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Bericht über die Expedition des Marschalls Bugeaud, Herzog von Isly, gegen die Kabylen von Dellys: im Herbste 1844 PDF

108 Pages·1845·4.23 MB·German
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Preview Bericht über die Expedition des Marschalls Bugeaud, Herzog von Isly, gegen die Kabylen von Dellys: im Herbste 1844

1434.26 // Beericht über die Erpedition des Marſchalls Bugeaud, Herzogs vox Joly gegen die Kabylen von Dellys. Im Herbſte 1844. Bolt W. Pe$ el, k Lieutenant der sten Artiuerie-Brigade, Berlin, Stuhrſche Buchhandlung 1845. 47. & 234. PATISTA FU 1 S / Au$ einer Relation über den Zug des Marſchalls Bugeaud gegen die Kabylen von Dellys, im Herbſte 1844. Dellys iſt eine kleine arabiſche Stadt, hart an derKüſte des mittelländiſchen Meeres, in gerader Linie etwa 12 geographiſche Meilen öſtlich von Algier gelegen. Es iſt an ſich ein unbedeutender armſeeliger Drt, ohne die min deſte Rundgebung eigner commercielter Regſamkeit, ohne jede ſonſtige Auszeichnung vor der Dürftigkeit anderer ara biſcher Dörfer, als eines Minarets auf der Moſchee und einer größern Anzahl ſogenannter, aber dod mit Ziegeln gedeckter Häuſer. Es hat einen guten, jedoch nicht ſehr großen Hafen, und war bis es von den Franzoſen erobs ert wurde, ein Hauptpunkt unter den wenig Handels plagen, wo die Araber und Kabylen im Berfehr mit den Europäern ſtanden, und gegen robe Landesproducte Waf fen und Pulver eintauſchten. 1 * - 4 Der Marſchall Bugeaud hatte Dellys erſt im Früh jahre 1844 unterworfen, und es zu einem großen Depot 24 für ſeine ferneren Operationen gemacht, um von hier aus den noch unabhängigen öftlichen Theil des littorale bis Bugia-zu unterwerfen. Große hölzerne mit Ziegeln ge deckte Barađen find theils zur Unterbringung der Garnis ſon und des Arbeits-Detaſchements ( im Ganzen etwa ein Bataillon ) und des Kriegsmaterials aller Art beſtimmt, theils an Civil-Handwerker, an Kaufleute, Speiſewirthe und Cafetiers um geringen Zins vermiethet; gegen die Landſeite hin iſt die Stadt durch Redouten mit Reduits geſichert. Südlich derſelben war das Land etwa drei, öſt- lich etwa anderthalb Meilen weit in Beſitz genommen, und der Provinz Algerien weſtlich zugefügt. Die Kabylen, oder wie fie richtiger beißen ſollen, die Rabeilen, beſchloſſen im September deſſelben Jahres Del: 1y8 wieder zu nehmen. An der Spiße der dazu verbün deten Stämme ſtanden als Urheber und Leiter der Be wegung Ben- Caſem und fein Bruder Ben-Salem, gefürchtet, als mächtige Häuptlinge, geachtet als ebe malige Khalifas Abd-el-Kader's, und verehrt als Marabout's, - Marabout bedeutet einen ,,Einge weihten “, oder „Wiſſenden". Der ,,Rechtgläubige“ er hält bieſen Titel, und mit ihm religiöſe Verehrung für ein ascetiſch frommes leben, Pilgerfahrten und eingetrof fene Prophezeiungen erſt nach ſeinem Tode, nach welchem Titel und Cultus ſowohl auf ſeine Söhne, als auch auf ſein Grabmal übergeben, jenen die Weihe der Prieſter 5 und Augurenwürde, dieſem die eines Wallfahrtortes ger ben. Der Kommandant