Basiswissen Insolvenz Bernd Heesen ∙ Vinzenth Wieser-Linhart Basiswissen Insolvenz Schneller Einstieg in Insolvenzprävention und Risikomanagement Bernd Heesen Vinzenth Wieser-Linhart Marktschellenberg Faistenau Deutschland Österreich ISBN 978-3-658-18764-4 ISBN 978-3-658-18765-1 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-18765-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Gabler ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Sie halten mit diesem Buch „Basiswissen Insolvenz. Schneller Einstieg in Insol- venzprävention und Risikomanagement“ den dritten Teil einer Trilogie in Händen. Bereits erschienen sind die Bände I und II: • „Basiswissen Bilanzanalyse. Schneller Einstieg in Jahresabschluss, Bilanz und GuV“ und • „Basiswissen Bilanzplanung. Schneller Einstieg in die individuelle Unternehmensplanung“ Im ersten Buch haben wir uns intensiv mit der Bilanzanalytik beschäftigt, jedoch so, dass auch Damen und Herren ohne buchhalterische Vorkenntnisse ein Zahlen- werk analysieren können. Paragrafen haben wir ganz außen vor gelassen. Dabei war das Niveau nicht gering. Die Analyse des Jahresabschlusses ist aber nicht kom- pliziert, wenn man einmal weiß, wie man mit Kennzahlen das Wesentliche ans Tageslicht bringt. Die erdachte Baufirma Bauco hatte uns dafür als Vorlage gedient. Im Zahlen- werk zeigten sich für die letzten beiden Jahre dramatische Verschlechterungen, die aber größtenteils struktureller Natur und damit hausgemacht waren. Gerade dies wird meistens nicht gesehen. Und hier kommt dann natürlich auch die Insolvenz ins Spiel. So weit sind wir dann aber in diesem Band I nicht gegangen. Die Bilanz ist dabei viel wichtiger als die GuV, denn Insolvenzrisiken sehen Sie nicht bzw. kaum in der GuV. Okay, wenn Sie natürlich einen oder sogar mehr- jährige Verluste ausweisen, dann sehen Sie auch in der GuV ganz unten das ent- sprechende Risiko. V VI Vorwort Im zweiten Buch der Trilogie haben wir uns mit Bilanzplanung beschäftigt. Dabei haben wir zwar die Abschlüsse der Bauco nicht genutzt, aber mit den Analy- sen aus dem ersten Buch unsere Planungen gegengeprüft und dabei auch gesehen, dass Planung und Analytik eng zusammengehören. An vielen Stellen haben wir somit erkannt, dass die Planungen noch nicht optimal waren. Die Planungen haben wir ebenfalls so aufgesetzt, dass selbst Leserinnen und Leser ohne buchhalterische Vorkenntnisse in die Lage versetzt wurden, Planungen selbstständig zu erstellen, und zwar auf einem Niveau, das dem maximalen Gliede- rungsschema nach HGB entspricht. Das war wiederum der Ausgangspunkt für die Analysen im ersten Buch. So hatten wir den Kreis einmal geschlossen. Sie müssen aber die Bände I und II dieser Reihe nicht gelesen haben, um die Inhalte des vorliegenden Buches zu verstehen und/oder im Excel mitarbeiten zu können. In diesem Band beschäftigen wir uns ausschließlich mit dem Thema Insolvenz, -prävention und Risikomanagement. Dabei werden wir die Insolvenzgründe und -folgen darstellen und auch wieder an einem Zahlenwerk (GuV und Bilanz) die drohende Insolvenz aus mehreren Perspektiven analytisch durchleuchten. Die Themen Krise bzw. Insolvenz betreffen prinzipiell jeden, unabhängig ob Unternehmer, Geschäftsführer, leitender Angestellter oder Privatperson. Die han- delnden Personen sind sich gerade in diesem Bereich oftmals nicht bewusst, welche (persönliche) Haftung sie eingehen bzw. welcher Haftung sie ausgesetzt sind. Der Gesetzgeber verpflichtet