum Licht; tagsüber ruhen sie unter Steinen. Die Weibchen aller drei Carcinopyga-Arten scheinen recht träge zu sein, weshalb sie nur sehr selten gefunden werden. Während von p. proserpina inzwischen zahlreiche weibliche Tiere in Sammlungen vertreten sind, exi­ stieren von p. lindti, l. lichenigera und l. nuytenae nur wenige Exemplare. Die Anzahl der angeflogenen proserpina-<$<$ lag während des gesamten Beobachtungszeitraums 1996 bei Rushan etwa sieben- bis achtmal höher als die von gurkoi. Ob diese Tatsache auf unterschiedliche Individuen­ dichten der Populationen oder auf Unterschiede in den Flugaktivitäten beziehungsweise in der Attraktivität von UV-Licht auf die Falter zurück­ zuführen ist, bleibt unbekannt. Interessant erscheint die Tatsache, daß die diurnalen Aktivitätsphasen beider Arten deutlich getrennt sind. Bei Rushan fliegt gurkoi in der Zeit zwischen 22.00 und 23.30 Uhr bei Temperaturen von 12°-15° C (gemes­ sen Anfang August) zum Licht. C. proserpina folgt dann von 2.30 Uhr bis zur Morgendämmerung gegen 5.30 Uhr. Die Temperatur beträgt zu die­ ser Zeit nur noch 4°-6° C. Nach mündlicher Mitteilung von G. Ebert, C. M. Naumann und A. Kal- lies fliegt C. proserpina im Vakhan-Tal in NE-Afghanistan und im nördli­ chen Badakhshan (ssp. proserpina) beziehungsweise bei Tosor/Issyk-Kul (ssp. lindti) in der Zeit vor Mitternacht. Die Verlagerung der Flugaktivität bei proserpina von der ersten in die zweite Nachthälfte scheint also eine Anpassung zu sein, die nur bei sol­ chen Populationen auftritt, die ihr Habitat mit gurkoi teilen. Eine mögli­ che Erklärung dafür könnte sein, daß auf diese Weise artfremde Copulae zwischen beiden Arten — falls diese angesichts der deutlichen Unterschie­ de in Bau und Dimension der männlichen Genitalarmaturen überhaupt zustandekämen — verhindert werden. Die Voraussetzung für diese Theo­ rie wäre, daß die männlichen Falter von mindestens einer der beiden Ar­ ten auch auf das Sexualpheromon der anderen Art reagieren. Um klare Aussagen dazu treffen zu können, wären sowohl Kenntnisse über die Aktivitätszeiten möglichst vieler Populationen beider Arten als auch pheromonbiologische Untersuchungen nötig. Solche Untersuchun­ gen sind aber angesichts der schwierigen politischen Verhältnisse in Af­ ghanistan und Tadschikistan in absehbarer Zeit kaum durchführbar. 137 Interessant wäre auch ein Vergleich der Präimaginalstadien. Kenntnisse hierzu existieren bisher nur für l. lichenigera (vergleiche Thomas 1989, 1993) und p. proserpina, deren Raupe bereits von Hampson (1901) be­ schrieben wurde. Von dieser Art führte C. M. Naumann (mündl. Mittei­ lung) eine erfolgreiche Ex-ovo-Zucht an Taraxacum durch. Die Eiterndere dieser Zucht stammten aus Afghanistan. Die Raupen entwickelten sich bei Zimmerzucht, ohne zu überwintern, und ergaben bereits Ende De­ zember die Falter. Unter natürlichen Bedingungen überwintert C. proser­ pina höchstwahrscheinlich im Raupenstadium. A. Hofmann (schriftl. Mitteilung) fand nördlich von Samarkand (Malgu- zar-Ridge, 950-1100 m) am 26. v. 1995 eine fast erwachsene Raupe (Farb­ tafel, Abb. 21) unter einem Stein. Diese ernährte sich noch etwa drei Wo­ chen von verschiedenen niedrig wachsenden, krautigen Pflanzen (zum Beispiel Plantago, Taraxacum) und übersommerte dann in einem Ge­ spinst, in dem sie sich Ende August auch verpuppte. Am 19. September, nach etwa drei Wochen Puppenruhe, schlüpfte ein weiblichen Falter (Farbtafel, Abb. 3). Die subspezifische Zuordnung dieses Exemplares zu proserpina oder lindti ist wegen des abweichenden Habitus (aufgrund der unnatürlichen Zuchtbedingungen?) nicht möglich. Die Raupe von proser­ pina legt in den tieferen Lagen Zentralasiens, in Anpassung an die mit an­ haltender Trockenheit