von Dellys, ſehr bald von der Coalition und ihrer Abſicht durch die befreundete Ra bylen unterrichtet, hatte ſofort dem Gouverneur davon An zeige gemacht, und umUnterſtügung gebeten. In 8 Stun den legt das bei Dellys ſtationirte Dampfboot bei gün= ſtigem Winde die Strecke bis Algier zurück. Der Marſchall Bugeaud ſandte den General Comman (einen Elſaßer) mit einer Kolonne dahin, die aus 2 Bataillons des 53ſten, 2 Bataillons des 58ſten Regiments, 1 Batail lon Zuaven ( Elite), 2 Escadrons des 1 ten Regiments Chasseur's d'afrique und eine Batterie von 4 leichten Haubigen der Gebirgsartillerie beſtand. Der Generalſtab zählte einen Major als Chef, einen Capitain, einen Ad jutanten (Capitain), zwei Ingenieur - Offiziere (Capi tains), und einen Artillerie-Capitain zur Dienſtleiſtung, Den Train von etwa 150 Maulthieren, deren je 2 von 1 einem Trainſoldaten getrieben wurden, führte 1 Capitain, I Sous-Lieutnant und einigeUnterofficiere; außerdem ge hörten zur Colonne die Ambülance aus vier Officiers de santé und einem Connetable, und die Intendantur aus einem Sous-Intendant und einem Connetable beſtehend. Legtere führte Proviant auf 3 Wochen und eine Kinder beerde von etwa 30 Haupt mit; der Soldat trug Brod, Reis, Salz a . auf drei Tage im Gepäck. Am 2ten Marſchtage ſtieß der Goum, d. h. der Kontingent der unterworfenen Kabylen, circa 300 Reiter, mit entſprechen dein Train zur Colonne. Die Beſtimmung der Colonne - 6 war alſo, 'den Angriff der Kabylen nachdrüdlich abzu Fohlagen, ihre benachbaretn Tribus zur Unterwerfung zu zwingen, und für den nächſten Zug, zur ferneren Erobe: rung des Littoraf bis Bugia, Recognoscirungen anzuſtellen, und Kundſchaften einzuziehen. Dieſe Erpedition war die erſte, die der General Comman ſelbſtſtändig in Afrika führte; die Soldaten fannten ihn noch nicht, und wenn ſchon er ein günſtiges Renommée früherer Opera tionen in Spanien wegen hatte, ſo ſchienen ſie doch ihm 1 zu mißtrauen, daß er die Afrifaniſche Kriegsführung 1 verſtehe. Unter den Bataillonen waren viele Refruten, d. h. folcheTroupiers(ein faſt officieller Ausdruck), die noch nicht im Feuer geſtanden hatten, die erſt kürzlich aus Frank reich, größtentheils freiwillig, herübergefommen waren, und bei dieſerGelegenheit acclimaſirt und agguerrirt wer: den ſollten. Das Verlangen in Afrifa zu dienen iſt un ter den franzöſiſchen Regimentern groß. Die fernloſeLeere, das ermüdende Einerlei ihres peinlichen Friedensdienſtes treibt die Thatenluſtigen dorthin; Manche verlodt die Ausſicht auf Decoration und Beförderung, und ſelbſt Of= ficiere legen, verſichert man , in Frankreich ihre Epauletts ab, um nur in Afrifa zunächſt die Galon’s zu erhalten. 