die Geschäftsführung und den Vorstand aber zum Risiko- management. Bestandsgefährdende Risiken – die drohende Insolvenz ist sicherlich ein bestandsgefährdendes Risiko – sind vom Unternehmen fernzuhalten. Uns geht es darum, den Leser bzw. die Leserin ohne weiteres Vorwissen in die Lage zu versetzen, sich (einigermaßen) sicher im Bereich rund um das Thema Insolvenz zu bewegen. Trotz des lockeren Schreibstils ist dies (auch erneut) kein Buch für „Dummies“, sondern durchaus anspruchsvolle „Kost“, die wir aber so einfach wie möglich darstellen werden. Da beim Thema Insolvenz die Rechtslage und -sprechung einen wesentlichen Teil einnehmen, kommen wir dieses Mal leider nicht umhin, entsprechend einzusteigen. Aber auch dies ist kein Hexenwerk, zumal wir die Sachverhalte nicht mit Paragrafen, sondern deskriptiv darstellen. Uns ist allerdings wichtig herauszustellen, dass die Lektüre/das Durcharbeiten dieses Buches nicht das Gespräch mit Ihrem Steuerberater und/oder Juristen erset- zen soll und kann. Die Insolvenz ist eine Art „Prozess“. Man kann am Zahlenwerk vorab meistens über einen längeren Zeitraum erkennen, dass sie (wahrscheinlich) eintreten wird. Allerdings ist nur in wenigen Fällen ein ganz exaktes Datum definierbar, wann der Zeitpunkt der Insolvenz genau eingetreten ist oder eintreten wird. Vorwort VII Sie müssen als Unternehmer(-in) und/oder Geschäftsführer(-in)/Vorständ(-in) die drohende Zahlungsunfähigkeit und/oder die Überschuldung – das sind die beiden Insolvenztatbestände – erkennen und sind dann zum Handeln verpflichtet. Damit handelt es sich letztendlich um einen doppelten Konjunktiv: Sie müssen handeln, wenn absehbar sein müsste, dass Zahlungsunfähigkeit/Überschuldung eintreten könnte. Der Gesetzgeber sagt nur, dass es Ihre Sorgfaltspflicht ist, gibt aber keine Ant- worten zum „Wie“. Genau darum geht es in diesem Buch – wir wollen Sie in die Lage versetzen, insolvenzrelevantes Wissen (schnell in ausreichender Tiefe) auf- zubauen und insolvenzrelevante Analysen selbst fahren zu können. Es geht jedoch nicht darum, ein genaues Datum für den Eintritt des Tatbestandes zu definieren. Einerseits müssten wir dann so tief einsteigen (auch in monatliche Rechnungswe- sendetails), dass dies gar nicht in einem Buch darstellbar wäre, andererseits ist das so genau auch nicht möglich. Wir haben uns in diesem Buch bewusst für eine zweidimensionale Sicht auf Österreich und Deutschland entschieden, da einerseits sehr viele mitteleuropäi- sche Firmen Kapitalverflechtungen mit Unternehmen in diesen beiden Ländern haben und andererseits man ebenfalls sehr schnell als Gläubiger in Kontakt mit den jeweiligen Rechtssystemen kommen kann. In Grundzügen ist die Rechtslage zwar sehr ähnlich, im Detail gibt es jedoch entscheidende Unterschiede. Außerdem sprechen wir in beiden Ländern die gleiche Sprache. Auch wenn die Insolvenz in unserem Wirtschaftsraum eher ein negatives Image hat, bietet das Insolvenzrecht durchaus positive Aspekte, um Unternehmen in „Schieflage“ wieder auf die rechte Bahn zu bringen und zu sanieren. Die Insolvenz als Instrument zur Unternehmenssanierung wird unterschätzt und birgt bei profes- sionellem Einsatz erhebliche Vorteile gegenüber der außergerichtlichen Sanierung. Welche dies sind und wie Sie diese für Ihr Unternehmen nutzen können, ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Buches. Eines unserer Ziele ist, Ihnen die Angst vor der Insolvenz zu nehmen, indem wir aufklären und