verbundenen Temperaturmaxima in den Monaten Juli und August, eine sommerliche Dormanz ein, während der sie sich wahrscheinlich in Erdspalten, unter Steinen oder zwischen Geröll ver­ birgt. Dadurch läßt sich auch die späte Flugzeit (Ende September bis En­ de Oktober) einer Reihe uns vorliegender Exemplare der ssp. lindti erklä­ ren. Alle diese Tiere stammen aus Höhenlagen zwischen 950 und 1250 m in Usbekistan oder Kasachstan, während die Nachweise von höhergelege­ nen Fundorten meist auf die Monate Juli und August, teilweise auch noch auf Anfang September fallen. Vermutlich sind alle Arten der Gattung Carcinopyga mono voltin. Verbreitung der Gattung Carcinopyga Die Gattung Carcinopyga ist in ihrer Verbreitung auf das westliche Zen­ tralasien beschränkt (vergleiche Abb. 11). Für C. lichenigera führten bereits de Freina (1982) und Thomas (1989) al­ le bis dahin bekannten Fundorte auf. Demnach erstreckt sich das Areal dieser Art von Ladakh im Osten über Kaschmir, Nordpakistan bis in das nordöstliche Afghanistan. Inzwischen wurde auch ein Nachweis aus dem 138 westlichen Pamir bei Chorpg in Tadschikistan bekannt (Dubatolov 1990). Dort wurde am 26. vni. 1981 ein männlicher Falter im Botani­ schen Garten in einer Höhenlage von etwa 2000 m gefangen. Dieser Ein­ zelnachweis an diesem klassischen, während vieler Jahre intensiv besam- melten Fundort gibt Anlaß zu der Vermutung, daß die Art dort nicht bo­ denständig ist, sondern aus höheren Lagen verdriftet wurde. Die östliche Arealgrenze von lichenigera befindet sich im oberen Indus-Tal bei Stok (ca. 15 km südlich von Leh). Im südöstlich an Ladakh anschließenden La- houl konnte lichenigera bisher nicht nachgewiesen werden, obwohl dort inzwischen intensiv Lichtfang betrieben wurde (vgl. Hacker &; Weigert 1996 [1997]). Auch bei einem zehnwöchigen Forschungsaufenthalt im oberen Spiti-Tal in Himachal Pradesh (Kautt & Weisz unveröffentlicht) konnten keine Nachweise für lichenigera erbracht werden. Die Verbreitungskarte von C. proserpina basiert auf den Angaben von Du­ batolov (1996), ergänzt durch die Arbeiten von Cerny (1986), Daniel (1965), Thomas (1989) und Zolotuhin (unveröffentlicht). Außerdem wurden neue Nachweise aus verschiedenen Museen und Privatsammlun­ gen miteinbezogen. Das Verbreitungsgebiet von proserpina teilt sich nach unseren bisherigen Kenntnissen in ein südliches (ssp. proserpina) und ein nördliches (ssp. lindti) Teilareal. Aufgrund der habituellen Annäherung von p. proserpina an die ssp. lindti im Alai-Gebirge (vergleiche dazu auch Thomas 1989) er­ scheint es wahrscheinlich, daß die beiden Teüareale doch nicht isoliert sind, wie wir es in der Verbreitungskarte dargestellt haben, sondern un­ tereinander in Verbindung stehen. Das südliche Areal erstreckt sich vom zentralen (Band-i-Amir) über das nordöstliche Afghanistan (Badakhshan, Vakhan) in den tadschikischen Pamir und zieht sich von dort über das Alai-Gebirge weiter nach Westen (Hissar- und Zeravshan-Gebirge). Dane­ ben existiert noch ein Nachweis aus der Malguzar-Ridge nördlich von Sa­ markand (Usbekistan). Im Pamir und Nordostafghanistan überlagert sich das Areal mit dem von lichenigera. Das nördliche Teilareal verläuft vom westlichen Tianshan in Usbekistan (Chatkal- und Pskem-Gebirge) über die Gebirgszüge im Norden Kirgisiens (Kirghiz-Alatau, Tajasski-Alatau) zum Issyk-Kul (Terskei-Alatau, Kungei-Alatau) und von dort weiter in das südöstliche Kasachstan (Zailiski-Alatau) bis nahe an die chinesische Grenze (Kok-Pek, Kegen). Das bisher nördlichste Vorkommen von proser­ pina ist aus den westlichen Ausläufern des Dzungarski-Alatau (Koksu) be­ kannt. Angesichts dieser neuen Funde aus Südostkasachstan (Falter in

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