1 Die Afrikaniſchen Regimenter haben deshalb faſt lauter ausgeſuchte Leute, deren Aeußerlichkeit ſid) vortheilhaft von dem ihrer Kameraden in Frankreich unterſcheidet, und deren frühere Führung vorwurfsfrei ſein muß. Die Ar tilleriftennamentlich ſind ſechs bis ſiebenZoll große, breit 7 ſchulterige Burſche, die Chasseurs d'afrique mehr ſolant, unſermUlanenſdlage ähnlich, während jene fich mehr dem der Kuiraſſiere nähern. Der Goum, d. h. der Kontingent der unterwor 1 fenen Kabylen, beſtand während der erſten Erpedition nur aus Reitern. Wenn der Aga, in Folge der Ordre des Gouverneurs, das Aufgebot zur Stellung einer gewiſſen Anzahl von Truppen an ſeine ihm untergebenen Tribus ergeben läßt, ſo erſcheint faſt immer eine weit größere als die verlangte. Dies erklärt ſich aus der großen Kriegs- und Raubluſt der Rabylen, der zu'fröhnen ihnen jede Gelegenheit ſo willkommen iſt, daß ſie dieſelbeſuchen, wenn ſie ihnen nicht geboten wird. Die Raubluft iſtaber 1 unzweifelhaft die vorherrſchende, und der Krieg giltihnen nur als Mittel ſie zu befriedigen. Ihr ſtolzer Freiheits finn, ihre Hartnädige Unbeugſamkeit, von denen ich früher ſo viel gehört und geleſen, hat ſich meinen Beobachtun gen wenig bargethan; denn die meiſten Stämme, durch derenGebiet dieColonne zog, unterwarfen ſich ohne einen Schuß zu thun, nachdem ihnen der Beſitz ihres Eigen: 1 thums garantirt und nur ein leichter Tributauferlegtwor den war. Selbſt Ben-Salem und Ben-Caſem, denen eigentlich die Erpedition galt, wurden mehr aus fanati ſchem Haſſe gegen die Chriſten, als aus liebe zur Un abhängigkeit zum troßigen Widerſtande getrieben. Faſt nie habe ich Rühmliches von dem Muthe der befreundeten Kabylen, des Goums, gehört. Man verſicherte mir im Gegentheil, er ſei nur zum Aufklären des Terrains taug 8 lich, darin aber auch unübertrefflich, und wo er unbefan gen vorgehe, fönne man ſicher ſein, daß weit und breit fein Feind verſtedt liege. Der franzöſiſche Capitain, der bei der vorherigen Erpedition das Kommando über den Goum erhalten hatte, ſoll es entſchieden abgelehnt haben, ,,weil damit doch keine Ehre einzulegen ſei". - Ar - beitsſdeue, Habſucht, Gelbgier, Diebesgelüfte und Raub ſucht ſind die hervorſtechendſten Character-Eigenſchaften des Kabylen; Bettelei, Schacherſinn, Stehlen und Krieg deren Kundgebungen. Ein Diebſtahl ſelbft an Freund M und Bruder verübt, wird bei ihnen für nicht ſchlechter geachtet, als bei uns etwa eine abgenommene Parthie Schach, und um ihn auszuführen zeigen dieKabylen eben ſo viel liſt und Gewandheit als Ausdauer. Faſt unter den Augen der Schildwache holen ſie ein Pferd weg, und die Poften müſſen nicht minder aufmerkſam auf die bez freundeten als auf die feindlichen Kabylen ſein. Eines Abends ging ich mit einem franzöſiſchen Officier durch die Stalgaſſen des Goums; wirrauchten eine Cigarre; ein neben ſeinem Pferde liegender Kabyle ſtredte ſeine Hand nach mir aus und bat „ Ah!...Cigarr“. Dies Wort) ſowie sou, cheval und bouono (gut) bilden meiſtens den ganzen Sprachreichthum des Franzöſiſchen eines Kabylen oder Arabers; dieſe weiß aber auch faſt ein Jeder von ihnen. Ich gab ihm durch Zeichen zu verſtehen, er möge mir nach meinem Zelte folgen, da ich feine Cigarre mehr bei mir habe. Er aber zudte mit den Ahſeln, und auf ſeinen Klepper weiſend, erwiederte er „ cheval" und ſchüttelte dabei mit dem Kopfe. Beim Weitergehen erklärte mir mein Gefährte, daß Jener mir habe andeuten wollen, er dürfe