Möglichkeiten aufzeigen. Auf den Beistand Ihres Anwaltes und Steuerberaters/Wirtschaftsprüfers sollten Sie im gegebenen Fall aber trotzdem nicht verzichten. Nach der Lektüre oder sagen wir besser: nach dem Studium dieses Buches werden Sie die Insolvenz auch als das definieren, was sie ist: Ein notwendiges Instrument zum Gläubigerschutz und zur Sanierung von Unterneh- men zum Wohle aller beteiligten Stakeholder. VIII Vorwort Neben einem deskriptiven Teil, der die (notwendige) Rechtslage in Deutschland und Österreich beschreibt, enthält dieses Buch wieder ein Excel-basiertes Beispiel, das dem Leser bzw. der Leserin zeigen soll, inwiefern man anhand der Bilanz und der GuV im eigenen Unternehmen absehbare potenzielle Krisen bzw. Insolvenztat- bestände erkennen und analysieren kann. Damit ist wieder ein weiteres Stichwort gefallen: Excel. Auch für dieses Buch gibt es erneut ein Excel-Tool, mit dem Sie parallel selbst mitarbeiten können und das Sie dann für Ihre eigenen Betrachtungen/für die eigene Firma nutzen können. Leser der ersten beiden o. g. Bücher werden viele Punkte und Betrachtungen wiedererkennen. Wir haben bewusst entschieden, bei der Analyse möglichst nahe an der Vor- gehensweise aus dem ersten Buch dieser Reihe, „Basiswissen Bilanzanalyse“, zu bleiben, um Ihnen ganz direkt aufzuzeigen, dass die Analyse von insolvenzrecht- lich relevanten Schieflagen weitestgehend mit dem klassischen (Basis-)Bilanzana- lysewissen möglich ist. Außerdem sind Ihnen somit ein Teil der Betrachtungen schon geläufig. Die Excel-Dateien stehen wieder auf den Internetseiten meiner Firmen www. ifak-bgl.com und www.abh-partner.de bzw. auf der Produktseite zum Buch auf www.springer.com kostenfrei zum Download bereit. Alternativ kontaktieren Sie uns per E-Mail unter [email protected] bzw. Bernd.Heesen@abh-part- ner.de oder [email protected], und wir senden Ihnen die Dateien gerne zeitnah zu. Die Excel-Dateien gibt es (wie immer) in einer fertigen und in einer Übungs- version, in der Sie dann selbst noch die Bezüge setzen müssen. Aber auch hier gilt: Keine Angst – es sind nur Excel-Grundkenntnisse notwendig, und beim Programm handelt es sich nicht um ein Makro, sondern um eine einfache Tabellenkalkulation. Bei Fragen zum deskriptiven Teil können Sie uns ebenfalls gerne unter den obenstehenden Kontaktadressen kontaktieren. Erneut viel Spaß und Muße. Marktschellenberg/ Faistenau im Oktober 2017 Bernd Heesen und Wieser-Linhart Inhaltsverzeichnis 1 Insolvenzrecht kompakt ....................................... 1 1.1 Unternehmenskrise ........................................ 1 1.1.1 Definition ......................................... 1 1.1.2 Gesetzliche Pflicht/Haftung zur Erkennung einer Krise. . . . . . 2 1.2 Insolvenzeröffnungsgründe .................................. 4 1.2.1 Allgemeine Anmerkungen ............................ 4 1.2.2 Zahlungsunfähigkeit ................................. 5 1.2.3 Überschuldung ..................................... 9 1.2.4 Drohende Zahlungsunfähigkeit ....................... 14 1.3 Insolvenzantragspflicht .................................... 14 1.3.1 Zur Antragsstellung verpflichtete Personen .............. 15 1.3.2 Zur Antragsstellung berechtigte Personen ............... 16 1.3.3 Fristen ........................................... 16 1.3.4 Folgen verspäteter Antragsstellung .................... 17 1.3.5 Antragsstellung .................................... 19 1.4 Insolvenzverfahren ....................................... 