ſein Pferd nicht verlaſſen, und dies zwar deshalb nicht, fuhr er fort, weil der Kas byle beſorge, es fönne ihm geſtohlen werden. Sein nächs C ſter Nachbar vielleicht würde es abgelöſet, fortgeführt und FI während der Nacht in dem erſten beſten Dorfe verkauft m Haben. In den Pauſen ihrer Fehden unter einander ift Diebſtahl eine Lieblingsbeſchäftigung, eine Zerſtreuung der Rabylen; ſie ſtehlen Vieh von den Gehöften, die mit *** eta hoben undurchdringlichen Cactushecken eingefriedigt, und 1 auch von Hunden bewacht ſind; und Mädchen oder Frauen aus der faſt unmittelbaren Nähe ihrer Angehörigen. Glänzende Sachen von Pußgegenſtänden erregen ihre Lüſternheit dars nady, und haben ſie ſich irgend wie in ihren Beſiß ge feßt, ſo befeſtigen ſie ſie am Zaume oder am Sattel ihrer Pferde. Weil die Kabylen den Diebſtahl nicht alo CIEN - Verbrechen, und faum als Untugend anſehen, ſo ſind ſie, auch ſehr mißtrauiſch und außerdem noch hinterliſtig, heime anty ni tüdiſch, rachſüchtig und grauſam. Sie befolgen, als Mo hamedaner zwar das Gebot der Gaſtfreundſchaft, indem ſie mit dem Wanderer ihr färgliches Mahl und das ärms liche Lager theilen, ſie begleiten ihn zu ſeinem Schuße fi bis an die Grenze ihres Stammes: dort aber zahlt er unter ihrem Yatagan, mit ſeiner ganzen Habe und dem ܐ leben, für ſein ſorglofes Vertrauen und ihre verhängniß MI volle Gaftlidhfeit. Ein franzöſiſcher Voltigeur war zu - den Rabylen deſertirt. Er hatte gehofft mit Empreſſement 10 empfangen zu werden , vielleicht die Tochter des Stamm Häuptlinge 3z1u heirathen, und ſpäter vielleicht gar man fönne nicht wiſſen. Statt der Erfüllung dieſer überſchwenglichen Träume, wurde er vom erſten Rabyren, der er antrat, neben einem Eſel in den Pflug geſpannt, und mußte ihn drei Jahre lang ziehen, bei feiner beſſern Pflege, als bei den Abfällen faum ge nießbaren ſchwarzen Gerſtenbrodes und verdorbenen Waſ fers, und mit dem Eſel in demſelben Stall eingepfercht; 1 bis er ſich beim unvermutheten Angriffe der Franzoſen die Gelegenheit erſah, zu ſeinen Landesleuten zurüdzus flüchten. 3m ferneren Verlaufe dieſes Berichtes wer den fich noch einige andere Züge von der Gefühloſigkeit der Rabylen anführen laſſen. Man iſt aber in Verlegen beit, wie man, um die Menſchenwürde in ihnen gerettet zu ſeben, neben ſo vielen Gebrechen und Schlechtigkeiten 1 des Characters einige, mindeſtens 'eine gute Seite deſſels ben, eine edleEigenſchaft, eine Tugend finden ſoll. Mä: figkeit im Eſſen iſt es nicht; wobt ſind ſie mit außeror dentlich Wenigem zufrieden, allein das heiße Klima, und ܀ ibre aus Trägheit entſpringende Armuth, erklären dieſe Genügſamkeit. Der Akerbau, größtentheils von den Frauen betrieben, iſt bei ihnen noch in der Kindheit, der Erd boden faſt noch jungfräulich zu nennen, und große Strefa ter deſſelben können noch"urbar gemacht werden, da die meiſten Felſen bis auf ein Drittheil oder bis zur Hälfte ihrer Höhe mit einer vegetabiliſchen, culturfähigen, mit Skaudwerk und Gebüſch beſtandenen Erddede überlagert

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