19 1.4.1 Eröffnungsverfahren ................................ 19 1.4.2 Wirkungen der Insolvenzeröffnung .................... 20 1.4.3 Ablauf des Insolvenzverfahren ........................ 24 1.4.4 Organe des Insolvenzverfahren ....................... 41 1.5 Anfechtung ............................................. 45 1.5.1 Anfechtungstatbestände in Deutschland. . . . . . . . . . . . . . . . . 46 1.5.2 Anfechtungstatbestände in Österreich .................. 54 1.6 Risiken fehlgeschlagener Sanierung .......................... 57 1.6.1 Strafrechtliche Haftung ............................. 57 1.6.2 Zivilrechtliche Haftung ............................. 67 1.7 Von der Insolvenz betroffene Gläubiger ....................... 70 1.7.1 Lieferanten ....................................... 71 IX X Inhaltsverzeichnis 1.7.2 Banken .......................................... 72 1.7.3 Leasinggeber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 1.7.4 Vermieter ........................................ 73 1.8 Arbeitsrecht in der Insolvenz ............................... 73 1.8.1 Deutschland ...................................... 73 1.8.2 Österreich ........................................ 79 1.8.3 Vorverfahren ...................................... 81 1.9 Sanierungsmaßnahmen .................................... 82 1.9.1 Finanzwirtschaftliche Sanierung ...................... 83 1.10 Übertragende Sanierung als Sanierungsinstrument .............. 99 1.10.1 Nachfolgehaftung bei der übertagenden Sanierung ....... 101 1.11 Exkurs Privatinsolvenz ................................... 105 1.11.1 Deutschland ..................................... 106 1.11.2 Österreich ....................................... 108 1.12 Exkurs internationales Insolvenzrecht ....................... 110 1.12.1 Europäisches Insolvenzrecht ........................ 110 1.12.2 Problem der gezielten „Nutzung“ der EuInsVO .......... 112 1.12.3 „Chapter 11“ ..................................... 114 1.13 Fazit .................................................. 117 2 Die Musterfirma und das relevante Zahlenwerk ................. 119 2.1 GuV und Bilanz ........................................ 119 2.1.1 Die Gewinn- und Verlustrechnung – GuV .............. 119 2.1.2 Die Bilanz ....................................... 121 2.2 Das zu analysierende Zahlenwerk der FMS ................... 121 2.2.1 Schritt 1: Detail-GuV und Vereinfachungen. . . . . . . . . . . . . 122 2.2.2 Schritt 2: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der GuV .... 127 2.2.3 Schritt 3: Bilanz und adäquate Vereinfachung der Bilanz .. 129 2.3 Schritt 4: Erste Betrachtung des Zahlenbildes der Bilanz ......... 137 2.3.1 Passiva ......................................... 137 2.3.2 Aktiva .......................................... 138 2.3.3 Fazit ........................................... 140 3 Analyse mit Kennzahlen-Checkliste ........................... 141 3.1 Die notwendigen GuV- und Bilanzposten und anstehende Auswertungen .......................................... 143 3.2 Der 1. Kennzahlenblock: Vermögen und langfristige Finanzierung . 149 3.2.1 Kapitalumschlag (Faktor) ........................... 149 3.2.2 Eigenkapitalquote ................................. 153 3.2.3 Anlagendeckung A („Goldene Finanzierungsregel“) ...... 165 3.2.4 Anlagendeckung B („Silberne Finanzierungsregel“) ...... 167 3.2.5 Gesamtwürdigung 1. Analyseblock ................... 169